Niederfladnitz
Niederfladnitz (früher auch Nieder-Fladnitz) ist eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde der Stadtgemeinde Hardegg im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.
Niederfladnitz (Dorf) Ortschaft Katastralgemeinde Niederfladnitz | ||
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Ganzseitige Karten48.79611111111115.895555555556 | ||
Basisdaten | ||
Pol. Bezirk, Bundesland | Hollabrunn (HL), Niederösterreich | |
Gerichtsbezirk | Hollabrunn | |
Pol. Gemeinde | Hardegg | |
Koordinaten | 48° 47′ 46″ N, 15° 53′ 44″ O48.79611111111115.895555555556410Koordinaten: 48° 47′ 46″ N, 15° 53′ 44″ O | |
Höhe | 410 m ü. A. | |
Einwohner der Ortschaft | 285 (1. Jän. 2022) | |
Fläche d. KG | 29,660859 km² | |
Statistische Kennzeichnung | ||
Ortschaftskennziffer | 03814 | |
Katastralgemeinde-Nummer | 18113 | |
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS |
Lage
Der Ort befindet sich westlich von Retz an der Thayatal Straße B30. Von dieser zweigt die Landesstraße L38 ab. Durch Niederfladnitz führt auch die Bahnstrecke von Retz nach Drosendorf, die heute nur mehr durch die NÖVOG touristisch mit dem Reblaus-Express genutzt wird. 2018 wurde allerdings wieder ein Güterverkehr zwischen Retz und Langau aufgenommen.
Ortsname
Der Ortsname wird vom slawischen Wort "blatnica" (Sumpfwasser) abgeleitet. Der Buchstabe B wurde im Verlauf der Zeit durch F ersetzt.[1]
Geschichte
Niederfladnitz wurde erstmals 1268 urkundlich erwähnt. Die Geschichte des Ortes ist eng mit der Burg Kaja verbunden, die vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts von den Herren von Kaja gegründet wurde. Diese waren Verwandte der Kuenringer und der Babenberger. Niklas von Kaja ("Chiowe") verkaufte im 14. Jahrhundert die Burg und die Herrschaft Kaja und mit dieser Nieder-Fladnitz an die Herzöge von Österreich (Habsburger) als Landesfürsten, welche die Herrschaft Kaja 1376-1388 an die Grafen von Maidburg-Hardegg verpfändeten. Die Burg Kaja wurde von diesen kaum genutzt. Sie dürfte Ende des 14. Jahrhunderts zerstört worden sein.
Nachdem die Familie der Eyczinger (Eitzinger) seit ca. 1419 Höfe, Wälder und Renten in der Umgebung von Fladnitz gekauft hatten[1], gelangte die Herrschaft Kaja und mit ihr Niederfladnitz um 1430 als landesfürstliches Lehen an Ulrich von Eyczing († 1460), der 1434 mit Schrattenthal seine Besitzungen erweiterte. Seit 1513 gehörte Niederfladnitz ("Nieder-Fladnitz") dann zur Gänze seinen Erben[2]. Diese verlegten im 16. Jahrhundert die Verwaltung über die Güter der Herrschaft Kaja nach Niederfladnitz.[3]
1589 kam die Herrschaft Nieder-Fladnitz über den Erbweg von der Familie der Eyczinger an die Grafenfamilie von Trautson. Diese verlegten Ende des 17. Jahrhunderts auch den Herrschaftssitz in das Schloss Niederfladnitz. Durch eine Heirat gelangte die Herrschaft Nieder-Fladnitz 1781 an die Fürstenfamilie von Auersperg. Diese ließen später dort das Rokokoschloss Karlslust erbauen, das um 1800 Sitz ihrer herrschaftlichen Amtsverwaltung wurde.[3]
Mitte des 17. Jahrhunderts war in Nieder-Fladnitz, das zum Pfarrsprengel der Pfarrkirche in Retz gehörte, die Kirche "Zur Maria Himmelfahrt" erbaut. Diese wurde 1767 zur Pfarrkirche erhoben. Fürst Auersperg ließ 1774 dort Seitenaltäre aufstellen, die aus einer aufgehobenen Kirche aus der Gottschee stammten.[3]
Um 1848/50 wurde Nieder-Fladnitz gemeinsam mit Karlslust, Kaja und dem Ort Umlauf zur Ortsgemeinde Niederfladnitz erhoben. Als wenig später die Bahnstrecke Retz - Drosendorf eingerichtet wurde, erhielt Niederfladnitz eine eigene Bahnstation. 1975 wurde Niederfladnitz Teil der Stadt Hardegg.[3]
Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Niederfladnitz zwei Bäcker, zwei Fleischer, zwei Gastwirte, zwei Gemischtwarenhändler, eine Mühle, zwei Schlosser, ein Schmied, ein Schneider, drei Schuster, zwei Tischler, zwei Wagner, ein Zimmermeister und einige Landwirte ansässig.[4] Wirtschaftliche Bedeutung erlangte Niederfladnitz in der Folge durch sein Sägewerk und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für einige Jahre durch den Abbau von Kaolin (Porzellanerde).[3]
Sehenswürdigkeiten
Persönlichkeiten
- Ulrich von Eyczing (um 1398–1460), Adeliger und Politiker, Herrschaftsbesitzer in Niederfladnitz
- Freddy Quinn (* 1931), Schlagersänger und Schauspieler, wurde hier geboren (von ihm selbst bestritten)
- H. C. Artmann (1921–2000), Lyriker, Schriftsteller und Übersetzer, soll hier familiäre Wurzeln gehabt haben, nach manchen älteren Quellen auch hier geboren sein.
- Mella Waldstein (* 1964), Journalistin, verbrachte einige Zeit auf Schloss Karlslust
Literatur
- Konrad Jekl: Nieder-Fladnitz. In: Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt. Jubiläumsfestschrift anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Hardeggs als "Stadt". Eigenverlag, Hardegg, 1990. S. 183f.
Weblinks
Niederfladnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Niederfladnitz in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 183
- ↑ vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 183f.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 vgl. Stadtgemeinde Hardegg (Hrsg.): Hardegg - 700 Jahre Stadt, 1990, S. 184
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 374
Katastralgemeinden: Felling | Hardegg | Heufurth | Mallersbach | Merkersdorf | Niederfladnitz | Pleissing | Riegersburg | Umlauf | Waschbach
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