Viktor Knopf (1922 in Cieszyn (Schlesien) – 1998 in Zell am See) war ein ursprünglich polnischer, später österreichischer Sportlehrer, Bergführer und Buchhalter. Sein Lebenswerk ist wesentlich mit dem Exodus von 8.000 Juden im Jahr 1947 verbunden, die er in Gruppen von 200 nächtens über die Krimmler Tauern und die Staatsgrenze nach Italien führte.

Leben

Verfolgung während der NS-Besatzung

Exodus der Juden über die Krimmler Tauern

Ab 1946 lebte er im Pinzgau, dem heutigen Bezirk Zell am See. Ende 1946 stellte er sich der jüdischen Fluchthilfeorganisation Bricha zur Verfügung und führte mehrere Tausend Juden, die nach Palästina wollten, zumeist nachts über den Krimmler Tauern bis nach Käsern im Südtiroler Ahrntal. Im Lager Givat Avoda in Saalfelden warteten Hunderte Displaced Persons auf eine Möglichkeit, nach Palästina auszuwandern. Marko Feingold, der in der Stadt Salzburg lebte und sich darum kümmerte, möglichst viele Juden in Sicherheit zu bringen, schickte stets neue Leute, damit immer wieder neue Fluchtgruppen zusammen gestellt werden konnten. Die legalen Wege waren versperrt, denn die Briten trachteten danach, dass nicht weitere Juden in das von ihnen verwaltete Mandatsgebiet Palästina gelangen konnten. Als Besatzungsmacht in Österreich kontrollierten sie Kärnten, Steiermark und Osttirol. Gemeinsam mit den französischen Besatzern, denen Nordtirol und Vorarlberg überantwortet war, blockierten sie die Ausreise von Juden mach Italien. Somit blieb für einen Grenzübertritt nur das kleine Stück Staatsgrenze zwischen dem Bundesland Salzburg, welches zur amerikanischen Besatzungszone zählte, und Südtirol. Es war ein anstrengender und nicht ungefährlicher Anstieg über die Krimmler Tauern, für alte und kranke Menschen kaum zu meistern. Eine Fluchtgruppe bestand aus jeweils 60 bis 280 Personen, viele waren nach dem Holocaust und den Nachkriegspogromen in Polen und Russland ausgemergelt und traumatisiert, sie waren schlecht ausgerüstet, hatten kein passendes Schuhwerk und keine wetterfeste Kleidung, weder Fitness, noch Ausdauer. Insofern war die Erholungspause am Krimmler Tauernhaus, wo die Flüchtenden von der Wirtin Liesl Geisler-Scharfetter versorgt wurden, von eminenter Bedeutung für den Erfolg der Tauernüberquerer.

Die meisten der von Knopf über die Tauern geführten Juden haben es bis nach Haifa geschafft. Sie wurden sesshaft, haben sich eine Existenz aufbauen können, so Marko Feingold im Interview mit dem Jüdischen Echo.[1]

Nach 1948

1948 wurde das Lager aufgelöst, die amerikanischen Besatzungstruppen übernahmen die Gebäude. Knopf trat in ihren Dienst und leitete die Kegelbahn. Im Juli 1948 trat er dem Österreichischen Alpenverein, Sektion Saalfelden, bei. Für die Naturfreunde, eine Vorfeldorganisation der Sozialistischen Partei, gründete er eine Jugendturngruppe. 1956 wurde ihm die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Nach dem Abzug der Alliierten war er 25 Jahre lang, bis zu seiner Pensionierung, als Buchhalter für die Limonadenfabrik Leeb tätig.

Er blieb zeitlebens bergsteigerisch aktiv.

Auszeichnung

Literatur

  • Viktor Knopf: Der Fluchtweg über den Krimmler Tauern, veröffentlicht auf der Website von Alpine Peace Crossing, ursprünglich in Thomas Albrich (Hg.), Flucht nach Eretz Israel. Die Bricha und der jüdische Exodus durch Österreich nach 1945. Studien-Verlag Innsbruck-Wien 1998, S. 193-198
  • Gertraud Steiner: Lebensbild Viktor Knopf, Bergführer der jüdischen Flüchtlinge über den Krimmler Tauern 1947, ursprünglich im BuchGehlüste. Alpenreisen und Wanderkultur. Salzburg: Otto Müller Verlag 1995, S. 211–218
  • Walter Thaler: Er führte tausende Juden über die Krimmler Tauern ins Gelobte Land. Viktor Knopf rettete die dem Holo- caust Entkommenen ein zweites Mal, in: Pinzgauer Nachrichten, Spezial 25, 26. Juli 2018, S. 14
  1. Das Jüdische Echo: Interview – 70 Jahre jüdischer Exodus über die Tauern, abgerufen am 5. Juli 2023