Leopold II. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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== Herrschaft ==
== Herrschaft ==
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn mit der Mark Österreich zu belehnen. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Die Besitzungen, welche ihm seine Markgräfin Itha zubrachte, hatten zur Folge, dass er seine Machtposition bis auf das Areal der heutigen Stadt Wien ausdehnen konnte.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>  
Leopold ''der Schöne'' herrschte 1075-1095 als Graf über die [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]]. Nach dem Tod seines Vaters (1075) konnte er, zumindest legt dies der bisherige Forschungsstand nahe, dessen Nachfolge als Markgraf unmittelbar antreten. Da sein Vater für [[w:Heinrich IV. (HRR)|König Heinrich IV.]] gefallen und sich diesem gegenüber loyal verhalten hatte, bestand für den späteren Kaiser auch kein Grund, ihn die Belehnung mit der Mark Österreich zu verweigern. Wie bereits seine Vorgänger war Leopold "''der Schöne''" als Markgraf mit der Aufgabe betraut, die Mark zu sichern und damit die Grenzen zwischen dem [[Heiliges Römisches Reich|Reich]], dem ungarischen Königreich und dem Herzogtum Böhmen und die Herrschaft des Königs und Kaisers auch bei Konflikten mit den Herzögen von Bayern zu stützen. Gleichzeitig befand sich die Mark noch immer sozusagen "im Aufbau", unter ihm wurde die herrschaftliche Durchdringung von dieser und die Besiedlung vorangetrieben. Es scheint, dass Mark Leopold dieser Aufgaben Priorität einräumte. Indizien dafür sind die großflächigen Rodungen, die unter seiner Herrschaft durchgeführt wurden und durch die das Areal der Mark wesentlich vergrößert werden konnte.<ref name="scheibelreiter133">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 133</ref> Als weiteres Indiz gilt die Ehe des Markgrafen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern aus dem [[Babenberger|Haus Babenberg]], die mit Frauen aus bedeutenden "außerösterreichischen" Familien des Reichs verheiratet gewesen waren, heiratete Markgraf Leopold eine "innerösterreichische" Adlige.<ref name ="Neukam219">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 219</ref> Die Besitzungen, welche ihm seine Markgräfin Itha zubrachte, hatten zur Folge, dass er seine Machtposition bis auf das Areal der heutigen Stadt Wien ausdehnen konnte.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>  


Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. Nach dem Markgraf Leopold dem König eine Absage erteilte, unternahm dieser einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm unterwarf oder unterwerfen musste.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 134f. und S. 136f.</ref> Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.<ref name ="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133</ref> Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref> Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref> Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "''dem Schönen''" von seinem politischen Umfeld und dessen Interaktionen im Konflikt zwischen Kaiser und Papst bestimmt wurde, oder auf seine Persönlichkeit zurückzuführen ist, lässt sich nach der Quellenlage nicht entscheiden.<ref name="scheibelreiter140">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 140</ref> Auffallend ist zum Beispiel, dass der Markgraf ein eher angespanntes Verhältnis zum [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]] hatte, das sich erst in seinem Sterbejahr gebessert zu haben scheint. Der Herzog von Bayern zählte allerdings zu den einflussreichsten Gegnern des Kaisers, er sollte sich erst in den 1090er-Jahren mit dem Kaiser aussöhnen.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>In Jahren nach 1085 dürfte sich Markgraf Leopold "''der Schöne''" weitgehend von der Reichspolitik ferngehalten haben.<ref name ="scheibelreiter150">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 150</ref>
Zu Beginn des [[w:Investiturstreit|Investiturstreits]] befand sich der Markgraf auf der Seite von König Heinrich IV. Dies bezeugt eine Königsurkunde über eine Schenkung, die am 27. Juli 1076 für den Markgrafen ausgestellt wurde. Noch 1077 nahm er an dem Hoftag von König Heinrich in [[w:Nürnberg|Nürnberg]] teil. Wenig später dürfte es allerdings zwischen ihm und den König zu Unstimmigkeiten gekommen sein, der konkrete Grund dafür ist unbekannt. Nach dem Markgraf Leopold dem König eine Absage erteilte, unternahm dieser einen Kriegszug ins östliche Bayern, worauf sich der Markgraf ihm unterwarf oder unterwerfen musste.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 134f. und S. 136f.</ref> Anders als seine Vorgänger, die, soweit es sich nach den bisher erschlossenen Quellen beurteilen lässt, stets bei Konflikten im Reich den König beziehungsweise Kaiser unterstützt hatten, stand Markgraf Leopold "''der Schöne''" auch in den Folgejahren zeitweise auf der Seite der Päpste, weswegen ihm um 1082 sogar der Verlust seiner Herrschaften durch König Heinrich IV. drohte.<ref name ="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133</ref> Dass Leopold, der um diese Zeit in der Schlacht bei Mailberg gegen den böhmischen König als Verbündeten von Heinrich IV. eine schwere Niederlage erlitt, aber nicht als Markgraf abgesetzt werden konnte, bestätigt, dass seine Stellung ziemlich gefestigt war. Dafür spricht auch, dass sich für die Markgrafschaft Österreich zu dieser Zeit keine inneren Unruhen belegen lassen, obwohl es dort auch Anhänger des Königs gab.<ref name ="zehetmayer434mF">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 434, mit Fußnote 36 und 37</ref> Aus den Quellen geht nicht hervor, ob es noch Leopold "''der Schöne''" oder schon sein gleichnamiger Sohn und Nachfolger war, der sich mit Heinrich IV. aussöhnte.<ref name ="zehetmayer435">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 435</ref> Inwieweit das politische Agieren von Markgraf Leopold "''dem Schönen''" von seinem politischen Umfeld und dessen Interaktionen im Konflikt zwischen Kaiser und Papst bestimmt wurde, oder auf seine Persönlichkeit zurückzuführen ist, lässt sich nach der Quellenlage nicht entscheiden.<ref name="scheibelreiter140">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 140</ref> Auffallend ist zum Beispiel, dass der Markgraf ein eher angespanntes Verhältnis zum [[w:Welf IV. (Bayern)|Herzog von Bayern]] hatte, das sich erst in seinem Sterbejahr gebessert zu haben scheint. Der Herzog von Bayern zählte allerdings zu den einflussreichsten Gegnern des Kaisers, er sollte sich erst in den 1090er-Jahren mit dem Kaiser aussöhnen.<ref name ="scheibelreiter151">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 151</ref>In Jahren nach 1085 dürfte sich Markgraf Leopold "''der Schöne''" weitgehend von der Reichspolitik ferngehalten haben.<ref name ="scheibelreiter150">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 150</ref>
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