Johannes Kirchheimer: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Johannes Kirchheimer''', auch '''Hans Kirchheimer''', '''Kirchhaimber''', '''Kirchhaimer''', '''Johannes Charetanus''', '''Johannes de Ketham''', eigentlich '''Johannes Kellner aus Kirchheim''' (* um 1420, in [[w:Kirchheim unter Teck|Kirchheim unter Teck]], Grafschaft Württemberg; † um 1468, in [[w:Ofen|Ofen]], Königreich Ungarn) war Arzt (Bucharzt<ref group="A">Im Mittelalter Bezeichnung für einen Arzt, der an einer Universität ausgebildet wurde.</ref>) in  Wien und Professor an der dortigen Universität sowie 1463/1464 unter dem Bürgermeister [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] Ratsherr der Stadt Wien. Im Krieg zwischen Kaiser [[w:Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] und Erzherzog [[w:Albrecht VI. (Österreich)|Albrecht VI. von Österreich]], der sich in den Jahren 1462 und 1463 auf die Stadt Wien fokussierte, gehörte er zu den Anhängern des Letzteren.
'''Johannes Kirchheimer''', auch '''Hans Kirchheimer''', '''Kirchhaimber''', '''Kirchhaimer''', '''Johannes Charetanus''', '''Johannes de Ketham''', eigentlich '''Johannes Kellner aus Kirchheim''' (* um 1420, in [[w:Kirchheim unter Teck|Kirchheim unter Teck]], Grafschaft Württemberg; † um / nach 1468, in [[w:Ofen|Ofen]], Königreich Ungarn) war Arzt (Bucharzt<ref group="A">Im Mittelalter Bezeichnung für einen Arzt, der an einer Universität ausgebildet wurde.</ref>) in  Wien und Professor an der dortigen Universität sowie 1463/1464 unter dem Bürgermeister [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] Ratsherr der Stadt Wien. Im Krieg zwischen Kaiser [[w:Friedrich III. (HRR)|Friedrich III.]] und Erzherzog [[w:Albrecht VI. (Österreich)|Albrecht VI. von Österreich]], der sich in den Jahren 1462 und 1463 auf die Stadt Wien fokussierte, gehörte er zu den Anhängern des Letzteren.


== Herkunft und Familie ==
== Herkunft und Familie ==
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== Karriere als Arzt ==
== Karriere als Arzt ==
1437 kam Hans Kirchheimer nach Wien, wo er als Wundarzt praktizierte, während er gleichzeitig an der medizinischen Fakultät der Universität studierte. 1445 wurde er Baccalaureus, am 9. August 1447 bestand er das Lizentiaten-Examen und am 15. Jänner 1448 promovierte er zum Dr.med.<ref name ="cz3516"/>  
1437 kam Hans Kirchheimer nach Wien, wo er als Wundarzt praktizierte, während er gleichzeitig an der medizinischen Fakultät der Universität studierte. 1445 wurde er Baccalaureus, am 9. August 1447 bestand er das Lizentiaten-Examen und am 15. Jänner 1448 promovierte er zum Dr.med.<ref name ="cz3516"/> 1450/1451 sowie in den Sommersemestern 1454, 1458 und 1461 war er Dekan der medizinischen Fakultät. Als er 1455 für die Studenten gemeinsam mit dem Arzt [[Michael Puff]] eine männliche Leiche sezierte, hatte dies einen Skandal zur Folge.<ref name ="cz3517">vgl. {{Czeike|3|517|}}</ref> 1461 war er Lector Ordinarius.<ref name ="cz3516"/>  
1450/1451 sowie in den Sommersemestern 1454, 1458 und 1461 war er Dekan der medizinischen Fakultät. Als er 1455 für die Studenten gemeinsam mit dem Arzt [[Michael Puff]] eine männliche Leiche sezierte, hatte dies einen Skandal zur Folge. 1461 war er Lector Ordinarius.<ref name ="cz3516"/>  


Es scheint, dass Kirchheimer als Arzt in Wien beziehungsweise an der dortigen Universität nicht unumstritten war. So soll er seinen Doktorgrad angeblich aufgrund von Interventionen und Protektion erlangt haben und einer gewesen sein, der in Bezug auf Wissen und Begabung mehr vorgab, als er in Wirklichkeit einlösen konnte.<ref name ="hayer42">vgl. Gerold Hayer: ''Krankheit, Sterben und Tod eines Fürsten'', 1998, S. 42.</ref><ref group="A">Zu bedenken ist allerdings, dass es sich dabei mit Blick auf die damalige politische Lage in Wien auch um Propaganda handeln könnte.</ref>
Es scheint, dass Kirchheimer als Arzt in Wien beziehungsweise an der dortigen Universität nicht unumstritten war. So soll er seinen Doktorgrad angeblich aufgrund von Interventionen und Protektion erlangt haben und einer gewesen sein, der in Bezug auf Wissen und Begabung mehr vorgab, als er in Wirklichkeit einlösen konnte.<ref name ="hayer42">vgl. Gerold Hayer: ''Krankheit, Sterben und Tod eines Fürsten'', 1998, S. 42.</ref><ref group="A">Zu bedenken ist allerdings, dass es sich dabei mit Blick auf die damalige politische Lage in Wien auch um Propaganda handeln könnte.</ref>


== Karriere als Politiker ==
== Karriere als Politiker ==
1462 erhielt Kirchheimer das Bürgerrecht der Stadt Wien, vom 19. September 1463 bis zum 15. April 1464 gehörte er dem Wiener Stadtrat an<ref>vgl. Richard Perger: ''Die Wiener Ratsbürger 1396 bis 1526''. Ein Handbuch (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 18). Wien, 1988, S. 96 und S. 179</ref>.  
1462 erhielt Kirchheimer das Bürgerrecht der Stadt Wien<ref name ="cz3517"/>, vom 19. September 1463 bis zum 15. April 1464 gehörte er dem Wiener Stadtrat an<ref>vgl. Richard Perger: ''Die Wiener Ratsbürger 1396 bis 1526''. Ein Handbuch (= Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 18). Wien, 1988, S. 96 und S. 179</ref>.  


Im Krieg zwischen dem Kaiser und seinem Bruder gehörte er zu den Anhänger von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, der sich angeblich um 1443 bei einer rechtswidrigen Sache für ihn verwendet hatte.<ref name ="hayer42"/>. Bei der Absetzung des kaiserlich gesinnten Stadtrats durch [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] am 12. August 1462 war er für dessen Festnahme zuständig.<ref>vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: ''Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich'' (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 38). Böhlau, Köln u.a., 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013) ([http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/Regesta_Imperii_Beiheft_38_Druckv.pdf digital]), S. 557f.</ref> Als Anhänger des Erzherzogs gehörte er aber auch zu jenen Personen, die Wolfgang Holzer zu Ostern 1463 inhaftieren ließ, ehe er kaiserlichen Truppen in die Stadt einließ. Nach dem Scheitern dieses "Putsches" wurde er sofort freigelassen.<ref name ="cz3517">{{Czeike|3|517|518}}</ref>
Im Krieg zwischen dem Kaiser und seinem Bruder gehörte er zu den Anhänger von Erzherzog Albrecht VI. von Österreich, der sich angeblich um 1443 bei einer rechtswidrigen Sache für ihn verwendet hatte.<ref name ="hayer42"/>. Bei der Absetzung des kaiserlich gesinnten Stadtrats durch [[w:Wolfgang Holzer (Bürgermeister)|Wolfgang Holzer]] am 12. August 1462 war er für dessen Festnahme zuständig.<ref>vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: ''Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich'' (= ''Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters.'' Bd. 38). Böhlau, Köln u.a., 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013) ([http://www.regesta-imperii.de/fileadmin/user_upload/downloads/Regesta_Imperii_Beiheft_38_Druckv.pdf digital]), S. 557f.</ref> Als Anhänger des Erzherzogs gehörte er aber auch zu jenen Personen, die Wolfgang Holzer zu Ostern 1463 inhaftieren ließ, ehe er kaiserlichen Truppen in die Stadt einließ. Nach dem Scheitern dieses "Putsches" wurde er sofort freigelassen.<ref name ="cz3517">{{Czeike|3|517|518}}</ref>
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== Hans Kirchheimer und Johannes de Ketham ==
== Hans Kirchheimer und Johannes de Ketham ==
Hans Kirchheimer wurde inzwischen auch Johannes de Ketham (Karcham) identifiziert, der als Sammler anatomischer Zeichnungen um die Mitte des 15. Jahrhunderts bekannt wurde. Diese Sammlung, die enthält die ersten medizinischen Fach-Illustrationen, wurde 1491 in Venedig publiziert.<ref name ="cz3517"/><ref>vgl. Oliver Duntze: '' Ein Verleger sucht sein Publikum''. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (1497/98–1520) (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Studien 4). Saur, München, 2007, ISBN 978-3-598-24903-7, S. 116</ref>
Hans Kirchheimer dürfte mit Johannes de Ketham (Karcham) identisch sein, der als Sammler anatomischer Zeichnungen um die Mitte des 15. Jahrhunderts bekannt wurde. Diese Sammlung enthält die ersten medizinischen Fach-Illustrationen und wurde 1491 in Venedig publiziert.<ref name ="cz3517"/><ref>vgl. Oliver Duntze: '' Ein Verleger sucht sein Publikum''. Die Straßburger Offizin des Matthias Hupfuff (1497/98–1520) (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Studien 4). Saur, München, 2007, ISBN 978-3-598-24903-7, S. 116</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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