Schloss Thurnegg oder Thurneck beziehungsweise Schloss Rotholz wurde im 16. Jahrhundert als Jagd- und Lustschloss an Stelle einer mittelalterlichen Wehranlage erbaut und Ende des 16. Jahrhunderts Sitz der Gerichtsherrschaft Rottenburg. Heute sind in seinen Räumen Teile der Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz untergebracht.

Heute ist im Schloss Thurnegg beziehungsweise Rotholz die Landwirtschaftliche Lehranstalt Rotholz untergebracht

Lage

Schloss Thurnegg befindet sich heute in Rotholz auf dem Areal der Gemeinde Strass im Zillertal.[1] Es liegt direkt an der Bundesstraße auf der Strecke zwischen Strass im Zillertal und Buch in Tirol.[2]

Bauwerk

Das Schloss erhielt sein heutiges Aussehen zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als es unter der Grafenfamilie von Tannenberg zu einem Barockschloss umgebaut wurde. Heute besteht es aus einer weiten barocken Schlossanlage, die in drei Trakten um einen großen Innenhof angelegt ist und eine strenge Symmetrie aufweist. Die Außenfassade des Haupttrakts ist gegen Nordwesten ausgerichtet. Markant sind die beiden runden Ecktürme im Nordwesten und Nordosten, die barocke Zwiebelhauben tragen. Als eine besondere Kostbarkeit gelten die barocken Fresken in der einstigen Schlosskapelle aus dem Jahr 1706, ein Werk des Tiroler Malers Johann Josef Waldmann († 1712). 1963 wurde die Kapelle profaniert und eine Decke eingezogen.[2]

Aus der Zeit vor dem Umbau zu einem Barockschloss ist sich nur die ältere Umfassungmauer mit zwei Gartentürme erhalten und außerdem ein Teil der Mauer, die einst den zum Schloss gehörigen Tiergarten umfasste. Von der damaligen Innenausstattung sind nur mehr einige Türeinfassungen aus rötlichem Marmor aus Kramsach sowie Kamine aus weißem Marmor erhalten. [2]

Geschichte

Der Wehrturm und die mittelalterliche Burg

Schloss Thurnegg wurde an der Stelle eines bereits um 1180 urkundlich belegten Wehrturms, der 1263 erstmals als Burg ("Castrum Rotenbruchì") urkundlich belegt ist und später unter dem Thurnegg genannt wird. Dieser dürfte, wie auch die in der Nähe gelegene Rottenburg, im Mittelalter im Besitz der Familie der Rottenburger gewesen sein, Ministeriale[A 1] der Grafenfamilie von Andechs und später der Grafenfamilie von Tirol.

Jagdschloss und Gerichtssitz Thurnegg (Rotholz)

An der Stelle des Wehrturms ließ Erzherzog Ferdinand (II.) von Österreich, Graf von Tirol († 1595) 1575-1578 für sich und seine Ehefrau Philippine Welser († 1580) Schloss Thurnegg als Jagd- und Lustschloss durch Alberto Lucchese († nach 1600) erbauen. Außerdem ließ er einem dem Schloss zugehörigen Tiergarten anlegen, in dem Hirsche, Fasane und Rehe gehalten wurden. Um 1594 machte er das Schloss zum Sitz von jenem Gericht, das bisher auf der Rottenburg untergebracht war.[1] Im 18. Jahrhundert war Schloss Thurnegg als landesfürstliches Lehen im Besitz der Grafenfamilie von Tannenberg, welches es zu einem Barockschloss umbaute. Nach dem Tod des Grafen Aloys von Tannenberg, Freiherr zu Tratzberg († 11. Dezember 1846) war Schloss Thurnegg bis 1860 wieder im direkten landesfürstlichen Besitz.[3]

Die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz

1860-1889 gehörte Schloss Thurnegg dem Bischof von Brixen. 1879 wurde in seinen Räumen eine Fachschule für Milchwirtschaft und Viehzucht untergebracht, aus der später die Landwirtschaftliche Landeslehranstalt Rotholz hervorging. Das Schloss und die Schule kamen 1889 in den Besitz des Kronlandes Tirol und sind heute im Besitz des Bundeslandes Tirol.

Weblinks

  Burg Thurnegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 84
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Rotholz-Thurneck, Tirolburgen.AntonProck.at, abgerufen 25. März 2023
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch, 2019, S. 85

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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