Heilige Hemma

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Die Heilige Hemma (* gegen Ende des 10. Jahrhundert, zwischen 980 und 990[1] oder um 995, vermutlich in Zeltschach (heute Teil der Gemeinde Friesach; † im 11. Jahrhundert, um 1045, am 29. Juni, vermutlich im Kloster in Gurk)[2], gewöhnlich nach ihrem Wirkungsort auch Hemma von Gurk genannt, ist die Landesheilige des Bundeslandes Kärntens. Bekannt ist sie für ihre zahlreichen Kirchen- und Klostergründungen, womit sie nicht nur den Glauben, sondern auch die damalige Wirtschaft und Infrastruktur entsprechend förderte.[3].

Holzstatue der Heiligen Hemma, die vor dem Gurker Dom aufgestellt ist

Herkunft

Hemma gilt als Angehörige der Grafen von Friesach-Zeltschach und Verwandte von Kaiser Heinrich II.[3] Als Hemmas Großmutter gilt Imma († nach 975), deren Besitz aus Königsschenkungen entstanden war, den ihre Enkelin später erben sollte.[1]

Um 1010 heiratete Hemma den Grafen Wilhelm (II.) von Friesach († um 1035), der auch als "Markgraf an der Sann" bezeichnet wird[A 1]).[1]. Aus dieser Ehe hatte sie mindestens einen Sohn:

  • Markgraf Wilhelm (II.) von Friesach († um 1036)[4]

Vermutlich hatte sie noch einen zweiten Sohn mit Namen Hartwig, der früh verstorben sein dürfte.[4]

Leben / Legende

Hemmas Leben ist urkundlich insofern nicht belegt, als sich keine Urkunden erhalten haben, die als "echt" gelten. Berichte über sie wurden erst später niedergeschrieben, nachdem die Legendenbildung bereits eingesetzt hatte.[5] Vermutet wird, dass Hemma am Hof von Kaiser Heinrich II. erzogen wurde. Sie ließ später auf ihren Besitztümern in der Umgebung von Gurk und St. Veit an der Glan Kirchen erbauen. Außerdem gilt sie als Erbauerin einer Kirche in Globasnitz, einer weiteren Kirche in Glödnitz und der Kirche in Wieting (heute Teil der Gemeinde Klein Sankt Paul). Weitere Kirchen, als deren Erbauerin sie früher galt, finden sich in den heutigen Bundesländern Kärnten und Steiermark: die Kirche in St. Radegund bei Graz, die Kirche in Lorenzenberg (heute ein Teil der Gemeinde Micheldorf), die Kirche St. Lambert in Lampersberg (heute Teil der Gemeinde von Baldramsdorf, die Kirchen in St. Georgen am Weinberg und in St. Margarethen ob Töllerberg (beide heute Teil der Gemeinde Völkermarkt) und die legendenumwobene Kirche Lieding (auf dem Areal der Stadt Straßburg). Diese werden allerdings in der neueren Forschung als Stiftungen ihrer Vorfahrin Imma, die als ihre Großmutter gilt, gesehen.[2]

Hemmas Ehemann war ein Gefolgsmann des späteren Kaisers Konrad II. und Opfer eines Konfliktes zwischen diesem und dem Grafen Adalbero von Eppenstein. Nachdem Kaiser Konrad den Eppensteiner 1035 wegen einer Verschwörung gegen ihn als Herzog von Kärnten abgesetzt hatte, kam es zum Krieg, bei dem Markgraf Wilhelm (I.) und vermutlich auch sein gleichnamiger Sohn getötet wurden.[6]

1036 gründete Hemma das Benedikterinnen-Kloster in Gurk, dass sie der Jungfrau Maria weihen ließ und für das Nonnen aus dem Kloster am Nonnberg in Salzburg geholt wurden. Als 1043 die Gurker Kirche geweiht wurde, trat Hemma, vermutlich als Laienschwester[4], in das von ihr gegründete Kloster ein, das damals der Äbtissin Ida unterstand. Ihre umfangreichen Besitzungen im heutigen Kärnten und Slowenien vermachte sie dem von ihr gestifteten Kloster in Gurk und angeblich auch dem Bischof von Salzburg, der seinen Teil zur Dotation des Benediktinerklosters des 1074 von ihm gestifteten Kloster in Admont verwendete. Das von Hemma gegründete Kloster soll bereits um 1043 wieder aufgehoben worden sein[5]. Seine Güter verwendete der Bischof von Salzburg für die Gründung des von Salzburg abhängigen Suffraganbistums Gurk. Die Erbvogtei über dieses Bistums verblieb jedoch bis ca. 1130 bei Hemmas Verwandten.[2]

Hemmas Nachleben und Verehrung

 
Das Verzeichnis des Opfergeldes einer Krainer Wallfahrt aus dem Jahr 1607 befindet sich heute im Archiv des Gurker Domkapitels in Klagenfurt

Der Kult um Hemma entstand im 12. Jahrhundert und hatte politische Gründe. Indem das Bistum Gurk Hemma zu seiner Gründerin und zur Gründerin des Gurker Domkapitels machte, versuchte es, sich aus der Oberhoheit des Bistums Salzburg zu lösen und reichsunmittelbar zu werden. In diesem Zusammenhang entstanden die "Gurker Fälschungen", mehrere gefälschte Urkunden, von Kaplan Conrad (belegt zwischen 1155 und 1178), einen Kanzleiangestellten des Gurker Bischofs.[7] Hemmas Reliquien wurden 1174 in der Krypta des Doms in Gurk beigesetzt, 1228 wurde damit begonnen, ihre Wundertaten aufzulisten, darunter zwei wundersame Erweckungen von Kindern. Um 1287 wurde sie als Selige anerkannt, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde ein erster Heiligsprechungsprozess für sie eingeleitet, der bereits 1469 wieder eingestellt wurde. Ihre Heiligsprechung erfolgte erst 1938 nach einigen weiteren Versuchen. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts sind Wallfahrten überliefert. Bekannt wurde vor besonders die "Krainer Wallfahrten" der Menschen aus dem heutigen Slowenien, die über den Loiblpass nach Gurk pilgerten und die bis in die 1930er-Jahre belegt sind. 2004 wurde auf dieser Route ein "Hemma-Pilgerweg" eröffnet.[2].

Verehrung als Heilige

Der Gedenktag der Heiligen Hemma ist der 29. Juni. In Gurk und Admont wird am 27. Juni ein Augensegen mit einem Ring beziehungsweisen einem Anhänger gespendet, der angeblich aus dem Besitz der Heiligen Hemma stammt. Die Heilige Hemma ist die Patronin des Bundeslandes Kärnten, außerdem soll ihre Fürbitte bei Kinderwünschen, einer glücklichen Entbindung sowie bei Augenleiden, Kopfschmerzen, Wahnsinn, Epilepsie und weiteren Krankheiten helfen.[2]

Darstellung der Heiligen

Hemma wird gewöhnlich mit einem Kirchenmodell dargestellt, dass den Gurker Dom symbolisiert. Ein weiteres Attribut von ihr ist eine Rose.[2]

Gedenkstätten der Heiligen Hemma

 
die Statue der Heiligen Hemma in Großkirchheim-Döllach

Kärnten

  • Friesach: Westlich des Ortteiles Zeltschach befinden sich am Grabenhang des Heisleinbaches die Reste des Turms einer Burg, die für den Sitz der Grafen von Friesach-Zeltschach und für das Geburtshaus der Heiligen Hemma gehalten wird.[2]
  • Gurk: Der Gurker Dom gilt als eine Stiftung, die auf Hemma zurükgeführt wird, die dortige Krypta als ihre Grabstätte. Auf drei spätgotischen Relieftafeln (16. Jahrhundert), die sich an den Seitenwänden im Dom befinden und einem Meister Lienhart zugeschrieben werden, sind Szenen aus ihrem Leben dargestellt.[5]
  • Großkirchheim: Eine Statue der Heiligen Hemma befindet sich im früheren Kloster in Döllach.
  • Klagenfurt: Am Nordeingang in den Dom befindet sich eine steinerne Statue der Heiligen Hemma
  • Maria Rain: Eine Statue der Heiligen Hemma befindet sich in der katholischen Pfarrkirche Maria Rain "zur Heiligen Maria Himmelfahrt"
  • St. Kanzian am Klopeiner See: Eine barocke Statue der Heiligen Hemma ist in der Pfarrkirche "zum Heiligen Kanzian" aufgestellt.
  • Spittal an der Drau: Eine steinerne Skulptur der Heiligen Hemma befindet sich in einer Nische in der Pfarrkirhe Spittal an der Drau "zur Heiligen Maria Verkündigung"

Steiermark

  • Admont: Eine Statue der Heiligen Hemma krönt die Säule vor der Stiftskirche des Klosters in Admont

Ausstellungen

  • Hemma von Gurk, Ausstellung auf Schloss Straßburg, 14. Mai - 26. Oktober 1988
  • Schauplatz Mittelalter Friesach. Kärntner Landesausstellung in Friesach, 2001

Hemma in Sage und Legende

Fast alles, was von Hemma überliefert ist, dürfte Fiktion sein, die in mehreren Sagen und Legende, die von Hemmas tragischen Schicksalsschlägen und ihren Stiftungen erzählen, weiter ausgeschmückt wurden. Hauptsächlich geht es in diesen um den Dom von Gurk, dessen Gruft und das Kloster in Gurk.[8]

  • So soll Hemma zum Beispiel den Bau des Gurker Doms überwacht haben, in dem sie auf einem Stein saß. Dieser gilt bis heute als wundertätige Stätte, wer auf ihm sitzt, dem sollen Wünsche erfüllt werden, besonders wenn es bei diesem um Kindersegen und eine gute Geburt gehen soll.[2]
  • Das Durchkriechen unter ihrem Sarg in der Krypta von Gurk soll ebenfalls hilfreich sein, wenn der Wunsch nach Kindern besteht.[2]

Die Legende von den Hemma-Linden von Gräbern

  • Der Legende nach waren Hemmas Söhne die Leiter der Silber- und Eisenbergwerke in der Gegend um das heutige Hüttenberg, die zu Hemmas Erbe zählten. Sie wurden bei einem Aufstand der Bergarbeiter ermordet, worauf ihr Ehemann alle Menschen, die am Tatort ansässig waren, töten ließ. Daraufhin schickte ihn Hemma als Buße auf eine Wallfahrt nach Rom. Auf dem Rückweg verstarb er in Auengraben im Lavanttal. Der dortige Oberförster identifizierte ihn durch seinen Siegelring und ließ ihn an jener Stelle beisetzen, an welcher die Ochsen, die den Wagen, auf den er gelegt worden war, beim dritten Mal anhielten. Dort ließ Hemma 1038-1043 eine Kapelle über seinem Grab errichten, weswegen der Ort später Gräbern[A 2] genannt wurde. Als Symbol für ihn und ihre beiden ermordeten Söhne pflanzte sie dort 1043 drei Lindenbäume. Zwei sollen bis heute erhalten sein und werden daher die 1000-jährigen Hemmalinden von Gräbern genannt.[2]

Die Legende vom gerechten Lohn

Als die Bauarbeiter beim Bau der Kirche in Gurk mit ihrem Lohn unzufrieden waren, holte die Bauherrin Hemma einen Sack, der mit Geld gefüllt war. Jeder der Arbeiter durfte in sich aus diesem nehmen, was ihm seiner Meinung nach zustand. Er konnte aber so viel nehmen, wie es gerecht war und er immer schon erhalten hatte, der Rest entschwand wieder aus seinen Händen.[2]

Die Legende von der wunderbaren Heilung eines Dominikanermönches durch die Heilige Hemma

Ein Dominikanermönch in Bologna lag im Sterben, als ihm um Mitternacht drei Frauen erschienen, darunter die Heilige Hemma. Diese hatte eine Salbenbüchse bei sich, mit deren Inhalt sie ihn in der Herzgegend einrieb. Darauf wurde er sofort gesund. Seine Ordensbrüder berührten daraufhin seine Brust mit Tüchern, was zur Folge hatte, dass jeder Kranke, der mit diesen Tüchern in Berührung kam,, ebenfalls geheilt wurde.[2]

Die Heilige auf der Bühne

  • Hemma von Gurk. Die Heilige von Kärnten, Krain und Steiermark. Theaterstück von Gabriele Lamberger (publiziert 1957)
  • Hemma von Gurk. Eine Weibspassion, Oper von Bruno Strobl (Musik) und Franz Stefan Griebl (Libretto), Uraufführung 2017 auf dem "Carinthischen Sommer"

Literatur

  • Hemma von Gurk. Ausstellung auf Schloss Straßburg 14. Mai bis 26. Oktober 1988. Universitätsverlag Carinthia, Klagenfurt, 1988. ISBN 9-783-8537-831-53 (Ausstellungskatalog)
  • Karl Brunner: Herzogtümer und Marken. Vom Ungarnsturm bis ins 12. Jahrhundert (= Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte 907-1156. Bd. 1). Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1994. ISBN 3-8000-3532-4, besonders S. 139-141
  • Günther Hödl - Barbara Maier: Schauplatz Mittelalter Friesach. Kärntner Landesausstellung 2001 (= Die Stadt im Mittelalter. Eine kulturhistorische Ausstellung im Fürstenhof zu Friesach. Bd. 2). Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung Kultur, Klagenfurt, 2001. S. 52 (Ausstellungskatalog) digital
  • Josef Minichthaler: Heilige in Österreich. Verlag Tyrolia, Innsbruck / Wien / München, 1935, S. 67f.
  • Werner Sabitzer: Land der Hemma. Das Gurktal. Geschichte und Geschichten. Styria, Wien / Graz / Klagenfurt, 2013, ISBN 978-3-70120-100-6
  • Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstil. Mit 365 Heiligen durchs Jahr. Wiener Domverlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-85351-294-4. S. 189

Weblinks

  Heilige Hemma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

  Heilige Hemma (Q269074) auf Wikidata (via Reasonator)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 168
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 vgl. Hemma von Gurk, Heiligenlexikon.DE, abgerufen am 5. Februar 2020
  3. 3,0 3,1 vgl. Bernadette Spitzer: Von Bischofsstab bis Besenstil, 2020, S. 189
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 169
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 167
  6. vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 168f.
  7. vgl. Werner Sabitzer: Land der Hemma, 2013, S. 172f.
  8. vgl. Hemma von Gurk, Sagen.AT, abgerufen am 5. Februar 2020

Anmerkungen

  1. In der Legende ist er gewöhnlich Graf Wilhelm von der Sann.
  2. Gräbern ist heute ein Ort, der zwischen den Gemeinden Wolfsberg und Bad St. Leonhard im Lavanttal geteilt ist.
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