Willbirg von Hardegg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:GuentherZ 2011-10-29 0191 Retz Dominikanerkloster Dominikanerkirche.jpg|thumb|Die Kirche des Dominikanerklosters in Retz]]
[[File:Ehemaliges Stift Sankt Bernhard - Eingang.jpg|thumb|Das ehemalige Zisterzienserinnenstift von Melon und St. Bernhard. Gräfin Willbirg von Hardegg gründete es gemeinsam mit ihrem Ehemann Heinrich und einem der Kuenringer.]]
'''Gräfin Willbirg''' oder '''Wilbirg von Hardegg''' (* im 13. Jahrhundert; † [[27. August]] [[1314]])<ref group="A">Sterbedatum und -ort nach Wurzbach, dessen Angaben allerdings recht widersprüchlich wirken. Vgl. [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]], 1860, Bd. 7, S. 351, Nach Roman Zehetmayer starb Berthold von Rabenswalde im August des Jahres 1312, was zumindest mit dem Sterbemonat und dem Sterbejahr bei Constantin von Wurzbach übereinstimmt. Vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 45</ref>, auch '''Willbirg von Helfenstein''', war nach dem Tod der Grafen von Plain und Hardegg  in der Schlacht von [[Staatz]] (26./27. Juni 1260) die Haupterbin der im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen Grafschaft Hardegg. Über ihre dritte Ehe gelangten die im [[w:Herzogtum Sachsen|Herzogtum Sachsen]] ansässigen [[Maidburg (Familie)|Burggrafen von Magdeburg (Maidburg)]] in den Besitz von dieser Grafschaft, wo sie bis 1483 die Herrschaft bzw. Verwaltung innehatten.
'''Gräfin Willbirg''' oder '''Wilbirg von Hardegg''' (* im 13. Jahrhundert; † [[27. August]] [[1314]])<ref group="A">Sterbedatum und -ort nach Wurzbach, dessen Angaben allerdings recht widersprüchlich wirken. Vgl. [[w:Constantin von Wurzbach|Constantin von Wurzbach]], 1860, Bd. 7, S. 351, Nach Roman Zehetmayer starb Berthold von Rabenswalde im August des Jahres 1312, was zumindest mit dem Sterbemonat und dem Sterbejahr bei Constantin von Wurzbach übereinstimmt. Vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 45</ref>, auch '''Willbirg von Helfenstein''', war nach dem Tod der Grafen von Plain und Hardegg  in der Schlacht von [[Staatz]] (26./27. Juni 1260) die Haupterbin der im heutigen Bundesland Niederösterreich gelegenen Grafschaft Hardegg. Über ihre dritte Ehe gelangten die im [[w:Herzogtum Sachsen|Herzogtum Sachsen]] ansässigen [[Maidburg (Familie)|Burggrafen von Magdeburg (Maidburg)]] in den Besitz von dieser Grafschaft, wo sie bis 1483 die Herrschaft bzw. Verwaltung innehatten.


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:∞ in 3. Ehe mit dem Grafen [[Berthold I. von Hardegg|Berthold von Wiehe-Rabenswalde]] († 1312), der 1279 das Dominikanerkloster in [[Retz]] stiftete.<ref name ="orden">vgl. [https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/maennerorden/77-dominikanerkonvent-retz Dominikanerkonvent Retz], Ordensgemeinschaften.AT, abgerufen am 8. August 2021</ref> Sein Großneffe, [[Bertold I. von Maidburg|Burggraf Berthold (I.) von Maidburg]] († 1328), erbte später die Grafschaft Hardegg.<ref name ="Zehetmayer45">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 45</ref> Er begründete eine weitere Grafenfamilie von Hardegg, die mit [[Michael von Maidburg]] († 1483), vermutlich seinem Urenkel, im 15. Jahrhundert in "männlicher Linie" ausstarb.
:∞ in 3. Ehe mit dem Grafen [[Berthold I. von Hardegg|Berthold von Wiehe-Rabenswalde]] († 1312), der 1279 das Dominikanerkloster in [[Retz]] stiftete.<ref name ="orden">vgl. [https://www.ordensgemeinschaften.at/kultur/maennerorden/77-dominikanerkonvent-retz Dominikanerkonvent Retz], Ordensgemeinschaften.AT, abgerufen am 8. August 2021</ref> Sein Großneffe, [[Bertold I. von Maidburg|Burggraf Berthold (I.) von Maidburg]] († 1328), erbte später die Grafschaft Hardegg.<ref name ="Zehetmayer45">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 45</ref> Er begründete eine weitere Grafenfamilie von Hardegg, die mit [[Michael von Maidburg]] († 1483), vermutlich seinem Urenkel, im 15. Jahrhundert in "männlicher Linie" ausstarb.


Gräfin Willbirg von Hardegg war die Schwägerin des Grafen [[Konrad III. von Plain|Konrad (III.) von Plain und Hardegg]], der gemeinsam mit ihrem Ehemann in der Schlacht bei Staatz getötet wurde und die Schwägerin jener Gräfin [[Euphemia von Ortenburg]], die ursprünglich mit dem Grafen [[Albert I. (Görz)|Albert (I.) von Görz]] († um 1304) verlobt gewesen war.
Gräfin Willbirg von Hardegg war die Schwägerin des Grafen [[Konrad III. von Plain|Konrad (III.) von Plain und Hardegg]], der gemeinsam mit ihrem Ehemann in der Schlacht bei Staatz getötet wurde. Sie war außerdem die Schwägerin jener Gräfin [[Euphemia von Ortenburg]], die ursprünglich mit dem Grafen [[Albert I. (Görz)|Albert (I.) von Görz]] († um 1304) verlobt gewesen war.


== Leben ==
== Leben ==
Kurz vor der Schlacht bei Staatz ließ sich Graf Otto (II.) von Plain und Hardegg vom "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]] eine Urkunde ausstellen, nach welcher dieser ihm für den Fall seines Todes zusicherte, die an ihn verliehenen landesfürstlichen Lehen auf seine Witwe Willbirg zu übertragen. Nachdem er in der Schlacht bei Staatz gefallen war, gelang es der Witwe den größten Teil der Grafschaft Hardegg für sich zu behaupten. Lediglich einige "Außenposten" wie das Landgericht Peilstein und "Rechte" an der Herrschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] musste sie der Familie des böhmischen Adligen [[w:Wok von Rosenberg|Wok von Rosenberg]] († um 1262) überlassen.<ref name ="Zehetmayer39">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 39</ref> Spätestens 1262 schloss sie ihre zweite Ehe mit Burggraf Heinrich.<ref name ="Zehetmayer40">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 40</ref> Nach dessen Tod gelang es ihr die Hardegger Gefolgsleute unter ihrer Führung zusammenhalten, womit auch die Grafschaft Hardegg als Herrschaftsgebilde weiterbestand.<ref name ="Zehetmayer41">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 41</ref>  
Kurz vor der Schlacht bei Staatz ließ sich Graf Otto (II.) von Plain und Hardegg vom "[[w:Königreich Böhmen|Böhmenkönig]]" [[Ottokar II. Přemysl|Ottokar]] eine Urkunde ausstellen, nach welcher dieser ihm für den Fall seines Todes zusicherte, die an ihn verliehenen landesfürstlichen Lehen auf seine Witwe Willbirg zu übertragen. Nachdem er in der Schlacht bei Staatz gefallen war, gelang es der Witwe den größten Teil der Grafschaft Hardegg für sich zu behaupten. Lediglich einige "Außenposten" wie das Landgericht Peilstein und "Rechte" an der Herrschaft [[Raabs an der Thaya|Raabs]] musste sie der Familie des böhmischen Adligen [[w:Wok von Rosenberg|Wok von Rosenberg]] († um 1262) überlassen.<ref name ="Zehetmayer39">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 39</ref> Spätestens 1262 schloss sie ihre zweite Ehe mit Burggraf Heinrich.<ref name ="Zehetmayer40">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 40</ref> Nach dessen Tod gelang es ihr die Hardegger Gefolgsleute unter ihrer Führung zusammenhalten, womit auch die Grafschaft Hardegg als Herrschaftsgebilde weiterbestand.<ref name ="Zehetmayer41">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 41</ref>  


Mitte der 1270er-Jahre schloss Gräfin Willbirg von Hardegg ihre dritte Ehe mit einem weiteren Adligen aus Thüringen, der im Gefolge von [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf I.]] ins Herzogtum Österreich gekommen war. Dieser wurde ebenfalls mit der Grafschaft Hardegg belehnt. Allerdings erhob Graf [[Albert I. (Görz)|Albert (I.) von Görz]] († um 1304), der um 1275 Euphemia von Ortenburg, die Witwe von Willbirgs Schwager Konrad (III.), oder ihre gleichnamige Tochter geheiratet hatte, ebenfalls Ansprüche auf die Grafschaft Hardegg beziehungsweise Teile von.<ref name ="Zehetmayer41"/>
Mitte der 1270er-Jahre schloss Gräfin Willbirg von Hardegg ihre dritte Ehe mit einem weiteren Adligen aus Thüringen, der im Gefolge von [[Rudolf I. (HRR)|König Rudolf I.]] ins Herzogtum Österreich gekommen war. Dieser wurde ebenfalls mit der Grafschaft Hardegg belehnt. Allerdings erhob Graf [[Albert I. (Görz)|Albert (I.) von Görz]] († um 1304), der um 1275 Euphemia von Ortenburg, die Witwe von Willbirgs Schwager Konrad (III.), oder ihre gleichnamige Tochter geheiratet hatte, begründet auf dieser Ehe, ebenfalls Anspruch auf die Grafschaft Hardegg.<ref name ="Zehetmayer41"/> Willbirg und Berthold konnten sich jedoch letztlich durchsetzen.<ref>vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 42 und S. 43</ref>
 
Hatte sich unter Willbirgs zweitem Ehemann Heinrich das Zentrum der Grafschaft von [[Hardegg]] nach [[Pulkau]] verlagert, so ließ ihr dritter Ehemann Berthold die Stadt [[Retz]], die sich an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt befand, zum wichtigen politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt seiner der Grafschaft ausbauen.<ref name ="Zehetmayer43">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 43</ref> Das von ihr und Heinrich gegründete [[Stift St. Bernhard|Zisterzienserinnenkloster von Meyland (Melon)]] diente als Versorgungseinrichtung für weibliche Familienmitglieder, das von ihm und ihr neu gegründete Dominikanerkloster von Retz wurde das neue Hauskloster für seine Familie und ihre Grablege.<ref name ="Zehetmayer45">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 45</ref>
 
Nach dem Tod von Berthold schloss Willibirg keine weitere Ehe mehr, Ihre Geschäfte dürfte der gleichnamiger Großneffe von Berthold für sie geführt haben, welchem gemeinsam mit seiner Ehefrau bereits zu Lebzeiten von Berthold mit landesfürstlicher Zustimmung ein Teil der Grafschaft Hardegg übertragen worden war. In ihren Urkunden, in denen es vor allem um Schenkungen an Klöster und Seelgerätstiftungen für ihre verstorbenen Ehemänner geht, wird sie bis zu ihrem Tod weiterhin als Gräfin von Hardegg tituliert, während der Großneffe nur als Burggraf von Maidburg aufscheint.<ref name ="Zehetmayer44">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 43</ref>  Dieser trat erst nach ihrem Tod die Herrschaft über die ganze Grafschaft Hardegg an.<ref name ="Zehetmayer43">vgl. Roman Zehetmayer: ''Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg aus dem Jahre 1363'', 2001, S. 46</ref>
 
== Willbirg im Urteil der Zeitgenossen ==
Die Herrschaftszeit von Gräfin Willbirg von Hardegg und ihrem dritten Ehemann Bertold gilt als eine "glückliche" Zeit für die Grafschaft Hardegg. Offensichtlich aber brachte sie dem Ehepaar auch viel Neid ein. Fragwürdig wirkt zumindest das Lob, dass die Gräfin durch den Dichter [[w:Seifried Helbing|Seifried Helbling]] († im 14. Jahrhundert) erfährt. Dieser würdigt sie zwar als erfolgreiche Wirtschafterin, unterstellt ihr aber auch zu wuchern. Nach ihm soll sie Pfennige verliehen und dafür Marken erhalten haben, was zumindest andeutet, dass sie Geld gegen Zinsen verlieh. Sie soll außerdem ihr Getreide für schlechte Zeiten gehortet haben, um es dann besonders teuer zu verkaufen.<ref name ="Zehetmayer43"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
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[[Kategorie:Geschichte (Niederösterreich)]]
[[Kategorie:Geschichte (Niederösterreich)]]
[[Kategorie:Hardegg (Adelsgeschlecht)]]
[[Kategorie:Hardegg (Adelsgeschlecht)]]
[[Kategorie:In Arbeit]]
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