Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
Zeile 43: | Zeile 43: | ||
</gallery> | </gallery> | ||
Die beiden [[Siegel]] von 1801 zeigen auf, dass die Herrschaft statt Kaisersteinbruch die Bezeichnung ''Heiligenkreuzer Steinbruch'' für das Handwerk durchsetzen konnte. | Die beiden [[Siegel]] von 1801 zeigen auf, dass die Herrschaft statt Kaisersteinbruch die Bezeichnung ''Heiligenkreuzer Steinbruch'' für das Handwerk durchsetzen konnte. | ||
[[Datei:Zunftfahne.JPG|miniatur|Zunftfahne von 1650]] | |||
[[Datei:Schloss Koenigshof.jpg|miniatur|hochkant|Verwaltungszentrum Schloss Königshof]] | |||
[[Datei:Heiligenkreuz Schwurhand.JPG|miniatur|Schwurhand der Heiligenkreuzer]] | [[Datei:Heiligenkreuz Schwurhand.JPG|miniatur|Schwurhand der Heiligenkreuzer]] | ||
[[Datei:Festorazzo Kaisersteinbruch.jpg|miniatur|Kaisersteinbruch – Gemälde von Theodor Festorazzo (1800–1862), Stift Heiligenkreuz]] | [[Datei:Festorazzo Kaisersteinbruch.jpg|miniatur|Kaisersteinbruch – Gemälde von Theodor Festorazzo (1800–1862), Stift Heiligenkreuz]] | ||
[[Datei:Tempel-Kai.jpg|miniatur|Detailansicht obigen Bildes mit dem griechischen Tempel von Kaisersteinbruch]] | [[Datei:Tempel-Kai.jpg|miniatur|Detailansicht obigen Bildes mit dem griechischen Tempel von Kaisersteinbruch]] | ||
=== Eigenständige Viertellade, incorporiert Jois, Winden und Sommerein === | === Eigenständige Viertellade, incorporiert Jois, Winden und Sommerein === | ||
Am 13. Juni 1576, beim Bau von [[Schloss Neugebäude]], wurde ''der neue Steinbruch am Leythaberg'' erstmals urkundlich erwähnt. 1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war. Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der [[Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese [[Magistri Comacini|italienischen Meister]] waren einzig dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.<ref>Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994''. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.</ref> | Am 13. Juni 1576, beim Bau von [[Schloss Neugebäude]], wurde ''der neue Steinbruch am Leythaberg'' erstmals urkundlich erwähnt. 1617 erhielt die [[Steinmetzbruderschaft|Bruderschaft]] der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer [[Zunftlade|Viertellade]], die der [[Dom von Wiener Neustadt|Hauptlade]] in [[Wiener Neustadt]] zugeordnet war. Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu [[Sommerein]] (bis 1783, dann zu [[Bruck an der Leitha]]) und [[Winden am See]] und [[Jois]] (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der [[Handwerksordnung]] regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden [[Zunfttruhe|Zusammenkünfte]] waren ein Ärgernis für die [[Grundherrschaft|Herrschaft]], das Stift Heiligenkreuz. Denn diese [[Magistri Comacini|italienischen Meister]] waren einzig dem [[Römisch-deutscher Kaiser|Römischen Kaiser]] untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.<ref>Helmuth Furch: ''Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh.'' In: ''IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium [[Veszprém]], 9.–11. November 1994''. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.</ref> | ||
== Stiftsverwaltung im Schloss Königshof == | |||
Vom 1. Jänner 1601 bis 1912 befand sich im Schloss Königshof die herrschaftliche Verwaltung für umliegende Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz, höchste Instanz war der Verwalter als Vertreter des Abtes. Hier wurde allumfassend das Leben der Untertanen bestimmt, die Steinmetzen wollten ihre [[Handwerk]]s-[[Freiheit]]en leben, das Stift forderte [[Gehorsam]] ein. Bis zuletzt der Grund für schwere Konflikte. | Vom 1. Jänner 1601 bis 1912 befand sich im Schloss Königshof die herrschaftliche Verwaltung für umliegende Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz, höchste Instanz war der Verwalter als Vertreter des Abtes. Hier wurde allumfassend das Leben der Untertanen bestimmt, die Steinmetzen wollten ihre [[Handwerk]]s-[[Freiheit]]en leben, das Stift forderte [[Gehorsam]] ein. Bis zuletzt der Grund für schwere Konflikte. | ||
Zeile 62: | Zeile 61: | ||
Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]] bestätigte am 13. Dezember 1650 die [[Handwerksordnung]] mit dem Bild der großen Zunftfahne für die Kaisersteinbrucher Bruderschaft. | Kaiser [[Ferdinand III. (HRR)|Ferdinand III.]] bestätigte am 13. Dezember 1650 die [[Handwerksordnung]] mit dem Bild der großen Zunftfahne für die Kaisersteinbrucher Bruderschaft. | ||
== Befreiung von militärischer Einquartierung == | |||
1660 gewährte Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das ''Salva Quardia-Privileg'': frei zu sein, für sich und ihre Nachkommen von jeglicher [[Einquartierung|militärischer Einquartierung]]. | 1660 gewährte Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das ''Salva Quardia-Privileg'': frei zu sein, für sich und ihre Nachkommen von jeglicher [[Einquartierung|militärischer Einquartierung]]. | ||
1661 beschwerte sich die ungarische Hofkammer, dass die Kaisersteinbrucher für ihre Steine keinen Zoll entrichten. So kam es am 14. August 1708 zur Gründung eines [[Dreißigstamt in Kaisersteinbruch|Dreißigstamtes]] in der Ortschaft. | 1661 beschwerte sich die ungarische Hofkammer, dass die Kaisersteinbrucher für ihre Steine keinen Zoll entrichten. So kam es am 14. August 1708 zur Gründung eines [[Dreißigstamt in Kaisersteinbruch|Dreißigstamtes]] in der Ortschaft. | ||
== Türkeneinfall vom 10. Juli bis 20. September 1683 == | |||
''Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der streifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben''. | ''Was für eine Confusion und Furcht dieser Orten wegen der streifenden Tartaren ist, ist nicht zu beschreiben''. | ||
Zeile 76: | Zeile 75: | ||
Siehe Hauptartikel:[[Dreißigstamt in Kaisersteinbruch]]. | Siehe Hauptartikel:[[Dreißigstamt in Kaisersteinbruch]]. | ||
== Markt Ungarisch-Steinbruch == | |||
In dem entlegenen, von ungarischer Seite nur schwer zugänglichen Ort, lockte die [[Konjunktur]] des [[Steinmetz]]gewerbes auch andere Wirtschaftszweige an, durch diese Nachfrage wurde das [[Marktrecht]] verliehen. Kaisersteinbruch wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Umschlagplatz für Grenz[[schmuggel]], weshalb schließlich eine Filialstation des königlichen Dreißigstgrenzzolles eingerichtet wurde. Am [[Markt]]tag brachte eine Zählung der Herrschaft 56 [[Handwerker]] und [[Kaufleute]] in Kaisersteinbruch. Diese Märkte zogen Menschen aus nah und fern nach Kaisersteinbruch und wurden so zu einer weiteren Säule der wirtschaftlichen Blüte. | In dem entlegenen, von ungarischer Seite nur schwer zugänglichen Ort, lockte die [[Konjunktur]] des [[Steinmetz]]gewerbes auch andere Wirtschaftszweige an, durch diese Nachfrage wurde das [[Marktrecht]] verliehen. Kaisersteinbruch wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Umschlagplatz für Grenz[[schmuggel]], weshalb schließlich eine Filialstation des königlichen Dreißigstgrenzzolles eingerichtet wurde. Am [[Markt]]tag brachte eine Zählung der Herrschaft 56 [[Handwerker]] und [[Kaufleute]] in Kaisersteinbruch. Diese Märkte zogen Menschen aus nah und fern nach Kaisersteinbruch und wurden so zu einer weiteren Säule der wirtschaftlichen Blüte. | ||
Die [[Liste der Marktgemeinden im Bundesland Burgenland|Marktgemeinde]] Kaisersteinbruch bestand bis 1970. | Die [[Liste der Marktgemeinden im Bundesland Burgenland|Marktgemeinde]] Kaisersteinbruch bestand bis 1970. | ||
Zeile 88: | Zeile 87: | ||
Am 13. Juli 1747 bekräftigte Maria Theresia, ''von Gottes Gnaden Römische Kaiserin'', den Meistern in ''Unserem kaiserlich-königlichen Steinbruch am Leythaberg'' die Handwerksordnung und Freiheiten. | Am 13. Juli 1747 bekräftigte Maria Theresia, ''von Gottes Gnaden Römische Kaiserin'', den Meistern in ''Unserem kaiserlich-königlichen Steinbruch am Leythaberg'' die Handwerksordnung und Freiheiten. | ||
== Einquartierung französischer Truppen von 17. Juli bis 12. November 1809 == | |||
Die Gemeinde wurde durch die feindlichen Truppen sehr stark belastet, durch Quartier in den eigenen Häusern und im herrschaftlichen Wirtshaus, Geldzumessungen, durch Hafer und Heu für 53 Pferde geben … ''dass noch die Kindeskinder an den mehr als 29.000 Gulden bezahlen müssen''. Die Herrschaft forderte, zur Schuldenbegleichung das Wiener Kapital der Bruderschaft aufzukünden. | Die Gemeinde wurde durch die feindlichen Truppen sehr stark belastet, durch Quartier in den eigenen Häusern und im herrschaftlichen Wirtshaus, Geldzumessungen, durch Hafer und Heu für 53 Pferde geben … ''dass noch die Kindeskinder an den mehr als 29.000 Gulden bezahlen müssen''. Die Herrschaft forderte, zur Schuldenbegleichung das Wiener Kapital der Bruderschaft aufzukünden. | ||
Zeile 98: | Zeile 97: | ||
Kundmachung 3. August 1904: laut stuhlämtlichem Auftrage wird kundgetan, dass das [[Rauchen]] in der Gemeinde, auf der Gasse, hinter den Gärten, in der Nähe der Häuser, insbesondere aber neben den Scheunen [[Rauchverbot|strengstens verboten]] ist. Die Übertretung wird mit 10 Kronen Geldstrafe, oder mit der entsprechenden [[Freiheitsstrafe]] geahndet. | Kundmachung 3. August 1904: laut stuhlämtlichem Auftrage wird kundgetan, dass das [[Rauchen]] in der Gemeinde, auf der Gasse, hinter den Gärten, in der Nähe der Häuser, insbesondere aber neben den Scheunen [[Rauchverbot|strengstens verboten]] ist. Die Übertretung wird mit 10 Kronen Geldstrafe, oder mit der entsprechenden [[Freiheitsstrafe]] geahndet. | ||
== Verkauf von Kaisersteinbruch an das Militär == | |||
Am 31. Oktober 1912 fanden die von Abt [[Gregor Pöck]] verantworteten Verkaufsverhandlungen ihren Abschluss und das Gebiet der Steinbrüche wurde dem k.u.k. [[Österreichisches Militärwesen|Kriegsministerium]] übergeben. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt, die Akten im [[Österreichisches Staatsarchiv|Kriegsarchiv]] bezeugen das. Das Stift erhielt 3.500.000 Kronen und steirische Waldgebiete. Die Forderungen des [[Bruck an der Leitha|Brucker Lagers]] nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.<ref>Kriegsarchiv Wien: ''1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar''.</ref> | Am 31. Oktober 1912 fanden die von Abt [[Gregor Pöck]] verantworteten Verkaufsverhandlungen ihren Abschluss und das Gebiet der Steinbrüche wurde dem k.u.k. [[Österreichisches Militärwesen|Kriegsministerium]] übergeben. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt, die Akten im [[Österreichisches Staatsarchiv|Kriegsarchiv]] bezeugen das. Das Stift erhielt 3.500.000 Kronen und steirische Waldgebiete. Die Forderungen des [[Bruck an der Leitha|Brucker Lagers]] nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.<ref>Kriegsarchiv Wien: ''1912 Verkauf von Königshof an das Militärärar''.</ref> | ||
[[Datei:Kaisersteinbrucher Gloriette.JPG|miniatur|[[Gloriette]], Reiterstatue von Kaiser [[Karl I. (Österreich-Ungarn)|Karl I.]] nicht ausgeführt (Ende der Monarchie)]] | |||
=== Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager === | === Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager === |