Graf Hugo (I.) von Montfort (* im 12. Jahrhundert, vor 1182; † im 13. Jahrhundert, vielleicht um 1228 / vor 1237)[A 1], auch Pfalzgraf Hugo (III.) von Tübingen, genannt "Hugo der Gründer", begründete die Grafenfamilien von Montfort und Werdenberg, die beide die Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg wesentlich prägten. Obwohl er wesentliche Schritte im heutigen Bundesland Vorarlberg setzte, wo er für sich und seine Nachkommen erfolgreich ein neues Herrschaftsgebiet erschloss, ist über ihn selbst kaum etwas überliefert. Er gilt als Gründer der Stadt Feldkirch.

Die Grabplatte des Grafen Hugo (I.) von Montfort stammt aus dem 13. Jahrhundert und befindet sich heute in der Dompfarrkirche St. Nikolaus

Herkunft und Familie

Graf Hugo (I.) von Montfort war über seine Großmutter Wulfhilde († nach 1150) ein Nachfahre der Welfen. Er war einer der beiden Enkel des Grafen Rudolf von Bregenz († um 1150) und der jüngere Bruder des Pfalzgrafen Pfalzgraf Rudolf (I.) von Tübingen († um 1219). Seine Eltern waren Pfalzgraf Hugo (II.) von Tübingen († um 1182) und Gräfin Elisabeth von Bregenz († nach 1216).[1]

Graf Hugo (I.) von Montfort hatte zwei Ehefrauen, die beiden Mechthild hießen, und mehrere Kinder:[1]

  • Graf Hugo (II.) von Montfort († um 1260) ∞ mit einer Markgräfin von Burgau (Elisabeth?), Begründer der Grafenfamilien von Montfort
  • Graf Rudolf (I.) von Werdenberg († um 1243), Begründer der Grafenfamilien von Werdenberg-Sargans (bis 1504) und Werdenberg-Heiligenberg (bis 1534)
  • Graf Heinrich (I.) von Montfort, Bischof von Chur († 14. November 1272)
  • Gräfin Agnes von Montfort ∞ mit Schwicker von Ramosch
  • Graf Friedrich (I.) von Montfort, Domherr von Chur und Konstanz († 13. März 1285)
  • Tochter, verlobt mit dem Grafen Friedrich (I.) von Toggenburg, wurde nach dessen Tod noch während der Verlobungszeit Nonne[2]
  • Tochter ∞ Freiherr Walter von Vaz (Vatz), genannt um 1255
  • Gräfin Elisabeth (I.) von Montfort († um / nach 1266) ∞ (1. Ehe) mit Graf Manegold von Nellenburg; ∞ (2. Ehe) mit Graf Heinrich von Werd; ∞ (3. Ehe) mit Wildgraf Emicho. 1251 siegelte sie als Gräfin Elisabeth von Nellenburg eine Urkunde mit ihrem eigenen Siegel[3]

Leben

 
Die Überreste der früheren Burg Montfort (Alt-Montfort) heute. In der Forschung wird gewöhnlich davon ausgegangen, dass sich Graf Hugo (I.) von Montfort nach ihr benannt hat.

Nachdem Hugo (I.) um 1182 nach dem Tod seines Vaters, des Pfalzgrafen Hugo (I.) von Tübingen († 1181), einige Male als jüngerer Bruder des Pfalzgrafen Rudolf (I.) von Tübingen († um 1219) genannt wird, verschwindet er für etwa ein Vierteljahrhundert aus der belegten Geschichte. Erst seit 1209 ist er mehrmals wieder urkundlich als Graf Hugo von Montfort genannt. Als er 1214 seine erste eigene Urkunde ausstellt, die sein eigenes Siegel trägt und im Original erhalten ist, bezeichnet er sich in ihrer "Intitulatio" selbst als Graf von Montfort ("comes Montis fortis")[A 2]. Das Bild seines Siegels, von dem vermutet wird, dass es bereits in den 1190er-Jahren geschaffen wurde, zeigt die Fahne der Pfalzgrafen von Tübingen, die Siegelunterschrift lautet aber: "+ Comes Hvgo Prigantinus". In der Geschichtsforschung wird davon ausgegangen, dass vor 1209 eine Erbteilung zwischen ihm und seinem Bruder Rudolf stattgefunden hat, bei der dieser das "württembergische" Erbe und er die "Vorarlberger" Güter seiner Familie erhalten hat.[4]

Seit 1216 verwendete Hugo (I.) den Titel des Grafen von Bregenz auch urkundlich. Es gibt allerdings Indizien dafür, dass sich die Stadt Bregenz noch viele Jahre, auch nach der Teilung mit seinem Bruder, nicht wirklich in Hugos Besitz befand.[5] Nach dem Forschungsstand findet sich Hugo (I.) bisher in keiner Urkunde, welche die Pfalzgrafschaft Tübingen betrifft, die an seinen Bruder gefallen war. Im Unterschied zu diesem spielte er auch in der Reichspolitik zunächst keine Rolle.[6] Seinen Herrschaftsmittelpunkt hatte Hugo (I.) in Feldkirch, zudem war seine Herrschaft auf das Hochstift Chur ausgerichtet und nicht mehr auf das Konstanz wie noch unter seinen Vorfahren mütterlicherseits. Während diese den Orden der Benediktiner gefördert hatten, förderte Hugo (I.) die Ritterorden.[7]

Graf Hugo (I.) von Montfort starb um 1228 im Heiligen Land oder auf einer Reise dorthin.[4] Vielleicht war er ein Begleiter von Kaiser Friedrich II. auf seinem Kreuzzug 1228/29. Nach einer Chronik aus dem Jahr 1685 soll Hugo (I.) wiederholt im Heiligen Land gewesen sein. 1217 ist er als "crucesignatus" genannt.[8]

Nach seinen Tod soll Hugo (I.) seinem Wunsch gemäß in einem Hochgrab im Chor der Johanniterkirche in Feldkirch beigesetzt worden sein.[4] Dort wurde ihm außerdem auf den 12. März eine feierliche Jahrzeit eingerichtet.[8]

Gründung der Stadt Feldkirch

Um 1200 gründete Graf Hugo (I.), vielleicht gemeinsam mit seinem Bruder, dem Pfalzgrafen Rudolf, die Stadt Feldkirch. Dafür holte er Siedlerinnen und Siedler ins heutige Bundesland Vorarlberg.[9] Der Großteil kam aus der Reichslandschaft Schwaben sowie der späteren Ostschweiz und den Gebieten um den Bodensee.[10] Da die Pfalzgrafen von Tübingen, Nachfahren von Hugos Bruder Rudolf, noch um 1300 im Besitz des Patronatrechts der Nikolauspfarre in Feldkirch waren, wird von einer Beteiligung Rudolfs an der Stadtgründung von Feldkirch ausgegangen. Sein tatsächlicher Anteil ist jedoch unklar, seine Beteiligung steht jedenfalls eindeutig hinter der seines Bruders Hugo zurück.[11]

Seine Gründung erfolgte inmitten eines damals noch romanischen Siedlungsgebiets und gilt daher als eine erste deutschsprachige Enklave. Relativ bald ließ er seine neu gegründete Stadt durch eine Neustadt und eine Vorstadt erweitern.[10] In der Nähe dieses Feldkirchs, in dem Graf Hugo (I.), gemeinsam mit seiner Ehefrau Mechthild von Wangen, eine Johanniterkommende gründete, befand sich die Burg Montfort (heute Teil der Gemeinde Weiler), nach der sich Graf Hugo (I.) benannt hatte. 1218 übertrug er auf dem Hoftag zu Ulm in Gegenwart des "römischen" Königs Friedrich II. eine Kirche in Feldkirch mit genannten Zubehör an den Orden der Johanniter und legte für diesen eine Reihe von Anordnungen fest, die im Zusammenhang mit dieser Schenkung standen. Bestätigen ließ er seine Schenkung auf der Burg Montfort durch seine Ministerialen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte der Graf den Mittelpunkt seiner Herrschaftsbildung, das sich ursprünglich am Bodensee befand, in den Zentralraum des heutigen Bundeslandes Vorarlberg übertragen und zwar in das Gebiet zwischen Rankweil und Feldkirch. Außerdem ließ er damals das Klostertal als Zugang für den Arlbergpass ausbauen. Hier entstanden das sogenannten "Klösterle" des Johanniterordens, das bis heute als Name des Ortes Klösterle überlebt hat, und eine für Reisende bestimmte "Wärmestube", an welche der am Arlberg gelegene Ort Stuben erinnert.[4]

Weitere Stiftungen

Ob Graf Hugo (I.) auch die Stadt Bregenz gegründet hat, ist nicht sicher, doch dürfte sie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis 1260 allmählich entstanden sein[A 3]. Später wurde Bregenz die Hauptstadt des Bundeslandes Vorarlberg, zum Zeitpunkt ihrer Entstehung besaß sie jedoch wesentlich weniger Bedeutung als Feldkirch.[10] Die Aktivitäten des Grafen Hugo (I.) wichen wesentlich von denen seiner Vorfahren ab. Hatten diese den Benediktinerorden gefördert und für ihn die Klöster Mehrerau (heute Teil von Bregenz) und Petershausen (heute Teil von Konstanz) gefördert, so förderte er mit den Johannitern einen Ritterorden. Während ihre Politik auf das Bistum Konstanz ausgerichtet gewesen war, knüpfte er Beziehungen zum Bistum Chur, welches das geistige Zentrum des von ihm und seinen Nachfahren neuerschlossenen Herrschaftsgebietes wurde, in dem er die Blutgerichtsbarkeit und das Geleitrecht ausübte. Im Hochstift Chur brachten er und seine Erben jene Söhne unter, die für den geistlichen Stand bestimmt waren, und dessen Domkapitel wurde nun von ihren Ministerialen beherrscht. Auch die meisten Eheschließungen von Hugos Nachfahren folgten einer neuen Linie. Sie waren auf den Süden ausgerichtet, die Ehefrauen stammten vor allem aus Adelsgeschlechtern, die im heutigen Graubünden und im heutigen Südtirol ansässigen waren. Graf Hugo veränderte außerdem sein Wappen. Während sein Vater noch eine goldene Fahne in einem roten Schild geführt hatte, führte er nun eine rote Fahne im goldenen Schild.[12]

Wirtschaftliche Maßnahmen

Graf Hugo (I.) von Montfort förderte den Handel und den Verkehr in seinem Herrschaftsgebiet. In Klösterle errichtete er eine erste Zollstelle, aus der er beachtliche Einnahmen gewann. Als der Bischof von Chur und die Stadt Como 1219 einen Vertrag schlossen, indem sie sich für 25 Jahre freien und gesicherten Durchzug versprachen, wurde Graf Hugo (I.) von ihnen zum Beitritt aufgefordert.[12] Für Hugos politische Bedeutung war entscheidend, dass er eine für die kaiserliche Italienpolitik und die Kreuzzüge besonders wichtige Passstraße beherrschte. Nachdem er anfänglich noch Kaiser Otto IV. († 1218) unterstützt hatte, dürfte er sich bereits 1212 dem späteren Kaiser Friedrich II. († 1250) angeschlossen haben.[13]

Erinnerungen an Graf Hugo (I.) von Montfort

An Hugo (I.) von Montfort erinnert die Grabplatte seines Hochgrabes, die ursprünglich in der Johanniterkirche aufgestellt war und im 17. Jahrhundert aus dieser in die Dompfarrkirche St. Nikolaus in Feldkirch überführt wurde.[14] Auf dieser ist Graf Hugo (I.) mit Schwert und im Ordenskleid des Johanniterkomturs dargestellt.[15] Statt seinem Todesjahr findet sich das Gründungsdatum des Johanniterhauses. Hugos Grabplatte ist allerdings aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, sie wurde erst ca. 100 Jahre nach seinem Tod geschaffen. Es spricht einiges dafür, dass es sich um ein Grabdenkmal gehandelt hat.[8]

Literatur

Weblinks

  Graf Hugo (I.) von Montfort) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 429 (Stammtafel)
  2. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 95
  3. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 99
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 428
  5. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 121-123
  6. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 124
  7. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 123
  8. 8,0 8,1 8,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 130
  9. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 428 und S. 430
  10. 10,0 10,1 10,2 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 430
  11. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 125 und S. 128
  12. 12,0 12,1 vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 431
  13. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 14
  14. vgl. Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 432
  15. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 31

Anmerkungen

  1. Daten nach Heinz Dopsch - Karl Brunner - Maximilian Weltin (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1122–1278, 1999, S. 429 (Stammtafel) und Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 19
  2. Die Lage der Burg Montfort, nach der sich Hugo (I.) und seine Nachfahren benannten, ist in der Forschung bisher nicht eindeutig geklärt. Sie gilt als Mittelpunkt einer gleichnamigen Grafschaft, welche für die Verwaltung von Unterrätien zuständig war. Nach der Zwiefaltener Chronik von 1137/38 handelte es sich dabei um eine im Walgau gelegene Burg mit größeren Ausmaßen, die sich zwischen einem bisher nicht eindeutig lokalisierten Ort namens "Alteburgga" und Feldkirch befand. Eine Identifizierung mit der über Feldkirch gelegenen Schattenburg wird ausgeschlossen, da diese als Neugründung von Hugo (I.) gilt und nie mit dem Namen Montfort genannt wird. Neben der Ruine Alt-Montfort bei Feldkirch wird auch die Möglichkeit diskutiert, dass es sich bei der Burg Montfort um eine abgegangene Burg auf dem Areal von Altenstadt, das heute Teil von Feldkirch ist, handeln könnte. Vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 125-128
  3. Nach dem Historiker Karl Heinz Burmeister wurde Bregenz allerdings bereits unter Hugos gleichnamigen Vater, den Pfalzgraf Hugo von Tübingen, zur Stadt erhoben. Vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 13f.
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