Burgruine Dobra

Version vom 27. März 2023, 19:25 Uhr von Ermione 13 (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Die Burgruine Dobra ist eine im Waldviertel gelegene frühere Höhenburg. Sie zählt zu den Burgruinen des Kamptals.

Die Burgruine Dobra heute

Lage

Die Ruine Dobra ist heute Teil der Gemeinde Pölla. Sie befindet sich auf einer steil zum gleichnamigen Stausee abfallenden Landzunge.[1]

Das Bauwerk

Die Burg Dobra dürfte im 12. und 13. Jahrhundert erbaut worden sein.[1] Bis ins 16. Jahrhundert wurde sie mehrmals erweitert, im 16. Jahrhundert schließlich umgebaut.[2]

Historische Eckdaten

1186 wird erstmals urkundlich ein Hertnit von Dobra genannt.[1] Dies gilt als erste Nennung der Burg Dobra. Im 13. Jahrhundert sind außerdem ein Albero de Dobra und ein Ditrico de Tobra einige Male genannt. Im 14. Jahrhundert befand sich die Burg Dobra im Besitz der Kuenringer von Weitra-Seefeld. In den späteren Jahrhunderten wechselte die Burg häufig ihre Besitzerfamilien.[1] 1278 wurde Otto von Dürnstein als Dienstmann von Heinrich von Kuenring auf Weitra (Heinrich dem Älteren) mit der Feste Dobra belehnt. 1329 verkauft Arnold von Dobra die halbe Feste an seinen Onkel Simon von Sitzendorf. Zu diesem Kauf gab der damalige Lehensherr Albero (VII.) von Kuenring seine Zustimmung. 1342 erbte Johann (II.) von Kuenring von diesem die Burg Dobra. 1408 kam die Feste Dobra als Folge der Erbauseinandersetzung zwischen Achaz von Kuenring und seinem Schwager Johann II. von Liechtenstein-Nikolsburg an das Haus Liechtenstein.[3]

In den nächsten Jahrhunderten war Dobra im Besitz verschiedener Familien. 1464 ist Wilhelm von Missingdorf, der aus einer alten und angesehenen Hardegger Dienstadelsfamilie stammte als Herr auf Dobra belegt. 1513 stirbt mit seinem Nachfahren Hans von Missingdorf auf Dobra die Familie der Missingdorfer in männlicher Linie aus.[3] 1533 erhält Freiherrn Nikolaus von Rauber, der Feldhauptmann von König Ferdinand I., von diesem die Feste und Herrschaft von Dobra als erbliche Lehen. Nach dem Tod von Freiherrn Wolf Dietrich von Rauber belehnte König Maximilian II. Sebastian von Windisch-Grätz mit Dobra. 1639 gelangte Dobra durch Kauf von den Hutstockerischen Erben in den Besitz von Freiherr Jakob von Kuefstein.[4]

1699 verkaufte Kaiser Leopold I. nach dem Tode von Anna Maria von Megier, die keine Kinder hinterließ, Burg und Herrschaft Dobra an den Baron Johann Reichardt Schäffer. 1715 vererbte einer seiner Cousins Burg und Herrschaft Dobra dem Freiherren Johann Philipp von Ehrmanns († 1729), der auch im Besitz der Herrschaften Wetzlas, Tiefenbach, Krumau und Waldreichs war. Unter ihm wurden die Herrschaften Dobra, Wetzlas, Krumau und Waldreichs zu einer gemeinsamen Herrschaft vereinigt.[3] Als dieser 1725 beginnt im Schloss zu Wetzlas (heute ebenfalls Teil der Gemeinde Pölla) seinen Sitz nahm, begann der Verfall der Burg Dobra. 1906 stürzten die an der Straßenseite gelegenen Teile des Bauwerkes ein.[1]

Die Burgruine Dobra heute

Heute ist die Burgruine Dobra im Besitz der Windhag Stipendienstiftung. Von dieser wurde sie 1996 vom Verein "Pölla Aktiv" akiv gepachtet und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wobei mit behutsamen Restaurationsarbeiten begonnen wurde, die zunächst den Bergfried betrafen, der als Aussichtsturm begehbar gemacht wurde. Nach dem Einbau einer Stiege in diesen erhielt der Verein im Herbst 2002 die Auszeichnung für vorbildliche Bauten in Niederösterreich. In der Folge wurden die Kellergebäude, die Brücke zwischen der Hauptburg und der Vorburg und ein weiterer Bergfried saniert. Inzwischen werden Teile der Ruine von Mai bis Oktober für verschiedenste Veranstaltungen (Ritterfeste, Technokonzerte, private Feiern) genutzt.[3]

Die Schenken von Dobra

Die Familie von Dobra, deren erstes urkundlich genanntes Mitglied Hertnit von Dobra ist, gelten als eine bedeutende Ritterfamilie des Herzogstums Österreich, die für das Mittelalter belegt ist. Da sie sich lange Zeit im Besitz des Unterschenkenamtes von diesem Herzogtum befanden, bezeichneten sie sich häufig als Schenken von Dobra.[5] Ob sich diese Adelsfamilie nach der Burg Dobra im heutigen Pölla[5] oder einer anderen Burg Dobra, die abgegangen ist[6], benannt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.[7]

  • Zur Familie der Schenken von Dobra gehörte Weikhard Schenk von Dobra, der Ehemann der herzoglichen Hofmeisterin Anna von Dobra († um 1332).[8]
  • Als Letzter der Familie gilt Wolfhard Schenk von Dobra († nach 1403).[7], dem die Herzöge von Österreich (Habsburger) einen hohen Pfandsatz zu der im unteren Mühlviertel gelegenen Burg Saxenegg verpfändet hatten. 1403 löste [[Hans Ruckendorfer, gest. 1408|Hans Ruckendorfer († 1408) diesen mit landesfürstlicher Zustimmung und gelangte so in seinen Besitz.[9]
  • Als Mitglied der Familie der Schenken von Dobra gilt außerdem Kunegunde(!), die Ehefrau von Heinrich (IV.) von Kuenring († um 1293), dem Begründer der Linie Kuenring-Weitra-Seefeld[10].

Die Burgruine Dobra in Sage und Legende

Die Burgruine Dobra ist Schauplatz einiger Sagen, in denen verbreitete Sagenmotive vorkommen.

Der Schatz auf der Burg Dobra

Es handelt sich um einen verborgenen Schatz, der nur unter bestimmten Bedingungen gehoben werden kann. Ein weiteres bekanntes Sagenmotiv ist, dass der Mensch, welcher die Aufgabe lösen könnte, in einer Wiege gelegen haben muss, die aus dem Holz eines bestimmten Baumes gezimmert wurde. Hier handelt es sich um eine Föhre, die auf den Zinnen von Burg Dobra Wurzeln fassen muss. Als dies tatsächlich einer Föhre gelingt, reißt der Teufel, der den Schatz behalten will, sie mit ihren Wurzeln aus dem Gemäuer gerissen, ehe sie die Größe hat, sodass aus ihr eine Wiege hätte gezimmert werden können.[11]

Der Raubritter von Missingdorf auf der Feste Dobra

Es handelt sich um eine grausige "Rächersage", in welcher ein gewalttätiger Ehemann dem Jugendfreund seiner treuen Ehefrau, der sie gegen ihren Willen schon mehrmals besucht hat, eine Falle stellt und ihn lebendig bis zum Kopf einmauern und so umkommen lässt. Nachdem er seine Ehefrau damit konfrontiert hat, erdolcht er sie oder schneidet ihr die Jahre ab und verjagt sie von der Burg.[12] Diese Tat wird in einer Version dieser Sage dem historisch belegten Ritter Wilhelm von Missingdorf († im 15. Jahrhundert) zugeschrieben, der um 1464 als Herr von Dobra belegt ist.[4]

Die List

Während des Dreißigjährigen Krieges soll die Burg Dobra 1645 von den Schweden belagert worden sein. Der Sage nach konnte die die Besatzung der Burg, die Belagerer mit einer List zum Abzug bewegen. Als nur noch ein Stück Vieh vorhanden war, wurde diese mit glühenden Zangen gezwickt, worauf es so laut zu brüllen begann, dass auch die Belagerer dieses Gebrüll mitbekamen. Daraufhin wurde das Tier geschlachtet und mehrere seiner Fleischstücke unter die Belagerer geworfen. Danach glaubten diese, dass in der Burg noch reichlich Vorräte vorhanden waren und zogen unverrichteter Dinge ab.[3] Die Belagerungslist, die in dieser Sage angewendet wird, ist allerdings als Motiv weitverbreitet und sehr alt, so findet es sich bereits bei Ovid.[13]

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

  Burgruine Dobra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 77
  2. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 77
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 vgl. Ruine Dobra, Poella.AT, abgerufen am 4. Juli 2020
  4. 4,0 4,1 vgl. Geschichte, Dataplace.AT, abgerufen am 4. Juli 2020
  5. 5,0 5,1 vgl. Franz Karl Wißgrill: Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande von dem XI. Jahrhundert an bis auf jetzige Zeiten. Wien, 1795. Bd. 2. S. 268
  6. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9. S. 392
  7. 7,0 7,1 vgl. Verein für vaterländische Geschichte Statistik und Topographie (Hrsg.): Beiträge zur Landeskunde Oesterreichs unter der Enns. Wien, 1834. Bd. 4. S. 280
  8. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9. S. 301
  9. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 106
  10. vgl. Karl Brunner: Die Kuenringer. Adeliges Leben in Niederösterreich (= Wissenschaftliche Schriftenreihe Niederösterreich 53). Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1980. ISBN 3-85326-539-X. S. 17 und Stammbaum
  11. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 79
  12. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 79f. Ergänzt nach Ruine Dobra, Seitenlink Sagen, POELLA.AT, abgerufen am 4. Juli 2020
  13. vgl. Gottfried Kompatscher: Volk und Herrscher in der historischen Sage. Zur Mythisierung Friedrichs IV. von Österreich vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. (Beiträge zur europäischen Ethnologie und Folklore. Reihe A, Texte und Untersuchungen 4). Verlag P. Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien, 1995. ISBN 3-631-45877-0. S. 97f.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burgruine Dobra behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).