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[[File:Herzog Leopold II. Babenberg.jpg|thumb|Markgraf Leopold (II.) "''der Schöne''" in der Schlacht bei Mailberg. Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492]] | [[File:Herzog Leopold II. Babenberg.jpg|thumb|Markgraf Leopold (II.) "''der Schöne''" in der Schlacht bei Mailberg. Ausschnitt aus dem Babenberger Stammbaum im Stift Klosterneuburg, entstanden zwischen 1489 und 1492]] | ||
'''Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert; † um 1095), auch '''Markgraf Leopold (II.) von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. | '''Markgraf Leopold (II.) "der Schöne"'''<ref group="A">In der Literatur finden sich mehrere Bezeichnungen. Um Verwechslungen innerhalb der Dynastie der Babenberger, aber auch mit den Herzögen von Österreich aus dem Haus Habsburg zu vermeiden, wird in diesem Artikel der Beiname verwendet, zudem der "Familienname" Babenberger keineswegs für das Mittelalter belegt ist.</ref> (* im 10. Jahrhundert; † um 1095), auch '''Markgraf Leopold (II.) von Österreich''', herrschte über Gebiete in der heutigen Republik Österreich. Ihm gelang eine wesentliche Ausdehnung seines Herrschaftsbereiches nach Westen. Indem er die starke, direkte Abhängigkeit vom König beziehungsweise Kaiser zu lockerte, schuf er eine erste wichtige Voraussetzung für die Entstehung eines späteren Landesfürstentums. | ||
== Ehe und Nachkommen == | == Ehe und Nachkommen == | ||
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== Herrschaft == | == Herrschaft == | ||
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> | Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Die Besitzungen, welche ihm seine Markgräfin Itha zubrachte, hatten zur Folge, dass er seine Machtposition bis auf das Areal der heutigen Stadt Wien ausdehnen konnte.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref> | ||
Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. | Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. Nach dem Markgraf Leopold dem König eine Absage erteilte, unternahm dieser einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm unterwarf oder unterwerfen musste.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 134f. und S. 136f.</ref> Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.<ref name ="krenn133"/> Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref> Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref> Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "''dem Schönen''" von seinem politischen Umfeld bestimmt wurde oder auf seine Persönlichkeit zurückzuführen ist, lässt sich nach der Quellenlage nicht entscheiden.<ref name="scheibelreiter140">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 140</ref> In Jahren nach 1085 dürfte sich Markgraf Leopold "''der Schöne''" weitgehend von der Reichspolitik ferngehalten haben.<ref name ="scheibelreiter150">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 150</ref> In seinem Sterbejahr scheint sich zudem sein angespanntes Verhältnis zum [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]] gebessert zu haben.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref> | ||
== Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich == | == Orte mit Bezug im heutigen Niederösterreich == | ||
* [[Gars am Kamp]]: Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w: | * [[Gars am Kamp]]: Unter Markgraf Leopold "''dem Schönen''" wurde Gars Mittelpunkt eines markgräflichen Forstbezirks und Sitz einer eigenen Pfarre. Außerdem ist es als Tagungsort von markgräflichen Gerichtstagen belegt.<ref name ="scheibelreiter151"/> Nach dem Fürstenbuch des Chronisten [[w:Jans der Enikel|Jans Enenkels]] hatte Markgraf Leopold auf der [[Burgruine Gars am Kamp|Burg Gars]] seinen Sitz. Sie gilt als sein Sterbeort, und hier soll er ursprünglich auch beigesetzt worden sein.<ref name ="schöndorfer88">vgl. Ilse Schöndorfer: ''Steine und Sagen''. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0. S. 88</ref><ref name ="lechnerLeopold12">vgl. [[w:Karl Lechner (Historiker, 1897)|Karl Lechner]]: ''Markgraf Leopold III., seine Stellung in Kirche, Reich und Land''. In: Helene Grünn - Franz Oswald - Hans Gruber (Hrsg.): ''Leopold III. und die Babenberger''. Beiträge zur österreichischen Jahrtausendfeier. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten, 1975. ISBN 3-85326-4176. S. 12</ref> | ||
* [[Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/> | * [[Göttweig]]: Leopold ''der Schöne'' gilt als Gründer des [[Stift Göttweig|Stiftes Göttweig]].<ref name ="krenn133"/> | ||
* [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 144</ref> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref> | * [[Mailberg]]: Hier fand am 12. Mai 1082 die für Leopold ''dem Schönen'' verhängnisvolle [[w:Schlacht bei Mailberg|Schlacht bei Mailberg]] gegen den [[w:Königreich Böhmen|böhmischen Herzog]] [[w:Vratislav II.|Wratislav (II.)]] statt.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 144</ref> Diese Schlacht hatte außer einer Grenzverschiebung der [[w:Markgrafschaft Mähren|Markgrafschaft Mähren]] bis Mailberg, die allerdings nicht allzu lange Bestand hatte, keine unmittelbaren politischen Folgen, da Markgraf Leopold seine Herrschaft über die Markgrafschaft Österreich trotzdem behaupten konnte. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung der "Schlacht von Mailberg" später überschätzt wurde.<ref>vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/orte/action/show/controller/Ort/ort/mailberg.html?tx_gdl_gdl%5Bbesonderheit%5D=7&cHash=0130f8988e45c00d53fdbc941f12b501 Schlacht bei Mailberg], GedaechtnisDesLandes.AT, abgerufen am 16. Juli 2019</ref> In der Folge dürfte Markgraf Leopold seine damaligen Herrschaftsgebiete im Wald- und Weinviertel neu strukturiert haben.<ref>vgl. [[w:Kurt Klaudy|Kurt Klaudy]]: ''Das Werden Wiens und seines Stephandoms''. Neues Licht zur historischen Wissenschaft. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main, 2004. ISBN 3-631-51577-4, S. 92</ref> | ||
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== Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich == | == Erinnerungsstätten im heutigen Niederösterreich == | ||
* [[Melk]]: | * [[Melk]]: Eine Grabinschrift aus dem 13. Jahrhundert nimmt Bezug auf Markgraf Leopold "''dem Schönen''".<ref name ="scheibelreiter150/"> Ein im 19. Jahrhundert entstandenes historistisches Porträt von ihm hängt in der "Babenberger-Galerie" des Stiftes. | ||
== Literatur == | == Literatur == |
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