Philipp Schlucker
Philipp Schlucker (* 7. Mai 1748 in Alland, Erzherzogtum Österreich; † 9. April 1820 in Nikolsdorf, heute Teil von Wien 5[1]) war ein österreichischer Baumeister und der legendäre Erbauer der Mauer um den Lainzer Tiergarten in Wien. Die umgangssprachliche Bezeichnung "Armer Schlucker" wird speziell in Österreich auf ihn und seine Verhältnisse zurückgeführt, soll aber tatsächlich viel älter sein.
Herkunft und Familie
Philipp Schlucker wurde 1748 in Alland kam als Sohn des Maurergesellen Gotthard Schlucker 1748 geboren. Er war verheiratet mit Katharina († 1831), die ihm zwei Töchter schenkte:
- Theresia (* vor 1784), sie heiratete später den Müllermeister Andreas Rollett (1767-1806) aus Altenmarkt/Triesting. Eine Tochter aus dieser Ehe, ebenfalls mit dem Namen Theresia, heiratete in die Allander Familie Ladein ein.
- Katharina (1784-1853), sie heiratete den Maurergesellen Johann Nothaft (1774-1841) und hatte mit ihm sieben Kinder.
Leben
Philipp Schlucker erlernte wie schon sein Vater das Maurerhandwerk[2]. Angeblich des Lesens und Schreibens unkundig, erhielt er 1782 von Kaiser Joseph II. den Auftrag zur Errichtung einer über 22 Kilometer langen Mauer um den Lainzer Tiergarten[A 1], da sein Angebot weit unter dem der Mitbewerber lag. Nach der erfolgreichen Fertigstellung dieser Mauer wurde Philipp Schlucker 1787 mit dem Titel eines k.k. Waldamt-Baumeister ausgezeichnet und erhielt vom Kaiser ein Grundstück in Alland (Alland Nr. 65[2]) geschenkt, auf dem er sein Bergwirtshaus errichtete, das er auch selbst bewirtschaftete. Dieses Gebäude ist nicht mehr erhalten, es wurde 1945 zerstört.
Neben der Lainzer Tiergartenmauer errichtete Mauer Philipp Schlucker mehrere Kirchen, Pfarrhöfe, Schul-, Maut- und Forsthäuser, darunter die Pfarrkirche, den Pfarrhof und die Pfarrschule (das spätere Gemeindeamt) in Sulz im Wienerwald[3] sowie Wasserbauten im südlichen Wienerwald, darunter den Holzrechenplatz in der Schwechat, am Beginn des Helenentales in Baden.
Philipp Schlucker verstarb am 9. April 1820 in Nikolsdorf[4], damals ein kleiner Vorort von Wien. Er wurde auf dem Matzleinsdorfer Friedhof, dem heutigen Waldmüllerpark begraben.
Die Legende vom „armen Schlucker“
Philipp Schlucker soll den Auftrag zur Errichtung der Tiergartenmauer erhalten haben, weil sein Kostenvoranschlag weit unter dem seiner Mitbieter lag. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Nach einer habe er sich zu seinem Nachteil verrechnet, nach einer anderen sei es ihm wichtiger gewesen als eine gute Bezahlung, dass er mit seinen Handwerkern bei diesem Auftrag längerfristig beschäftigt sei. Daraufhin sei er von seinen Gegnern als armer Schlucker verhöhnt worden.[2]
Bauwerke
- 1780-1781 Pfarrkirche Klausen-Leopoldsdorf
- 1782-1787 Mauer des Lainzer Tiergartens
- 1783 Pfarrkirche Sulz im Wienerwald
- 1785 Pfarrhof Raisenmarkt
- 1787 Schule Raisenmarkt
- 1787 Pfarrhof und Schulhaus Sulz im Wienerwald
- 1787 Pfarrhof und Schulhaus Sittendorf
- 1797 Turm der Pfarrkirche Alland, gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Johann Nothaft
- 1802 Forsthaus Grub
- 1802 Mauthaus in Heiligenkreuz (Korhummelhaus)
- 1802 Straße Altenmarkt–Hafnerberg (kleiner Semmering)
- 1804 Haus an der Südwestecke des Stiftes Heiligenkreuz, ab den 1950er-Jahren als stiftliches Waschhaus genutzt
- 1805 Holzrechenanlage in der Schwechat am Anfang des Badener Helenentales
- um 1806 Wehr bei der Mühlbachableitung in der Schwechat am Anfang des Badener Helenentales[5]
Ehrungen
Die Gemeinde Alland errichtete zu Ehren Philipp Schluckers ein Denkmal. Im Jahr 1971 wurde nach ihm die Schluckergasse im 13. Wiener Gemeindebezirk benannt.[6]
Anmerkungen
- ↑ Der Lainzer Tiergarten war damals ein Jagdrevier, heute ist er Teil des 13. Wiener Gemeindebezirks
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Schlucker Philipp. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 102. digital
- Philipp Schlucker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 221.
- Wandern im Wienerwald > Beitrag über Philipp Schlucker
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Philipp Schlucker. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 221.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Schlucker Philipp. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 102.
- ↑ vgl. Otto Kurt Knoll: WallfahrtsWegWienerWald(!). Kral-Verlag, Berndorf, 2015, ISBN 978-3-99024-372-5, S. 96
- ↑ Wien, Pfarre Matzleinsdorf - Sterbematrikel 1820 (fol25)
- ↑ Kurt Drescher: Die ehemaligen Badener Mühlen. - Baden 1990 - S. 24 (Online)
- ↑ vgl. Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Pichler Verlag, Wien, 2001 (4. Auflage), ISBN 3-85431-230-X, S. 209
Weblinks
Philipp Schlucker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons