Johanna Markowitsch

Johanna Markowitsch ( * 22. April 1920 in Kaisersteinbruch, bis 1921 Ungarn, dann Burgenland[1]; † 3. Februar 2006 im Alten- und Pflegeheim Marienheim in Bruck an der Leitha[2]) wurde 1938 mit der Kaisersteinbrucher Bevölkerung zwangsweise abgesiedelt, mit ihrem Privatarchiv ermöglichte sie 1990 die Gründung des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch.

Dez. 1993: Dombauhütte, Führung für den Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch
Juli 1994 Symposiumsfeier in der Kirche

Leben

Familie

Der Schmiedemeister Blasius Markowitsch und viele weitere dringend benötigte Handwerker folgten diesem kaiserlichen Ruf um 1700 zur Arbeit in den Kayserlichen Steinbruch am Leythaberg.

 
Grundbuchauszug 1851 für Paul Markowitsch, ihr Urur-Großvater lernte das Steinmetzhandwerk in der Wiener Bauhütte

„Es ist jedermann bekannt, dass durch den feindlichen Türkischen Einfall das Land Österreich unter der Enns dermaßen verwüstet und entvölkert worden, dass an der Mannschaft, sonderlich der Handwerker, .. Maurern, Steinmetzen, .. ein großer Mangel bei der Stadt Wien und auf dem Lande erscheinen wird.[3] Meister und Gesellen, sie kommen woher, wo sie wollen.. auf dem Lande befindlichen Zünften ungehindert arbeiten können.“

Großvater mütterlicherseits Anton Nayhütler

Frau Markowitsch schrieb für das Historische Lexikon: Am 9. Feber 1862 heiratete Anton Nayhütler aus Neuhaus in Böhmen Juliana Keppler aus Gaaden in der Kaisersteinbrucher Kirche. Aus Neuhaus sollten Steine nach Wien geliefert werden, da ist sicher der Großvater mitgezogen. In Kaisersteinbruch sagte man zur Familie Neuhütler oft auch „Neuhäusler“, das könnte sich von Neuhaus ableiten.

Frau Rosa Prandl (* 11. Jänner 1914, Eltern Anton Nayhütler und Rosa Kraus), auch eine Alt-Kaisersteinbrucherin erzählte ihr, dass sie mit ihrem Vater in dem Bruch war. Er hat ihr die Ruine der Wohnung gezeigt, dort gab es einen großen Steinblock, der wurde als Tisch benützt, auch eine kleine Tanzfläche, wie ein kleiner Heuriger. Meine Mutter sagte mir ja auch einmal: „In diesem Bruch haben wir gewohnt.“ Leider habe ich nicht weiter gefragt und Mutter hat vielleicht auch nicht gerne darüber gesprochen – kann sein, dass man im Ort die Bruchbewohner nicht sehr geachtet hat.

Johannas Eltern waren der Kaisersteinbrucher Schmied Johann Markowitsch und Rosalia Nayhütler, Magd in Wien. Sie hatten am 30. April 1911 in der Kaisersteinbrucher Kirche geheiratet. Die Familie wohnte im Kleinhaus Nr. 51, und pachtete von der Gemeinde einen Acker, Zahlungen von 1925 bis Ende 1938 sind dokumentiert.

Schulzeit

Johanna besuchte die katholische Volksschule in Kaisersteinbruch und wurde am 4. Juni 1933 durch den Apostolischen Nuntius in Wien Kardinal Enrico Sibilia, Titularerzbischof von Side im Stephansdom gefirmt.

Zeitungsbericht 1934

„Es hat sich heut eröffnet das himmlische Tor.“ Ein mit Innigkeit gesprochenes Melodram führte die kleinen Lauscher zum reich geschmückten Tannenbaum, der unter dem liebvertrauten „Stille Nacht, heilige Nacht“ erstrahlte[4]

Die schlichte Feier wurde zu einer brausenden Vaterlandskundgebung der Jugend gestaltet, dem Deutschen Schulverein Südmark gebührt Dank und Anerkennung. Jedes Kind erhielt etwas: ... Auch die Gemeinde hatte für die Aufstellung eines Christbaumes gespendet. Johanna Markowitsch dankte für die Schuljugend.

Einsatz als Arbeitsmaid 1940

Ab 10. April 1940, also im 2. Weltkrieg, wurde Johanna Markowitsch als Arbeitsmaid im Barackenlager Neudorf, Post Stockdeich, Kreis Rothenburg, Oberlausitz, Niederschlesien eingesetzt.[5]

Ihr Privatarchiv

Nach der Absiedlung aus Kaisersteinbruch lebte Johanna Markowitsch mit ihrer Familie, sie verheiratete sich nicht, hatte keine Kinder, all die Jahre in Himberg.

Sie legte ein Verzeichnis der abgesiedelten Kaisersteinbrucher Bevölkerung an, mit ihren neuen Adressen. Diese so genannten „Alt–Kaisersteinbrucher“ hatten sich hauptsächlich in Wien und Niederösterreich, im Bezirk Bruck an der Leitha, aber in ganz Österreich, in Vorarlberg angesiedelt. Nach Kaisersteinbruch kamen viele zu Allerheiligen um die Gräber ihrer Familien zu besuchen und in der alten Heimat wieder zusammenzutreffen. Der Wiener Lehrer Helmuth Furch baute mit seinen Eltern ein Haus in Kaisersteinbruch, die Ortsgeschichte interessierte ihn sehr, 1981 finanzierte die Gemeinde Bruckneudorf seine „Kleine Chronik“, und die einstigen Bewohner hatten viel zu erzählen. Ihm händigte Johanna Markowitsch dieses handgeschriebene Dokument aus.

Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch wurde 1990 ins Leben gerufen

 
„Meine Stabrüchler sind wieder da“, die Geschichte blieb in Erinnerung,jetzt wurde das Foto wiedergefunden

So begann der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch und verfügte von Anfang an über eine stattliche Mitgliederzahl. Sie unterstützten mit ihren großzügigen Beiträgen die Vereinsaktivitäten. Um in Verbindung zu bleiben wurden die Geschichtsforschungen öffentlich, zehn Jahre lang erschienen die Mitteilungen des MuKV. in 59 Ausgaben bis Ende 2000. Ein Höhepunkt war das „Historische Lexikon Kaisersteinbruch“.

Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch

Eintragung im Gästebuch:

„Seit es ein Museum in Kaisersteinbruch gibt, habe ich hier auch wieder ein Zuhause! Danke dafür!“

Johanna Markowitsch am 6. Oktober 1990

Ab 1999 kam sie auf eigenen Wunsch ins Marienheim in Bruck an der Leitha, hatte dort ihr schönes Zimmer. Der Verein besuchte sie, unter anderen waren das Anni Furch und Hilda Burits, sie freute sich.

„Jö, meine Stabrüchler sind wieder da!“

so hat die Johanna ausgerufen

Anmerkung zu den Fotos

Johanna Markowitsch war fotoscheu, zwei Aufnahmen konnten im Bildarchiv gefunden werden. Der damals neue Dombaumeister Zehetner führte den Museumsverein zur Dombauhütte, Dom. Thema war Kaiserstein im Dom. Steinmetz Karl Deutenhauser, daneben der Kopf von Frau Markowitsch, weiters ORF-Kulturredakteur Hans Rochelt, Frau Fluck. Darunter beim Aufstehen Frau Markowitsch, die Hofer-Oma, dahinter Ehepaar Gamperl.

Weblinks

Siehe auch:

Alfred Burits, Alfred Furch, Fritz Koresch, Marianne Tschol, Volksschule Kaisersteinbruch, Helmuth Furch

Einzelnachweise

  1. Archiv Stift Heiligenkreuz, Kaisersteinbrucher Pfarrmatriken
  2. Auskunft der Leitung des Marienheimes
  3. Codex Austriacus „12. Februar 1684, Leopoldus“
  4. Weihnachtskrippenfeier 1933 in Kaisersteinbruch so steht es, hier stark verkürzt, in: Neue Eisenstädter Zeitung 14. Jänner 1934
  5. Für ein Oral History-Projekt erzählte Frau Markowitsch einige Lebensdaten, von denen sie wusste und wollte. dass sie im damals entstehenden „Historischen Lexikon Kaisersteinbruch“ aufgeschrieben werden. Redaktionsschluss war 2004.