Königin Elisabeth (* um 1262/63, vermutlich auf der Burg zu Tirol, heute Italien; † 28. Oktober 1313, in Wien)[A 1][A 2], geboren als Gräfin Elisabeth von Görz-Tirol, auch Elisabeth von Görz und Tirol, Elisabeth von Kärnten oder Elisabeth von Tirol, war durch Heirat eine Herzogin von Österreich (Habsburgerin). Auf dem Areal des heutigen Landes Österreich zählte sie zu den Besitzerinnen der Burg und Herrschaft über Perchtoldsdorf.

Königin Elisabeth mit dem Modell ihrer Klosterstiftung Königsfelden und dem Wappen von Kärnten. Darstellung aus dem Zyklus Fürstenbildnisse der Habsburger des 14. Jahrhunderts nach den Glasfenstern von Königsfelden, um 1560

Königin Elisabeths Herkunftsfamilie

 
Königin Elisabeth und König Albrecht (I.) mit vier ihrer Kinder, Ausschnitt aus dem Habsburger-Stammbaum im "Liber Fundatorum Zwetlensis", besser bekannt als "Zwettler Bärenhaut", um 1310

Gräfin Elisabeth von Görz-Tirol war eine Tochter des späteren Herzogs Graf Meinhard von Kärnten († 1295) aus dessen Ehe mit der Herzogin Elisabeth von Baiern[A 3] († 1273), der Witwe des "römischen" Königs Konrad IV.[1] Wie die Geschichtsforschung Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckte, zählte zu ihren Vorfahren Markgraf Leopold (III.) von Österreich ("Leopold der Heilige") († 1136). Sie war somit eine Nachfahrin der Babenberger, jener Dynastie, welcher die Familie ihres Ehemannes in den Herzogtümern Österreich und Steier nachgefolgt war. Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass dieser Umstand für sie, ihre Ehemann oder ihre Kinder eine Bedeutung hatte oder ihnen überhaupt bekannt war.[2]

Elisabeth hatte eine Schwester und vier Brüder, von denen drei ihrem Vater als Herzöge von Kärnten und Grafen von Tirol nachfolgten. Die Beziehungen zwischen ihrer Herkunftsfamilie und der Familie ihres Ehemannes waren meistens gut, bei gelegentlichen Konfrontationen betätigte sie sich als meistens erfolgreiche Vermittlerin.[3]

Ehe und Nachkommen

Gräfin Elisabeth von Görz-Tirol wurde zwischen November 1272 und Oktober 1273 mit Graf Albrecht (V.) von Habsburg, dem späteren "römischen" König Albrecht I., verlobt.[4] Die Ehe wurde am 19. November 1274 während des Reichstages in Nürnberg geschlossen.[5] Aus ihrer Ehe mit Albrecht hatte sie zahlreiche Kinder, darunter mindestens sechs Söhne und mehrere Töchter:[6]

"Karriere"-Stationen

Gräfin Elisabeth von Görz und Tirol war zunächst durch Heirat eine Gräfin von Habsburg. 1282 wurde sie an der Seite ihres Ehemannes Herzogin von Österreich und Steier. Seit 1298 war sie an seiner Seite bis zu seiner Ermordung "römische Königin".[1] Soweit es sich aus der bisher erschlossenen Quellenlage beurteilen lässt, dürfte Elisabeth als Ehefrau und Witwe in die Herrschaft und Verwaltung des entstehenden Habsburgerreiches eingebunden gewesen sein.[13] Zudem dürfte sie als Beraterin ihrer Kinder einen nicht unbedeutenden Einfluss auf politische und dynastische Entscheidungen gehabt haben.[14]

Wirken von Königin Elisabeth im Gebiet des heutigen Staates Österreich

Königin Elisabeth hielt sich häufig in den "vorderen Landen" auf, so zum Beispiel 1306/07, als König Albrecht für längere Zeit im Osten weilte und sie dort für ihn die Herrschaft ausübte.[15] Dennoch wirkte sie auch auf dem Areal des heutigen EU-Landes Österreich.

  • Zu Beginn des 14. Jahrhunderts übernahm Königin Elisabeth den Anteil des Bergwerks am Hallberg bei Hallstatt, der zuvor dem Kloster in Traunkirchen gehört hatte, und gelangte so in den Besitz erheblicher Salzlagerstätten. Diesen verlieh sie als Landesfürstin die notwendigen Bergrechte, um den Salzabbau, die Verarbeitung und den Verkauf zu organisieren. Diese Maßnahme wirkt sich vorteilhaft für die Wirtschaft aus und führte zu einem Anstieg der Mauteinnahmen in Linz als Stein an der Donau, obgleich die Salzeinfuhr aus Hallein, die sich im Besitz des Erzstifts Salzburg befand, noch bis ins 14. Jahrhundert den Salzhandel auch in den Herrschaftsgebieten der Habsburger-Dynastie dominieren sollte, was sich erst zu Ende des 14. Jahrhunderts änderte.[16]
  • Mit einer jährlichen Salzlieferung aus der Saline Hallstatt bedachte Elisabeth am 2. Februar 1308 das Wiener Clarakloster. Diese Lieferung befreite sie von den Mauten zu Gmunden und Steyr.[17]
  • Als Landesfürstin des Herzogtums Österreich förderte die spätere Königin Elisabeth die Niederlassung der Zisterzienserinnen in Ybbs und stiftete 1496 für das Zisterzienserinnenstift St. Bernhard einen Altar.[18]
  • Königin Elisabeth war die erste jener verwitweten Herzoginnen von Österreich, die im 14. Jahrhundert als Grund- und Burgherrinnen von Perchtoldsdorf wirkten[A 4]. Der Plan, in Perchtoldsdorf ein Spital zu gründen, der später mit der Gründung des Bürgerspitals durch Herzogin Beatrix von Österreich verwirklicht wurde, soll auf sie zurückgehen.[19]

Gedenkstätten in der heutigen Republik Österreich

 
Elisabeth gehört zu den wenigen weiblichen "Schwarzmander"

Kärnten / Niederösterreich / Wien

Nach ihrem Tod wurde Königin Elisabeth zunächst im Karmeliterinnenkloster zu Wien beigesetzt. 1316 wurde sie von dort in das von ihr und ihrer Tochter Agnes gestiftet Kloster zu Königsfelden überführt. 1770 wurde sie gemeinsam mit den anderen dort Beigesetzten nach St. Blasien im Schwarzwald gebracht. 1808 wurden ihre Gebeine nach Spital am Pyhrn überführt, ehe sie 1809 in der Gruft der Stiftskirche des Stiftes St. Paul in Kärnten ihre letzte Ruhestätte fand.[12]

Niederösterreich

Nicht erhalten ist eine Statue von Elisabeth, welche sich am östlichen Pfeiler der Klosterkirche des früheren Dominikanerinnenkloster in Tulln befand. Das Kloster war eine Stiftung ihres Schwiegervaters, im Chor befanden sich Statuen von diesem und einer seiner beiden Ehefrauen, vermutlich Gertrud (Anna), sowie von ihrem Ehemann und ihr, die nicht erhalten sind. Nach einer Skizze und dem Stich bei Marquard Herrgott († 1762) ist sie mit dem Gebende dargestellt.[20]

Oberösterreich

Steyr: Zu Elisabeths Besitzungen gehörte die Herrschaft Steyr, wo sie als Witwe das bei einem Brand zerstörte Bürgerspital dotierte.[21] An Elisabeth erinnert eine Gedenktafel auf der Fassade des früheren Heiliggeistspitals.

Tirol

Innsbruck: Eine Statue von ihr befindet sich als Teil des Maximilian-Kenotaphs in der Innsbrucker Hofkirche.

Der Hofstaat von Herzogin bzw. Königin Elisabeth

Über einen Hofstaat von Elisabeth ist wenig bekannt. Sie verfügte jedenfalls über ihren eigenen Küchenschreiber, einen Schreiber und einen Hofkaplan ("Hofkapellan").[22] Sie dürfte außerdem Meister Konrad von Diessenhofen, der viele Jahre königlicher Notar ihres Schwiegervaters gewesen war, in den 1290er-Jahren als eine Art Hofmeister für ihre Kinder angestellt haben.[23]

Königin Elisabeth in zeitgenössischen Quellen

Wesentliche zeitgenössische Quellen zu Königin Elisabeth sind die "Steirische Reimchronik", die Ottokar aus der Gaal († 1318/1322) zugeschrieben wird, der "Liber certatum historiarum" von Johann von Viktring († 1347), die "Königsfelder Chronik" (14. Jahrhundert), die "Österreichische Chronik", die Leopold von Wien († um 1400) zugeschrieben wird, und die Chronik von Mathias von Neuenburg († um 1364).[24]

Literatur

  • Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 81f.[A 5]
  • Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313). (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 2006

Weblinks

  Elisabeth of Görz-Tirol – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 8
  2. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 29, Fußnote 48
  3. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 12
  4. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 15
  5. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 16
  6. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, Stammtafel der Habsburg im Anhang (S. 472/473)
  7. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 60
  8. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 57
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 vgl. Alois Niederstätter: Österreichische Geschichte 1278–1411, 2001, S. 113
  10. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 295
  11. vgl. Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 72
  12. 12,0 12,1 vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 294
  13. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 14
  14. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 14f.
  15. vgl. Thomas Zotz: Fürstliche Präsenz und fürstliche Memoria an der Peripherie der Herrschaft. Die Habsburger in den vorderen Landen im Spätmittelalter. In: Cordula Nolte – Karl-Heinz Spieß – Ralf-Gunnar Werlich (Hrsg.): Principes. Dynastien und Höfe im späten Mittelalter. Interdisziplinäre Tagung des Lehrstuhls für allgemeine Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften in Greifswald in Verbindung mit der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen vom 15.-18. Juni 2000 (= Residenzforschung. Bd. 14). Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart, 2002. ISBN 3-7995-4514-X. S. 357
  16. vgl. Elisabeth Gruber: Handel und Handelsrechte im österreichischen Donauraum des Hoch- und Spätmittelalters. In: Peter Rauscher - Andrea Serles (Hrsg.): Wiegen – Zählen – Registrieren. Handelsgeschichtliche Massenquellen und die Erforschung mitteleuropäischer Märkte (13.–18. Jahrhundert) (= Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas. Begründet von Wilhelm Rausch. Hrsg. vom Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung. Band 25). StudienVerlag, Innsbruck / Wien / Bozen, 2015. ISBN 978-3-7065-5420-6. S. 57
  17. vgl. Anneliese Stoklaska: Zur Entstehung der ältesten Wiener Frauenklöster (= Dissertationen der Universität Wien 175). VWGÖ, Wien, 1986, S. 68
  18. vgl. St.Bernhard, Cistopedia.ORG,abgerufen am 4. Juli 2020
  19. vgl. Burg Perchtoldsdorf, Website der Marktgemeinde Perchtoldsdorf, eingesehen am 17. Februar 2018
  20. vgl. Alexander Sauter: Fürstliche Herrschaftsrepräsentation. Die Habsburger im 14. Jahrhundert (= Bernd Schneidmüller - Stefan Weinfurter (Hrsg.): Mittelalter-Forschungen- Bd. 12). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2003. ISBN 3-7995-4263-9. S. 275
  21. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 40
  22. vgl. Christian Lackner: Hof und Herrschaft. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzöge (1365-1406) (= Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Erg.Bd. 41). R. Oldenbourg Verlag, Wien / München, 2002. ISBN 3-7029-0456-5. S. 51
  23. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 21
  24. vgl. Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 5

Anmerkungen

  1. Angaben nach Lydia Reichegger: Königin Elisabeth (1262/3 - 1313), 2006, S. 8 und Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitzeugen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 3-205-98372-6, S. 67
  2. Elisabeth wurde im Kloster Königsfelden, das sie gemeinsam mit ihrer Tochter Agnes gestiftet hatte und das damals das Hauskloster der Familie war, beigesetzt. In einigen wissenschaftlichen Arbeiten ist Königsfelden auch als ihr Sterbeort angeführt.
  3. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  4. Die anderen Herzoginnen waren Elisabeth von Virneburg, Johanna von Pfirt, Katharina von Böhmen und Beatrix von Nürnberg.
  5. In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
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