Tamás Erdődy: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:K.u.k. Hofzug Intereur.jpg|mini|150px|Salon im k.u.k. Hofsalonzug]]
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[[Datei:Godollocivertanlegifoto1.jpg|mini|150px|Schloss Gödöllö]]
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Tamás Erdődy bzw. die Autoren seiner Memoiren berichten von der Reise nach Debrecen und Schloss Gödöllö in zwei unterschiedlichen Kapiteln, sodass der Eindruck entsteht, dass es sich hier um zwei separate Reisen gehandelt hat. Tatsächlich begann die letzte Rundreise von Karl als ungarischer König Karl IV. am 22. Oktober 1918 in Wien, um zuerst in Debrecen ein Universitätsgebäude zu eröffnen und um anschließend nach Schloss Gödöllö weiterzufahren, jenem Schloss, welches Ungarn 1867 als Krönungsgeschenk Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth übergeben hatte.<ref>[https://www.elisabethkovacs.com/neue-forschungen-zu-kaiser-karl/band-i/anhang-1-reisen-des-erzherzog-thronfolgers-carl-franz-joseph/ ANHANG 1 – REISEN DES ERZHERZOG THRONFOLGERS CARL FRANZ JOSEPH], Webseite elisabethkovacs.com, abgerufen am 11. Februar 2021</ref>
Tamás Erdődy bzw. die Autoren seiner Memoiren berichten von der Reise nach Debrecen und Schloss Gödöllö in zwei unterschiedlichen Kapiteln, sodass der Eindruck entsteht, dass es sich hier um zwei separate Reisen gehandelt hat. Tatsächlich begann die letzte Rundreise von Karl als ungarischer König Karl IV. am 22. Oktober 1918 in Wien, die ihn zuerst nach Debrecen und dann nach Schloss Gödöllö führte, jenem Schloss, welches Ungarn 1867 als Krönungsgeschenk Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth übergeben hatte.<ref>[https://www.elisabethkovacs.com/neue-forschungen-zu-kaiser-karl/band-i/anhang-1-reisen-des-erzherzog-thronfolgers-carl-franz-joseph/ ANHANG 1 – REISEN DES ERZHERZOG THRONFOLGERS CARL FRANZ JOSEPH], Webseite elisabethkovacs.com, abgerufen am 11. Februar 2021</ref>


Wie Erdődy in seinen Memoiren berichtet, stieg in [[w:Bahnhof Wien Meidling|Meidling]] der tschechische Politiker [[w:Václav Klofáč|Václav Klofáč]] in den [[w:k.u.k. Hofsalonzug|k.u.k. Hofsalonzug]] um mit Karl auf der Strecke bis zum [[w:Wien Südbahnhof#1870: Staatsbahnhof, später_Ostbahnhof|Ostbahnhof]] über die aktuelle politische Lage zu diskutieren. Einige Tage zuvor hatte bereits eine provisorische tschechoslowakische Regierung mit den Alliierten den Entwurf der [[w:Tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung|Unabhängigkeitserklärung]] verhandelt, welche dann eine Woche später in Kraft trat und den Zerfall der österreichischen Hälfte Österreich-Ungarns einläutete. Wie allgemein bekannt war, befand sich Klofáč, der während des Krieges zeitweilig wegen Hochverrates inhaftiert worden war, auf der Reise in die Schweiz um dort Vertreter der provisorischen tschechoslowakischen Regierung zu treffen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154 bis 155}}</ref> Erdődy kommentierte den Abschluss dieser Episode in seinen Memoiren folgendermaßen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=156}}</ref>
Wie Erdődy in seinen Memoiren berichtet, stieg in [[w:Bahnhof Wien Meidling|Meidling]] der tschechische Politiker [[w:Václav Klofáč|Václav Klofáč]] in den [[w:k.u.k. Hofsalonzug|k.u.k. Hofsalonzug]] um mit Karl auf der Strecke bis zum [[w:Wien Südbahnhof#1870: Staatsbahnhof, später_Ostbahnhof|Ostbahnhof]] über die aktuelle politische Lage zu diskutieren. Einige Tage zuvor hatte bereits eine provisorische tschechoslowakische Regierung mit den Alliierten den Entwurf der [[w:Tschechoslowakische Unabhängigkeitserklärung|Unabhängigkeitserklärung]] verhandelt, welche dann eine Woche später in Kraft trat und den Zerfall der österreichischen Hälfte Österreich-Ungarns weiter beschleunigte. Wie allgemein bekannt war, befand sich Klofáč, der während des Krieges zeitweilig wegen Hochverrates inhaftiert worden war, auf der Reise in die Schweiz um dort Vertreter der provisorischen tschechoslowakischen Regierung zu treffen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=154 bis 155}}</ref> Erdődy kommentierte den Abschluss dieser Episode in seinen Memoiren folgendermaßen:<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=156}}</ref>
{{Zitat|Man näherte sich dem Ostbahnhof, der Kaiser verabschiedete sich von Klofáč: "Sorgen Sie, daß, nach dem Blute auf den Schlachtfeldern, alles, was weiter geschieht, ohne Blutvergießen geschieht." Klofáč versprach es und verließ den Hofzug, statt in den Kerker konnte er sich ins Ausland begeben.}}
{{Zitat|Man näherte sich dem Ostbahnhof, der Kaiser verabschiedete sich von Klofáč: "Sorgen Sie, daß, nach dem Blute auf den Schlachtfeldern, alles, was weiter geschieht, ohne Blutvergießen geschieht." Klofáč versprach es und verließ den Hofzug, statt in den Kerker konnte er sich ins Ausland begeben.}}


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In den nächsten Tagen war Schloss Gödöllö Schauplatz von Verhandlungen zwischen Karl und den Vertretern verschiedener politischer Richtungen mit dem Ziel zumindest Ungarn für die Habsburger zu sichern. So sprach Karl mit konservativen Politikern wie [[w:Albert von Apponyi|Albert von Apponyi]], [[w:Gyula Andrássy der Jüngere|Julius Andrássy]] oder [[w:János Hadik|Johann Hadik]], Vertreter radikaler Strömungen wie [[w:Mihály Károlyi|Michael Károlyi]] oder der Sozialdemokratie wie [[w:Zsigmond Kunfi|Siegmund Kunfi]].<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=162 bis 163}}</ref>
In den nächsten Tagen war Schloss Gödöllö Schauplatz von Verhandlungen zwischen Karl und den Vertretern verschiedener politischer Richtungen mit dem Ziel zumindest Ungarn für die Habsburger zu sichern. So sprach Karl mit konservativen Politikern wie [[w:Albert von Apponyi|Albert von Apponyi]], [[w:Gyula Andrássy der Jüngere|Julius Andrássy]] oder [[w:János Hadik|Johann Hadik]], Vertreter radikaler Strömungen wie [[w:Mihály Károlyi|Michael Károlyi]] oder der Sozialdemokratie wie [[w:Zsigmond Kunfi|Siegmund Kunfi]].<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=162 bis 163}}</ref>


Als die Nachrichten aus Wien den Kaiser immer schlechter wurden, so stand der Zerfall der Armee im Raum und Sozialdemokratien wie [[w:Viktor Adler|Viktor Adler]], [[w:Karl Renner|Karl Renner]] oder [[w:Karl Seitz|Karl Seitz]] forderten vor Tausenden Menschen die Abdankung Karls, entschloss sich das Kaiserpaar nach Wien zurückzukehren. Um dies nicht als Zeichen für eine Flucht aus Ungarn aussehen zu lassen, fasste man den schweren Entschluss die Kinder in Gödöllö zu belassen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164}}</ref><ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-letzten-tage-der-monarchie Die letzten Tage der Monarchie], Webseite habsburger.net, abgerufen am 12. Februar 2021</ref>
Als die Nachrichten aus Wien für den Kaiser immer schlechter wurden, so stand der Zerfall der Armee im Raum und Sozialdemokratien wie [[w:Viktor Adler|Viktor Adler]], [[w:Karl Renner|Karl Renner]] oder [[w:Karl Seitz|Karl Seitz]] forderten vor Tausenden Menschen die Abdankung Karls, entschloss sich das Kaiserpaar nach Wien zurückzukehren. Um dies nicht als Zeichen für eine Flucht aus Ungarn aussehen zu lassen, fasste man den schweren Entschluss die Kinder in Gödöllö zu belassen.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164}}</ref><ref>[https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-letzten-tage-der-monarchie Die letzten Tage der Monarchie], Webseite habsburger.net, abgerufen am 12. Februar 2021</ref>


Der schwer bewachte Hofzug benötigte für die Strecke Gödöllö - Wien das Dreifache der normalen Reisezeit, weil man unterwegs Anschläge auf den Zug oder [[w:Sabotage|Sabotage]]aktionen auf die Gleisanlagen befürchtete. Als dieser in den Wiener Ostbahnhof einfuhr, warteten schon die Hofautos auf das Kaiserpaar mit dem die Fahrt nach Schönbrunn weitergehen sollte. Bei der Abfahrt der Autokolonne entlud sich die Wut über Wochen, Monate und Jahre der Entbehrungen, des Hungers und der Angst, hervorgerufen auch durch die in dieser Zeit in Wien grassierende [[w:Spanische Grippe|Spanischen Grippe]], in Form von Anpöbelungen und Beleidigungen durch zahlreiche Schaulustige, ehe man ohne weitere Zwischenfälle Schönbrunn im Westen Wien erreichte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164 bis 167}}</ref>
Der schwer bewachte Hofzug benötigte für die Strecke Gödöllö - Wien das Dreifache der normalen Reisezeit, weil man unterwegs Anschläge auf den Zug oder [[w:Sabotage|Sabotage]]aktionen auf die Gleisanlagen befürchtete. Als dieser dann in den Wiener Ostbahnhof einfuhr, warteten schon die Hofautos auf das Kaiserpaar mit dem die Fahrt nach Schönbrunn weitergehen sollte. Bei der Abfahrt der Autokolonne entlud sich die Wut der Bevölkerung für über Wochen, Monate und Jahre ertragene Entbehrungen, erlittenen Hungers und der Angst, hervorgerufen auch durch die in dieser Zeit in Wien grassierenden [[w:Spanische Grippe|Spanischen Grippe]], in Form von Anpöbelungen und Beleidigungen durch zahlreiche Schaulustige, ehe man ohne weitere Zwischenfälle Schönbrunn im Westen Wiens erreichte.<ref>{{Literatur |Autor=Paul Szemere, Erich Czech|Titel=Habsburgs Weg von Wilhelm zu Briand - Vom Kurier der Sixtus-Briefe zum Königsputschisten - Die Memoiren des Grafen Tamás von Erdődy.|Verlag=Amalthea-Verlag|Ort=Wien|Datum=1931|Seiten=164 bis 167}}</ref>


==== Die letzten Tage in Schloss Schönbrunn ====
==== Die letzten Tage in Schloss Schönbrunn ====
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