Die Familie der Starkenberger, auch als Herren von Starkenberg bezeichnet, war Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts eine der bedeutendsten Adelsfamilie, die in der Grafschaft Tirol ansässig waren.

Geschichte

 
Die Kronburg, die unter Hans von Starkenberg erbaut wurde, heute.

Die Familie der Starkenberger war eine bedeutende Ministerialenfamilie[A 1], die im späten Mittelalter auf den Areal der später gefürsteten Grafschaft Tirol ansässig waren. Zunächst Gefolgsleute der Welfen und dann der Staufer, dürften sie schließlich unter den Tiroler Landesfürsten im 13. Jahrhundert eine herrenmäßige Stellung erlangt haben. Das lässt sich jedenfalls aus ihren umfangreichen Besitzungen erschließen, deren Mittelpunkte zunächst die beiden Burgen Altstarkenberg und Neustarkenberg (beide heute Teil der Gemeinde Tarrenz) bildeten, die auch Burgfriedensbezirke waren. Zudem verfügten sie auch über eine große ritterliche Gefolgsschaft. Ihren Aufstieg zu einem der mächtigsten Adelsgeschlechter der Grafschaft Tirol verdankten sie im Wesentlichen gezielten Erwerbungen und geschickten Eheschließungen. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts lag ihr Herrschaftsmittelpunkt im Oberen Inntal, also im späteren Nordtirol.[1]

Durch die Ehe von Hans von Starkenberg mit Adelheid von Schenna, einer der beiden Erbtöchter des einflussreichen Adeligen Petermann von Schenna († 1369), konnte die Familie auch im heutigen Südtirol bedeutenden Besitz erwerben. Nach dem Tod seines Schwiegervaters wurde er 1370 dort mit der wichtigen Burg Schenna beo Meran belehnt. Durch einen wechselseitigen Erbvertrag mit seinem Schwager Friedrich von Greifenstein († 1386), der Barbara von Schenna, die andere Erbtochter von Petermann von Schenna geheiratet hatte, erbte er schließlich auch die restlichen Besitzungen seines Schwiegervaters, da sein Schwager in der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386) getötet wurde und keine erbberechtigte Kinder hatte.[1] Obwohl Friedrichs Witwe Barbara, später mit Unterstützung ihres zweiten Ehemannes, eines Lichtensteiners, Widerstand leistete, konnte sich Hans von Starkenberg durchsetzen.[2] Durch diese Erbschaft gelangte er in den Besitz der im heutigen Südtirol gelegenen Herrschaften Greifenstein und Forst, beide landesfürstliche Lehen, und der landesfürstliche Pfandschaft Hocheppan. Danach verlagerte sich der Schwerpunkt der Starkenberger dorthin, zudem Hans von Starkenberg seine Besitzungen durch wesentliche Zukäufe noch weiter ausbauen und arrondieren konnte. 1380 erweiterte er aber auch noch einmal seine Nordtiroler Besitzungen, als er mit landesfürstlicher Erlaubnis einen Burgstall bei Zams zu einer bedeutenden Burganlage, der Kronburg (heute Teil der Gemeinde Zams), ausbauen ließ. In der Folge waren seine Besitzungen so groß geworden, dass er die Verwaltung auf zwei Ämter, Altstarkenberg und Kronburg, aufteilte.[1]

Sigmund von Starkenberg († 1402), der Sohn von Hans von Starkenberg, heiratete Osanna von Ems, die Tochter des Grafen Rudolf von Ems. Sie stammte aus einer bedeutenden und reichen Familie im heutigen Bundesland Vorarlberg und brachte eine Mitgift von 550 Mark Heimsteuer in die Ehe ein. Diese war auf das Gericht Schlanders verschrieben, das sich zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung als Pfandschaft im Besitz ihres Vaters befand.[1] Nach Sigmunds Tod übernahm sie für viele Jahre die Vormundschaft für seine zu diesem Zeitpunkt noch unmündigen Söhne.

Auch Sigmund von Starkenberg baute die Stellung der Familie weiter aus. 1401 verpachtete ihm der Bischof von Brixen gegen eine jährliche hohe Geldsumme seine Herrschaft St. Petersberg (heute Teil der Gemeinde Silz).[1] 1396 avancierte er zum Burggrafen auf Schloss Tirol (bei Meran).[3] Bereits 1394 hatte er mit dem einflussreichen Adeligen Heinrich von Rottenburg (vermutlich noch Heinrich (V.) von Rottenburg) ein Bündnis geschlossen, von dem er selbst nur mehr die Herrschaft Österreich, also die Habsburger, ausnahm, dies aber auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.[4] Zudem versuchte er durch einige Eheanbahnungen mit anderen Tiroler Adelsfamilien wie den Vögten von Matsch und den Herren von Schlandersberg sowie einigen bedeutenden Familien außerhalb der Grafschaft Tirol seine Stellung abzusichern.[3]

Mit Ulrich und Wilhelm von Starkenberg, den Söhnen von Sigmund von Starkenberg und Osanna von Ems, starb die Familie in "männlicher" Linie aus, nachdem die Brüder nach Erreichen ihrer Volljährigkeit bereits in den 1420er-Jahren in einen für sie verhängnisvollen Machtkampf mit Herzog Friedrich (IV.) von Österreich, Graf von Tirol ("Friedl mit der leeren Tasche") († 1439) geraten waren, die sogenannte "Starkenberger Fehde", bei den sie letztlich sämtliche Besitzungen in der Grafschaft Tirol verloren.[3]

Mitglieder der Familie der Starkenberger

 
Das Wappen der Familie der Starkenberger
  • Hans von Starkenberg (14. Jahrhundert)
  • Sigmund von Starkenberg († 1402)
  • Osanna von Starkenberg († um 1418), Ehefrau von Sigmund von Starkenberg
  • Ulrich (I.) von Starkenberg (* um 1400; † unbekannt, vermutlich zwischen 1424 und 1430, wurde 1430 für tot erklärt[5]
  • Ursula von Starkenberg (* vor / um 1400; † nach dem 17. Jänner 1449), Ehefrau von Ulrich von Starkenberg, Schwester oder Halbschwester von Eberhard von Waldburg († 1479) und Jakob von Waldburg († um 1460)
  • Wilhelm von Starkenberg († um 1452), Bruder von Ulrich von Starkenberg, musste in den 1420er-Jahren ins Exil gehen, verbrachte seine letzten Lebensjahre auf Schloss Schenna
  • Veronika von Starkenberg (* um / nach 1413 und vor 1424; † um / nach 1489), Tochter von Ulrich (I.) und Ursula von Starkenberg. Sie heiratete um 1449 den steirischen Freiherren Bernhard Gradner von Windisch-Grätz († 1489), dem es als Günstling von Herzog von Siegmund von Österreich, Graf von Tirol ("Siegmund dem Münzreichen") († 1496) gemeinsam mit seinem Bruder Vigilius gelang, vorübergehend mit Teilen des früheren Starkenberger Besitzes belehnt zu werden. Nachdem er und sein Bruder Tirol in den 1450er-Jahren verlassen mussten, ließen sie sich gemeinsam mit Veronika bei den Eidgenossenschaften nieder. Mit Veronika starb die Familie der Starkenberger auch in "weiblicher" Linie aus.

Erinnerungen an die Familie der Starkenberger im heutigen Nordtirol

 
Auf Schloss Starkenberg ist heute die Starkenberger Brauerei untergebracht.

Im Inntal wurde vor einigen Jahren ein Panoramaweg mit mehreren Routen angelegt, der verschiedene Burgen und Ruinen, die einst die Starkenberger im Besitz hatten, miteinander verbindet.[6]

  • Tarrenz: Hier befindet sich das Schloss Neu-Starkenberg und die Ruine Alt-Starkenberg. Auf dem Schloss ist heute die Starkenberger Brauerei, zu der auch eine Erlebniswelt gehört, untergebracht.[7]

Die Starkenberg in Sage und Legende

Die Starkenberger in Belletristik und Literatur

Die Starkenberger auf der Bühne

Literatur

  • Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter. In: Rainer Loose (Hrsg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg. Leben an Etsch und Inn. Westtirol und angrenzende Räume von der Vorzeit bis heute. Vorträge der landeskundlichen Tagung veranstaltet vom Verein Via Claudia Augusta Tirol, Landeck und dem Südtiroler Kulturinstitut, Bozen. Landeck, 16.-18. Juni 2005 (= Schlern-Schriften 334). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2006. ISBN 3-7030-0421-5. S. 239-260

Weblinks

  Familie der Starkenberger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

  • Themen, Starkenberger-Panoramaweg.AT

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 248
  2. Ute Monika Schwob: ‚Herrinnen‘ in Tiroler Quellen, 1982. S. 170
  3. 3,0 3,1 3,2 Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 249
  4. Klaus Brandstätter: Adel an Etsch und Inn im späten Mittelalter, 2006, S. 248f.
  5. vgl. Ute Monika Schwob: ‚Herrinnen‘ in Tiroler Quellen. Zur rechtlichen und sozialen Stellung der adeligen Frau im Mittelalter, in: Egon Kühebacher (Hrsg.): Literatur und bildende Kunst im Tiroler Mittelalter. Die Iwein-Fresken von Rodenegg und andere Zeugnisse der Wechselwirkung von Literatur und bildender Kunst (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanistische Reihe 15). Innsbruck, 1982, S. 171
  6. vgl. Panoramaweg, Starkenberger-Panoramaweg.AT, abgerufen am 4. Jänner 2023
  7. vgl. Website der Starkenberger Brauerei, Starkenberger.AT, abgerufen am 4. Jänner 2023

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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