Gräfin Euphemia von Ortenburg (* im 13. Jahrhundert; † nach dem 1. Februar 1304) beziehungsweise Offmia von Ortenburg, war durch Heirat eine Gräfin von Plain und Hardegg.

Die Burg Hardegg heute

Herkunft und Familie

Gräfin Euphemia von Ortenburg war eine Tochter des Grafen Hermann (II.) von Ortenburg und Schwester des Grafen Friedrich (I.) von Ortenburg[1]. Nach 1256 heiratete sie Graf Konrad (III.) von Plain und Hardegg (Hardeck) (* um 1230; † Juni 1260, bei Staatz). In der Geschichtsforschung wird gewöhnlich davon ausgegangen, dass sie in zweiter Ehe den Grafen Albert (I.) von Görz heiratete, mit dem sie vor ihrer ersten Ehe bereits verlobt gewesen war.[2]

Als ihre Tochter gilt Gräfin Agnes von Plain und Hardegg († nach dem 10. April 1298), die mit Graf Heinrich von Pfannberg, um 1253 Landeshauptmann des Herzogtums Steier und später dessen Oberster Landrichter (1276–1279), verheiratet war. Der Historiker Karlmann Tangl geht allerdings davon aus, dass diese Gräfin Agnes von Plain und Hardegg keine Tochter, sondern eine Schwester des Grafen Konrads und somit eine Schwägerin von Gräfin Euphemia war.[3] Nach seinen Forschungsergebnissen war Gräfin Euphemia von Ortenburg außerdem nicht in zweiter Ehe mit dem Grafen Albert (I.) von Görz verheiratet, sondern jene Gräfin Euphemia von Plain und Hardegg, die Graf Albert (I.) um 1275 in zweiter Ehe geheiratet hatte, ihre Tochter aus der Ehe mit dem Grafen Konrad (II.) Plain und Hardegg. In diesem Fall wäre sie somit auch nicht die Mutter, sondern die Großmutter des Grafen Albert (II.) von Görz(-Tirol) und der Gräfin Clara Euphemia von Görz(-Tirol).[4]

Gesichert scheint, dass Graf Albert (I.) von Görz 1256 in Völkermarkt mit einer nicht namentlich genannten Tochter des Grafen Hermann (II.) von Ortenburg verlobt wurde. Eine Ehe kam nicht zustande. Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1262, welche nachträglich die Auflösung der Verlobung belegt, war Euphemia von Ortenburg die zuvor nicht namentliche genannte Tochter des Grafen Hermann (II.).[5]

== Euphemia als Begünstigt durch die bisher nicht eindeutig geklärten Familienverhältnisse der Adelsfamilien von Plain und Maidburg, die beide auch Grafen von Hardegg waren, gibt es inzwischen noch eine weitere Version zu den möglichen Familienverhältnissen von Euphemia von Ortenburg. Nach dieser war Gräfin Euphemia von Ortenburg, die Ehefrau von Graf Albert (I.) von Görz, nicht mit dem Grafen Konrad von Plain und Hardegg verheiratet, sondern eine weitere Euphemia, ihre angeblich gleichnamige Mutter, die Schwester von diesem und seinem Bruder Otto (II.). Gräfin Agnes von Plain und Hardegg wäre in dieser Deutung nicht Euphemias Tochter, sondern ihre jüngere Schwester und somit ebenfalls eine Gräfin von Ortenburg und keine Gräfin von Plain und Hardegg.[6]

Leben

Graf Konrad von Plain und Hardegg, mit dem Euphemia von Ortenburg zwischen 1256 und 1260 verheiratet war, entstammte einer im heutigen Niederösterreich ansässigen Adelsfamilie. 1254 waren er und sein Bruder Otto gemeinsam mit der Grafschaft Hardegg vom "Böhmenkönig" Ottokar belehnt worden, doch fielen beide wenige Jahre später in der Schlacht bei Staatz (1260).[7]

Mit großer Wahrscheinlichkeit war es Euphemias gleichnamige Tochter und nicht sie, die im Mai 1275 den verwitweten Graf Albert (I.) von Görz-Tirol heiratete. Über diese Euphemia gelangten Besitzungen im heutigen Niederösterreich an die Grafenfamilie von Görz, darunter die Herrschaft Schwarzenau im Waldviertel und die Schlösser Freidegg und Schönegg bei Amstetten. Diese verblieben unter der Herrschaft der Görzer Grafenfamilie und kamen erst nach dem Tod von Graf Leonhard (1500) an das Haus Österreich (Habsburg).[7] Jene Euphemia, welche mit dem Grafen Albert von Görz verheiratet war, verfügte 1294 über ihr eigenes Siegel.[8]

Quellen

  • Heiratsvertrag von Albert I. von Görz mit Euphemia von Plain-Hardegg, Tochter von Hermann von Ortenburg/Kärnten, Schloss Sommereck, 1275 Mai 29. Abgedruckt in: Hermann Wiessner (Hrsg.): Monumenta historica Ducatus Carinthiae. Geschichtliche Denkmäler des Herzogthumes Kärnten. Klagenfurt, 1956. Bd. 5, Nr.173, S.117-119[A 1]

Literatur

  • Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten. Erste Abtheilung von 1058 bis 1256. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 30/1, 1863, S. 203–352 (Biographische Skizze zu Euphemia von Ortenburg, S. 342-352) digital[A 2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten. Erste Abtheilung von 1058 bis 1256. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 30/1, 1863, S. 335
  2. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045. S. 160
  3. vgl. Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1863, S. 343
  4. vgl. Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1863, S. 343, 1863, S. 342-349, besonders S. 343ff.
  5. vgl. Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten, 1863, S. 342
  6. vgl. Roman Zehetmayer: Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363. Mit einer Einleitung zur Struktur der Grafschaft Hardegg im 14. Jahrhundert (= Fontes Rerum Austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen. Dritte Abteilung Fontes Iuris. Bd. 15). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2001. ISBN 3-205-99394-2, S. 41-43
  7. 7,0 7,1 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045. S. 149
  8. vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045. S. 152

Anmerkungen

  1. In dieser Urkunde wird Euphemia Gräfin von Harteck genannt und Friedrich (I.) von Ortenburg als ihr Bruder bezeichnet.
  2. Karlmann Tangls wissenschaftliche Arbeiten, für die Urkunden und andere Quellen vewendet wurden, sind zurzeit trotz ihres Alters noch immer die ausführlichste Darstellung zur Grafenfamilie von Ortenburg. Wenn beachtet wird, dass die Rahmenbedingungen, unter denen Tangl die Grafenfamilie agieren lässt, auf Vorstellungen des 19. Jahrhunderts aufbauen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Teil überzeugend widerlegt wurden, sind seine Arbeiten noch immer eine ausgezeichnete Materialgrundlage für künftige Forschungsarbeiten.