Landgräfin Richardis von Waltersdorf[A 1] (* 18. April 1143[1]; † im 12. oder 13. Jahrhundert, nach 1196[A 2] war die wenig bekannte Halbschwester von Heinrich dem Löwen. Wäre sie ein Sohn gewesen, wäre die Geschichte der Herzogtümer Baiern und Sachsen sowie der Markgrafschaft Österreich mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit anders verlaufen.

Landgräfin Richardis von Waltersdorf, "Babenberger"-Glasfenster im Stift Heiligenkreuz

Herkunft und Familie

Landgräfin Richardis von Waltersdorf war das einzige Kind von Herzog Heinrich (II.) "Jasomirgott" († 1177) aus dessen erster Ehe mit der Kaisertochter Gertrud († 1143). Verheiratet war sie mit dem Landgrafen Heinrich von Stefling (Steffling) († um 1185) aus der Familie der Babonen. Sein Onkel, Burggraf Heinrich (III.) von Regensburg, war mit Bertha, einer Schwester von Herzog Heinrich II. "Jasomirgott" verheiratet.

Leben

Über Landgräfin Richardis von Waltersdorf gibt es kaum gesicherte Fakten. Sie gilt als jene Tochter von Herzog Heinrich (II.), bei deren Geburt ihre Mutter Gertrud starb. Durch die Eheschließung ihrer Eltern gelang es vorübergehend eine Lösung für den Konflikt um die Herrschaft über das Herzogtum Baiern zwischen den Familien der Babenberger, der Staufer und der Welfen einzufädeln. Durch den Tod ihrer Mutter und den Umstand, dass Richardis kein Sohn war, scheiterte diese Lösung.[2][3] Richardis erbte von ihrer Mutter die "Babenberger"-Besitzungen in Waltersdorf und Guntramsdorf, auf denen sie nach dem Tod ihres Ehemannes eine eigene, recht unabhängige Herrschaft führte. In ihren Urkunden und Rechtsakten nannte sie sich "Landgräfin von Waltersdorf".[4]

Erinnerungsstätten an Richardis von Waltersdorf im heutigen Niederösterreich

  • Heiligenkreuz: Richardis von Waltersdorf ist im sogenannten "Babenberger-Glasfenster" in Stift Heiligenkreuz dargestellt. Im Stift befindet sich auch eine Grabplatte von ihr und ihrer Mutter.
  • Klosterneuburg: Richardis von Waltersdorf wird auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum von Stift Klosterneuburg besichtigt werden kann, mit Agnes von Thüringen, der Ehefrau von Heinrich dem Grausamen, durcheinander gebracht.[5].

Literatur

  • Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6
  • Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 378-380

Weblinks

  Landgräfin Richardis von Waltersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Verlag Carl Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, Stammtafel im Anhang
  2. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 225f.
  3. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 196
  4. vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 173
  5. vgl.Agnes-Rikhard, AEIOU.AT, abgerufen am 10. September 2020

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Neben Richardis wird sie auch Rikhard oder Richenza von Waltersdorf genannt, außerdem findet sie sich als Richardis oder Richenza von Babenberg sowie als Richardis von Österreich oder Richardis von Stefling oder Steffling.
  2. nach Hinweisen bei Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 173
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