Benutzer:Karl Gruber/Baustelle
Martin Miller war ein Stahlwarenunternehmen mit Sitz in Traismauer und Wurzeln in Wien im 19. und 20. Jahrhundert.
Geschichte
Die Wurzeln des Unternehmens reichen nach Wien, wo der Firmengründer Martin Müller nach einem Aufenthalt in Großbritannien (seither Miller) ein Haus in Gumpendorf, Schmidgasse 315 (heute 6, Webgasse 26) erwarb,im Jahr 1782 ein Stahlwarenunternehmen gründete[1] und dort im Jahr 1804 den ersten Tiegelstahlofen des Kaisertums in Betrieb nahm.[2]
Während Martin Miller sich in St. Aegyd am Neuwalde neuerlich selbstständig machte, verblieb der Wiener Betrieb als Martin Miller & Sohn in der Familie. Sein Sohn erwarb im Jahr 1869 die Obere Mühle in Traismauer. Die Mühle am Fuß des Venusberges baute er zu einem Stahlwerk um und begann mit der Produktion von Klaviersaiten, Gussstahldräten, Großstahlwalzen, Bandstahlfedern, Maschinenmessern, Prägestöcken, sowie Bohr- und Schneidewerkzeugen. Schließlich verlegte er auch den Firmensitz nach Venusberg, einem Ortsteil von Traismauer.
Um die Jahrhundertwende waren im Unternehmen etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt und hatte auch eine Niederlassung in Budapest. Im Jahr 1900 nahm er auch ein neues Kaltwalzwerk in Betrieb. Für das Jahr 1911 werden eine Tegelgussanlage, ein Zementierwerk, Blech-, Walz und Hammerwerke, sowie ein Sägewerk und Werkstätten als Werksteile, in denen 260 Mitarbeiter beschäftigt sind, angegeben.
Im Jahr 1896 übernahm August Miller (1858 oder 1859-1916[Anm. 1] von seinem Onkel Moritz Miller die Leitung des Unternehmens. Diese hatte er als Eigentümer bis zu seinem Tod im Jahr 1916. Das Unternehmen im Jahr 1924 in eine Aktiengesellschaft unter Beteiligung der Creditanstalt-Bankverein umgewandelt.[3]
In den Jahren 1904/1905 errichtete das Unternehmen auch ein E-Werk am Venusberg. Dazu wurde die bereits im 15. Jahrhundert erwähnte Marklmühle zu einem Wasserkraftwerk, der sein Wasser aus dem vorhandenen Mühlbach bezog, umgebaut. Das Kraftwerk versorgte damit nicht nur das Unternehmen, sondern auch den Markt Traismauer, sowie einige Orte in der Umgebung.
Während beider Weltkriege wurden hauptsächlich Rüstungsgüter hergestellt. So wurde im Jahr 1939 die Fertigung als Zulieferer für die Produktion von Kampfflugzeugen umgerüstet und beschäftigte bis zu 2.500 Arbeiter und in großer Zahl auch Zwangsarbeiter - befand sich doch in Traismauer auch ein Arbeitslager für österreichische und deutsche „Zivilverpflichtete“, sowie ein Lager für Kriegsgefangene, vor allem aus Polen und Russland, aber auch Italien, Belgien und Frankreich.[4] Im Krieg sollte das Werk komplett weggerissen werden und neu errichtet werden. Zu diesem kam es aber nicht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Teilen des Werkes ein Zweigwerk der St. Pöltner J. M. Voith untergebracht. Voith übersiedelte erst 1968 die Produktion von Produktion von Zündholzautomaten, Papiermaschinen und Turbo-Getrieben für Lokomotiven wieder nach St. Pölten ein, sodass dieses Gelände mit den Hallen wieder frei wurden. Diese wurden an das Berliner Unternehmen Bekum Maschinenfabriken verkauft.[5]
Mit dem Jahr 1951 fiel die gesamte Stromversorgung an die Newag (heute EVN), was auch durch die höheren Strompreise nicht zur Begeisterung der Bevölkerung führte. In dem E-Werk wurde die Tischlerei des Werkes eingerichtet.
Im Jahr 1962 kam der Rest des Unternehmens in den Besitz der Familie Schmid-Schmidsfelden.
Mitte der 1990er Jahre lag der Schwerpunkt der Erzeugung auf Sägeglättern und -bändern für die Holzindustrie und die Grundkörper für Steinsägen, sowie Stanzmesser für die Leder- Textil- und Schuhindustrie.
Im Jahr 1997 erwarb Böhler-Uddeholm das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt mit 300 Mitarbeitern einen Umsatz von 356 Millionen Schilling (~ 26 Millionen Euro) erzielte. Rund drei Viertel der Erzeugnisse wurden exportiert.[6] Damit war der Firmenname Martin Miller Geschichte. Böhler selbst teilte das Werk wiederum auf. So wurde 1999 ein Teil an die deutsche TKM-Gruppe abgegeben, die den standort ihrersteits im Jahr 2018 schloss.[7]
Im Jahr 2013 schloss jedoch die Voest, zu der in der Zwischenzeit Böhler-Uddeholm gehört, das Werk mit den etwa 70 Mitarbeitern. Die Erzeugung der Bandstähle wurde nach Kematen an der Ybbs verlagert.[8]
Erinnnerungen an das Unternehmen
Erhalten von Martin Miller sind neben der Handelsmarke für Präzionsstahlbänder, die die die Voest innehat[9], in Wien die Millergasse und in Traismauer die Martin-Miller-Straße, sowie ebenso in Traismauer das zu einem Wohngebäude umgebaute denkmalgeschützte E-Werk[10]
Literatur
- Gerhard A.Stadler: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte-Technik-Architektur, 2006, Verlag Böhlau ISBN 3-20577460-4, S.794
- Rudolf Scheitl: Martin Miller in der Festschrift der Gemeinde Traismauer, 1958
Einzelnachweise
- ↑ Annonce. In: Wiener Kommunal/Communal-Kalender und Städtisches Jahrbuch, Jahrgang 1921, S. 45 (online bei ANNO).
- ↑ Karl Gruber/Baustelle im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Anzeige. In: Wiener Zeitung, 30. April 1924, S. 12 (online bei ANNO).
- ↑ Geschichte des Sportplatzes wird jetzt aufgearbeitet im Kurier vom 20. Dezember 2013 abgerufen am 14. September 2020
- ↑ 50 Jahre BEKUM Traismauer in Österreich: Vom Pionier zum Technologieführer der Blasformtechnik auf meinbezirk vom 18. Oktober 2018 abgerufen am 14. September 2020
- ↑ Böhler-Uddeholm: Böhler - Uddeholm akquiriert Martin Miller AG auf APA-OTS vom 6. August 1997 abgerufen am 15. September 2020
- ↑ TKM schließt ehemaligen Böhler-Standort in Traismauer im Industriemagazin vom 12. Februar 2018 abgerufen am 15. September 2020
- ↑ Böhler schließt Werk in den NÖN vom 3. September 2012 abgerufen am 15. September 2020
- ↑ Martin Millers Stanzlinien abgerufen am 15. September 2020
- ↑ Denkmalschutz-ID 73678 Liste 2020
- ↑ Anmerkung: Bestattet wurde August Miller im Familiengrab am Wiener Zentralfriedhof, Grabnr.56/C/1/G2
Weblinks
- Damals und Heute: Elektrizitätswerk Miller auf meinbezirk vom 24. Juli 2018
- Martin Müller auf Erforschungs- Initiative Oesterreichische Uhrenspielwerke
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