Hermann G. Nachbaur
Hermann G. Nachbaur (* 23. Februar 1958 in Rankweil, Vorarlberg) – besser bekannt unter dem Künstlernamen Hermann – ist ein zeitgenössischer Künstler und ehemaliger Gemüsebauer.
Leben und Wirken
Als drittältestes Kind, jedoch ältester Sohn des Gemüsebauers Rudolf Nachbaur war klar, dass Hermann den Familienbetrieb in Meiningen im südlichen Rheintal Vorarlbergs übernehmen wird – weniger, weil er das wollte, sondern weil er nach dem Motto „Annahme der Befehle ohne Widerrede“ erzogen wurde.
Während seiner Pflichtschuljahre häufte er sehr viel Fehlstunden an, schließlich gab es auf dem Feld und im väterlichen Betrieb genug zu tun[1]. Nach Beendigung der Polytechnischen Schule in Rankweil fing Hermann im väterlichen Betrieb an und übernahm diesen im Jahre 1992 im Alter von 34 Jahren. Während sich sein Vater auf wenige Wurzelkulturen spezialisiert hatte und als „Rettich-König“ weithin bekannt war, entschied Hermann das Angebot zu erweitern. 24 Jahre lang belieferte er als Geschäftsinhaber das landwirtschaftlichen Gemüsebetriebs Nachbaur die größten Handelsketten mit über 25 unterschiedlichen Artikeln, stieg zum führenden Regionallieferanten im Raum Bodensee auf[2] und beschäftigte bis zu 25 fixe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – darunter auch Bruder und Sohn. Mehr und mehr Vorschriften und Regelungen sowie der stetig steigende Druck, um nicht zu sagen das Diktat der Lebensmittelhändler, führten allerdings dazu, dass Hermann immer öfter das Gefühl hatte, eine – Zitat – „Putz- und Dokumentationsfirma zu leiten, statt Gemüsebauer zu sein“. Nicht zuletzt aus diesem Grund sperrte er am 31. Dezember 2016 den Familienbetrieb von heute auf morgen zu[1].
Seit dem Jahr 2017 ist Hermann ausschließlich als Künstler tätig – wenngleich er sich der Kunst seit jeher gewidmet hat. Als Gemüsebauer sorgte er dafür, dass kleinstem Saatgut neues Leben entspringt. Ein Prozess, der vielen als selbstverständlich erscheint, für Hermann jedoch die hohe Kunst des Gemüseanbaus darstellt. Jahrzehntelang hat er mit der Natur gearbeitet und dabei stets versucht, in Gemeinschaft mit ihr zu agieren – der Natur sozusagen ihren natürlichen Willen zu lassen. Doch erst nachdem er sich als Gemüsebauer von der Landwirtschaft abgewendet hatte, fing er an, als Mensch und insbesondere auch als Künstler mit der Natur zu leben, sie zu genießen und Lebensmittel als einzigartige Naturprodukte zu achten und regelrecht zu verehren[3].
Als Künstler ist Hermann weitgehend Autodidakt und bezeichnet sich als Schüler der Natur[1]. Ein „Bildungsweg“, den er nach wie vor beschreitet und der ihn täglich lehrt, dass die Menschen ohnmächtig gegenüber der Natur sind, obgleich sie dies nicht wahrhaben wollen. Er selbst empfindet Ehrfurcht gegenüber den Freiheiten der Natur. „Strichcode passt nicht zum Gemüse“ ist eines jener Zitate, die das Denken und Tun von Hermann wie kein anderes beschreiben. Als Gemüsebauer musste er sich mit der Natur arrangieren, heute stellt er diese auf einen Sockel.
Hermann ist Vater von sieben Kindern. Drei Kinder stammen aus erster Ehe. Mit seiner heutigen Frau Sabrina hat er vier weitere Kinder.
Inspiration
Inspiration findet Hermann nicht nur in der Natur, sondern vor allem im Art déco. Eine Stilrichtung, die mit all ihrem Überfluss, ihren großflächigen Motiven, ihrer stilisierten Optik und Ästhetik, ihrem Hang zur Lebenslust und Opulenz das Lebensgefühl des Künstlers widerspiegelt. Auch dass der Art déco in unterschiedlichsten Gestaltungsbereichen Anwendung findet, ist eine Parallele zum künstlerischen Schaffen von Hermann, der den Bildhauer Rembrandt Bugatti, den Maler Jean Dunand sowie die Malerin Tamara de Lempicka, den Schmuck- und Glaskünstler René Lalique oder auch den Architekten Jacques-Émile Ruhlmann als für ihn besonders inspirierende Vertreter nennt – neben sonstigen Kunstschaffenden sowie Entrepreneuren, Köchen, Musikern und anderen[4].
Eine ebenso entscheidende Rolle spielt der Faktor Zeit. Während die Menschen immer mehr darauf aus sind, die Zeit zu umgehen, ist Hermann davon überzeugt, dass alles seine Zeit braucht – auch die Kunst. Jedes Kunstwerk hat seine eigenen Herausforderungen und es kann Monate oder Jahre dauern, um Lösungen zu finden[5], schließlich soll ein Werk die Zeit überdauern. Einmal mehr zieht der Künstler Parallelen zur Natur, denn genauso benötigt jedes Samenkorn eine bestimmte Zeit, bis daraus ein wunderbares Lebensmittel wird. Hermann sieht sich nicht als Weltverbesser. Dennoch möchte er mit seiner Kunst dazu beitragen, dass sich die Menschen darüber Gedanken machen, ob sie sich noch Zeit zum Leben nehmen.
Werke (Auswahl)
Ausstellungen (Auswahl)
- 2019: Salzburg International Art Fair
- 2019: Art Basel/Miami[8]
- 2019: Rudolf Budja Galerie, Miami/Salzburg
- 2020: De Medicis Gallery, Paris[9]
- 2020: Modus Art Gallery, Paris[10]
- 2020: Next Street Gallery, Paris[11]
- 2021: Art Basel/Miami
- 2022: Philosophicum Lech[7]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 ORF-Beitrag, 4. September 2021. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ SPAR Heimat 03/2015 by Inscript GmbH - Issuu. 26. August 2015, abgerufen am 22. Juni 2023 (english).
- ↑ HERMANN - About. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ Cher Jacobs: Zwei Artikel im R2M ONE (Ausgabe Dezember 2019; S. 208-211 & Ausgabe Mai 2020, S. 104-105). Abgerufen am 28. Juni 2023.
- ↑ Christine Mennel: Auf der Couch. In: Die Vorarlbergerin. Ausgabe März/April 2021 (Seite 78,79).
- ↑ Nicole Zametter (Kurier): Mit diesem Besteck essen Sie bei Amador, Filippou und Co. 10. Juni 2023, abgerufen am 28. Juni 2023 (deutsch).
- ↑ 7,0 7,1 Ausstellung Philosophicum Lech - Rokäppchen. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ RUDOLF BUDJA GALLERY. Abgerufen am 22. Juni 2023 (english).
- ↑ | Galerie d'art à Paris. Abgerufen am 22. Juni 2023 (français).
- ↑ ARTISTS. Abgerufen am 22. Juni 2023 (en-us).
- ↑ ARTIST | Nextstreet Gallery - Art Gallery Paris. Abgerufen am 22. Juni 2023 (en-us).
Weblinks
Hermann G. Nachbaur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Website von Hermann
- ORF-Bericht vom 4. September 2021 (Story & Beitrag)