Die Burgruine Scharfeneck ist eine im Wienerwald gelegene frühere Höhenburg. Die sagenumwobene Ruine bilden gemeinsam mit den Burgruinen Rauhenstein und Rauheneck das im Helenental gelegene sogenannte Badner Ruinen-Dreieck.

Die Burgruine Scharfeneck heute

Lage

Die Burgruine Scharfeneck ist Teil der Gemeinde Baden. Sie erhebt sich über dem rechten Ufer des Flusses Schwechat.[1]

Das Bauwerk

Die kleine Ruine besteht nur aus einem Rechteck, dessen nur teilweise erhaltenen Umfassungsmauern heute nur mehr als Futtermauern des durch Schutt erhöhten Burgplatzes erscheinen. An den talseitigen Abhängen sind noch Mauerstücke vorhanden.[2]

Historische Eckdaten

Gemeinsam mit den größeren Burgenanlagen Rauhenstein und Rauheneck bildete Scharfeneck ein "Burgendreieck", welches im Mittelalter der Sicherung und gegebenfalls auch Sperre einer wichtigen Verkehrsverbindung diente: der Strecke Baden - Helenental - Heiligenkreuz. Nach einigen archäologischen Funden zu schließen, die auf dem Gelände der Ruine durchgeführt wurden, dürfte das Burggelände bereits um 1100 besiedelt gewesen sein.[3]

Auf Grund der Struktur des Mauerwerkes dürfte die Burg gegen Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut worden sein.[3] Ein gesicherter urkundlicher Beleg dazu, der sich eindeutig auf die Badner Burg Scharfeneck bezieht, findet sich aber erst zu Beginn des im 15. Jahrhundert. Mehrmals dürfte es zu Verwechslungen mit der gleichnamigen Burg in Mannersdorf gekommen sein. Es hat den Anschein, dass die Badner Burg bereits im 13. Jahrhundert zu verfallen begann.[2] 1405 ist Friedrich von Scharfeneck ("Scharffenekk") urkundlich als Besitzer genannt. Es wird davon ausgegangen, dass er ein Untergebener der Familie der Rauhensteiner war. 1517 befand sich die Burg oder Ruine im Besitz der Familie der Rauhensteiner. 1595 wird sie bereits als "ödes Schloss" bezeichnet.[3]

Heute ist das Aral der Ruine Teil eines größeren Forstbetriebs und befindet sich im Besitz der in Baden ansässigen Familie Doblhoff, der seit dem 18. Jahrhundert auch die beiden Nachbarburgen Rauhenstein und Rauheneck gehören.[3]

Eine Familie von Scharfeneck

1476 ist ein Ulrich Kamper genannt, der sich nach Scharfeneck benannte. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts scheinen Nachkommen von ihm mehrmals urkundlich auf.[3]

Die Burgruine Scharfeneck in Sage und Legende

Dass es zur Burg Scharfeneck kaum gesicherte Information gibt, könnte ein Grund dafür sein, dass sich um die Burg besonders im 19. Jahrhundert mehrere Sagen bilden in welcher Tempelritter, Raubritter und der Teufel persönlch wichtige Rollen spielen.[3]

Die vergessene Kapelle auf Burg Scharfeneck

In dieser Sage wird erzählt, wie es zur Erbauung der Burg Scharfeneck kam. Es handelt sich dabei um eine jener Teufelspaktsagen, in welcher der Teufel zum Verzicht auf die Seele des Vertragspartners gezwungen ist. Hier ist es ein in mittelloser Ritter, der einen Pakt mit dem Teufel schließt. Dieser verspricht ihm eine Ritterburg, mit allen und jedem, was einem echten Ritter zukommt. Als Gegenleistung fordert er die Seele des Ritters, ist aber bereit auf diese zu verzichten, wenn der Ritter unverheiratet bleibt. Der Ritter ist einverstanden, und so lässt der Teufel für ihn die Burg Scharfeneck erbauen. Doch dann verliebt sich der Ritter in die Tochter des Burgherren von Rauhenstein, die seine Gefühle erwidert. Nachdem er sich einem frommen Einsiedler anvertraut und dieser ihm seine Hilfe versprochen hat, wagt er es, die junge Dame zu heiraten. Als während der Hochzeit der Teufel erscheint, um sich die Seele des Ritters zu holen, fordert ihn der Einsiedler auf, das Brautpaar erst in die Kapelle zu führen. Der Teufel muss eingestehen, dass er nicht imstande war, die für eine richtige Ritterburg notwendige Burgkapelle zu schaffen.[4][5]

Der Urteilstein im Helenental

Es handelt sich um eine der in Niederösterreich angesiedelten "Templersagen". Während der Verfolgung und Vernichtung des Templerordens zu Beginn des 14. Jahrhunderts werden die Templer, die auf der Burg Scharfeneck, die hier als "Klösterle" bezeichnet wird, ihre Residenz haben, festgenommen, angeklagt, gefoltert und in einer mondlosen Nacht am Urteilstein heimlich getötet, wonach ihre Leichen in den Fluss Schwechat geworfen werden.[6] Dass die Templer jemals auf der Burg Scharfeneck gewesen sind, ist urkundlich nicht belegt und gilt als unglaubwürdig. Vermutet wird jedoch, dass hier eine Verwechslung mit einem anderen Orden vorliegen dürfte. Nach einer anderen Sage soll Kaiser Friedrich III. um 1470 die Badner Burg Scharfeneck dem Georgsorden übergeben haben, der vielleicht mit dem Templerorden verwechselt wurde. Auch eine Verwechslung mit dem Karmelitenkloster (gegründet 1644, aufgehoben 1783), das sich bei der Mannersdorfer Burg Scharfeneck befindet, wird für möglich gehalten.[7]

Ruine Scharfeneck

Nach dieser Sage soll die Burg Scharfeneck der Sitz eines Feme-Gerichtes gewesen sein. Außerdem soll die Burg mit den beiden Nachbarburgen Rauheneck und Rauhenstein und der Feste Rohr durch geheime Gänge verbunden gewesen sein.[7]

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

  Burgruine Scharfeneck (Baden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 160
  2. 2,0 2,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 165
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 vgl. Burgruine Scharfeneck, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 4. August 2020
  4. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 165-167
  5. vgl. Die vergessene Kapelle auf Burg Scharfeneck, Gutenberg.Spiegel.DE, abgerufen am 3. August 2020
  6. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 167f.
  7. 7,0 7,1 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 168
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Burg Scharfeneck (Baden) behandelt.
Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit).