Kirschenanbau in Donnerskirchen

Die Druckversion wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Der Anbau von Kirschen und die damit verbundenen, vielfältigen Traditionen haben eine lange Vergangenheit und prägen den kleinen Ort Donnerskirchen im Burgenland. Der Ort liegt am Fuß des Leithagebirges. Zwischen Weinbergen, kleinen Dörfern und mit Blick auf den Neusiedler See gedeihen hier verschiedenste Kirschsorten.[1]

Kirschblütenregion zwischen Leithagebirge und Neusiedler See

Jedes Jahr im April verwandelt sich die auf 400 Meter Seehöhe liegende Landschaft rund um Donnerskirchen, Purbach, Breitenbrunn, Winden am See und Jois in ein weißes Blütenmeer. Das milde pannonische Klima begünstigt das Wachstum von mehr als 10.000 Kirschbäumen, die 15 verschiedenen Sorten angehören. Zu dieser Jahreszeit genießen viele Touristen das nahezu unbegrenzten Radwegenetz, das direkt durch die Kirschbaumäcker führt. Der 48 Kilometer lange Fußweg wird touristisch als Kirschblütenweg vermarktet. Neben Wanderungen ist Nordic-Walking oder Radfahren möglich. Donnerskirchen bewirbt die Kirsche in ihren verschiedensten Variationen und veranstaltet mehrere traditionelle Veranstaltungen rund um die süße Frucht.

Kirschbaumacker in Donnerskirchen, Blick in Richtung Schützen am Gebirge

Ernte und Verkauf im Wandel der Zeit

Die Kirschenernte war lange Zeit die größte Einnahmequelle für die Donnerskirchner Frauen, die die nicht ungefährliche Arbeit des Kirschenpflückens (ortsspezifisch: Kerschtnbrockn) übernahmen. Das „Kirschengeld“ war damals der erste größere Verdienst im Jahr und wurde zur Anschaffung neuer Kleidung für die gesamte Familie benötigt.

Im Mittelalter waren die Kirschen ein luxuriöses Lebensmittel, das auch dementsprechend teuer verkauft wurde. Das Sprichwort „Mit dem ist nicht gut Kirschen essen“ bezieht sich auf diese Zeit, da es immer wieder Personen gab, die Wohlstand vortäuschten um in den Genuss der edlen Früchte zu kommen. Wurden diese Hochstapler enttarnt, bespuckte man sie mit Kirschkernen. [2]

Da die Kirsche das erste reife Obst im Jahreskreis ist, erfreute sie sich auch in Wien am Großgrünmarkt großer Beliebtheit und so stieg der Umsatz um 1950 auf bis zu 4000 Kilogramm Kirschen täglich. Da Kirschen leicht verderblich und sehr empfindlich sind, musste die Ernte stets schnell an ihre Endabnahmestelle gelangen. Die baumfrischen Kirschen wurden direkt in Donnerskirchen jeden Abend von den Bauern an einer Sammelstelle abgegeben und über Nacht mit einem LKW nach Wien transportiert. Am Morgen des nächsten Tages zahlte die Organisatorin des Sammelverkaufs den Bauern den Betrag der Vortagesernte aus. [3]

Vor einigen Jahren begann der Markt für Kirschen aus der Region um Donnerskirchen von billigerer Konkurrenz aus dem Ausland gedrückt zu werden, was zur Folge hatte, dass unter anderem durch die Gründung des Vereins „Leithaberg Edelkirsche“ die Vermarktung und der Anbau der Kirschen überdacht wurden. Der Verein setzt sich für den Erhalt der alten Sorten ein und veranlasste ein Katalogisieren der Bestände. Durch die maschinelle Arbeit in den Weingärten und auf den Äckern, wurden viele Bäume in Mitleidenschaft gezogen.

Traditionen und Bräuche rund um die Kirsche

Im Juni wird ein Kirschenfest gefeiert, bei dem es allerlei Köstlichkeiten aus der Region und rund um die Kirsche zu verkosten gibt. Im Zuge dieses Festes wird auch die neue Kirschenkönigin gewählt und viele Teilnehmen stellen ihr Können beim traditionellen Kirschkernweitspucken unter Beweis.

Die Traditionsveranstaltung Kirschencocktail (ortsspezifisch: Kico) findet jährlich am ersten Samstag der Sommerferien statt und lockt sowohl Jugendliche als auch Erwachsene nach Donnerskirchen um gemeinsam den süßen Kirschenlikör (Kirschencocktail) zu verkosten. Den Höhepunkt findet die Veranstaltung bei der Krönung der Kirschenkönigin, die mit einem großen Feuerwerk abgeschlossen wird.

Weiters gibt es an mehreren Terminen während der Kirschenernte einen Kirschenmarkt, bei dem die geernteten Früchte verkauft, verkostet und in verschiedensten verarbeiteten Varianten angeboten werden.

Viele Gedichte und Geschichten aus Donnerskirchen sind von den Traditionen rund um die Kirsche geprägt, wie zum Beispiel auch das Gedicht Dunnerskircha in der Kerschbliah von Hans Krenn.

Dunnerskircha in der Kerschbliah
Dahoam san ma(r), do, wo ba To(g) und Nocht,
hoch iwern Dorf die großi Kircha wohnt.
Joahrhun(d)ert scho, mit Mauern vouller Trutz.
Die Häuser ducka sih unter ihrn Schutz.
Fruchtbori Földer, Riad vouller Wein.
Kaonn iwerhaupt a Platzal besser sein?

Schaust obm van Beri owi gegnan See -
die Kerschbam stroutzn vouller Bliatnschnee -
holt aon a wengerl, moch a koani Rost
und gfreih dih, da d`a so a Hoamat host!“

Hans Krenn[4]

Literatur

  • Chronik Donnerskirchen: Donnerskirchen 2010. Tourismusverband Donnerskirchen, Donnerskirchen 2010.
  • Brigitte Krizsanits, Manfred Horvath: Das Leithagebirge: Grenze und Verbindung. Bibliothek der Provinz, 2012, ISBN 978-3-99028-172-7

Einzelnachweise

  1. Leithaberger Edelkirsche. Eintrag Nr. 78 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Lebensministeriums.
    Leithaberger Edelkirsche beim Verein Genuss Region Österreich. abgerufen am 12. März 2017
  2. Brigitte Krizsantis: Kirschen abgerufen am 25. Jänner 2017
  3. vgl.: Chronik Donnerskirchen: Donnerskirchen 2010. Tourismusverband Donnerskirchen, Donnerskirchen 2010. S. 513.
  4. Chronik Donnerskirchen: Donnerskirchen 2010. Tourismusverband Donnerskirchen, Donnerskirchen 2010. S. III.

Weblinks

  Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Hochschul-Projektes an der Pädagogische Hochschule Burgenland mit dem Thema Kirschenanbau in Donnerskirchen erstellt oder maßgeblich erweitert.