Josef Schmid (* 1. Jänner 1816 in Untereggendorf, Niederösterreich; † 5. Jänner 1892 in Wien, Wieden) war Inhaber der Kanzelmühle in Maria-Lanzendorf.

Josef Schmid (1816-1892) um 1840

Leben

Josef Schmid wurde kurz nach dem Wiener Kongress am Neujahrstag des Jahres 1816[1] in der Untereggendorfer Mühle als siebentes Kind und zweiter Sohn des Müllerpaares Josef Paul Schmid[2] und seiner Gattin Clara geb. Paur[2] geboren. Taufpate war der Traiskirchner Müller Leopold Rollett aus der bekannten Badener Müllerdynastie Rollett.

Wie damals üblich, erlernte er bei seinem Vater das Müllerhandwerk von der Pike auf, bevor er am 31. März 1845 in der Pfarrkirche von Hütteldorf bei Wien seine Braut Magdalena Anna Kronfuß[3], die eheliche Tochter des dortigen Müllermeisters Franz Kronfuß und seiner Gattin Anna, heiratete[4]. Der Großvater von Magdalena Anna, Kaspar Kronfuß (1744-1805), war Besitzer der Glutmühle ebenda.

Josef Schmid war zunächst Bestandsmüller[5] in Fischamend, bevor er 1856 Besitzer der Kanzelmühle und 1860 des daneben liegenden Kanzelhofes in Maria Lanzendorf wurde. Im Kanzelhof ließ er an einer Mauer eine Steintafel mit folgender Inschrift anbringen:

„SI DEUS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS.“

Wenn Gott für uns ist wer würde gegen uns sein

Gutshof und Mühle erhielten ihren heute noch gebräuchlichen Namen Kanzelmühle und Kanzelhof zur Mitte des 15. Jahrhunderts, als hier der franziskanische Wanderprediger Johannes Caspistranus Predigten für einen Kreuzzug wider die Türken gehalten haben soll. Mitte des 17. Jahrhunderts zählte die mit sechs Mahlgängen ausgestattete Kanzelmühle mit einer Produktion von über 12.000 Metzen (737.000 Liter) zu den größten Mühlen des Landes.

Josef Schmid ließ die Mühle nach 1856 weitgehend neu errichten und zur Verstärkung der erforderlichen Antriebskraft eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 15 Kilowatt einbauen. Eine Inschriftentafel an der hofseitigen Fassade des Mühlengebäudes zeugt von diesen umfangreichen Erneuerungen.

 
Kanzelmühle in Maria Lanzendorf (NÖ) um 1860

Die Söhne Josef Georg (18546-1905) und Rudolf Georg Schmid (1850-1915) übernahmen 1874 den väterlichen Betrieb, den Josef Georg nach dem Ausscheiden Rudolf Georgs 1880 bis zu seinem Tod 1905 allein weiterführte. Sein Sohn Otto Schmid (1857-1921) konnte sich als Baumeister und Architekt etablieren.

Am 5. Jänner 1892 starb Josef Schmid im Alter von 76 Jahren an Altersschwäche auf der Wieden[6], seinem Wiener Domizil und wurde auf dem Friedhof Maria Lanzendorf in der Familiengruft beigesetzt.[7]

Josef Schmids Erben verkauften die Mühle an die Ödenburger Firma Emanuel Meller. 1921 richtet das Schweizer Unternehmen A. Naegeli eine Trikotage im Hauptgebäude ein, bestehend aus einer Spulerei im ersten Obergeschoß, der Zuschneiderei und Näherei im zweiten sowie einer Weberei, Spulerei und einem Garnmagazin im dritten Obergeschoß.

Einzelnachweis

  1. Pfarre Eggendorf - Taufbuch 1796-1845 (fol.48) Josef Schmid (1816-1892)
  2. 2,0 2,1 Pfarre Tattendorf – Trauungsbuch 1797-1828 (fol.1804) Josef Paul Schmid (1778-1857) mit  Clara geb. Paur (1781-1844)   
  3. Wien, Pfarre Hütteldorf - Taufbuch 1820-1833 (fol.31) Magdalena Anna Kronfuß (1821-1880)
  4. Wien, Pfarre Hütteldorf - Trauungsbuch 1834-1861 (fol.67) Josef Schmid (1816-1892) mit Magdalena Anna Kronfuß (1821-1880)
  5. Der Begriff Bestandsmüller bezeichnet den Pächter einer Mühle.
  6. Wien IV., Pfarre Sankt Elisabeth - Sterbebuch 1891-1892 (fol.52) Josef Schmid (1816-1892)
  7. Danksagung. In: Deutsches Volksblatt / Deutsches Volksblatt. Radikales Mittelstandsorgan / Telegraf. Radikales Mittelstandsorgan / Deutsches Volksblatt. Tageszeitung für christliche deutsche Politik, 11. Jänner 1892, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dvb

Weblinks

  Josef Schmid (Mühleninhaber) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons