Otto III. (Kärnten)

Graf Otto von Görz-Tirol, Herzog von Kärnten (* um / nach 1260 bzw. vor dem Oktober 1273[A 1]; † 25. Mai 1310) herrschte gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich und Ludwig über das Herzogtum Kärnten, die Grafschaft Tirol und offiziell auch über die Mark Krain.

Graf Otto von Görz-Tirol, Herzog von Kärnten, Wandbild aus der Galerie der Tiroler Landesfürsten im Spanischen Saal von Schloss Ambras, 16. Jahrhundert

Herkunft und Familie

Graf Otto von Görz-Tirol entstammte dem "Meinhardinischen" Familienzweig der Grafen von Görz-Tirol (Meinhardiner). Er gilt als der Älteste der Söhne von Herzog Meinhard von Kärnten († 1295) aus dessen Ehe mit Herzogin Elisabeth von Baiern[A 2] († 1273), der Witwe des "römischen" Königs Konrad IV. († 1254[1]

Graf Otto von Görz-Tirol war mit Herzogin Euphemia von Schlesien (* † 1347) aus der Familie der Piasten verheiratet (Hochzeit vermutlich 1298 in Brünn[2]), hatte aber aus dieser Ehe nur Töchter.[1] ---> zu diesen, siehe Euphemia von Schlesien#Herkunft und Familie

Leben

Nach dem Tod seines Vaters Meinhard (II.) trat Graf Otto von Görz-Tirol 1295 gemeinsam mit seinen Brüdern Ludwig († 1305) und Heinrich († 1335), die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben waren, dessen Nachfolge an und übernahm die Herrschaft über das Herzogtum Kärnten, die Grafschaft Tirol und die Mark Krain.[3] Ottos Vater hatte in seinem Testament seine Söhne ausdrücklich als gleichberechtigte und gemeinsame Erben seiner Länder eingesetzt. Die Brüder versuchten eine gemeinsame Herrschaft, bei der Herzog Otto als Ältester von ihnen als Senior fungierte. Es gab daher nur einen gemeinsamen Hofmeister und einen gemeinsamen Protonotar sowie für jedes der drei Herrschaftsgebiete einen eigenen Vizedom. Allerdings hatte jeder der Herzöge seinen eigenen Kaplan, seine eigenen Kämmerern und Küchenmeistern und auch seine eigenen Notare.[4] Nach dem Tod seines Bruders Ludwig übernahm Otto von dessen Mitarbeitern in seine Kanzlei.[5]

Ottos Präsentation

Ottos Stellung als Senior wird auch dadurch bestätigt, dass er bis 1306 als einziger seiner Brüder ein großes Reitersiegel mit den Wappen von Kärnten und Tirol führte, dessen Typar für ihn 1296 im heutigen Italien angefertigt worden war.[6]

Ottos Kanzlei

Von seinem Vater Meinhard übernahm Otto Magister Rudolf von Meißen († 1303), der diesem besonders als Diplomat gedient hatte, als politischen Berater sowie die Hofnotare Ulschalk († 1297), dessen Bruder Jakob von Hall von ca. 1284-1333 Zollschreiber der Saline von Hall war[7], und Wilhelm († um 1305/08). Rudolf von Isny († um 1306), unter Meinhard der Protonotar und Vizedom von Tirol, verblieb in seinem Ämtern, ebenso Meinhards Kammerschreiber Ludwig von Obernburg. Im Herbst 1295 nahm Otto den aus Hall gebürtigen Laien Laurenz und 1296 seinen Halbbruder Friedrich von Sterzing († um 1333) als Notare in seine Dienste.[8]

Orte mit Bezug zu Otto in der heutigen Republik Österreich

  • Innsbruck: Im Spanischen Saal von Schloss Ambras findet unter den Wandbildern der Tiroler Landesfürsten auch eines, das Graf Otto von Görz-Tirol zeigt.

Literatur

  • Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei unter der Regierung der Herzöge Otto, Ludwig und Heinrich aus dem Hause Görz-Tirol 1295-1310. (Ungedruckte) Prüfungsarbeit, Institut für österreichische Geschichtsforschung, Wien, 1965

Weblinks

  Otto von Kärnten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen? Das Stiftungsverhalten der Tiroler Landesfürstinnen(13. und 14. Jahrhundert) - Weibliche Präsenz Habsburgs im Südwesten des Reiches. In: Claudia Zey (Hrsg.): Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im Europäischen Mittelalter (11.-14. Jahrhundert) (= Vorträge und Forschungen. Hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte. Bd. 81). Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern, 2015. ISBN 978-3-7995-6881-4, S. 372
  2. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei unter der Regierung der Herzöge Otto, Ludwig und Heinrich aus dem Hause Görz-Tirol 1295-1310. (Ungedruckte) Prüfungsarbeit, Institut für österreichische Geschichtsforschung, Wien, 1965, S. 7
  3. vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: Der fremde Fürst im Land. Zur Regierung Johann Heinrichs von Böhmen in Tirol. In: Michel Pauly (Hrsg.): Die Erbtochter, der fremde Fürst und das Land. Die Ehe von Johann dem Blinden und Elisabeth von Böhmen in vergleichender europäischer Perspektive. Colloque international organisé par le musée d’histoire de la ville de Luxembourg et l’université du Luxembourg les 30 septembre et 1er octobre 2010 à Luxembourg (= Publications du CLUDEM, 38). Cludem, Luxemburg, 2013. ISBN 2-919979-28-0. S. 136
  4. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei, 1965, S. 2
  5. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei, 1965, S. 4
  6. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei, 1965, S. 5 und S. 7
  7. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei, 1965, S. 9
  8. vgl. Franz Heinz Hye-Kerkdal: Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei, 1965, S. 3

Anmerkungen

  1. Da Ottos Eltern im Oktober 1259 heirateten und und Ottos Mutter im Oktober 1273 starb, muss Otto zwischen 1260 und vor 1273 geboren sein.
  2. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
VorgängerAmtNachfolgerin
Meinhard (II.) von Görz-Tirol
Herrscher über die Grafschaft Tirol
 
ca. 1295-1335
mit seinen Brüdern Ludwig (bis 1305) und Heinrich
Heinrich
VorgängerAmtNachfolger
Meinhard (II.) von Görz-Tirol
Herrscher über das Herzogtum Kärnten
 
ca. 1295-1310
mit seinen Brüdern Ludwig (I.) (bis 1305) und Heinrich (VI.)
Heinrich (VI.)
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