Gertrud von Böhmen

Gertrud von Österreich oder Babenberg (* im 12. Jahrhundert; † 5. August 1150)[A 1], auch Gertrud von Böhmen, war durch Heirat eine böhmische Herzogin und Mitbegründerin des in Prag gelegenen Klosters von Strahov. In den Gebieten, wo ihre Herkunftsfamilie herrschte, hat sie allerdings keine Spuren hinterlassen.

Gertrud von Österreich, böhmische Herzogin, im "Babenberger-Stammbaum" des Stiftes Klosterneuburg

Herkunft und Familie

Gertrud von Österreich entstammte einer Herrscherfamilie, die heute als die Babenberger bezeichnet wird. Sie war eine der Töchter von Markgraf Leopold (III.) "dem Heiligen" († 1136) aus dessen Ehe mit der Kaisertochter Agnes († 1143) und eine Schwester der Herzöge Leopold "des Freigiebigen" († 1141) und Heinrich "Jasomirgott") († 1177) sowie des Bischofs Otto von Freising († 1158).[1] Verheiratet war Gertrud ihrem Cousin[A 2], den böhmischen Herzog Vladislav II.) († um 1174) aus der Familie der Přemysliden, der nach ihrem Tod zum böhmischen König erhoben wurde. Dieser war der Sohn des böhmischen Herzogs Vladislav I. († um 1125) aus dessen Ehe mit der schwäbischen Gräfin Richenza von Berg-Schelklingen[A 3].[2]

Aus ihrer Ehe hatte Gertrud Kinder:

Nach dem Tod von Gertrud schloss Herzog Vladislav eine zweite Ehe mit Judith († nach 1174), einer Tochter des Landgrafen Ludwig (I.) von Thüringen († 1140). Die Tochter aus dieser Ehe, Richza († 1182), war später mit Herzog Heinrich von Mödling "dem Älteren" († 1223), einen weiteren Neffen von Gertrud, verheiratet.

Leben

Über die Ehen von Gerberga und Ida, zwei Schwestern ihres Vaters, bestanden bereits eheliche Verbindungen zwischen den Familien der Babenberger und der Přemysliden, als Gertrud Herzog Vladislav (II.) heiratete.[3] Gemeinsam mit ihrem Ehemann gründete Gertrud das Prämonstratenserstift Strahov (heute Teil der Stadt Prag, das sie nach dem Chronisten Vinzenz von Prag († nach 1170) freigiebig unterstützte.[4]

Wann ihre Ehe geschlossen wurde, ist bisher unbekannt. Ihr Ehemann dürfte von dem Umstand, dass Gertrud eine Halbschwester des "römischen" Königs Konrad III. († 1152) war, wesentlich profitiert haben. Nachdem er seinen Onkel als böhmischen Senior-Herzog nachgefolgt war, wurde er von Konrad III. anerkannt, obwohl dieser zuvor einen anderen Bewerber unterstützt hatte. Bei der Belagerung der Stadt Prag durch den Markgrafen Konrad II. von Mähren[A 4] im Jahr 1142 erzwang der "römische" König Konrad mit einem militärischen Einsatz dessen Abzug.[5] 1146 unterstützten Gertrud und ihr Ehemann den ungarischen Thronprätendenten Boris am Königshof. Dessen Feldzug gegen das ungarische Königreich endete allerdings in einem vollständigen Fiasko und führte zu einem Gegenschlag des ungarischen Königs Géza II., der Gertruds Bruder Heinrich "Jasomirgott" eine vollständige Niederlage gegen diese bescherte.[6]

Erinnerungen an Gertrud im heutigen Niederösterreich

  • Klosterneuburg: Gertrud ist auf dem bekannten "Babenberger-Stammbaum" vom Ende des 15. Jahrhunderts, der im Museum des Stiftes besichtigt werden kann, dargestellt.

Literatur

  • Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert (= Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Köln. Bd. 149). Böhlau, Köln / Weimar / Wien, 2004. ISBN 3-412-11104-X, S. 368-371

Weblinks

  Gertrud von Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter Verlag, Wien / Heidelberg, 1978. Stammtafel der Babenberger (im Anhang)
  2. vgl. Tobias Weller : Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 368f.< und S. 371
  3. vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 368
  4. vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 370f.
  5. vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 369
  6. vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 370

Anmerkungen

  1. vgl. Tobias Weller: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004, S. 370
  2. Gertruds Tante Gerberga war mit dem böhmischen Herzog Bořivoj (II.) († 1124) verheiratet. Dieser war der Onkel von Gertruds Ehemann Vladislav (II.)
  3. Gertruds Schwiegermutter Richenza war die Schwester von Salomea von Berg-Schelklingen, der zweiten Ehefrau des polnischen Herzogs Bolesław (III.) "Schiefmund" aus der Familie der Piasten. Dessen Sohn aus erster Ehe, Herzog Wladyslaw von Schlesien († 1159) war mit Gertruds Schwester Agnes († vor 1159) verheiratet.
  4. Konrad (II.) von Mähren dürfte ein Sohn von Gertruds Tante Ida aus ihrer Ehe mit dem Markgrafen Lutold von Znaim († 1112) gewesen sein und somit ein weitere Cousin von Gertrud.
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