Die Familie der Schrofensteiner, auch als Herren von Schrofenstein bezeichnet, zählte zu den einflussreichsten Adelsfamilien, die im Mittelalter in der Grafschaft Tirol ansässig waren.

Wappen von Christoph von Schrofenstein, Bischof von Brixen aus dem 16. Jahrhundert nach einer Zeichnung im "Heraldischen Atlas" von Hugo Gerhard Ströhl aus dem Jahr 1899

Geschichte

 
Die Burg Schrofenstein, nach der sich die Familie benannte, heute

Die Familie der Schrofensteiner dürfte zunächst in Zams ansässig gewesen sein, ehe sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Sitz auf die Burg Schrofenstein (heute Teil der Gemeinde Stanz bei Landeck) verlegten, die zu dieser Zeit noch ein Lehen des Hochstiftes Chur war. Zuvor waren sie Ministeriale[A 1] der im Engadin ansässigen edelfreien Herren von Tarasp gewesen. Danach waren sie Ministeriale des Hochstiftes Chur, ehe sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts Ministeriale der Grafen von Tirol wurden. Dass sie zu dieser Zeit bereits einen hohen Rang besaßen, bestätigen die qualifizierten Rechte, über die sie damals bereits verfügten. Sie besaßen außer der lehenbaren Gerichtsgewalt im Bereich des späteren Landgerichtes Landeck auch Vogteirechte und umfangreichen Grundbesitz.[1] Ihre Position konnten sie unter der Herrschaft des Grafen Meinhard (II.) von Tirol († um 1295), zeitweise auch Graf von Görz und zuletzt außerdem Herzog von Kärnten, halten und noch unter seinen Söhnen bekleideten sie einflussreiche Postionen.[2] Um 1330 kam es jedoch zu einem schweren Konflikt mit dem Landesfürsten, der ihre Stellung in der Grafschaft Tirol erheblich schwächte. Ihre Burg Schrofenstein wurde belagert, die Burg Arlberg (Arlen) im Stanzertal (heute Teil der Gemeinde St. Anton am Arlberg), die ihnen ebenfalls gehörte, wurde zerstört und landesfürstlicher Besitz. Obwohl ihr in den Jahren danach die eine oder andere Erwerbung gelang, scheint es, dass sie erst im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wieder zu tatsächlicher Bedeutung gelangte.[3]

Mitglieder der Familie der Schrofensteiner

  • Witelo von Schrofenstein war Anfang des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft von Herzog Heinrich von Kärnten, Graf von Tirol, Hofmeister von dessen verwitweter Schwägerin, der Herzogin Eufemia von Kärnten († 1347). Außerdem war er Burgpfleger[A 2] von Schnals. In dieser Funktion lösten ihn zwei seiner Verwandten, ein Georg von Schrofenstein und ein Heinrich von Schrofenstein, ab.[3]* Siband von Schrofenstein war unter Herzog Heinrich von Kärnten, Graf von Tirol, Inhaber der "Burghut" auf Loch im Außerfern.[3]
  • Ein Georg von Schrofenstein erbte im 14. Jahrhundert nach der Zerstörung der Burg Arlberg die Burg Bideneck, die er 1378 verkaufte.[3]
  • An Erhard von Schrofenstein war Mitte des 14. Jahrhunderts die Burg Ehrenberg und seit 1377 das Gericht von Landeck verpfändet.[3]
  • Oswald von Schrofenstein († um 1497) war landesfürstlicher Rat und 1479-1481 Pfleger auf Tarasp. 1474 und 1481 war ihm außerdem die Burg Sigmundsried (heute Teil der Gemeinde Ried im Oberinntal verpfändet.[3] Sein Totenschild, eine Arbeit von Sebald Bocksdorfer († um 1519), befindet sich heute in der Pfarrkirche von Landeck.[4]
  • Sigmund von Schrofenstein, der Sohn von Oswald von Schrofenstein, erbte von seinem Vater die Pfandschaft Sigmundsried.[5] 1481 und 1488 war er Richter in Pfunds und Landeck.[6]
  • Christoph von Schrofenstein († 1521), Sohn von Sigmund von Schrofenstein, war Domherr zu Brixen und Trient. 1495/96 war er als Rat und Gesandter für den späteren Kaiser Maximilian I. († 1519) tätig. 1509 wurde er Bischof von Brixen.[6]
  • Oswald von Schrofenstein, ein weiterer Sohn von Sigmund von Schrofenstein, war ebenfalls Domherr zu Brixen.[6]
  • Felizitas von Schrofenstein war seit 1498 Äbtissin des Stiftes Sonnenburg.[6]

Literatur

  • Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter. In: Rainer Loose (Hrsg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg. Leben an Etsch und Inn. Westtirol und angrenzende Räume von der Vorzeit bis heute. Vorträge der landeskundlichen Tagung veranstaltet vom Verein Via Claudia Augusta Tirol, Landeck und dem Südtiroler Kulturinstitut, Bozen. Landeck, 16.-18. Juni 2005 (= Schlern-Schriften 334). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2006. ISBN 3-7030-0421-5. S. 239-260

Weblinks

  Schrofensteiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 246
  2. Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 246f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 247
  4. Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 246, Abbildung 2
  5. Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 247
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 248

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
  2. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.