Schloss Tratzberg: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== 1396-1407 ===
In den "Annales ducum Boiariae" ("Annalen Bayerns") (entstanden zwischen 1517 und 1522, gedruckt 1522) berichtet der bayrische Geschichtsschreiber [[w:Johannes Aventinus|Johannes Turmair]] († 1534) aus [[w:Abensberg|Abensberg]], genannt "Aventinus", dass der Wittelsbacher [[w:Rudolf I. (Pfalz)|Rudolf (I.)]] ("''Rudolf der Stammler''") († 1319), Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern 1294 einen Überfall auf die [[Grafschaft Tirol]] unternahm, die damals von seinem Cousin, Herzog Meinhard von Kärnten, Graf von Tirol und dessen Söhnen, regiert wurde. Dabei soll er die befestigten Plätze "''Chattobergomum''" und "''Trasobergomum''", je nach Lesart zerstört oder erbaut haben.Während "''Chattobergomum''", gewöhnlich mit Kartenberg übersetzt, in der Forschung bisher nicht eindeutig lokalisiert werden konnte, wird "''Trasobergomum''" von dieser meistens mit Tratzberg identifiziert. In der neueren Forschung wird davon ausgegangen, dass dieser "befestigte Platz" "''Trasobergomum''" damals noch keine Burganlage war, sondern nur eine Talsperre. Problematisch für die Zuverlässigkeit von Turmair-Aventinus als historische Quelle ist, dass er darüber erst mehr als 200 Jahre später berichtet.<ref name ="Burgenbuch48"/>
In den "Annales ducum Boiariae" ("Annalen Bayerns") (entstanden zwischen 1517 und 1522, gedruckt 1522) berichtet der bayrische Geschichtsschreiber [[w:Johannes Aventinus|Johannes Turmair]] († 1534) aus [[w:Abensberg|Abensberg]], genannt "Aventinus", dass der Wittelsbacher [[w:Rudolf I. (Pfalz)|Rudolf (I.)]] ("''Rudolf der Stammler''") († 1319), Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern 1294 einen Überfall auf die [[Grafschaft Tirol]] unternahm, die damals von seinem Cousin, Herzog Meinhard von Kärnten, Graf von Tirol und dessen Söhnen, regiert wurde. Dabei soll er die befestigten Plätze "''Chattobergomum''" und "''Trasobergomum''", je nach Lesart zerstört oder erbaut haben.Während "''Chattobergomum''", gewöhnlich mit Kartenberg übersetzt, in der Forschung bisher nicht eindeutig lokalisiert werden konnte, wird "''Trasobergomum''" von dieser meistens mit Tratzberg identifiziert. In der neueren Forschung wird davon ausgegangen, dass dieser "befestigte Platz" "''Trasobergomum''" damals noch keine Burganlage war, sondern nur eine Talsperre. Problematisch für die Zuverlässigkeit von Turmair-Aventinus als historische Quelle ist, dass er darüber erst mehr als 200 Jahre später berichtet.<ref name ="Burgenbuch48"/>


1296 ist die Burg Tratzberg erstmals als "''castum novum''" urkundlich genannt, für welches "Burghut-Gelder" an Sighard Cholb ausgezahlt wurden. Der Felsen, auf dem Burg es erbaut wurde, bildete zu dieser Zeit natürliches Verkehrshindernis an der nördlichen Grenze der früheren Grafschaft Andechs zwischen der Grafschaft Tirol und dem [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Bayern]]. Es spricht einiges dafür, dass die Burg bald nach dem Einfall von Pfalzgraf Rudolf (I.) "''dem Stammler''" von Herzog Meinhard als Verstärkung einer zuvor bestandenen Talsperre erbaut wurde. Im Spätmittelalter war die Burg Tratzberg Teile einer Kette von befestigten Plätzen, welche das Inntal gegen das Herzogtum Bayern sicherten, und daher von militärstrategischer Wichtigkeit.<ref name ="Burgenbuch48"/> 1306 gehörte Burg Tratzberg zu jenen landesfürstlichen Besitzungen, die [[Heinrich (Kärnten)|Herzog Heinrich von Kärnten]], Graf von Tirol († 1335), seiner ersten Ehefrau [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen und Polen]] († 1313) verschrieb. Daran erinnert heute noch einer der Schauräume im Schloss, der mit dem historisierenden Namen "Königinnenzimmer" bezeichnet wird.<ref name ="Burgenbuch49">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch'', 2019, S. 49</ref>  
1296 ist die Burg Tratzberg erstmals als "''castum novum''" urkundlich genannt, für welches "Burghut-Gelder" an Sighard Cholb ausgezahlt wurden. Der Felsen, auf dem Burg es erbaut wurde, bildete zu dieser Zeit natürliches Verkehrshindernis an der nördlichen Grenze der früheren Grafschaft Andechs zwischen der Grafschaft Tirol und dem [[w:Herzogtum Bayern|Herzogtum Bayern]]. Es spricht einiges dafür, dass die Burg bald nach dem Einfall von Pfalzgraf Rudolf (I.) "''dem Stammler''" von Herzog Meinhard als Verstärkung einer zuvor bestandenen Talsperre erbaut wurde. Im Spätmittelalter war die Burg Tratzberg Teile einer Kette von befestigten Plätzen, welche das Inntal gegen das Herzogtum Bayern sicherten, und daher von militärstrategischer Wichtigkeit.<ref name ="Burgenbuch48"/> 1306 gehörte Burg Tratzberg zu jenen landesfürstlichen Besitzungen, die [[Heinrich (Kärnten)|Herzog Heinrich von Kärnten]], Graf von Tirol († 1335), seiner ersten Ehefrau [[Anna Přemyslovna|Anna von Böhmen und Polen]] († 1313) verschrieb. Daran erinnert heute noch einer der Schauräume im Schloss, der mit dem historisierenden Namen "Königinnenzimmer" bezeichnet wird.<ref name ="Burgenbuch49">vgl. Julia Hörmann-Thurn und Taxis (Hrsg.): ''Tiroler Burgenbuch'', 2019, S. 49</ref>  


Anvertraut die landesfürstliche Burg Tratzberg zunächst Mitgliedern der Familie Cholb (Gasteig), einer regional ansässigen Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die sich nach ihr benannten.<ref name ="Burgenbuch48"/> 1346-1407 war sie an die [[Freundsberg (Adelsfamilie)|Familie der Freundsberger]] verpfändet. Erst 1407 gelang es Herzog Friedrich IV. von Österreich, Graf von Tirol ("''Friedl mit der leeren Tasche''") († 1439) die Burg Tratzberg wieder auszulösen. Sie verblieb danach bis 1497 im Besitz der Tiroler Landesfürsten und wurde, von einer kurzen Ausnahme abgesehen, wieder durch von ihnen eingesetzte Burgpfleger<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet. Um und nach 1410 bewährte sich die Talsperre bei der Burg Tratzberg im Krieg gegen die [[w:Wittelsbacher|Herzöge von Bayern]]. Um 1440 wurde ihre Besatzung aufgestockt, da ein Angriff von [[Friedrich III. (HRR)|König Friedrich III.]] († 1493) erwartet wurde. Um 1455 verpfändete Herzog Siegmund "''der Münzreiche''" die Burg Tratzberg und weitere Burgen an Graf [[Ulrich II. (Cilli)|Ulrich (II.) von Cilli]] († 1456). Diese Verpfändung dürfte durch seinen Tod kurz darauf hinfällig geworden sein. Spätestens 1462/63 befand sich die Burg wieder in der Hand des Herzogs, der zu diesem Zeitpunkt umfangreiche Arbeiten an ihr vornehmen ließ.<ref name ="Burgenbuch49"/> Zumindest für 1474 ist ein Aufenthalt des Herzogs auf Tratzberg während einer Jagd mit Fischfang belegt.
Anvertraut die landesfürstliche Burg Tratzberg zunächst Mitgliedern der Familie Cholb (Gasteig), einer regional ansässigen Ministerialenfamilie<ref group="A">Die [[w:Ministeriale|Ministerialen]], auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den [[w:edelfrei|"edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien]].</ref>, die sich nach ihr benannten.<ref name ="Burgenbuch48"/> 1346-1407 war sie an die [[Freundsberg (Adelsfamilie)|Familie der Freundsberger]] verpfändet.<ref name ="Burgenbuch49"/>
Um 1490 brannte die Burg bis auf die Grundmauern nieder, dürfte aber auf Kosten des späteren Kaisers [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] († 1519) bis 1492 zumindest wieder einigermaßen instand gesetzt worden sein. Dieser überließ die Burg Tratzberg, inklusive der dazugehörigen Herrschaft, 1499 [[Veit-Jakob Tänzl]], indem er sie gegen dessen Burg und Herrschaft [[Berneck|Burg und Herrschaft Berneck]] eintauschte.
 
=== 1407-1499/1502 ===
Erst 1407 gelang es Herzog Friedrich IV. von Österreich, Graf von Tirol ("''Friedl mit der leeren Tasche''") († 1439) die Burg Tratzberg wieder auszulösen. Sie verblieb danach bis 1497 im Besitz der Tiroler Landesfürsten und wurde, von einer kurzen Ausnahme abgesehen, wieder durch von ihnen eingesetzte Burgpfleger<ref group="A">Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.</ref> verwaltet. Um und nach 1410 bewährte sich die Talsperre bei der Burg Tratzberg im Krieg gegen die [[w:Wittelsbacher|Herzöge von Bayern]]. Um 1440 wurde ihre Besatzung aufgestockt, da ein Angriff von [[Friedrich III. (HRR)|König Friedrich III.]] († 1493) erwartet wurde. Um 1455 verpfändete Herzog Siegmund "''der Münzreiche''" die Burg Tratzberg und weitere Burgen an Graf [[Ulrich II. (Cilli)|Ulrich (II.) von Cilli]] († 1456). Diese Verpfändung dürfte durch seinen Tod kurz darauf hinfällig geworden sein. Spätestens 1462/63 befand sich die Burg wieder in der Hand des Herzogs, der zu diesem Zeitpunkt umfangreiche Arbeiten an ihr vornehmen ließ.<ref name ="Burgenbuch49"/> Zumindest für 1474 ist ein Aufenthalt des Herzogs auf Tratzberg während einer Jagd mit Fischfang belegt.
Um 1490 brannte die Burg bis auf die Grundmauern nieder, dürfte aber auf Kosten des späteren Kaisers [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] († 1519) bis 1492 zumindest wieder einigermaßen instand gesetzt worden sein. Dieser überließ die Burg Tratzberg, inklusive der dazugehörigen Herrschaft, 1499 [[Veit-Jakob Tänzl]], indem er sie gegen dessen Burg und Herrschaft [[w:Burg Berneck (Tirol)|Burg und Herrschaft Berneck]] (heute Teil der Gemeinde [[Kauns]]) eintauschte.
 
=== seit 1499/1502 ===


== Belegte "Burgpfleger" von Tratzberg ==
== Belegte "Burgpfleger" von Tratzberg ==
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