Leopold I. (Österreich): Unterschied zwischen den Versionen

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==Herrschaften==
==Herrschaften==
Leopold "''der Erlauchte''" war ein Gefolgsmann von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto (II.)]], nahm an dessen Kaiserkrönung in Rom (962) teil und war zunächst Graf im unteren Donaugau (im Gebiet um [[w:Straubing|Straubing]]), ehe er von Kaiser Otto 976 mit der [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]] belehnt wurde.<ref name="kleindel31" /> Der Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] diskutiert die Überlegung, dass die Einsetzung von Leopold, der wohl das Vertrauen von Kaiser Otto besaß, eine Folge von dessen Konflikt mit dem bairischen [[w:Heinrich II. (Bayern)|Herzog Heinrich (II.) "''dem Zänker''"]] war. Damit konnte er im südostbairischen Raum und an dessen Grenzen seine eigenen Position gegenüber dem Herzog und dessen Anhängern festigen. Dass er etwa zu dieser Zeit die Mark im bairischen [[w:Nordgau (Bayern)|Nordgau]] einem [[w:Berthold von Schweinfurt|Berthold]] anvertraute, der ein Verwandter von Leopold und wohl ein weiterer Anhänger von ihm gewesen sein dürfte, spricht zumindest für diese Überlegung.<ref >vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 72f.</ref>  
Leopold "''der Erlauchte''" war ein Gefolgsmann von [[w:Otto II. (HRR)|Kaiser Otto (II.)]] und nahm an dessen Kaiserkrönung in Rom (962) teil.<ref name="kleindel31"/>. Er war zunächst Graf im unteren Donaugau (im Gebiet um [[w:Straubing|Straubing]]), im Traungau und am Inn<ref name ="Österr.Geschichte83>vgl. [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]]: ''Herzogtümer und Marken'', 1994, S. 83</ref>, ehe er von Kaiser Otto 976 mit der [[Herzogtum Österreich|Mark Ostarrichi (Österreich)]] belehnt wurde.<ref name="kleindel31"/> Nach dem Historiker [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]] dürfte die Einsetzung von Leopold, der vermutlich das Vertrauen von Kaiser Otto II. besaß, eine Folge von dessen Konflikt mit dem bairischen [[w:Heinrich II. (Bayern)|Herzog Heinrich (II.) "''dem Zänker''"]] († um 995) gewesen sein. Damit konnte er im südostbairischen Raum und an dessen Grenzen seine eigenen Position gegenüber dem Herzog und dessen Anhängern festigen. Dass er etwa zu dieser Zeit die Mark im bairischen [[w:Nordgau (Bayern)|Nordgau]] einem [[w:Berthold von Schweinfurt|Berthold]] († um 980) anvertraute, der ein Verwandter von Leopold und vermutlich ein weiterer Anhänger von Kaiser Otto II. gewesen sein dürfte, spricht zumindest für diese Überlegung.<ref >vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger''. Reichsfürsten und Landesherren. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2010. ISBN 978-3-205-78573-6. S. 72f.</ref>  


Die Mark Österreich lag damals im Grenzgebiet zwischen den späteren Königreichen [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]] und [[w:Königreich Ungarn|Ungarn]] und dem "[[Herzogtum Kärnten|Stammesherzogtum Kärnten]]". Es handelte sich dabei um ein Grenzgebiet des [[Heiliges Römisches Reich|Reiches]] mit relativ strittiger und wechselhafter Herrschaftsverteilung.<ref name="Neukam212f.">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 212f.</ref> Leopold "''der Erlauchte''" herrschte über die Mark als [[w:Markgraf|Markgraf]], erweiterte ihr ursprüngliches Areal bis an die Grenzen des [[Wienerwald|Wienerwaldes]] und förderte die Besiedlung.<ref name="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133</ref> Als Markgraf besaß er "de jure" die militärische Befehlsgewalt über den in seinem Amtsgebiet lebenden Adel und den Vorsitz im markgräflichen Gericht.<ref name="zehetmayer">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= ''Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung''. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 432</ref>
Die Mark Österreich lag damals im Grenzgebiet zwischen den späteren Königreichen [[w:Königreich Böhmen|Böhmen]] und [[w:Königreich Ungarn|Ungarn]] und dem "[[Herzogtum Kärnten|Stammesherzogtum Kärnten]]". Es handelte sich dabei um ein Grenzgebiet des [[Heiliges Römisches Reich|Reiches]] mit relativ strittiger und wechselhafter Herrschaftsverteilung.<ref name="Neukam212f.">vgl. Susanna Neukam: ''Schweigen ist Silber, Herrschen ist Gold''. Die Babenbergerinnen und ihre Zeit. Amalthea Signum Verlag, Wien, 2013. ISBN 978-3-85002-822-6. S. 212f.</ref> Leopold "''der Erlauchte''" herrschte über die Mark als [[w:Markgraf|Markgraf]], erweiterte ihr ursprüngliches Areal bis an die Grenzen des [[Wienerwald|Wienerwaldes]] und förderte die Besiedlung.<ref name="krenn133">vgl. Walther Krenn: ''Allgemeine Geschichte Europas und des nahen Ostens''. Verlag Leitner & Co., Wels / Wunsiedel / Zürich, 3. Auflage 1955. S. 133</ref> Als Markgraf besaß er "de jure" die militärische Befehlsgewalt über den in seinem Amtsgebiet lebenden Adel und den Vorsitz im markgräflichen Gericht.<ref name="zehetmayer">vgl. Roman Zehetmayer: ''Überregionale Versammlungen der Babenberger in der Mark Österreich''. In: S. Claudia Fellner - Daniel Luger: ''Semper ad fontes''. Festschrift für [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]] zum 60. Geburtstag (= ''Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung''. Bd. 76). Böhlau Verlag, Wien, 2020. ISBN 978-3-205-21162-4. S. 432</ref>


Leopolds wirtschaftliche Basis dürften seine bairischen Besitzungen gewesen sein. Ehe er mit der Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er bereits ein Graf im Traungau und am [[w:Inn|Inn]], vermutlich im [[w:Sundergau|Sundergau]], gewesen<ref name="scheibelreiter73">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 73</ref>. Er dürfte mit dem Grenzraum, in welchem sich die Mark damals befand, bereits Erfahrungen gehabt haben. Seine Herrschaft wird in der neueren Forschung als der Beginn einer langen, mühevollen Entwicklungsarbeit gesehen, die immer wieder wegen der Grenzkonflikte, besonders mit dem späteren ungarischen Königreich, unterbrochen werden musste. Noch zu seinen Lebzeiten dürfte er die Grenze seines Herrschaftsgebietes bis in den heutigen [[Wienerwald]] ausgedehnt haben.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=71 Leopold der Erlauchte], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref>
Leopolds wirtschaftliche Basis dürften seine bairischen Besitzungen gewesen sein. Ehe er mit der Mark Ostarrichi belehnt wurde, war er bereits ein Graf im Traungau und am [[w:Inn|Inn]], vermutlich im [[w:Sundergau|Sundergau]], gewesen.<ref name="scheibelreiter73">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 73</ref> Der Historiker [[w:Karl Brunner (Historiker)|Karl Brunner]] geht davon aus, dass ihm dort keine geschlossenen Gebiete anvertraut waren, sondern er nur bevollmächtigt war, in diesen für die Ostpolitik des Kaisers wichtigen bairischen Gebieten mit Autorität aufzutreten.<ref name ="Österr.Geschichte83/> Leopold (I.) hatte jedenfalls mit dem Grenzraum, in welchem sich die Mark damals befand, bereits Erfahrungen, als ihm diese verliehen wurde. Seine Herrschaft wird in der neueren Forschung als der Beginn einer langen, mühevollen Entwicklungsarbeit gesehen, die immer wieder wegen der Grenzkonflikte, besonders mit dem späteren ungarischen Königreich, unterbrochen werden musste. Noch zu seinen Lebzeiten dürfte er die Grenze seines Herrschaftsgebietes bis in den heutigen [[Wienerwald]] ausgedehnt haben.<ref name="gedaechtnis">vgl. [https://www.gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/?tx_gdl_gdl%5Bperson%5d=71 Leopold der Erlauchte], GedaechtnisDesLandes, abgerufen am 7. September 2020</ref>


Leopold dürfte im Wesentlichen sein Amt als Markgraf als Reiseherrschaft ("Umherreiten") und ohne wirkliche örtliche Gebundenheit ausgeübt haben. Jedenfalls lässt sich eine Residenz für ihn nicht mit Sicherheit belegen.<ref name="scheibelreiter75">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 75</ref> [[Pöchlarn]], das als Hauptsitz seines Vorgängers [[Burchard (Markgraf)|Burchard]] gilt, war danach im Besitz des Klosters St. Emmeran in [[w:Regensburg|Regensburg]]. [[Melk]] und [[Tulln]], die Sitze seiner Nachfolger, können ihm erst in seinen letzten Herrschaftsjahren als Sitz gedient haben, da er sie zunächst gewinnen beziehungsweise erobern musste, doch gibt es bisher keine unwiderlegbaren Berichte dafür, dass sie tatsächlich jemals Zentren seiner Herrschaft waren. Dafür, dass sich seine Herrschaft vielleicht auf die "Burgstädte" am Donauufer zentriert hat, würde der Umstand sprechen, dass eine Kontrolle der Donau als wichtiger Verkehrsweg bereits damals im Interesse des Kaisers und des Herzogs von Baiern gelegen haben wird.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 73f. und S. 75</ref>
Leopold dürfte im Wesentlichen sein Amt als Markgraf als Reiseherrschaft ("Umherreiten") und ohne wirkliche örtliche Gebundenheit ausgeübt haben. Jedenfalls lässt sich eine Residenz für ihn nicht mit Sicherheit belegen.<ref name="scheibelreiter75">vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 75</ref> [[Pöchlarn]], das als Hauptsitz seines Vorgängers [[Burchard (Markgraf)|Burchard]] gilt, war danach im Besitz des Klosters St. Emmeran in [[w:Regensburg|Regensburg]]. [[Melk]] und [[Tulln]], die Sitze seiner Nachfolger, können ihm erst in seinen letzten Herrschaftsjahren als Sitz gedient haben, da er sie zunächst gewinnen beziehungsweise erobern musste, doch gibt es bisher keine unwiderlegbaren Berichte dafür, dass sie tatsächlich jemals Zentren seiner Herrschaft waren. Dafür, dass sich seine Herrschaft vielleicht auf die "Burgstädte" am Donauufer zentriert hat, würde der Umstand sprechen, dass eine Kontrolle der Donau als wichtiger Verkehrsweg bereits damals im Interesse des Kaisers und des Herzogs von Baiern gelegen haben wird.<ref>vgl. [[w:Georg Scheibelreiter|Georg Scheibelreiter]]: ''Die Babenberger'', 2010, S. 73f. und S. 75</ref>
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