Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz (* im 14. Jahrhundert, um 1390/95, vermutlich in Bregenz; † im 15. Jahrhundert, um 1457/58 an einem 7. Juni, vermutlich in Konstanz[A 1], auch Elisabeth von Bregenz oder Elisabeth von Montfort-Bregenz und durch Ehe eine Gräfin von Nellenburg und Markgräfin von Hachberg (Baden-Hochberg-Rötteln), gelangte als Erbtochter in den Besitz einer Hälfte der Grafschaft Bregenz, die sie Mitte des 15. Jahrhunderts an die Herzöge von Österreich (Habsburger) verkaufte. Sie ist als letzte Gräfin von Bregenz aus der Grafenfamilie von Montfort in die Geschichte eingegangen und zählt außerdem zu den wenigen adligen Frauen des Mittelalters, welche in der Geschichte des Bundeslandes Vorarlberg einige Spuren hinterlassen haben. Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz darf nicht mit ihrer gleichnamigen Vorfahrin, der Gräfin Elisabeth von Bregenz († nach 1216), verwechselt werden, deren Andenken sie besonders förderte.

Darstellung der Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz, Markgräfin von Hachberg und Frau von Bregenz als (vermeintliche) Stifterin der Kirche in Hard, Ölgemälde aus dem Jahr 1790, heute im Vorarlberg Museum in Bregenz

Herkunft und Familie

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz war eine Ururenkelin des Grafen Wilhelm (II.) von Montfort zu Tettnang ("Wilhelm dem Reichen") († um 1352), eine Großnichte des Grafen Hugo (XII.) von Montfort († 1423), dem bekannten Minnesänger und steirischen "Landeshauptmann" und die Nichte des Grafen [[Hugo XIV. von Montfort|Hugo (XIV.) von Montfort-Tettnang-Bregenz, der es bis zum obersten Meister des Johanniterordens brachte.[1] Sie war das einzige Kind des Grafen Wilhelm (VII.) von Montfort-Tettnang-Bregenz aus dessen Ehe mit Gräfin Kunigunde von Toggenburg († vor 1436).[2]

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz war zweimal verheiratet[2]:

⚭ (1. Ehe) um 1411 mit Graf Eberhard von Nellenburg († um 1422), er gehörte zu den maßgeblichen Organisatoren des Konzils von Konstanz und war der Schwager des Grafen Friedrich (III.) von Ortenburg († 1418)[3]
  • Gräfin Kunigunde von Nellenburg (* vor 1422), sie führte ein Allianzsiegel mit den Wappen ihrer Großeltern mütterlicherseits, ⚭ (1. Ehe) seit ca. 1435 mit Graf Eberhard (I.) von Lupfen († um 1448); ⚭ (2. Ehe) mit Freiherr Johann (I.) von Schwarzenberg († um 1460)[3]
⚭ (2. Ehe) seit 1423 mit Markgraf Wilhelm von Hachberg (Hochberg) († um 1451 oder um 1482), zeitweise habsburgischer Vogt im Elsass[4]

Kampf um die Grafschaft Bregenz

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz war zunächst mit dem Grafen Eberhard von Nellenburg verheiratet.[2] Um 1418 versuchten ihr Vater Wilhelm (VII.) und ihr Onkel Hugo (XIV.), die Grafschaft Bregenz, die zwischen ihnen und ihrem Großonkel Hugo (XII.) geteilt war, zur Gänze an sich zu bringen. Nach dem Tod ihres Vaters schloss ihr Onkel jedoch mit dem Großonkel einen Vergleich, wobei er auch als Vormund für sie agierte. Als ihr Großonkel wenig später starb, kam es zu langjährigen Auseinandersetzungen um die beiden Hälften der Grafschaft Bregenz. Elisabeth, die nach dem Tod ihres ersten Ehemanns bereits um 1423 eine weitere Ehe geschlossen hatte, beanspruchte als Erbtochter, gemeinsam mit ihrem neuen Ehemann, dem Markgrafen Wilhelm von Hachberg-Sausenberg, die eine Hälfte der Grafschaft Bregenz, über die zuvor ihr Vater geherrscht hatte. Graf Johann von Lupfen, ein Neffe ihres Großonkels Hugo (XII.), und Vogt jener Hälfte der Grafschaft Bregenz, die diesem gehört hatte, vertrat dabei die Ansprüche von Hugos Sohn Stephan (II.) († um 1337) und seinem Enkel Hermann (I.) († um 1434), die beide zunächst noch minderjährig waren. Elisabeths Onkel Hugo (XIV.) beanspruchte unter Umgehung ihrer Ansprüche als Erbtochter die andere Hälfte der Grafschaft oder wenigstens ein Viertel von dieser. Da er als Ordensangehöriger keine erbberechtigten Söhne hatte, setzte er die vier Söhne seines bereits verstorbenen Verwandten, des Grafen Heinrich (IV.) von Montfort-Tettnang († 1408), darunter den Grafen Wilhelm (V.) von Montfort-Tettnang († 1439), als seine Erben ein. Offensichtlich wollte er verhindern, dass Teile der Grafschaft Bregenz über Elisabeth als Erbin an eine andere Familie kamen.[5]

Elisabeth ließ die Grafschaft sofort besetzen und die Untertanen zur Huldigung auffordern, gab ihnen aber am 23. Februar 1424 das Versprechen, sie vom Eid an sie zu lösen, falls sie binnen Jahresfrist gütlich oder rechtlich ihrem Onkel Hugo (XIV.) zugesprochen würden. Am 24. Jänner 1425 wurde auf Vermittlung der Städte Basel, Zürich, Schaffhausen und Baden in Schaffhausen ein Waffenstillstand zwischen diesem und dem Grafen von Lupfen ein Waffenstillstand geschlossen. Aus Furcht, die Grafschaft Bregenz an die Söhne des Grafen Heinrich (IV.) zu verlieren, akzeptierte Gräfin Elisabeth die Teilung von dieser zwischen ihr und den Erben ihres Großonkels Hugo (XII.) und verbündete sich am 2. März 1425 mit dem Grafen Johann von Lupfen gegen ihren Onkel.[5] Etwa um diese Zeit verlobte sie ihre Tochter, Gräfin Kunigunde von Nellenburg, mit Johanns Sohn Eberhard.

Der Streit, den Elisabeth ab Mitte der 1420er-Jahren nun nur mehr gegen ihren Onkel Hugo (XIV.) führte, beschäftigte noch viele Jahre danach Instanzen wie Papst Eugen IV., Kaiser Sigismund und verschiedene Fürstengerichte. Auf dem Nürnberger Reichstag im Jahr 1437 übertrug Hugo (XIV.) seinen Neffen Wilhelm (V.) seine Vertretung und ließ seinen Anspruch auf nunmehr ein Viertel der Grafschaft vidimieren. Am 27. Juli 1437 bestätigte Kaiser Sigismund in Eger das Urteil eines Fürstengerichtes, in dem Hugo (XIV.) der vierte Teil der Stadt und Herrschaft Bregenz definitiv zugesprochen wurden.[6]

Bereits am 15. August 1437 erhob Gräfin Elisabeth im Kloster Mehrerau, das damals noch bei der Stadt Bregenz lag, beim Bischof von Konstanz Einspruch gegen dieses Urteils. Das hatte zur Folge, das ein Schiedsgericht, das vermutlich noch im Herbst getagt hatte, den Fall an das Hofgericht in Rottweil übertrug. Noch am 21. Februar 1440 stellten die Söhne des Grafen Heinrich (IV.) klar, dass sie an ihrem Erbanspruch auf die Grafschaft für den Fall, dass Hugo (XIV.) sterben sollte, festhalten würden. Am 3. Juni 1440 wurde der Streit dann doch beigelegt, wobei Elisabeths Anspruch auf die Hälfte der Grafschaft Bregenz zu ihren Gunsten entschieden wurde.[6]

Landesherrin von Bregenz

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz benannte sich gewöhnlich nach der Grafschaft Bregenz. In ihren Siegeln führte sie, auch während ihrer beiden Ehen, die Namen "Elsbeth de Mundwort" oder "Elsbeth de Montfort". 1429 und 1448 nannte sie sich "frow Elisabethen marggräfin von Hochberg, geborn von Montfort und Frow zú Bregentz". Als Landesherrin von Bregenz übernahm Elisabeth nach dem Tod ihres Vaters in ihrem Teil der Grafschaft Regierungs- und Verwaltungsaufgaben. 1424 bestätigte sie ihren Bregenzer Untertanen die Privilegien.[3]

Seit 1444 gab es Verhandlungen zwischen der Gräfin Elisabeth und den Herzögen von Österreich (Habsburgern) über einen Verkauf ihrer Hälfte der Grafschaft Bregenz.[3] Um 1448 beschloss sie jedoch im Einvernehmen mit ihrer Familie die Hälfte an den Truchsess Jakob von Waldburg zu verkaufen. Dieser hatte ihre Tochter Ursula von Hachberg geheiratet und war Vogt der anderen Hälfte der Grafschaft. Da deren Besitzer bei ihm stark verschuldet waren, bestand eine gute Chance für ihn in den Besitz der gesamten Grafschaft zu kommen. 1451 wurde die Hälfte der Grafschaft aber an die Herzöge von Österreich verkauft.[7]

Letzte Lebensjahre

Nach dem Verkauf ihrer Hälfte verbrachte Gräfin Elisabeth ihre letzten Lebensjahre in Konstanz. 1451 machte sie die Bekanntschaft des Kreuzzugsprediger und Franziskaners Johannes von Kapistran († 1456). Als Folge davon stand sie in ihren letzten Lebensjahren geistlichen Orden nahe.[3]

Erinnerungen an die "letzte Gräfin von Bregenz"

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz dürfte ihrer Vorfahrin, Gräfin Elisabeth von Bregenz, die Pfalzgräfin von Tübingen und Stammmutter der Grafen von Montfort und Werdenberg, sehr verehrt haben. Vermutlich sah sie in dieser ein Vorbild für sich. Sie setzte in einem von ihr gestifteten Votivbild aus dem Jahr 1429 an die Spitze ihrer Ahnenreihe und erinnerte mit dem ihr beigefügten Wappen an das alte Wappen der ersten und inzwischen längst ausgestorbenen Linie von Montfort-Bregenz.[3]

Elisabeth von Montfort-Bregenz in Legende und Sage

Gräfin Elisabeth von Montfort-Tettnang-Bregenz gilt als Stifterin der Kirche "Zum Heiligen Sebastian" in Hard. In dieser Rolle ist sie auch auf einem Gemälde, das Ende des 18. Jahrhunderts gemalt wurde, dargestellt. Allerdings wurde die Kirche in Hard von der Bürgerschaft finanziert und nicht von ihr.

Literatur

Weblinks

  Elisabeth von Montfort-Bregenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Karl Heinz Burmeister: Graf Hugo XIV. von Montfort-Bregenz, 1996, S. 309 und S. 311 (Stammtafeln)
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 311 (Stammtafel)
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 vgl. Elisabeth von Montfort-Bregenz, Sabiado.AT, abgerufen am 1. November 2023
  4. vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 237 und S. 311 (Stammtafel), ergänzt durch Angabe auf Elisabeth von Montfort-Bregenz, Sabiado.AT, abgerufen am 1. November 2023
  5. 5,0 5,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 237
  6. 6,0 6,1 vgl. Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort, 1996, S. 238
  7. vgl. Alois Niederstätter: Vorarlberg im Mittelalter (= ders.: Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2014. S. 165

Anmerkungen

  1. Daten nach Karl Heinz Burmeister: Die Grafen von Montfort. Geschichte, Recht, Kultur. Festgabe zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Alois Niederstätter (= Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs. Hrsg. vom Vorarlberger Landesarchiv. N. F., Bd. 2). UVK Universitätsverlag Konstanz (UVK), Konstanz, 1996. ISBN 3-87940-560-3, S. 311 (Stammtafel), ergänzt durch Angaben auf Elisabeth von Montfort-Bregenz, Sabiado.AT, abgerufen am 1. November 2023
  2. Graf Ulrich (V.) von Montfort "der Ältere" entstammte dem selben Familienzweig wie Ursulas Mutter Elisabeth. Seine Linie benannte sich nach Tettnang, ihre Linie nach Tettnang-Bregenz.
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