Als Heuzug (auch: Haizuug und ähnlich) wurde die Winterbringung von im Sommer und Herbst gelagerten Heu vom Berg ins Tal, oftmals mit Schlitten, bezeichnet.

Heuzug 1939 in Zürs, Vorarlberg

Ablauf

 
Heu-Hütte im Auer Ried

Im Sommer und Herbst wurden auf Alpen Heudepots angelegt, um für das im Winter im Tal einstehende Vieh Nahrungsreserven zu haben. Die Heuställe im Tal hatten oft nicht ausreichende Kapazitäten, so dass diese Heudepots vor Ort erforderlich waren. Diese Heudepots wurden je nach Bedarf bei Schneelage mittels Schlitten abgebaut. Die Heudepots waren entweder in speziellen einräumigen Heuhütten (Bargen) oder in offenen Depots (als Birling, mhd.: birlinc iSv Heuhaufen, auch: Tischa bezeichnet, im Walserischen auch Trischta, Trista etc. genannt[1]) angelegt. Diese Heudepots in Form von Heuhütten sind in den Alpen noch oft, in vielen Fällen in einem verfallenen Zustand oder als einfache Ferienhütten umgebaut, anzutreffen . Die Bergmahd, bei denen die Heudepots gefüllt wurden, ist seit den 1950er-Jahren in den Alpen rückläufig und wird vielerorts seit Jahrzehnten gar nicht mehr ausgeübt.

Das ins Tal befördern des Heus mittels Schlitten bei ausreichender Schneelage wird als Heuzug bezeichnet. Meist erfolgte dies nach Erschöpfen der Nahrungsreserven für das Vieh in den Hausställen im Tal im Dezember, Jänner und Februar. Je nach Schneelage musste zuerst aufwendig der Weg zu den Heudepots am Berg gegraben werden, teilweise über lawinengefährdete Hänge. Daher wurden diese Heuzüge teilweise Nachts durchgeführt, wenn die Sonne Lawinenhänge nicht erwärmen konnte und die Gefahr des Lawinenabganges etwas geringer war.

Für den Heuzug wurde aus dem Heu mittels Seilen ein oder mehrere große feste Bünde (auch als Burdena oder ähnlich bezeichnet) hergestellt und diese selbst mittels Kufen, oder auf einen Schlitten geladen, ins Tal abgeführt. Der Heuzug selbst war wegen der Dynamik der Schlittenfahrt mit dem hohen Gewicht eine anstrengende und gefährliche Tätigkeit, bei der es auch immer wieder zu schweren Unfällen kam.[2][3]

Beispiel

Im Februar 1925 wurden Wilhelm und Franz Gavanesch aus Gortipohl beim Heuziehen ungefähr unter der Maiensäß Netza von einer Lawine verschüttet. Sie wollten einen großen Ballen getrockneten Farn ins Tal bringen. Franz Gavanesch konnte sich selbst aus der Lawine befreien und Hilfe holen. Die Suche nach dem Bruder war zwar erfolgreich, er konnte aber nur noch tot geborgen werden. Am nächsten Tag starb auch Franz Gavanesch an den inneren Verletzungen, die er sich beim Abgang der Lawine zugezogen hat.[2][4]

Sage

Aus Oberstdorf ist die Sage überliefert, wie Bauernburschen zu einem Heuzug in die Berge aufstiegen und in der Nähe des Faltenbach bei einem kleinen Haus vorbeikamen, in dem es nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Die Bauern sahen, als sie zum Heuzug aufstiegen, das Haus hell erleuchtet und vernahmen daraus schöne Musik. Den meisten Bauern kam dies um solche Zeit unheimlich und verdächtig vor, und sie gingen einfach an dem Haus vorbei. Nur einen packte die Neugierde unbändig und er ging in das Haus. Dort sah er viele Menschen voller Freude tanzen und die Musikanten schöne Musik machen. Er konnte von der Musik nicht genügend hören und gesellte sich dazu. Ein Musikant gab ihm eine Pfeife und forderte ihn zum Mitblasen auf. Der Bauer sagte zwar, er könne nicht Pfeifen, doch die Anwesenden meinten, er solle es nur probieren. Und als er es probierte, kam wunderschöne Musik aus der Pfeife, passend zur Musik der anderen. Als der Bauer die schöne Musik aus seiner Pfeife hörte, sagte er Jesses, ischt dös Ding so schi![5] Kaum hatte er aber den Namen von Jesus Christus ausgesprochen, waren alle Menschen um ihn verschwunden und das Häuschen stand wieder leer wie zuvor. In Händen hatte er nun nur noch einen Katzenschwanz. Der Bauer ging heim und drei Tagen später war er tot.[6]

Dokumentation

Weblinks

  Heuzug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Um eine Holzstange wurde das Heu kreisförmig aufgestapelt, bis eine kegelförmige oder birnenförmige Form entstand. Ein Heuhaufen ohne Stange wurde als Schochä, Schoche, Schocho, Schochu etc. bezeichnet. Die äußere Lage des Heus schütze den Kern bei offenen Heuhaufen vor Nässe.
  2. 2,0 2,1 36 Netza, Webseite Land Vorarlberg, S. 306.
  3. Heugewinnung früher: Der "Haizuug" ins Tal, Webseite: kleinwalsertal.com.
  4. Lawinenunglück beim Heuzug, Webseite: stand-montafon.at.
  5. Jesus, ist das Ding so schön.
  6. Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 25, S. 33, Die Hexenversammlung bei Oberstdorf, Webseite: Sagen.at.
  7. Heuzug im Allgäu, Webseite: filmportal.de.