Adelheid von Tirol-Görz: Unterschied zwischen den Versionen

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== Leben ==
== Leben ==
Gräfin Adelheid von Tirol stiftete das [[w:Maria Steinach (Kloster)|Dominikanerinnenkloster Maria Steinach]] in [[w:Algund|Algund]] bei [[w:Merano|Meran]]. Dessen Stiftungsurkunde ist als Folge der sogenannten Bauernkriege (1525) verschollen, doch berichten ältere Aufzeichnungen, dass die Gräfin ihre "Frauengemeinschaft" am 8. September 1241 anlässlich einer kriegerischen Unternehmung ihres Vaters gegen die Mongolen stiftete. Durch das Fehlen der Stiftungsurkunde lässt sich allerdings nicht klären, ob bei dieser Stiftung ihr Ehemann zumindest nominell beteiligt war, wie sich in vergleichbaren Fällen beobachten lässt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin'', 2010, S. 142f.</ref> Dies dürfte außerdem der Grund sein, dass sich um die Gründung von Maria Steinach mehrere Legenden bildeten. Die Gräfin bedachte das Kloster auch in den Jahren nach seiner Stiftung mit weiteren Schenkungen und bestimmte es zu ihrer Grablege, allerdings wird es nicht in ihrem Testament genannt.<ref name ="Andergassen-Madersbacher144">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin'', 2010, S. 144</ref> Das Dominikanerkloster Maria Steinach wurde auch von ihren Nachfolgerinnen [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] und [[Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen|Adelheid von Braunschweig]] entsprechend gefördert.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 380f.</ref>
=== Adelheid als Landesfürstin ===
Nach dem Tod ihres Vaters, der in der Exkommunikation verstarb, wurden sie und ihr Ehemann am 28. Juli 1254 von [[w:Egno von Trient|Bischof Egno von Trient]] mit allem, was ihr Vater vom [[w:Hochstift Trient|Hochstift Trient]] zu Lehen gehabt hatte, darunter den früheren Lehen der [[w:Eppan (Adelsgeschlecht)|Grafenfamilie von Ulten]], belehnt. Bei dieser Belehnung werden ihre Söhne, aber nicht ihre Schwester Elisabeth und deren Ehemann, Graf Gebhard, genannt.<ref name ="Jedelhauser288">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 288</ref> Mit dem Schiedsspruch von Meran vom 10. November 1254 erbten sie und ihr Ehemann den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem [[w:Inntal|Inntal]] bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] und die "Tiroler" Besitzungen im heutigen Bundesland Kärnten und [[w:Friaul|Friaul]], einschließlich der [[w:Grafschaft|Grafschaft]] im [[w:Pusteral|Pustertal]] und der [[w:Vogtei|Vogtei]] über das Gebiet des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] zu [[w:Innichen|Innichen]] und einen Teil der Vogtei über das [[w:Diözese Bozen-Brixen|Hochstift Brixen]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 50</ref> Die Eigengüter und das Heiratsgut von Adelheids Mutter Uta sollten nach diesem Teilungsvertrag an sie und Graf Meinhard erben. In den Folgejahre war Adelheid in die politischen Aktivitäten ihres Ehemannes Meinhard stets eingebunden, bei den wichtigen Verträgen, welche er für die in Tirol gelegenen Gebiete schloss, war sie stets einbezogen.<ref name ="Jedelhauser289"/>


Nachdem Tod ihres Vaters, der in der Exkommunikation verstarb, wurden sie und ihr Ehemann am 28. Juli 1254 von [[w:Egno von Trient|Bischof Egno von Trient]] mit allem, was ihr Vater vom [[w:Hochstift Trient|Hochstift Trient]] zu Lehen gehabt hatte, darunter den früheren Lehen der [[w:Eppan (Adelsgeschlecht)|Grafenfamilie von Ulten]], belehnt. Bei dieser Belehnung werden ihre Söhne, aber nicht ihre Schwester Elisabeth und deren Ehemann, Graf Gebhard, genannt.<ref name ="Jedelhauser288">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 288</ref> Mit dem Schiedsspruch von Meran vom 10. November 1254 erbten sie und ihr Ehemann den südlichen Teil der Tiroler Besitzungen mit dem [[w:Inntal|Inntal]] bis [[Landeck (Tirol)|Landeck]] und die "Tiroler" Besitzungen im heutigen Bundesland Kärnten und [[w:Friaul|Friaul]], einschließlich der [[w:Grafschaft|Grafschaft]] im [[w:Pusteral|Pustertal]] und der [[w:Vogtei|Vogtei]] über das Gebiet des [[w:Hochstift Freising|Hochstiftes Freising]] zu [[w:Innichen|Innichen]] und einen Teil der Vogtei über das [[w:Diözese Bozen-Brixen|Hochstift Brixen]].<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 50</ref>  
Im März 1254 verlangte Papst Innozenz IV. die Exhumierung des gebannten Grafen Albert III. aus der geweihten Erde. Weiter sollten Adelheid und ihre Schwester Elisabeth als seine Erbinnen unter Androhung des [[w:Anathema|Kirchenbanns]] dem Hochstift Freising Genugtuung für deren Schädigung durch ihren Vater leisten.<ref name ="Jedelhauser288"/> Aus einer Schenkungsurkunde für das Kloster Maria Steinach vom 17. März 1257 geht hervor, dass dieser Kirchenbann über Adelheid tatsächlich verhängt wurde.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 381</ref>


Im März 1254 verlangte Papst Innozenz IV. die Exhumierung des gebannten Grafen Albert III. aus der geweihten Erde. Weiter sollten Adelheid und ihre Schwester Elisabeth als seine Erbinnen unter Androhung des [[w:Anathema|Kirchenbanns]] dem Hochstift Freising Genugtuung für deren Schädigung durch ihren Vater leisten.<ref name ="Jedelhauser288"/> Aus einer Schenkungsurkunde für das Kloster Maria Steinach vom 17. März 1257 geht hervor, dass dieser Kirchenbann über Adelheid verhängt wurde.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 381</ref>
Nach dem Tod ihres Ehemannes (Anfang des Jahres 1258) führte Adelheid vorübergehend in Tirol die Regentschaft für ihren Sohn Meinhard bis zu dessen Entlassung aus seiner Haft auf [[w:Festung Hohenwerfen|Hohenwerfen]] (um die Jahreswende 1258/1259), in welcher dieser zusammen mit seinem Bruder als Folge des [[w:Frieden zu Lieserhofen|Friedens zu Lieserhofen]] (1252) geraten war. Während dieser Regentschaft verwendete Adelheid ein eigenes Siegel mit einem Adler und der Umschrift "''+S.A(delheidis) Comi(t)iss(a) de Tirol et Goriz(ie)''". Im September 1258 wurde sie auf der Zenoburg bei [[w:Merano|Meran]] gemeinsam mit ihren Söhnen Meinhard und Albert mit den Lehen des [[w:Hochstift Chur|Hochstiftes Chur]] belehnt, wobei ausdrücklich festgelegt war, dass sie bis zur Freilassung ihrer Söhne die Geschäftsführung handhaben würde.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 53.</ref> Am 23. Oktober 1258 widerrief [[w:Egno von Eppan|Bischof Egno von Trient]] die oben angeführte Vergabe der Lehen der Trienter Kirche an die Görzer Grafen und Adelheid mit der Begründung, er wäre zu dieser genötigt worden. Nach seiner Entlassung aus der Geiselhaft auf Hohenwerfen forderte Adelheids Sohn Meinhard sofort nach von Bischof Egno die Herausgabe dieser Lehen.<ref>vgl. Hermann Wiesflecker: ''Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten''. Innsbruck, 1949, Bd. 1, Nr. 662, S. 174, Trient, 1258 Oktober 23 und Nr. 663, S.175, Trient, 1259 Februar 19</ref>


Nach dem Tod ihres Ehemannes (Anfang des Jahres 1258) führte Adelheid vorübergehend in Tirol die Regentschaft für ihren Sohn Meinhard bis zu dessen Entlassung aus seiner Haft auf [[w:Festung Hohenwerfen|Hohenwerfen]] (um die Jahreswende 1258/1259), in welcher dieser zusammen mit seinem Bruder als Folge des [[w:Frieden zu Lieserhofen|Friedens zu Lieserhofen]] (1252) geraten war. Während dieser Regentschaft verwendete Adelheid ein eigenes Siegel mit einem Adler und der Umschrift "''+S.A(delheidis) Comi(t)iss(a) de Tirol et Goriz(ie)''". Im September 1258 wurde sie auf der Zenoburg bei [[w:Merano|Meran]] gemeinsam mit ihren Söhnen Meinhard und Albert mit den Lehen des [[w:Hochstift Chur|Hochstiftes Chur]] belehnt, wobei ausdrücklich festgelegt war, dass sie bis zur Freilassung ihrer Söhne die Geschäftsführung handhaben würde.<ref>vgl. Wilhelm Baum: ''Die Grafen von Görz'', 2000, S. 53.</ref> Am 23. Oktober 1258 widerrief [[w:Egno von Eppan|Bischof Egno von Trient]] die oben angeführte Vergabe der Lehen der Trienter Kirche an die Görzer Grafen und Adelheid mit der Begründung, er wäre zu dieser genötigt worden. Nach seiner Entlassung aus der Geiselhaft auf Hohenwerfen forderte Adelheids Sohn Meinhard sofort nach von Bischof Egno die Herausgabe dieser Lehen.<ref>vgl. Hermann Wiesflecker: ''Die Regesten der Grafen von Görz und Tirol, Pfalzgrafen in Kärnten''. Innsbruck, 1949, Bd. 1, Nr. 662, S. 174, Trient, 1258 Oktober 23 und Nr. 663, S.175, Trient, 1259 Februar 19</ref> Die engste Beziehung zu einer geistigen Einrichtung pflegte Gräfin Adelheid mit dem Benediktinerinnenkloster Müstair im Münstertal, das dem Bistum Chur unterstellt war. Ab Juni 1255 bedachte sie dieses Kloster mit mehreren Schenkungen. Das Benediktinerinnenkloster Müstair war die einzige kirchliche Einrichtung in der Grafschaft Tirol, das in seinem Nekrolog dem im Kirchenbann verstorbenen Grafen Albert (III.) und seiner wohl ebenfalls gebannten Tochter Adelheid gedachte.<ref>vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III., 2020, S. 289f. und S. 294f. mit Quellenverweisen: MGH Necr. Germ. 1, Diocesis Churiense, Necr. Monasteriense, S. 649 und Klosterarchiv Mustair Sign. 1/77 </ref> Die Jahresdatierungen der Einträge für die beiden Exkommunizierten finden sich lange vor der Verhängung des Kirchenbanns, bei Adelheid mit 1212 gar vor ihre Geburt. Das
=== Adelheid und die Klöster ===
Benediktinerinnenkloster Müstair wollte vermutlich Probleme mit dem Papst vermeiden.
Gräfin Adelheid von Tirol stiftete das im heutigen Italien gelegene [[w:Maria Steinach (Kloster)|Dominikanerinnenkloster Maria Steinach]] in [[w:Algund|Algund]] bei [[w:Merano|Meran]]. Dessen Stiftungsurkunde ist als Folge der sogenannten Bauernkriege (1525) verschollen, doch berichten ältere Aufzeichnungen, dass die Gräfin ihre "Frauengemeinschaft" am 8. September 1241 anlässlich einer kriegerischen Unternehmung ihres Vaters gegen die Mongolen stiftete. Durch das Fehlen der Stiftungsurkunde lässt sich allerdings nicht klären, ob bei dieser Stiftung ihr Ehemann zumindest nominell beteiligt war, wie sich in vergleichbaren Fällen beobachten lässt.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin'', 2010, S. 142f.</ref> Dies dürfte außerdem der Grund sein, dass sich um die Gründung von Maria Steinach mehrere Legenden bildeten. Die Gräfin bedachte das Kloster auch in den Jahren nach seiner Stiftung mit weiteren Schenkungen und bestimmte es zu ihrer Grablege, allerdings wird es nicht in ihrem Testament genannt.<ref name ="Andergassen-Madersbacher144">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Fundatrix - Die adelige Frau als Klostergründerin'', 2010, S. 144</ref> Das Dominikanerkloster Maria Steinach wurde auch von ihren Nachfolgerinnen [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen]] und [[Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen|Adelheid von Braunschweig]] entsprechend gefördert.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 380f.</ref>  


Gräfin Adelheid von Tirol, die allerdings auch als Witwe nie in Dominikanerinnenorden oder einen anderen Orden eingetreten war, dürfte nach ihrem Tod wahrscheinlich in ihrer Klostergründung Maria Steinach beigesetzt worden sein, die sie auch zu ihrer Grabstätte bestimmt hatte.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 389</ref>
Eine sehr enge Beziehung unterhielt Gräfin Adelheid außerdem zu dem in der heutigen Schweiz gelegenen Benediktinerinnenkloster [[w:Müstair|Müstair]], das dem [[w:Hochstift Chur|Bistum Chur]] unterstellt war. Dieses bedachte sie seit Juni 1255 mit mehreren Schenkungen.<ref name ="Jedelhauser289">vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth'', 2020, S. 289</ref>
 
 
Gräfin Adelheid von Tirol, die allerdings auch als Witwe nie in den Dominikanerinnenorden oder einen anderen Orden eingetreten war, dürfte nach ihrem Tod wahrscheinlich in ihrer Klostergründung Maria Steinach beigesetzt worden sein, die sie auch zu ihrer Grabstätte bestimmt hatte.<ref>vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis: ''Mächtige Fürstinnen - fromme Stifterinnen?'', 2015, S. 389</ref> Es spricht einiges dafür, dass sie, wie auch ihr Vater im Kirchenbann starb. Das Kloster Müstair war die einzige kirchliche Einrichtung in der damaligen Grafschaft Tirol, welche offiziell (im Nekrolog) beiden gedachte. Die Jahresdatierungen wirken jedoch fehlerhaft, sie liegen lange vor der Verhängung des Kirchenbanns über Gräfin Adalheid und ihren Vater, bei ihr mit 1212 sogar vor ihrer Geburt. Vorstellbar ist, dass sich das Kloster durch die unrichtigen Jahresdatierungen zu befürchtende Probleme mit der Kurie vermeiden wollte.<ref>vgl. Philipp Jedelhauser: ''Die Rolle der Töchter Adelheid und Elisabeth von Graf Albert III., 2020, S. 289f. und S. 294f., mit Quellenverweisen</ref>


==Forschungslage==
==Forschungslage==
48.827

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