Veit Jakob Tänzl

Version vom 30. April 2024, 13:30 Uhr von Karl Gruber (Diskussion | Beiträge) (→‎Herkunft und Familie)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Veit Jakob Tänzl (* im 15. Jahrhundert, um 1465; † im 16. Jahrhundert, um 1530) war ein Besitzer von Schloss Tratzberg (heute Teil der Gemeinde Jenbach), das unter ihm und seinem Bruder Simon († um 1525) zu einem Renaissanceschloss um- und ausgebaut wurde.

Wappenstein beim Eingangsportal ins Schloss Tratzberg. Die Jahreszahl 1500 verweist auf den Zeitpunkt, als Veit Jakob Tänzl und sein Bruder Simon Besitzer von Schloss Tratzberg wurden.

Herkunft und Familie

Veit Jakob Tänzl stammte aus einer in Schwaz ansässigen Familie, die es durch den Bergbau zu großem Reichtum und zum ersten Gewerken von Schwaz gebracht hatte. Er war der Enkel von Jakob Tänzl und ein Sohn von Christian Tänzl und mit Anna aus der steirischen Adelsfamilie Rindscheit verheiratet.[1]

Leben

Veit Jakob Tänzl übernahm 1491 das führende Bergbauunternehmen seines Vaters, gemeinsam mit seinem Bruder Simon Tänzl, aus dem er bis ca. 1520 sehr hohe Gewinne zog. Er war einer der Räte von König Maximilian I., der ihn und seinen Bruder 1501 mit dem Prädikat von Tratzberg in den Reichsadelsstand erhob.[2] 1497 erhielt er von Maximilian I. die Burg Berneck (heute Teil der Gemeinde Kauns), inklusive der ihr zugehörigen Herrschaft[A 1]. Um 1500 erhielt er von diesem durch einen Tausch Schloss Tratzberg (heute Teil der Gemeinde Jenbach), das um 1490 bei einem Brand schwer beschädigt worden war. Dafür erhielt König Maximilian die Burg Berneck zurück und außerdem das Tänzl'sche-Liechtensteinhaus in Innsbruck.[1] Die Tauschurkunde darüber datiert auf das Jahr 1502, doch dürfte der Tausch bereits 1499 stattgefunden haben.[3]

Veit Jakob Tänzl und sein Bruder Simon, deren Familien sich daraufhin nach Tratzberg benannten, ließen das Schloss zwischen 1500 und 1514 gemeinsam um- und ausbauen.[4] Neben wesentlichen Innen- und Außenarbeiten an den beiden Geschossen, die bis 1514 abgeschlossen wurden, ließen sie zwischen 1500 und 1508 die Schlosskapelle, die der Heilige Katharina geweiht wurde, erbauen und den Festsaal ausmalen. Dass sie als Motiv dazu einen opulenten Habsburger-Stammbaum wählten, war ein geschickter politischer Schachzug. 1502 wurde den Brüdern von König Maximilian ihre Adelsstand durch eine Wappenbesserung bestätigt.[3] Nach 1514 kaufte Veit Jakob Tänzl, der inzwischen auch die Landgerichte von Rottenburg und Imst besaß, die Burg Reichersbeuren bei Bad Töl und verlagerte dann vorübergehend seinen Lebensmittelpunkt nach Oberbayern.[5]

Der aufwändige Lebensstil von Veit Jakob Tänzl und seinem Bruder Simon, aber besonders der Eintritt anderer einflussreicher und vermögender Familien wie die Fugger in den Schwazer Bergbau dürften der Grund dafür gewesen sein, dass sich die Brüder seit 1520 zunehmend verschuldeten.[3] Entscheidend dürfte auch die Misswirtschaft von Gabriel Weidacher († 1528) gewesen, den Veit Jakob Tänzl viele Jahre als Bergbaudirektor beschäftigt hatte und dem mehrere Veruntreuungsaffären unterstellt wurden.[5] Um 1525 war Veit Jakob Tänzl genötigt, für den Großteil seines Montanunternehmens Konkurs anmelden. Der restliche noch im Familienbesitz verbliebene Berg- und Schmelzwerksbetrieb wurde nach seinem Tod durch seine Neffen Hans Jakob und Kaspar Joachim bis zur endgültigen Liquidation der Firma 1552 weitergeführt.[6]

Erinnerungen an Veit Jakob Tänzl

  • Veit Jakob Tänzl stiftete gemeinsam mit seiner Frau Anna einen Altar (um 1508) in der Schlosskapelle von Schloss Tratzberg, der dem Künstler Sebald Bocksdorfer († um 1519) zugeschrieben wird.[5] Ein Porträt von ihm hat sich in einer Statuette dieses Altars erhalten.[7]
  • Außerdem war er der Stifter der sogenannten "Tänzltafel" (um 1504), einem Tafelbild für den Altar der Pfarrkirche in Landeck, auf dem eine Heiligengruppe dargestellt ist, deren Zentrum die Heilige Anna Selbdritt bildet. Das Ölbild gilt als ein Werk des in Schwaz ansässigen Künstlers Niklas Reiser († 1512) und kann heute im Tiroler Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum besichtigt werden. Veit Jakob Tänzl in ritterlicher Rüstung ist gemeinsam mit seiner Ehefrau Anna und seinen drei frühverstorbenen Kindern auf diesem Bild verewigt.[2]
  • Von Veit Jakob Tänzl hat sich außerdem sein stark abgetretener Grabstein im Boden des Knappenchors in der Pfarrkirche von Schwaz erhalten. Ebenfalls erhalten ist auch sein Totenschild mit einer plastischen Wappengruppe, der ursprünglich an einem Freipfeiler dieser Pfarrkirche aufgehängt war, ehe er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter die Orgelempore dieser Kirche verlegt wurde. Nachdem er um 1832 auf ihren Dachboden ausgelagert worden war, befindet er sich seit 1839 auf Schloss Tratzberg. Hergestellt wurde er vermutlich von dem in Innsbruck ansässigen Bildschnitzer Christof Lechner (Lehner).[7]

Literatur

  • Wolfgang Tschan: Tänzl, Veit Jakob. In: Neue Deutsche Biographie. Duncker & Humblot, Berlin, 2013. Bd. 25. S. 756f. digital

Weblinks

  Familie Tänzl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons Taenzl, Sagen.AT

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 50
  2. 2,0 2,1 vgl. Gert Ammann (Hrsg.): Silber, Erz und Weißes Gold. Bergbau in Tirol. Katalog der Tiroler Landesausstellung im Franziskanerkloster und Silberbergwerk, Schwaz, vom 20. Mai bis 28. Oktober 1990. Veranstaltet vom Land Tirol und von der Stadtgemeinde Schwaz. Eigenverlag Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, 1990, S. 446 digital
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 51
  4. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Nordtiroler Unterland (= Tiroler Burgenbuch XI.). Athesia Verlag, Bozen, 2019. ISBN 978-88-6839-358-8. S. 50f.
  5. 5,0 5,1 5,2 vgl. Tänzl, Sagen.AT, abgerufen am 1. Jänner 2023
  6. vgl. Neue Deutsche Biographie. 2013, Bd. 25. S. 757
  7. 7,0 7,1 vgl. Gert Ammann (Hrsg.): Silber, Erz und Weißes Gold. Bergbau in Tirol. Katalog der Tiroler Landesausstellung im Franziskanerkloster und Silberbergwerk, Schwaz, vom 20. Mai bis 28. Oktober 1990. Veranstaltet vom Land Tirol und von der Stadtgemeinde Schwaz. Eigenverlag Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, 1990, S. 450 digital

Anmerkungen

  1. Da die Burg allerdings bereits im Besitz seines Vaters gewesen sein dürfte, vgl. dazu Tänzl, Sagen.AT, abgerufen am 1. Jänner 2023, könnte es sich dabei vielleicht um eine Belehnung handeln.