Spanische Grippe im Land Salzburg

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Bei der ersten Welle der Spanischen Grippe, die über Österreich hinwegzog, blieb das Land Salzburg, der Berichterstattung zu Folge. Die zweite Welle begann Anfang Herbst 1918, von der Salzburg, ähnlich wie Oberösterreich, sehr stark betroffen war.

Ausbreitung und Verlauf

Publizistisch gesehen wurde Salzburg allerdings bereits am 14. Juni 1918 von der Spanischen Grippe erreicht. Zu diesem Zeitpunkt berichtete die „Salzburger Wacht“, dass die Spanische Grippe nach nur wenigen Tagen wieder abgeklungen sei. Allerdings ist in jener Berichterstattung bereits festgehalten, dass die Grippe länger dauere als man angenommen hatte und auch tödlich sein könnte. Die Stadt Salzburg wurde von der ersten Grippewelle Anfang Juli erreicht. Gleichzeitig berichteten Zeitungen von den ersten Erkrankungsfällen in Salzburg. In dieser ersten Welle waren die Menschen allerdings nur wenige Tage ans Bett gefesselt und es wurden nur wenige Todesfälle verzeichnet. [1]

Die zweite Welle erreichte Salzburg Anfang September 1918. Zeitungen wie die „Salzburger Chronik“ oder „Salzburger Wacht“ berichteten bereits am 3. September von zahlreichen Erkrankten, und Todesopfern. Zu dieser Zeit wurden die Todesfälle noch auf Hunger und einen geschwächten Körper der Opfer zurückgeführt. Auf jene Erkrankungsfälle wurde seitens der Salzburger Behörden nicht reagiert. Man berichtete, dass in der Stadt Salzburg im ganzen September 1918 kein einziger Fall der Spanischen Grippe diagnostiziert wurde, obwohl die Grippe auftrat. Erst im Oktober wurde in der „Salzburger Chronik“ ein Todesfall gemeldet, dessen Ursache die Spanische Grippe war. Als Reaktion darauf, wurde das Heizverbot für Koks und Kohle bereits ein paar Tage früher, am 10. Oktober, aufgehoben. [1] Im Oktober 1918 waren die regionalen Zeitungen überfüllt mit Meldungen über die Erkrankung und den Tod weiterer Menschen aufgrund der Spanischen Grippe. Anfang Oktober wurde bereits 10 Todesopfer nur für die Stadt Salzburg gemeldet. [1] Am 21. Oktober berichtete die „Salzburger Chronik“ beispielsweise von ersten Opfern in Saalbach. [2] Die Spanische Grippe erreichte in kürzester Zeit viele Gemeinden in ganz Salzburg.

Erst Ende November 1918 nahmen die Krankheitsmeldungen der Spanischen Grippe wieder ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Salzburg einen Anstieg Sterblichkeitsrate im Jahr 1918 um 65% zu verzeichnen. 1918 starben 962 Menschen an der Spanischen Grippe, während in den Jahren davor (1914-1917) lediglich 331 Menschen an Lungenentzündung starben. [1]

Die dritte Welle ist zeitlich nicht genau definiert, da sie in verschiedenen Ländern und Regionen zu unterschiedlichen Zeiten auftrat. Salzburger Zeitungen zufolge, war die Spanische Grippe auch im Jahre 1922 noch präsent. Am 7.Jänner 1922 rät das "Salzburger Volksblatt", sich aufgrund der Spanischen Grippe von Menschenansammlungen fernzuhalten. [3] Am 22. Februar wird in derselben Zeitung berichtet, dass die Spanische Grippe anfinge gutartig zu sein und mittlerweile nur noch wenige Tote forderte. [4]

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Die Ausbreitung der Spanischen Grippe wirkte sich gravierend auf das alltägliche Leben aus. Bereits am 27. September wurde, auf Anordnung des Halleiner Bezirksarztes, alle Schulen in Hallein geschlossen. In den folgenden Tagen folgten die Schulen der Stadt Salzburg und fast aller Gemeinden. Obwohl die Schulschließungen nur für wenige Tage geplant waren, wurden sie schließlich bis 5. November verlängert, da die Influenza nicht abklang. [1]

Am 9. Oktober berichtet die „Salzburger Wacht“ über einen Erlass zur Sperre von Mittel-, Volks- und Bürgerschulen in Salzburg. Dieser Erlass sollte nur bis 9-17. Oktober gelten. [5]

Am 10. Oktober fand eine Sitzung des Landessanitätsrats statt, in der die Schließung öffentlicher Kinos, Theater und generelle öffentliche Einrichtungen, die zu Menschenansammlungen führen, sowie die Aufbewahrung Grippetoter in Privatwohnungen, diskutiert. Da sich die Behörden allerdings darauf einigten, dass die Spanische Grippe bereits wieder abebbte, wurden keine Maßnahmen gesetzt. Bereits am 17. Oktober erließ der Landessanitätsrat allerdings Versammlungsverbote, um die Ansteckungsgefahr zu lindern. Die Bevölkerung erlangte jeglichen Informationen über die regionalen Zeitungen. So berichteten eben jene über mögliche Behandlungsmaßnahmen. Hier wurde auf Bettruhe und auch rote Rüben verwiesen. Am 15.Oktober schrieb die „Salzburger Chronik“ man solle öffentliche Versammlungsorte meiden. Krankenhäuser verboten Krankenbesuche, um die Eindämmung der Krankheit zu gewährleisten. Aufgrund der behördlichen Skepsis gegenüber der Spanische Grippe kam es auch vermehrt zu verfrühten Schulöffnungen, die bei den Medien und der Gesellschaft allerdings auf Unverständnis trafen. Die damaligen Zeitungen berichteten, soweit das aufgrund der Zensur möglich war, über die Versäumnisse der Behörden. Am 16. Oktober 1918 wurde in der „Salzburger Wacht“ die Untätigkeit der Behörden und die mangelhafte medizinische Versorgung betitelt. [1]

Bereits am 25. Oktober berichtetet die „Salzburger Chronik“ allerdings von einer behördlichen Verfügung zur Sperrung der Schulen, um einer zu leichten Übertragung entgegenzuwirken. Es werden allerdings auch Ausnahmen genannt. In einigen Gemeinden, wie beispielsweise Marglan, soll die Schule am 27. Oktober wieder geöffnet werden und der normale Schulbetrieb wiedereinsetzen. An dieser Stelle kritisieren die Zeitungen, ob die dortigen Arbeiter und die Bevölkerung in Marglan den behördlichen Schutz nicht wert seien. [6]

Im weiteren Verlauf der Krankheit mussten allerdings Maßnahmen gezogen werden. Festprozessionen wurden abgesagt und auch Leihbibliotheken und beispielsweise das Kino in Gmunden, sowie in zahlreichen anderen Gemeinden, wurden geschlossen. Größtenteils auch dadurch ausgelöst, dass die Mitarbeiter erkrankten. [7]

Weiterführende Literatur

  • Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte. Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-25848-8.
  • Harald Salfellner: Die Spanische Grippe : eine Geschichte der Pandemie von 1918. Vitales Verlag, Haselbach 2018, ISBN 9783899195101.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Salzburg Geschichte Kultur:[1] In: Salzburg Geschichte Kultur, angerufen am 06.Februar 2019.
  2. Artikel in: Salzburger Chronik für Stadt und Land / Salzburger Chronik / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Die Woche im Bild“ / Die Woche im Bild. Illustrierte Unterhaltungs-Beilage der „Salzburger Chronik“ / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Oesterreichische/Österreichische Woche“ / Österreichische Woche / Salzburger Zeitung. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Österreichische Woche“ / Salzburger Zeitung, 21. Oktober 1918, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch
  3. Artikel in: Salzburger Volksblatt, 7. Jänner 1922, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb
  4. Artikel in: Salzburger Volksblatt, 22. Februar 1922, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/svb
  5. Artikel in: Salzburger Wacht. Sozialdemokratisches Organ für Salzburg / Salzburger Wacht. Organ für das gesamte werktätige Volk im Kronlande/Lande Salzburg, 9. Oktober 1918, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sbw
  6. Artikel in: Salzburger Chronik für Stadt und Land / Salzburger Chronik / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Die Woche im Bild“ / Die Woche im Bild. Illustrierte Unterhaltungs-Beilage der „Salzburger Chronik“ / Salzburger Chronik. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Oesterreichische/Österreichische Woche“ / Österreichische Woche / Salzburger Zeitung. Tagblatt mit der illustrierten Beilage „Österreichische Woche“ / Salzburger Zeitung, 25. Oktober 1918, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sch
  7. Michael Kurz: [2] In: OÖ Nachrichten, 08. März 2010, abgerufen am 06. Februar 2019.

  Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Uni-Projektes an der Universität Wien mit dem Thema [3] erstellt oder maßgeblich erweitert.