Antonius Gratiadei

Antonius Gratiadei (* im 15. Jahrhundert, Republik Venedig[1]; † 16. Jänner 1492, St. Gallen, auf Burg Gallenstein), auch Antonius Gratia Dei, als Antonius I. Abt der Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont, war ein Mitarbeiter von Kaiser Friedrich III., Gelehrter und bedeutender Kunstsammler. Er zählt zu den umstrittensten Äbten von Stift Admont.

Die Bibliothek des Stiftes Admont verdankt Antonius Gratiadei einen Teil ihrer Handschriften- und Inkunabeln-Sammlung.

Herkunft und Familie

Antonius Gratiadei stammte aus dem venezianischen Raum. Über seine Herkunft ist zurzeit kaum etwas bekannt.[2]

Leben

Antonius Gratiadei gehörte dem Minoritenorden an und studierte Theologie in Paris.[1] Es wird vermutet, dass er zuvor auch in Padua studiert haben soll, ehe er nach Paris kam. 1478 war er Theologieprofessor in Leuven. Sein Werdegang und die noch heute im Kloster Admont befindlichen Handschriften und Inkunabeln, die von ihm erworben wurden, verweisen auf eine humanistische Prägung und Ausbildung. Seit den 1470er-Jahren wirkte er dann als Diplomat in Wien, Rom, Basel und Venedig und war päpstlicher Orator. Anfang der 1880er-Jahre stand er im Dienst von Kaiser Friedrich III., zu dessen Räten er damals gehörte.[2] Als dessen Mandator war er seit Herbst 1482 in Basel mit dem Fall von Andreas Jamometić, dem Erzbischof der Krajina, betraut.[3] Zur Deckung seiner Spesen für diese Mission wurden ihm von Kaiser Friedrich III. Kircheneinkünfte der Pfarre Gars übertragen.[1] Am 21. Dezember 1483 erhob ihn dieser außerdem zum Pfalzgrafen und kaiserlichen Berater.[4]

Friedrich III., der als Herzog von Steier auch der weltliche Schutzherr des Benediktinerstiftes Admont, machte Antonius Gratiadei 1483 zum Abt von Admont, nachdem sich die Mönche dort nach dem Tod von Abt Johannes von Trauttmansdorff († 1483) auf keinen neuen Abt hatten einigen können. Antonius Gratiadei bekleidete diese Würde bis zu seinem Tod, war aber neben seinen Aufgaben als Abt weiterhin für Kaiser Friedrich III. und seit 1486 auch dessen Sohn, den späteren Kaiser Maximilian I., tätig.[2] So wurde er im Oktober 1487 zum Beispiel damit beauftragt, in St. Pölten Vorverhandlungen für einen Waffenstillstand mit dem "Ungarnkönig" Matthias Corvinus zu führen, hielt sich eher selten im Stift auf und reiste oft über St. Gallen an den Kaiserhof nach Linz. Dabei nutzte er die dem Stift zugehörige Festung Gallenstein, die sich im Grenzbereich der Herzogtümer Österreich und Steier befand, häufig als Treffpunkt für Besprechungen mit den Prälaten und dem Adel dieser Länder.[4]

Obwohl Antonius Gratiadei sich relativ selten im Stift Admont aufhielt, kümmerte er sich persönlich um die innerklösterlichen Angelegenheiten. Er war ein Sammler von Wiegendrucken, die er in verschiedenen bedeutenden Offizinen in ganz Europa ankaufte. Für die Stiftsbibliothek erwarb er 46 Inkunabeln und mindestens 12 Handschriften. [4] Er starb auf der Burg Gallenstein (heute Teil der Gemeinde St. Gallen, die dem Stift Admont gehörte, angeblich in Haft nach einem gescheiterten Fluchtversuch. Die Beschuldigung des Stiftes, Stiftsgut geraubt zu haben, konnte anhand der zeitgenössischen Quellen bisher nicht belegt werden. Gesichert ist allerdings, dass der Abt tatsächlich Stiftsgüter nach Venedig gebracht hatte, welche einige Jahre später von Maximilian I. für Stift Admont zurückgefordert wurden. Nicht gesichert ist allerdings, dass es sich dabei tatsächlich um Raub oder Unterschlagung gehandelt hat.[4] Nach seinem Tod wurde Leonhard von Stainach, der Pfarrer zu St. Gallen, zu seinem Nachfolger gewählt.[2]

Hinweise zu seiner Persönlichkeit

Der Nachtrag im Totenbuch des Stiftes Admont und Information aus dem "Chronicon Admontense" lassen Antonius Gratiadei in einem sehr zweifelhaften Licht erscheinen und bestätigen zumindest, dass er als Abt im Stift Admont ziemlich umstritten war. Das muss allerdings nicht nur oder ausschließlich auf seine tatsächliche Persönlichkeit oder Amtsausübung zurückzuführen sein, sondern könnte auch damit zusammenhängen, dass er als Abt den Mönchen sozusagen "aufgezwungen" wurde.[2]

Forschungslage

Die "negative Presse", die Antonius Gratiadei offensichtlich als Abt von Admont in seinem Kloster hatte, dürfte bis heute die Vorstellung von ihm geprägt haben. Um 1996 beschäftigte sich Johann Tomaschek als Archivar und Bibliothekar des Stiftes mit seiner Tätigkeit als Sammler von Handschriften und Inkunabeln, die bis heute Teil der Klosterbibliothek sind. Eine objektive Forschungsarbeit, die sich umfassend mit der Persönlichkeit und dem Wirken von Antonius Gratiadei beschäftigt, steht noch aus.[2]

Belletristik

  • Richard Dübell: Das Buch der Finsternis, historischer Roman / Jugendbuch, 2014

Literatur

  • Ioanna Georgiou: Antonius Gratiadei. Gelehrter Rat Friedrichs III. und Abt von Admont (1483-1491). In: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 9. November 2016, digital
  • Karin Maria Schamberger: Admonts Äbte in kaiserlichen Diensten - Antonius Gratiadei und Christoph Rauber als Räte Kaiser Friedrichs III. und Maximilian I. In: Barbara Eisner-B. - Kuno Erich Mayer (Hrsg.): Wir Friedrich III. und Maximilian I. Ihre Welt und ihre Zeit. Eigenverlag, Benediktinerstift Admont, 2021. ISBN 978-3-200-07705-8. S. 54-57

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Karin Maria Schamberger: Admonts Äbte in kaiserlichen Diensten, 2021, S. 54
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 vgl. Ioanna Georgiou: Antonius Gratiadei, 2016
  3. vgl. Jürgen Petersohn: Reichsrecht versus Kirchenrecht. Kaiser Friedrich III. im Ringen mit Papst Sixtus IV. um die Strafgewalt über den Basler Konzilspronuntiator Andreas Jamometić 1482-1484. Forschungen und Quellen (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii. 35). Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien, 2015, S. 29f.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 vgl. Karin Maria Schamberger: Admonts Äbte in kaiserlichen Diensten, 2021, S. 55