Die Pfarrkirche Guntramsdorf "Zum Heiligen Jakobus" ist heute eine römisch-katholische Pfarrkirche in Guntramsdorf.

Die Pfarrkirche Guntramsdorf "Zum Heiligen Jakobus" - heute

Lage der Kirche

Eine erste Kirche, vermutlich eine Filialkirche der Pfarre Mödling, die sich nicht erhalten hat, dürfte ein schlichter Holzbau gewesen sein. Von einer romanischen Steinkirche, die um 1200 bestanden hat und vermutlich bereits einen Turm hatte, hat sich immerhin das Stück einer Säule erhalten.[1].

Das Bauwerk

 
Blick zum Hochaltar durch die Pfarrkirche Guntramsdorf

Die Entwicklung der Pfarre Guntramsdorf

Die Urkunde vom 14. Dezember 1232 nennt erstmals einen Pfarrer von Guntramsdorf. Aus einer Urkunde des Passauer Bischofs Wernhard aus dem Jahr 1285 geht hervor, dass es zu dieser Zeit in Guntramsdorf eine Eigenpfarre gab, die einem Albert von St. Petronell als Pfarrer anvertraut war. Sie gehörte vermutlich der Familie der Liechtensteiner.[1] Da die Pfarre Guntramsdorf seit Ende des 14. Jahrhunderts als landesfürstliche Pfarre bezeichnet wird, dürfte Herzog Albrecht (III.) von Österreich (Habsburg) († 1395) vermutlich mit dem Erwerb der Herrschaft Guntramsdorf auch die Patronatsrechte der Pfarre gekauft haben. Die Pfarre verblieb in den folgenden Jahrhunderten weitgehend im landesfürstlichen Besitz, erst 1918 übernahm der Erzbischof von Wien ihre Patronatsrechte und Patronatslasten.[2] Nachdem die Pfarre Guntramsdorf zunächst zum Dekanat Wien gehört hatte, kam sie um 1500 zum Dekanat "Auf der Neustädter Heide". Im 18. Jahrhundert unterstand sie dem Dekanat Pottenstein, bis 1892 gehörte sie dann zum Dekanat Baden, dann bis 1913 zu Heiligenkreuz. Seit 1913 untersteht sie dem Dekanat Mödling.[2]

Die Pfarre Guntramsdorf während der Reformation und Gegenreformation

Im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts mussten sich die katholischen Pfarrer der Pfarre Guntramsdorf mehrmals gegen lutherische Prediger behaupten. Nach dem Tod des Guntramdorfer Pfarrers Hans Fürterer übernahm ohne bischöfliche Erlaubnis um 1573 Caspar Rudolph, ein Anhänger der lutherischen Lehre, vorübergehend die Pfarre Guntramsdorf. Dieser war zuvor vom Rat des Marktes Mödling und die Gemeinde Biedermannsdorf ausgewiesen worden, hatte aber mit seinen Predigten bei der Bevölkerung sehr viel Erfolg.[3] Caspar Raumer, Kooperator in Tulln, der am 8. Dezember 1578 schließlich zum Pfarrer von Guntramsdorf ernannt wurde, war zwar ein sehr eifriger Prediger, konnte sich aber gegen einen evangelischen Prädikanten, Georg Wagner, nicht wirklich durchsetzen. Kaspar Sedlmair, der 1602 Pfarrer in Guntramsdorf war, verfügte offensichtlich über keine entsprechende Bildung, mit der er gegen lutherische Prediger hätte, punkten können. Sein Nachfolger, Balthasar Fischbach, über den sich 1606 der Marktrichter von Guntramsdorf wegen Beleidigung seiner Person Beschwerde geführt hatte, musste 1612 als Pfarrer resignieren. In den Jahren danach blieb die Pfarre Guntramsdorf ohne[4] Nachdem die Pfarre dann mehrere Jahre (1618-1623) ohne Pfarrer blieb, wurde sie schließlich für 10 Jahre dem Abt des Kloster Klein-Mariazell anvertraut, nachdem dieser versprochen hatte, dort wieder einen Pfarrer einzusetzen.[5]

1627 wurden alle evangelischen Pfarrer und Schulmeister im Habsburgerreich des Landes verwiesen, 1634 wurde die Ausübung von protestantischen Religionen und der Besitz von "sektischen" Büchern verboten. Die meisten protestantischen Adligen konnten jedoch zunächst noch bleiben und ihre Besitzungen behalten. Erst 1634 wurde dies im Herzogtum Österreich ebenfalls offiziell verboten.[2] [6] Auch in den Jahrzehnte danach erwies sich die Besetzung der Pfarre Guntramsdorf als schwierig. Als der Abt von Stift Heiligenkreuz 1684 mit Ludwig Prähofer einen seiner Zisterzienser als Pfarrer für Guntramsdorf vorschlug, trat dieser das Amt in der Folge nicht einmal an.[7]

Die Pfarre Guntramsdorf seit der Zweiten Wiener Türkenbelagerung

1690-1715 wurde die Pfarre dem damals noch im Herzogtum Bayern gelegenen Stift Reichersberg, das 1686 den Hoyoshof (Reichersberger Hof) in Guntramsdorf gekauft und dort eine Kapelle eingerichtet hatte, überlassen, nachdem bereits seit dem Kauf dem neuen Verwalter des Hoyoshofes die provisorische Betreuung der Pfarre anvertraut worden war.[7]vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 162</ref> 1706 versuchte Propst Hieronymus Schwegler die Pfarre Guntramsdorf für alle Zeiten für das Stift Reichersberg zu gewinnen, scheiterte aber an einem Gutachten, das der Kaiser daraufhin anfordern ließ.[8] Danach kam die Pfarre Guntramsdorf wieder unter die Aufsicht des Hochstiftes Passau.[9]

Liste der Pfarrer von Guntramsdorf (bis ins 18. Jahrhundert)

  • Rüdiger (Rutegerus), um 1232 Leutepriester ("plebanus de Guntramsdorf")[10]
  • Albert von St. Petronell, Pfarrer von Guntramsdorf um 1285[10]
  • Leopold von Sachsengang, Pfarrer von Guntramsdorf um 1342, er war später der Pfarrer von Traiskirchen[2]
  • Ulrich, Chorherr zu St. Stephan in Wien, Pfarrer von Guntramsdorf um 1351[2]
  • Hans Fürterer († 1573), Pfarrer von Guntramsdorf bis zu seinem Tod[4]
  • Caspar Raumer, Kooperator in Tulln, seit Dezember 1578 Pfarrer von Guntramsdorf[4]
  • Kaspar Sedlmair, um 1602 Pfarrer in Guntramsdorf[4]
  • Balthasar Fischbach († nach 1612), 1603 Provisor, 1607-1612 [4]
  • Michael Johann Podgarschek, 1683 Pfarrprovisor von Guntramsdorf[7]
  • P. Adalbert Thilly, Augustiner Chorherr aus dem zum Stift Reichersberg gehörigen Kloster zu Rohr, er war Verwalter des Hoyoshofes und versah außerdem provisorisch die Pfarre Guntramsdorf 1686-1690[7]
  • Martin Haseneder, 1690-1693 Pfarrvikar in Guntramsdorf vom Stift Reichersberg[7]
  • P. Hieronymus Schwegler, seit Pfarrvikar in Guntramsdorf und später Propst des Stiftes Reichersberg[7]
  • P. Franz Xaver Wasmayr, bis ca. 1715 Pfarrvikar in Guntramsdorf vom Stift Reichersberg[11]

Aus Guntramsdorf stammte außerdem der gelehrte Priester Thomas Peuntner (* 1360, in Guntramsdorf; † 1438, in Mödling), der seit 1428 als Pfarrer und Prediger am herzoglichen Hof zu Wien tätig war.[12]

Sakrale Kleindenkmäler der Pfarre Guntramsdorf

  • 1653 ließ der Abt von Stift Heiligenkreuz ein Steinmarterl außerhalb des Areals der heutigen Gemeinde Guntramsdorf bei der Abzweigung zum Freihof Thallern auf dem Weg von Guntramsdorf nach Gumpoldskirchen aufstellen.[6]
  • 1705 wurde zur Erinnerung an eine Pestepidemie die Salvatorsäule in der Mödlinger Straße auf der Höhe von Haus Nr. 5 aufgestellt. Heute befindet sie sich an der Ecke Hauptstraße / Kirchenstraße an jener Stelle, wo früher der Pranger war.[8]
  • Ebenfalls an eine Pestepidemie erinnert auch die Mariensäule auf dem Kirchenplatz. Auf ihrer Spitze befindet sich eine Statue der Unbeflekten Jungfrau Maria. Am Fuß der Säule sind Statuen der "Pestheiligen" Rochus, Sebastian, Carlo Borromäo und Franz Xaver aufgestellt. Im Sockel der Mariensäule befinden sich drei Reliefs, die den reuigen Apostel Petrus, Christus am Ölberg und den büßenden König David zeigen.[13]

Literatur

  • Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, Eigenverlag, Guntramsdorf, 1957, S. 157-195

Weblinks

  Pfarrkirche Guntramsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 156
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 157
  3. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 159f.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 160
  5. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 160f.
  6. 6,0 6,1 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 161
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 162
  8. 8,0 8,1 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 163
  9. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 166
  10. 10,0 10,1 vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 156 und S. 157
  11. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 162f.
  12. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 158
  13. vgl. Josef Knoll: Chronik der Marktgemeinde und Pfarre Guntramsdorf, 1957, S. 163-166 zeigen.

Anmerkungen


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