Itha von Babenberg

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Itha, Itta oder Ida von Babenberg"[A 1] (* im 11. Jahrhundert, vor 1060; † vermutlich 1101, bei Heraklea[A 2]), auch Markgräfin Itha von Österreich, war die Ehefrau von Markgraf Leopold (II.) von Österreich ("Leopold dem Schönen"), der über Gebiete des heutigen Bundeslandes Niederösterreich herrschte. So weit es sich anhand der Quellenlage beurteilen lässt, dürfte Itha politisch durchaus Einfluss auf die Politik ihres Ehemannes genommen haben. Sie beendete ihr Leben als Kreuzfahrerin.

Markgräfin Itha von Österreich im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Herkunft und Familie

Einig ist sich die Forschung darin, dass Itha von Babenberg aus einer "papsttreuen" Familie stammte.[1] Ihre genaue Herkunft ist jedoch bisher nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise stammte sie aus der bairischen Adelsfamilie von Formbach-Ratelnberg.[2] Zurzeit gilt sie als Tochter des Grafen Meginhard (V.) von Formbach († 1066) aus dessen Ehe mit Mathilde von Reinhausen. Diese war eine Angehörige der Grafenfamilie der Esikonen.[1]

Itha von Babenberg war mit etwa gleichaltrigen Markgrafen Leopold (II.) "dem Schönen" verheiratet. Aus dieser Ehe hatte sie mehrere Töchter und einen Sohn: Leopold (III.), der später seinem Vater als Markgraf nachfolgte und im 15. Jahrhundert heilig gesprochen wurde. In der Geschichtsforschung wird eine frühere Ehe von Itha, ehe sie Herzog Leopold "den Schönen" heiratete, für möglich gehalten[3]. Als Kandidat für den möglichen ersten Ehemann von Itha gilt zum Beispiel der im Waldviertel und Weinviertel begüterte Haderich von Schwarzenburg aus der Familie der Haderiche.[4]

Itha als Markgräfin

Itha von Babenberg war die erste Ehefrau eines Babenbergers, die aus einer bairischen Adelsfamilie stammte, die wichtige Besitzungen im heutigen Österreich besaß. Zuvor hatten sich die Markgrafen von Österreich aus dem Haus Babenberg stets mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reich verheiratet.[5] Die Besitzungen, welche Itha in die Ehe einbrachte, bedeuteten für ihren Ehemann eine wesentliche Ausweitung seiner Macht. Besondere Auswirkungen hatte das auf den Osten, wo Leopold (II.) "der Schöne" seine Herrschaft nun bis nach Wien erweitern konnte.[6] Dass er im Investiturstreit zeitweise auf der Seite des Papstes stand, was eine wesentliche Bedrohung seiner Herrschaft um 1082 über Markgrafschaft zur Folge hatte, wird in der Forschung gewöhnlich mit Ithas Einfluss begründet. Sie soll eine energische Parteigängerin von Bischof Altmann von Passau gewesen sein.[1] Allerdings gibt es weder für noch gegen Ithas tatsächlichen Einfluss einschlägige Belege. Die historischen Umstände und Gegebenheiten sprechen zumindest für Ithas Einfluss.[7]

Politisch dürfte die Ehe mit Itha langfristig zur Folge gehabt haben, dass die Vogteien über die Klöster Göttweig und Niederaltaich[A 3] Teil der Markgrafschaft Österreich wurden.[1] Gemeinsam mit ihrem Ehemann verlegte Itha den Wohn- und Herrschaftssitz nach Gars am Kamp.[5]

Itha als verwitwete Markgräfin

Nach Leopolds Tod schloss sich Itha 1101 dem Kreuzzug von Herzog Welf (IV.) von Bayern an, von dem sie nicht mehr zurückkehrte. Sie dürfte während oder nach der Schlacht von Heraklea von den Seldschuken getötet worden sein.[1] Nach ihrem Aufbruch zum Kreuzzug wird Itha in den Quellen, welche die Babenberger betreffen und bisher erschlossen sind, nicht mehr genannt.[3] Dass Ehefrauen ihre Männer auf einen Kreuzzug ins Heilige Land begleiteten, ist mehrfach belegt. Dass eine adelige Frau dagegen ohne Ehemann auf einen Kreuzzug mitkam, dürfte eher die Ausnahme gewesen sein. Die Gründe, warum sich die verwitwte Markgräfin dazu entschied, sind nicht bekannt.[8]

Bemerkenswert ist, dass der byzantinische Kaiser sich im Frühsommer 1101, als das "bayrische Kreuzfahrerheer" Byzanz erreicht hatte, nur von ihr und Herzog Welf einen Treueid leisten ließ, wonach die eroberten Gebiete in Kleinasien und Syrien dem Kaiser als Oberherren abzutreten waren. Dass Itha als eine verwitwete Markgräfin neben dem Herzog, dessen Untertanin sie lehensrechtlich war, auf diese Weise sozusagen in die Pflicht genommen wurde, spricht jedenfalls für ihr hohes Ansehen und legt nahe, dass sie von den Kreuzfahrern als Autoritätsperson angesehen wurde.[9] Mitte Juli 1101 erreichte die Markgräfin mit dem bayrischen Kreuzfahrern Kleinasien und Anfang September Herakleia. In der Nähe von Herakleia dürfte sie bei einem Überfall der Seldschuken ums Leben gekommen sein, jedenfalls verliert sich dort ihre Spur.[10]

Orte mit Bezug auf Markgräfin Itha im heutigen Niederösterreich

  • Melk: Nach einer Interpretation eines Privilegs von Papst Paschalis II. aus dem Jahr 1110 könnten Markgräfin Itha und ihre Herkunftsfamilie den Bau der (ersten) Peterskirche und der Klostergebäude von Stift Melk veranlasst haben.[11]
  • St. Pölten: Nach der älteren Forschung benannte sich Ithas Familie nach der bei St. Pölten gelegenen, abgegangenen Burg Ratelnberg (oder Radlberg).[12]

Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich

 
Die Kirche St. Gertrud in St. Pölten-Radlberg heute. Dort soll sich im Mittelalter die Burg Ratelnberg befunden haben, die als Stammburg von Ithas Familie gilt.
  • Klosterneuburg: Im Stift Klosterneuburg befindet sich der bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, auf dem Itha von Österreich dargestellt ist.
  • Melk: In einer dort erhaltenen Grabinschrift wird darauf hingewiesen, dass sie in "Grecia", also auf dem Gebiet des Byzantinischen Reichs, begraben ist.[3]

Itha von Babenberg in Sage und Legende

Um Itha von Babenberg haben sich einige Legenden gebildet, die allerdings keinen historisch belegten Kern haben dürften.

  • Relativ bald nach dem Verschwinden von Itha von Babenberg im Zusammenhang mit der Schlacht von Heraklea dürften Gerüchte entstanden sein, wonach sie diese überlebt hätte und in den Harem eines muslemischen Fürsten gebracht worden wäre. Eine spätere Überlieferung machte sie zur Mutter von Imad ad-Din Atabeg Zengi, der 1144 als Eroberer von Edessa bekannt wurde und als ein erbitterter Gegner der Kreuzfahrer gilt.[1]
  • Nach einer späteren Überlieferung aus dem 14. und 15. Jahrhundert wird sie mit jener namenlosen Markgräfin identifiziert, die ihr Schwager, Graf Albert (I.) von Bogen ("Albert der Charakterlose"), vergewaltigt haben soll.[1] Graf Albert (I.) von Bogen, bekannt auch als Albert von Pernegg, gilt als jüngerer Bruder ihres Ehemannes, doch für so das Verbrechen an seiner Schwägerin gibt es keine historischen Belege und auch keine vernünftigen Anhaltspunkte.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 220
  2. vgl. Tobias Weller (Historiker): Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= (Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 328
  3. 3,0 3,1 3,2 vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 155
  4. vgl. Werner Robl: Burggraf Heinrich III. von Regensburg und sein Erbe: Die romanischen Schutzkirchen in Altbayern, 2012, Printversion von 2017, S. 205f., Fußnote 285 online
  5. 5,0 5,1 vgl. Susanna Neukam: Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold, 2013, S. 219
  6. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 151
  7. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 139
  8. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230, 2021, S. 23
  9. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 154
  10. vgl. Robert-Tarek Fischer: Österreichs Kreuzzüge. Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096-1230, 2021, S. 33
  11. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 149
  12. vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 138

Anmerkungen

  1. Im Artikel wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine einheitliche Bezeichnung für diese Dame ausgewählt, welche in der Literatur unter verschiedenen Namen zu finden ist. Zwar ist der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt, doch ergibt sich ihre Aufnahme in die RegioWiki.AT über ihre Zugehörigkeit zu dieser Dynastie, weshalb eine Benennung nach dieser Familie Sinn macht.
  2. Ithas Geburtsjahr und ungefähres Alter zum Zeitpunkt ihres Todes lässt sich schwer einschätzen. Mit Blick auf die ungefähren Geburtsdaten der Herzöge Leopold (II.) und Leopold (III.), der ältere Schwestern hatte und somit nicht ihr erstes Kind war, dürfte sie spätestens vor 1060 geboren sein. Vgl. Georg Scheibelreiter: Die Babenberger, 2010, S. 154f.
  3. Anders als Stift Göttweig lag das Benediktinerkloster Altaich zwar außerhalb des späteren Herzogtums Österreich doch befanden sich dort große Teile seiner umfangreichen Besitzungen
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VorgängerinAmtNachfolgerin
Suanhild von der UngarnmarkEhefrau eines Herrschers über die Markgrafschaft Österreich
 

Unbekannt