Die Marke Mikado Kaffee geht auf den Wiener Kaufmann Rudolf Schwarz zurück, der als Commis im Jahre 1893 die Tochter des verstorbenen Gemischtwarenhändlers, Feigenkaffeeerzeugers und Kaffeerösters Wilhelm Paumkirchner ehelichte und danach die Kaffeemarke „Mikado“ in Leben rief. Die Kaffeerösterei existierte bis ins Jahr 1969.

Mikado Kaffee

Chronik

Der aus Guntramsdorf in Niederösterreich stammende[1] Wilhelm Paumkirchner, meldete im Mai 1867 den Betrieb eines Gemischtwarenhandels in Wien, Neubau, Kaiserstraße Nr. 21 an[2]. Im Jahr 1875 verlegte er seinen Betrieb in die Neugasse Nr. 27 im Wiener Bezirk Rudolfsheim, erweiterte diesen um eine Feigen- und Kaffeebrennerei und trat 1884 in die Genossenschaft der Surrogat-Erzeuger ein[3]. Nachdem Paumkirchner am 22. Dezember 1892 im Wiener k.k. Kaiserin Elisabeth-Spital mit im 54. Lebensjahr verstarb[4][5] und am Heiligen Abend dieses Jahres am Wiener Zentralfriedhof zur letzten Ruhe beerdigt wurde, ehelichte ein dreiviertel Jahr später im Herbst des Jahres 1893 der aus Brunn am Gebirge[6] stammende Rudolf Schwarz, Paumkirchner’s Tochter Wilhelmine Maria in der Wiener Pfarrkirche Reindorf[7] und übernahm den Betrieb seines verstorbenen Schwiegervaters, in dem er schon als Commis gearbeitet hatte.

Anno 1917 ließ Schwarz seinen Betrieb als Einzelfirma mit der Bezeichnung „Rud. Schwarz“ protokollieren und war weiterhin als Gemischtwarenhändler, Feigenkaffeeerzeuger und Kaffeeröster tätig, nur die technische Ausstattung änderte sich grundlegend und wurde im Laufe der Zeit vom ursprünglich händischen Betrieb auf einen Antrieb mit Pferdegöpel, später durch einen Gasmotor sowie hernach auf elektrische Energie umgestellt. Rudolf Schwarz war auch zeitweise als Präsident des Verbandes österreichischer Kaffeesurrogate-Fabriken, gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister für Kaffeesurrogate tätig.


Nachdem sein Sohn Karl Rudolf Schwarz, der im Oktober 1899 in Wien zu Welt gekommen war[8], seinen Betriebsingenieur gemacht und als Betriebsleiter in deutschen Lebensmittelfabriken Erfahrungen gesammelt hatte, trat dieser in den Betrieb seines Vaters als Gesellschafter ein, welcher die Firma 1928 in eine Offene Handelsgesellschaft umgewandelt hatte. Vater und Sohn betrieben somit die „Reindorf“-Kaffeemittelfabrik und Kaffee-Großrösterei "Mikado-Kaffee“, die neben Kaffeesurrogaten nunmehr auch Kaffeekonserven und Kaffee-Extrakte produzierte. 1934 schied der Vater Rudolf Schwarz, der mittlerweile den Titel eines Kommerzialrates führte, aus der Firma aus und sein Sohn, Karl Rudolf Schwarz, der auch beeideter Sachverständiger, Vizepräsident des Verbandes der Kaffeemittelindustrie und Honorarkonsul von Guatemala war, wurde alleiniger Firmeninhaber und publizierte 1938, in Jahr der Annexion Österreichs durch Hitler-Deutschland eine Schrift über „Das Rösten des Kaffees“.

Seine Ehefrau, Margarethe Schwarz geb. Piatnik, Tochter des Wiener Spielkartenfabrikanten Ferdinand Piatnik und dessen Gattin Helene geb. Neuburger, welche Karl Rudolf im Juni 1836 in der Wiener Karlskirche geehelicht hatte[9], war von 1944 bis 1948 als Kommanditistin an der Firma beteiligt und wirkte später als Gesamtprokuristin. Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges verstarb am 13. Jänner 1947 [6] der Seniorchef der Firma Rudolf Schwarz am Alsergrund in Wien und wurde am Baumgartnerfriedhof in Wien[10] zur letzten Ruhe bestattet.

Im Jahre 1969 wurde die Einzelfirma „Rud. Schwarz“ im Handelsregister gelöscht und in die "Mikado Kaffee- und Tee-Import Rud. Schwarz GmbH." eingebracht, welche später an die Kaffeerösterei Arabia veräußert wurde und unter dem Namen "Vereinigte Kaffee-Großröstereien Arabia-Mikado Kaffee-Vertriebsgesellschaft m.b.H." firmierte. 1984 erwarb die Julius Meinl AG die Großrösterei Arabia und stellte die Marke "Mikado" ein.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Niederösterreich, Pfarre Guntramsdorf – Taufbuch 1827-1843 (fol.143) Wilhelm Paumkirchner (1839-1892)
  2. Firmaprotokollierungen. In: Wiener Zeitung, 7. Mai 1867, S. 17 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  3. Wiener Communal-Angelegenheiten - Genossenschaft der Surrogatkaffee-Erzeuger. In: Morgen-Post, 9. November 1884, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mop
  4. Wien XV., Pfarre Reindorf – Sterbebuch 1892-1892 (fol.195) Wilhelm Paumkirchner (1839-1892)
  5. Verstorbene. In: Wiener Zeitung, 30. Dezember 1892, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz Wilhelm Paumkirchner, Feigenkaffeefabrikant
  6. 6,0 6,1 Niederösterreich, Pfarre Brunn am Gebirge – Taufbuch 1866-1879 (fol.65) Rudolf Schwarz (* 3. Februar 1869 in Brunn am Gebirge, Sohn des Handelsmannes Johann Schwarz aus Zögern in der Buckligen Welt und dessen Gattin Theresia geb. Swoboda, Tochter eines herrschaftlichen Gärtners auf der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf aus Eisgrub bei Pressburg)
  7. Wien XV., Pfarre Reindorf – Trauungsbuch 1892-1894 (fol.233) Rudolf Schwarz oo Wilhelmine Maria Paumkirchner
  8. Wien XV., Pfarre Reindorf – Taufbuch 1899-1899 (fol.362) Karl Rudolf Schwarz (1899-1975)
  9. Wien IV., Pfarre Sankt Karl Borromaeus – Trauungsbuch 1933-1937 (fol.164)
  10. Rudolf Schwarz in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at (Grab: Gruppe G Nr. 11)

Weblinks

  Mikado Kaffee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons