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=== Die Massaker von Jennersdorf ===
=== Das Massaker von Krottendorf/Neuhaus am Klausenbach ===
Jennersdorf bildete den Unterabschnitt V/7 im Kreis Feldbach. Verantwortlicher Abschnittsleiter war Felix Luckmann, NSDAP-Ortsgruppenleiter von Jennersdorf. In der Ortschaft wurden an mehreren Stellen jüdische Zwangsarbeiter einquartiert, wie zum Beispiel in den Volksschulen von Jennersdorf und Grieselstein, in einer ehemaligen Lederfabrik, in einer Ziegelei, einem Meierhof und einem Gasthof, insgesamt rund 300 bis 400 Menschen. Zusätzlich wurden jeden Tag Hunderte weitere Zwangsarbeiter mit der Bahn aus [[Fehring]] und [[Feldbach]] zum Schanzen antransportiert.
Wie vorher beschrieben half Rosa Schreiber-Freissmuth in Neuhaus am Klausenbach jüdischen Zwangsarbeitern mit Lebensmitteln und Medikamenten. Die Hauptlast der humanitären Hilfe in den Unterabschnitten ''V/4 - Kalch'' und ''V/5 - Minihof-Liebau'' lag aber beim Abschnittsarzt Erich Stadler, einem Facharzt für Frauenheilkunde, der sich mit seinem Engagement auch den Unmut des Verantwortlichen des Unterabschnittes ''V/4 - Kalch'', Walter Freudensprung, zuzog, während ihn der Verantwortliche des Unterabschnittes ''V/5 - Minihof-Liebau'' bei seinen Aktivitäten unterstützte.<ref name="Lappin353" />
<ref name="Lappin344">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref>


In Jennersdorf war auch ein [[w:Bataillon|Bataillon]] der [[w:23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)|23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2)]] stationiert, der Bataillonsstab war in der Hauptschule untergebracht. Das Bataillon bestand aus rund 320 Mann, in der Masse bosnische Muslime, der Rest waren [[w:Volksdeutsche|Volksdeutsche]]. Zwei dieser Volksdeutschen, Wilhelm Mohr und Franz Paul, waren für ihre Brutalität berüchtigt. Erfüllten einzelne jüdische Zwangsarbeiter ihr Tagessoll nicht, wurden sie in der Hauptschule übel verprügelt.<ref name="Lappin344" />
Trotz aller Bemühungen des Arztes trat im März eine Fleckfieberepedmie auf. Während im Unterabschnitt ''V/5 - Minihof-Liebau'' Krankenreviere eingerichtet wurden und die Patienten in weiterer Folge unbeheligt blieben, wurden im Unterabschnitt ''V/4 - Kalch'' auf Betreiben von Walter Freudensprung in Krottendorf bei Neuhaus am Klausenbach Krankenzelte aufgestellt.<ref name="Lappin356" />  


In der Volksschule Grieselstein brach in weiterer Folge eine Fleckfieberepedemie aus. Als im Februar ein weiterer Bahntransport aus Fehring mit einigen kranken Zwangsarbeitern ankam, wurden 29 nicht arbeitsfähige Juden vom anwesenden Amtsarzt Josef Schütz ausselektiert. Am Abend brachten sie Wilhelm Mohr und Franz Paul in Begleitung weiterer muslimischer SS-Angehöriger zum Pulverturm beim Aasplatz. Dort wurden sie, nachdem man sie zuvor noch ausraubte, entweder von Mohr, Paul oder dem ebenfalls anwesenden SS-Hauptscharführer Theodor Amlinger erschossen oder von den Bosniaken mit Grabungswerkzeugen erschlagen. Anschließend vergruben die bosnischen SS-Soldaten die Körper der Ermordeten auf dem Aasplatz.<ref name="Lappin347">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref> Die Ortsbewohner zeigten sich angesichts des Massakers aber auch der schlechten Behandlung der ungarischen Zwangsarbeiter sehr aufgebracht und brachten dies gegenüber den SS-Soldaten auch zum Ausdruck.
Während in Neuhaus am Klausenbach Pfarrer Stephan Berger einige der Kranken in den Pfarrhof aufnahm, seine als Köchin im Pfarrhof tätige Schwester Theresia Berger steckte sich dabei selbst mit dem Fleckfieber an und verstarb am 3. April 1945, ließ
 
Freudensprung am 23. März sämtliche Kranke in das Zeltlager von Krottendorf bringen, wo sie von einem HJ-Bannführer und sechs Soldaten der Waffen-SS (aus einem Genesungslager der Waffen-SS in Feldbach) erwartet wurden. Die sieben Männer erschossen in weiterer Folge 83 kranke Zwangsarbeiter in einem nahegelegenen Wald.<ref name="Lappin356">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=356|ISBN=978-3643501950}}</ref> Die Haupttäter dieses Massakers konnten nie gefasst werden. Im Herbst 1969 erfolgte nach Auffinden des Grabes durch den [[w:Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge|Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge]] eine Umbettung der Toten auf den [[w:Jüdischer Friedhof Graz|Jüdischer Friedhof Graz]].<ref name="Lappin358">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=358|ISBN=978-3643501950}}</ref>
Als die Zahl der Erkrankten weiter zunahm, wurde in der Volksschule Grieselstein ein Krankenrevier eingerichtet. Rund 25 Kranke wurden im Februar unter Beisein von Volksschuldirektor Emmerich Mathauser, der zugleich NS-Organisationsleiter der Ortsgruppe Jennersdorf war, ausselektiert und zwischen Grieselstein und Jennersdorf erschossen.<ref name="Lappin347" /> Dieser Vorgang wiederholte sich im März ein zweites Mal. Ein Massengrab, das sich bei der Schlachthalle befunden hatte, wurde von den sowjetischen Behörden 1945/46 aufgelöst und die Leichen nach unbekannt umgebettet. Ein zweites Grab mit bis zu 20 Leichen soll sich auf der Dotterwiese bei Grieselstein befunden haben.<ref name="Lappin348">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=344|ISBN=978-3643501950}}</ref>
 
Nachdem die Rote Armee Jennersdorf besetzt hatte, blieben etwa 40 Kranke auf dem Areal der Ziegelei und in einem Zelt zurück. Soldaten der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“ gelang kurzfristig die Rückeroberung von Jennersdorf, dabei nutzten sie diese kurze Zeitspanne um die zurückgelassenen Zwangsarbeiter im Krankenzelt zu ermorden, während diejenigen, die sich in der Ziegelei aufgehalten hatten, unentdeckt blieben. Die Leichen dieses letzten Massakers wurden angeblich verbrannt.<ref name="Lappin348" />
 
Ermittlungen der Gendarmerie nach Ende der Kämpfe richteten sich vorallem gegen die lokalen Nazi-Größen wie Felix Luckmann und
Emmerich Mathauser, den Amtsarzt Josef Schütz, der für die Selektion der 29 arbeitsunfähigen Juden verantwortlich war, die unmittelbar danach auf dem Aasplatz ermordet wurden, sowie einige weitere Mitläufer. Zu einer Verurteilung kam es aber nie. Auch die beiden Haupttäter, die SS-Männer Wilhelm Mohr und Franz Paul, die 1961 in Deutschland ausgeforscht wurden, auch ihnen blieb eine Gefängnisstrafe erspart.<ref name="Lappin350351">{{Literatur |Autor=Eleonore Lappin-Eppel|Titel=Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45: Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen|Verlag=LIT|Ort=Wien|Datum=2010|Seiten=287|ISBN=978-3643501950}}</ref>
 
Im Jahre 1966 führte das Innenministerium, unterstützt von [[w:Simon Wiesenthal|Simon Wiesenthal]], Untersuchungen in Jennersdorf durch. Dabei wurde ein Grab mit sieben und ein weiters mit 16 Leichen auf dem Aasplatz entdeckt. Die übel zugerichteten Leichname wurden der Israelistischen Kultusgemeinde Graz übergeben, welche eine Umbettung auf den [[w:Jüdischer Friedhof Graz|Jüdischen Friedhof Graz]] vornahm.<ref name="Lappin350351" />


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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