Polsterermühle

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Die Polsterermühle, auch Neumühle genannt, war eine Mahlmühle in Rodaun und lag an der Dürren Liesing (Kaltenleutgebner Bach) im Bereich der heutigen Kaltenleutgebner Straße 14. Sie wurde 1784 gegründet und als Getreidemühle und Handelsmühle verwendet.

Geschichte

Die spätere Polsterermühle wurde um 1784 als Neumühle auf Betreiben von Michael Kramer, der ihr erster Besitzer war, in der Nähe der Bergmühle auf einem Grundstück erbaut, das zum Dominikalland gehörte. Michael Kramer war ein Verwandter, vermutlich ein Bruder von Johann Georg Kramer, dem damals die Bergmühle gehörte. Er profitierte davon, dass der Bau von Mühlen zu dieser Zeit unter Maria Theresia und Kaiser Joseph II. gefördert wurde. Seine Mühle konnte er bis 1819 betreiben, also zehn Jahre länger als Johann Georg Kramer seine Bergmühle. Seit 22. Juli 1819 gehörte die Mühle dann Johann Mosburger. Unter ihm hatte sie noch denselben Wert wie die Bergmühle, wurde aber dann wesentlich vergrößert.[1] Dank der Nutzung von 12,6 Metern Fallhöhe war die Neumühle als Wassermühle danach mehr als doppelt so leistungsfähig, als die flussab liegende Bergmühle. Im Oktober 1862 erwarben die Gebrüder Polsterer (Ferdinand und Johann Polsterer[2]) die Mühle im Kaltenleutgebener Tal (Neumühle), die bisher nur regionalen Bedürfnissen gedient hatte[2], und ergänzten sie um einen Dampfantrieb.[3] 1878 werden „ein Wasserrad mit 5 bis 15 Pferdekräften (12,6 Meter Gefälle, 0,03 bis 0,25 Kubikmeter abfließendes Wasser in der Sekunde); 1 Reserve-Dampfmaschine mit 15 Pferdekräften, ferner 3 Mahlgänge, darunter 1 mit Beutelkasten-, 2 mit Zylindervorrichtung, 1 komplette Kopperei (2 Zylinder. 2 Windmaschinen, 1 Stauber) angeführt[4]. Die Produktion hat 1887 rund 500.000 kg vermahlenen Weizen und Korn betragen. Das Getreide wurde „aus dem Banate und der Slowakei bezogen, das Mehl teils im Orte selbst, teils in Wien abgesetzt. Bei der Mühle sind 3 bis 4 Gehilfen beschäftigt, welche die vollständige Verpflegung, dann einen Wochenlohn von je 4 bis 6 fl. genießen.“[5]

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zündeten die abziehenden Truppen der Wehrmacht die Mühle an. Die nachrückenden Truppen der Rote Armee gerieten dort in einen Hinterhalt und erlitten große Verluste.[6]

Obwohl die Polsterermühle die jüngste Mühle am Kaltleutgebenbach war, "überlebte" sie alle anderen Mühlen und war bis Anfang des 21. Jahrhunderts in Betrieb.[2] Später wurde auf elektrischen Antrieb umgestellt und die Mühle noch bis in die 1980er Jahre betrieben.[7] Seit 2013 befindet sich auf dem Areal eine Wohnsiedlung.

Literatur

  • Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien (= (Wiener Bezirkskulturführer, H. 26). Verlag Jugend & Volk, Wien / München, 1980. ISBN 3-7141-6229-1. S. 38f. und S. 40

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien, 1980, S. 40
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Klaus Lohrmann: Die alten Mühlen an der Wien, 1980, S. 39
  3. Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend und Volk 1982, S. 170
  4. NÖ Landesbibliothek, Sign. 3364, Das Gebiet des Schwechatflusses, 1878
  5. NÖ Landesbibliothek, Sign. 3364, Das Gebiet des Schwechatflusses, 1878
  6. Mauer im Luftkrieg von Alfred Hallwachs im Webarchiv vom 28. september 2007 abgerufen am 23. Februar 2024
  7. Julia Leineweber: Nur ein unsichtbares Gewässer, der Liesingbach und seine Bedeutung für die räumliche Entwicklung vom ländlichen Umland zur Peripherie der Stadt Wien. Dipl.-Arb. TU Wien. Wien 2015, S. 159

48.13127000327816.240532539642Koordinaten: 48° 7′ 53″ N, 16° 14′ 26″ O