Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen

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Die an den waldreichen, nordwestlichen Hängen des [[w:Leithagebirge|Leithagebirge]]s errichtete Siedlung war seit der Antike vom hier vorhandenen [[w:Kalkstein|Kalkstein]] bestimmt. 1551 berief Kaiser [[w:Karl V. (HRR)|Karl V.]] [[w:Magistri Comacini|italienische Steinmetze]] und [[w:Steinbildhauer|Bildhauer]] in die [[w:Steinbruch|Steinbrüche]]. So entstand ein Zentrum hoher Steinmetzkunst.
Die an den waldreichen, nordwestlichen Hängen des [[w:Leithagebirge|Leithagebirge]]s errichtete Siedlung war seit der Antike vom hier vorhandenen [[w:Kalkstein|Kalkstein]] bestimmt. 1551 berief Kaiser [[w:Karl V. (HRR)|Karl V.]] [[w:Magistri Comacini|italienische Steinmetze]] und [[w:Steinbildhauer|Bildhauer]] in die [[w:Steinbruch|Steinbrüche]]. So entstand ein Zentrum hoher Steinmetzkunst.


Bedingt durch die jahrelangen [[w:Großer Türkenkrieg|Türkenkriege]] übernahmen deutsche Steinmetze die ''Kaisersteinbrucher Bruderschaft''; sie heirateten in die „welschen“ Familien ein. Nach dem Sieg über die Türken bestimmten vor allem die Architekten [[w:Johann Bernhard Fischer von Erlach<Johann Bernhard Fischer von Erlach]], sein Sohn [[w:Joseph Emanuel Fischer von Erlach|Joseph Emanuel Fischer von Erlach]] und [[w:Johann Lucas von Hildebrandt|Johann Lucas von Hildebrandt]] sowie der Steinmetzmeister [[w:Elias Hügel|Elias Hügel]] das Bild der kaiserlichen Residenzstadt mit seinen Wiener Bauten.
Bedingt durch die jahrelangen [[w:Großer Türkenkrieg|Türkenkriege]] übernahmen deutsche Steinmetze die ''Kaisersteinbrucher Bruderschaft''; sie heirateten in die „welschen“ Familien ein. Nach dem Sieg über die Türken bestimmten vor allem die Architekten [[w:Johann Bernhard Fischer von Erlach|Johann Bernhard Fischer von Erlach]], sein Sohn [[w:Joseph Emanuel Fischer von Erlach|Joseph Emanuel Fischer von Erlach]] und [[w:Johann Lucas von Hildebrandt|Johann Lucas von Hildebrandt]] sowie der Steinmetzmeister [[w:Elias Hügel|Elias Hügel]] das Bild der kaiserlichen Residenzstadt mit seinen Wiener Bauten.


== Vor- und Frühgeschichte ==
== Vor- und Frühgeschichte ==
Im ''Blauen Bruch'' des Leithagebirges,<ref>Hans Schwengersbauer: ''Kaisersteinbruch, ehemaliger Steinbruch Amelin „Blauer Bruch“.'' Unterlagen zu den Exkursionen der 7. Jahrestagung der Österreichischen [[w:Paläontologie|Paläontologischen]] Gesellschaft, 12.–14. Oktober 2001, Mannersdorf am Leithagebirge.</ref> auf dem [[w:Truppenübungsplatz|Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die [[w:Miozän|vor 15&nbsp;Millionen Jahren]] hier lebenden Meerestiere erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, [[w:Zahnwale|Zahn-]] und [[w:Bartenwale|Bartenwale]]. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[w:Flora|Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.<ref>2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.</ref> Aus dem ''Einsiedler-Bruch''<ref>[[w:Geologische Bundesanstalt|Geologische Bundesanstalt]]: ''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/413 ?Einsiedlerbruch.]''</ref> stammt der bemerkenswerte Fund einer [[w:Zehe (Fuß)Zehe]] (Fingerknochen) eines „sehr sonderbaren, in der Gegenwart ohne Verwandte dastehenden“ Huftieres: [[w:Chalicotherien|Ancylotherium]]. Es wird im [[w:Naturhistorisches Museum Wien|Naturhistorischen Museum Wien]] aufbewahrt.<ref>Burgenländische Landestopographie I., S. 232.</ref>
Im ''Blauen Bruch'' des Leithagebirges,<ref>Hans Schwengersbauer: ''Kaisersteinbruch, ehemaliger Steinbruch Amelin „Blauer Bruch“.'' Unterlagen zu den Exkursionen der 7. Jahrestagung der Österreichischen [[w:Paläontologie|Paläontologischen]] Gesellschaft, 12.–14. Oktober 2001, Mannersdorf am Leithagebirge.</ref> auf dem [[w:Truppenübungsplatz|Truppenübungsplatz]], finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die [[w:Miozän|vor 15&nbsp;Millionen Jahren]] hier lebenden Meerestiere erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, [[w:Zahnwale|Zahn-]] und [[w:Bartenwale|Bartenwale]]. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die [[w:Flora|Flora]] dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.<ref>2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.</ref> Aus dem ''Einsiedler-Bruch''<ref>[[w:Geologische Bundesanstalt|Geologische Bundesanstalt]]: ''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/413 ?Einsiedlerbruch.]''</ref> stammt der bemerkenswerte Fund einer [[w:Zehe (Fuß)|Zehe]] (Fingerknochen) eines „sehr sonderbaren, in der Gegenwart ohne Verwandte dastehenden“ Huftieres: [[w:Chalicotherien|Ancylotherium]]. Es wird im [[w:Naturhistorisches Museum Wien|Naturhistorischen Museum Wien]] aufbewahrt.<ref>Burgenländische Landestopographie I., S. 232.</ref>


Eine [[w:Pfeilspitze#Archäologie|Pfeilspitze]] in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des ''Blauen Bruches''<ref>Geologische Bundesanstalt: ''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/356 Blauer Bruch.]''</ref> – ein Beweis für die ältesten schweren [[w:Hauspferd|Hauspferde]] – belegt erste Besiedlungsspuren zur [[w:Eisenzeit|Eisenzeit]] (800 bis 700 vor Christus)<ref>A. F. Tauber: ''Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch.'' In: ''BHbl.'' Jg. 11, 1949.</ref> und wird im [[w:Landesmuseum Burgenland|Landesmuseum Burgenland]] aufbewahrt.
Eine [[w:Pfeilspitze#Archäologie|Pfeilspitze]] in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des ''Blauen Bruches''<ref>Geologische Bundesanstalt: ''[http://hq.chc.sbg.ac.at/quarries/quarry/356 Blauer Bruch.]''</ref> – ein Beweis für die ältesten schweren [[w:Hauspferd|Hauspferde]] – belegt erste Besiedlungsspuren zur [[w:Eisenzeit|Eisenzeit]] (800 bis 700 vor Christus)<ref>A. F. Tauber: ''Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch.'' In: ''BHbl.'' Jg. 11, 1949.</ref> und wird im [[w:Landesmuseum Burgenland|Landesmuseum Burgenland]] aufbewahrt.
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Im Jänner 1934 wurde ein Teil des Militärlagers zum [[w:Anhaltelager|Anhaltelager]] für [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] eingerichtet und am 12.&nbsp;Februar wurden im Burgenland verhaftete Vertrauensmänner der [[w:Sozialdemokratische Partei Österreichs|sozialdemokratischen]] und [[w:Kommunistische Partei Österreichs|kommunistischen Partei]] sowie des [[w:Österreichischer Gewerkschaftsbund|Österreichischen Gewerkschaftsbundes]] hierher gebracht.
Im Jänner 1934 wurde ein Teil des Militärlagers zum [[w:Anhaltelager|Anhaltelager]] für [[w:Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] eingerichtet und am 12.&nbsp;Februar wurden im Burgenland verhaftete Vertrauensmänner der [[w:Sozialdemokratische Partei Österreichs|sozialdemokratischen]] und [[w:Kommunistische Partei Österreichs|kommunistischen Partei]] sowie des [[w:Österreichischer Gewerkschaftsbund|Österreichischen Gewerkschaftsbundes]] hierher gebracht.


=== Zweiter Weltkrieg – Absiedlung – Kriegsgefangenenlager STALAG XVII A ===
=== Zweiter Weltkrieg – Absiedlung – Kriegsgefangenenlager STALAG XVII A ===
[[Datei:Stalag XVIIA.jpg|mini|hochkant=0.5|Bronzerelief ''STALAG XVII&nbsp;A'' von Alexandru Ciutureanu, 1939–1999]]
[[Datei:Stalag XVIIA.jpg|mini|hochkant=0.5|Bronzerelief ''STALAG XVII&nbsp;A'' von Alexandru Ciutureanu, 1939–1999]]


1938 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch (Lager&nbsp;I) zusammen mit der Kaserne von der deutschen [[Wehrmacht]] übernommen und in der Folgezeit ausgebaut und erweitert. Die Ortsbevölkerung musste infolge Platzbedarfs der Wehrmacht ihre Häuser verlassen und wurde umgesiedelt zur Errichtung des [[w:Liste der Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht|Kriegsgefangenenlagers]] [[Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch|Stalag XVII&nbsp;A]].<ref>Kommandantur des Truppenübungsplatzes Bruck a.d.Leitha, Schreiben vom 24.&nbsp;Juli&nbsp;1939 wird ihnen nahegelegt, sich eine Wohnung zu verschaffen, da der Ort Kaisersteinbruch am 1.&nbsp;Oktober des Jahres endgültig geräumt werden muß.</ref> Kaisersteinbruch stellte das erste Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der ''[[w:Donau- und Alpenreichsgaue|Ostmark]]'' dar, zugleich auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Der maximale Bestand war im Februar 1941 mit 73.583 Soldaten, 970 Offizieren und 220 Zivilisten.<ref>[[w:Hubert Speckner|Hubert Speckner]]</ref>
1938 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch (Lager&nbsp;I) zusammen mit der Kaserne von der deutschen [[Wehrmacht]] übernommen und in der Folgezeit ausgebaut und erweitert. Die Ortsbevölkerung musste infolge Platzbedarfs der Wehrmacht ihre Häuser verlassen und wurde umgesiedelt zur Errichtung des [[w:Liste der Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht|Kriegsgefangenenlagers]] [[w:Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch|Stalag XVII&nbsp;A]].<ref>Kommandantur des Truppenübungsplatzes Bruck a.d.Leitha, Schreiben vom 24.&nbsp;Juli&nbsp;1939 wird ihnen nahegelegt, sich eine Wohnung zu verschaffen, da der Ort Kaisersteinbruch am 1.&nbsp;Oktober des Jahres endgültig geräumt werden muß.</ref> Kaisersteinbruch stellte das erste Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der ''[[w:Donau- und Alpenreichsgaue|Ostmark]]'' dar, zugleich auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Der maximale Bestand war im Februar 1941 mit 73.583 Soldaten, 970 Offizieren und 220 Zivilisten.<ref>[[w:Hubert Speckner|Hubert Speckner]]</ref>


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=== Drehort einiger Filme ===
=== Drehort einiger Filme ===
* [[w:Der brave Soldat Schwejk (1960)|Der brave Soldat Schwejk]]: einige Passagen wurden 1960 im Ort gedreht, unter anderen mit [[w:Heinz Rühmann|Heinz Rühmann]] unter der Regie von [[w:Axel von Ambesser|Axel von Ambesser]].<ref>Gregor Ball: ''Heinz Rühmann: Seine Filme – Sein Leben.'' Heyne, 1981, ISBN 3-453-86024-1.</ref><ref>Helmuth Furch: ''Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch'', 1981, S. 108f. ISBN 978-3-9504555-0-2 mit zwei Photos.</ref>
* [[w:Der brave Soldat Schwejk (1960)|Der brave Soldat Schwejk]]: einige Passagen wurden 1960 im Ort gedreht, unter anderen mit [[w:Heinz Rühmann|Heinz Rühmann]] unter der Regie von [[w:Axel von Ambesser|Axel von Ambesser]].<ref>Gregor Ball: ''Heinz Rühmann: Seine Filme – Sein Leben.'' Heyne, 1981, ISBN 3-453-86024-1.</ref><ref>Helmuth Furch: ''Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch'', 1981, S. 108f. ISBN 978-3-9504555-0-2 mit zwei Photos.</ref>
* [[w:Am Galgen hängt die Liebe|Am Galgen hängt die Liebe]]: ebenfalls 1960 wurden einige Szenen unter der Regie von [[w:Edwin Zbonek|Edwin Zbonek]] mit [[w:Annie Rosar|Annie Rosar]] gefilmt. Einige aus der Ortsbevölkerung dienten als Statisten.<ref>Für eine Vorführung am 25. März 1995 stellte [[w:Walter Fritz (Filmwissenschaftler)|Walter Fritz]], Leiter des [[w:Österreichisches Filmarchiv|Österreichischen Filmarchivs]] die Filmrollen zur Verfügung, anwesend waren der Regisseur Edwin Zbonek, sowie der Kameramann [[w:Walter Partsch|Walter Partsch]]. In „''Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines''“ Nr. 37, Mai 1995, S. 45.</ref>
* [[Keine Gnade für Liebe in Kaisersteinbruch|Am Galgen hängt die Liebe]]: ebenfalls 1960 wurden einige Szenen unter der Regie von [[w:Edwin Zbonek|Edwin Zbonek]] mit [[w:Annie Rosar|Annie Rosar]] gefilmt. Einige aus der Ortsbevölkerung dienten als Statisten.<ref>Für eine Vorführung am 25. März 1995 stellte [[w:Walter Fritz (Filmwissenschaftler)|Walter Fritz]], Leiter des [[w:Österreichisches Filmarchiv|Österreichischen Filmarchivs]] die Filmrollen zur Verfügung, anwesend waren der Regisseur Edwin Zbonek, sowie der Kameramann [[w:Walter Partsch|Walter Partsch]]. In „''Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines''“ Nr. 37, Mai 1995, S. 45.</ref>
* [[w:Flucht der weißen Hengste|Flucht der weißen Hengste]], 1963 entstanden Naturaufnahmen mit den [[w:Lipizzaner|Lipizzanern]] im Bereich der Steinbrüche, mit [[w:Robert Taylor (Schauspieler, 1911)|Robert Taylor]], [[w:Lilli Palmer|Lilli Palmer]], [[w:Curd Jürgens|Curd Jürgens]].
* [[w:Flucht der weißen Hengste|Flucht der weißen Hengste]], 1963 entstanden Naturaufnahmen mit den [[w:Lipizzaner|Lipizzanern]] im Bereich der Steinbrüche, mit [[w:Robert Taylor (Schauspieler, 1911)|Robert Taylor]], [[w:Lilli Palmer|Lilli Palmer]], [[w:Curd Jürgens|Curd Jürgens]].
* ''Geschichte wird lebendig'', 23. Februar 1991 in ORF 2, Fernsehfilm von [[w:Hans Rochelt|Hans Rochelt]].<ref>Helmuth Furch: Historisches Lexikon… S. 486.</ref>
* ''Geschichte wird lebendig'', 23. Februar 1991 in ORF 2, Fernsehfilm von [[w:Hans Rochelt|Hans Rochelt]].<ref>Helmuth Furch: Historisches Lexikon… S. 486.</ref>
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