Marienheim (Bludenz)

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Das Marienheim in Bludenz war ein Kinderheim und eine Schule. Heute befindet sich darin eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung.

Lage

Das Marienheim in Bludenz[1] befindet sich im Ortszentrum auf 566 m ü. A. Es war dies der ehemaligen Stammsitz der Textilfirma Mutter & Comp. und das Elternhaus von Maria Mutter, die Fa. Getzner befindet sich immmer noch direkt gegenüber.[2] Die Stadtpfarrkirche Hl. Kreuz ist rund 150 Meter Luftlinie nordwestlich.

Geschichte

Im Februar 1901 kauften die Kreuzschwestern von Maria Mutter[3] das spätere Marienheim unter der Bedingung, dass im Marienheim eine Nähschule und Kinderheim für die Fabrikarbeiterinnen der Textilfirma Getzner, Mutter & Cie. geführt wird. Seit 1901 war daher im Marienheim in Bludenz ein Kinderheim für Arbeiterfamilien der Textilfirma Getzner und eine Nähschule für Mädchen untergebracht.[4]

Seit 1905 nahm der Vorarlberger Kinderrettungsverein auch sogenannte schwachsinnige, aber bildungsfähige Kinder zur Erziehung in seine Häuser auf. Diese sollten jedoch nach einiger Zeit nicht gemeinsam mit den Kindern im Erziehungsheim Jagdberg erzogen werden. Daher erwarb der Vorarlberger Kinderrettungsverein im Dezember 1908 das Marienheim in Bludenz von den Kreuzschwestern. Im September 1910 wurde eine privaten Volksschule für diese Kinder eingerichtet. Daneben bestand weiterhin der Kindergarten für andere Kinder sowie die Nähschule. Die Leitung des Marienheims oblag dem Direktor der Erziehungsanstalt Jagdberg.

Wegen finanzieller Probleme verpachtete der Kinderrettungsverein 1929 den Kreuzschwestern das Marienheim samt Inventar kostenlos. Diese führten es nun wieder unter Eigenregie. Es wurde 1929 dann eine Fortbildungsschule für Mädchen eingerichtet und zusätzliche Näh- und Kochkurse. 1932 erhielt die dem Marienheim angeschlossene Hilfsschule das Öffentlichkeitsrecht. Die Schule umfasste im Schuljahr 1933/34 vier Klassen mit insgesamt 63 Schülern (50 aus dem Heim und 13 von auswärts). Wegen der weiterbestehenden finanziellen Probleme des Vorarlberger Kinderrettungsverein wurde 1936 auf Betreiben des Landes Vorarlberg auf die Liegenschaft des Marienheims ein Pfandrecht eingetragen.

Durch den Anschluss Österreichs an das Dritte Reich 1938 änderten sich auch die politischen Machtverhältnisse. Der konfessionell geführten Schule wurde im Juli 1938 das Öffentlichkeitsrecht entzogen, dann eine neue pädagogischen Leitung im Dezember 1938 eingesetzt. Im Juni 1939 wurden sowohl der Kindergarten als auch der Kinderhort von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übernommen und die Nähschule geschlossen. Die Mädchen im Kinderheim wurden im Februar 1940 nach Scharnitz zu den dortigen Benediktinerinnen gebracht.

Die NS–Behörden lösten schlussendlich im August 1940 das katholische Marienheim in Bludenz auf. Die 16 verbliebenen Buben kamen zuerst in das Antoniusheim in Feldkirch und dann im November 1940 ins Marienheim in Andelsbuch. Zumindest einer wurde ermordet.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Verwaltung des Marienheimes an das Stadtpfarramt Bludenz übergeben.

Ab 1952 wurde von Alfred Simoni eine Hilfsklasse für schwerstbehinderte und lernschwache Kinder im Marienheim geführt, 1960 die Sonderschule Bludenz unter seiner Leitung gegründet. 1964 wurde eine Trennung zwischen der allgemeinen Sonderschule und den Spezialklassen vorgenommen. 1960 erfolgte die Gründung des Vereins "Sprachheilheim Bludenz" durch Helmut Lutz mit der Installierung einer Sprachheilklasse samt Internat zunächst im Marienheim Bludenz. Im Marienheim befanden sich auch Gruppen des städtischen Kindergartens und die Pfarre in Bludenz nutzte das Gebäude für ihre Zwecke. Aufgrund der getätigten Investitionen erhielt die Pfarre 1968 dann ein Drittel der Liegenschaft zum Eigentum. Heute befindet sich im Gebäude eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung sowie eine betreute Werkstatte für Menschen mit Behinderung.[5][6][7][8][9][10][11][12]

Literatur

  • Michaela Ralser, Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Christine Jost, Ulrich Leitner, Martina Reiterer: Das System der Fürsorgeerziehung. Zur Genese, Transformation und Praxis der Jugendfürsorge und der Landeserziehungsheime in Tirol und Vorarlberg, Forschungsbericht, 1. Auflage, 2015, erstellt im Auftrag der Länder Tirol und Vorarlberg, Institut für Erziehungswissenschaft der Leopold-Franzens-Universitat Innsbruck, S. 703 ff.</ref>

Einzelnachweise

  1. Adresse: St. Peterstraße 3 in 6700 Bludenz.
  2. Johannes Lampert: Die Caritas in Vorarlberg, Urspünge - Geschichte – Ausblick, Rheticus Gesellschaft, Heft 1 - 2005, Jahrgang 27, S. 21.
  3. Maria Mutter war die Enkelin des Fabrikanten Franz Xaver Mutter. Dieser hatte 1818 gemeinsam mit Christian Getzner und Andreas Gassner das Textilunternehmen Getzner, Mutter & Cie. gegründet.
  4. Sr. Rosalia – Barmherzige Schwester vom heiligen Kreuz, Webseite: themavorarlberg.at.
  5. Lebenserinnerung wurde ausgezeichnet, Webseite: vbgv1.orf.at.
  6. http://www.caritas-vorarlberg.at/hilfe-einrichtungen/menschen-mit-behinderung/, Webseite: caritas-vorarlberg.at.
  7. Michaela Ralser, Nora Bischoff, Flavia Guerrini, Christine Jost, Ulrich Leitner, Martina Reiterer: Das System der Fürsorgeerziehung. Zur Genese, Transformation und Praxis der Jugendfürsorge und der Landeserziehungsheime in Tirol und Vorarlberg Forschungsbericht, 1. Auflage, 2015 erstellt im Auftrag der Länder Tirol und Vorarlberg, Institut für Erziehungswissenschaft der Leopold-Franzens-Universitat Innsbruck, S. 703 ff.
  8. Siehe hierzu auch: Gernot Kiermayr-Egger in "Euthanasie" in Vorarlberg – Die Ermordung von "Geisteskranken" aus der Valduna und den Versorgungshäusern, 1990
  9. Kindermord, Webseite: zeitzuender.wordpress.com.
  10. „Das kannst du dir nicht vorstellen“; Webseite: kath-kirche-vorarlberg.at.
  11. Das Sprachheilheim Carina (1963 – 1973), Webseite: carina.at.
  12. Pionierarbeit für Menschenmit Behinderung, Webseite: digiprom.com.

47.1523479.82363Koordinaten: 47° 9′ 8″ N, 9° 49′ 25″ O