Anton Paulik (14. Mai 1901 in Preßburg22. April 1975 in Wien) war ein österreichischer Dirigent, ab 1974 Ehrenmitglied der Volksoper Wien.

Anton Paulik probt im Februar 1960 mit Johannes Heesters in den Niederlanden

Leben, Werk

Anton Paulik war ab 1922 Theaterkapellmeister am Theater an der Wien und wurde an diesem nach Oskar Jascha erster Kapellmeister. Dort erzielte er Erfolge insbesondere mit den Emmerich-Kálmán-Operetten Gräfin Mariza und Die Zirkusprinzessin. 1926 zählte er – neben Emmerich Kálmán, Erich Wolfgang Korngold, Franz Lehár, Franz Schalk und anderen – zu den acht Dirigenten der Wiener Philharmoniker beim Festkonzert 125 Jahre Theater an der Wien.[1] 1931 studierte er die Operette Gräfin Mariza auch in Prag ein. 1936 dirigierte er erstmals als Gast an der Wiener Staatsoper, er leitete dort die Uraufführung des Balletts Der liebe Augustin mit Musik von Alexander Steinbrecher, choreographiert von Margarete Wallmann. 1938 wurde er definitiv an die Staatsoper übernommen und wurde dort insbesondere für Operetten, komische Opern und Ballettaufführungen eingesetzt. Seine letzte Aufgabe vor dem Bombentreffer, der am 12. März 1945 das Opernhaus weitgehend zerstörte, waren zwei Silvesterkonzerte des Jahres 1944, gewidmet Werken von Johann Strauss (Sohn). Bereits wenige Wochen nach der Befreiung Wiens stand er wieder am Pult des Staatsopernorchesters – am 7. Mai 1945 für Die Hochzeit des Figaro. Josef Krips hatte die ersten drei Aufführungen geleitet, danach kam Paulik zum Zug.[2]

In der Folge dirigierte er zehn Jahre lang in den Ausweichquartieren der Staatsoper, überwiegend an der Volksoper, fallweise auch im Theater an der Wien und im Redoutensaal der Wiener Hofburg. Das Vorstellungsverzeichnis der Wiener Staatsoper listet zwischen 1938 und 1955 insgesamt 170 Dirigate von Wiener Blut, 167 des Zigeunerbarons, 160 der Fledermaus, 122 von Eine Nacht in Venedig und 79 Vorstellungen von Tausend und eine Nacht, allesamt Werke von Johann Strauss (Sohn). Darüber hinaus dirigierte er 124-mal den Bettelstudenten von Carl Millöcker, 67-mal den Vogelhändler von Carl Zeller, 54-mal Boccaccio von Franz von Suppè und 50-mal Die lustige Witwe von Franz Lehár. Er wurde auch für Mozart, opera buffa sowie deutsche und tschechische Spielopern eingesetzt, beispielsweise für Werke von Rossini und Donizetti, Lortzing und Flotow, Smetana und Weinberger. In der Liste seiner Dirigate finden sich auch heute vergessene Werke wie Das Glöckchen des Eremiten von Aimé Maillart oder Giroflé-Girofla von Charles Lecocq. Fallweise leitete Paulik an der Staatsoper auch Opern des dramatischen Fachs, beispielsweise Werke von Verdi oder den Veristen.

In den Nachkriegsjahren gastierte Paulik mehrfach bei den Bregenzer Festspielen, von 1948 bis 1956 leitete er Operetten-Inszenierungen auf der dortigen Seebühne.[3] Ab 1955 dirigierte Paulik an der Volksoper. Es folgte eine Reihe von Auslandsengagements, beispielsweise als musikalischer Leiter der Fledermaus am Teatro Verdi von Triest (1957) oder an der English National Opera in London (1974). In den 1970er Jahren dirigierte er noch viermal die Fledermaus an der nunmehr renovierten Wiener Staatsoper, zuletzt am 1. Januar 1975. Zur Besetzung zählten Edda Moser, Rudolf Schock, Hans Beirer, Erich Kunz und Renate Holm sowie als Prinz Orlowski Christa Ludwig und als Frosch Karl Paryla.

Er war der erste Ehemann der Sopranistin Esther Réthy (1912–2004). Er wurde am Ehrenhain Kulturschaffender am Wiener Zentralfriedhof bestattet, sein Grab befindet sich in Gruppe 40, Nummer 39. Die Grabwidmung besteht ehrenhalber auf Friedhofsdauer.[4]

Tondokumente (Auswahl)

Auszeichnungen

Weblinks

  Anton Paulik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Wiener Philharmoniker: Festkonzert 125 Jahre Theater An Der Wien, abgerufen am 26. April 2023
  2. Archiv der Wiener Staatsoper: Vorstellungen von 01.05.1945 bis 30.09.1945, abgerufen am 26. April 2023
  3. Onlinearchiv der Bregenzer Festspiele: 19 TREFFER, abgerufen am 25. April 2023
  4. Friedhöfe Wien: Verstorbenensuche Anton Paulik, abgerufen am 25. April 2023