Cajetan Adlgasser: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Die Oper "La Nitteti" (Adlgasser 12.01) ===
=== Die Oper "La Nitteti" (Adlgasser 12.01) ===
Am [[6. April]] [[1766]], einem Sonntag, zugleich als Nachfeier des Wahltags des Fürsterzbischofs (= [[5. April]] [[1753]]), wurde auf der Hofbühne in der Residenz von den Hofsängerinnen Anna Fesemayr-Adlgasser (1743–1782), [[Maria Magdalena Haydn|Magdalena Lipp-Haydn]] (1745–1827), Anna Braunhofer (1748–1819) und den Hofsängern Anton Spitzeder, Joseph Meisner und Felix Winter (1722–1772) eine ''Opera in welscher Sprach'' aufgeführt. Zwei Tage zuvor, einem Freitag, hatte ab 04 Uhr nachmittags die "Hauptprobe" (= Generalprobe), wie zumeist üblich, in Kostüm und in Gegenwart des Fürsten, stattgefunden. Das Libretto für "La Nitteti", entstanden 1756, stammte von dem berühmten Librettisten Pietro Metastasio (1698–1782) und war zuvor bereits mehrfach vertont worden. Die Komposition sollte wohl das Ergebnis von Adlgassers Bildungsreise unter Beweis stellen.<br/>Von der Aufführung liegt ein längerer Bericht vor: ''Die Musique hat ganz neu komponiert der berühmte Herr Caietanus Adlgasser, welcher allhier Hoforganist und auch ein Virtuos auf der Orgel, den der Erzbischof, um sich mehrers in dem Komponieren zu perfektionieren,'' [...]'' in das Welschland geschickt,'' [...]'' und durch diese Reise sehr großen Nutzen in der Musique sich zu wegegebracht. Dieser hat die Musique von der heutigen Oper'' [...] ''verfertiget. Die Komposition dieser Musique war ohne weiters ohne Ausstellung, künstlich sowohl als angenehm, und hätte darum vor einem jedweden kaiserlichen Hof dürfen produziert werden. Doch dieses hat man ausgestellt, dass die Musique und sonderbar die Arien ein wenig zu lang gedauert: Denn wenn eine Sache noch so schön und noch so künstlich und noch so angenehm ist, so muss es doch auch mit der Zeit temperiert werden, ansonsten erweckt es bei den Zuhörern einen Ekel und Verdruss, zumalen diese heutige Oper fast 5 Stund lang angehalten hat.'' [...] ''Ich kann wohl bekennen, dass, obwohl ich schon unterschiedliche Musiquen und welsche Opere gehöret, aber eine so angenehme habe ich nicht bald gehört. Alleinig es lieget auch sehr viel an denen Operisten'' [...] und ''Sänger auch sehr viel, welches aber bei dieser Oper gar nicht mangelhaft war, denn es haben sowohl die Mannspersonensänger, deren drei auf die Oper waren, nämlich'' [der Hofbassist]'' Herr Meisner, ''[der Hoftenor]'' Herr Spitzeder und'' [der Hofbassist]'' Herr ''[Felix]'' Winter, alle drei Kammervirtuosen der Hofkapelle, als auch die Weibspersonen, deren auch drei waren, nämlich die Sängerinnen Magdalena Lipp, Anna Fesemayr und Maria Anna Braunhofer, alle drei Kammervirtuosen und auch vom Erzbischof in das Welschland geschickt worden waren, ihre Stellen meisterlich und auf das Künstliche vertreten, dass sich viele Zuhörer also'' [...]'' über ein so'' [ge]''tanes Singen erstaunen mussten, wie es nur möglich sei, dass die Stimme eines Menschen so unerhörte Wirkungen könne zuwege bringen. Ich muss wohl eingestehen, dass'' [...]'' ich darob dermaßen erstaunt bin ''[geändert aus: ''seye'']'', dass ich gleichsam außer mich gesetzt worden. Unter dem anderen ''(= zweiten)'' Akt hätte ''[…]'' in Bälde ein Unglück geschehen können. Es ist das Theatrum oder die Leinwand von einer Szene ''(= Kulisse) '' brennend geworden (einige sagen, es wäre nur eitel Papier<ref>''eitel Papier'' = "weiter nichts als Papier".</ref> gewesen) und schon in große Flammen ausgebrochen ''[war]''. Also ''[...]'' ist eine große Konfusion entstanden, und die Musique in der besten Produktion musste unterbrochen werden. Doch ist es ''[in]'' einem Augenblick wiederum eingestellt und gehemmt worden. Der Fehler kam daher, dass der Kerl neben den Lichtern und Leuchtern, welcher hätte achthaben sollen, geschlafen.''
Am [[6. April]] [[1766]], einem Sonntag, zugleich als Nachfeier des Wahltags des Fürsterzbischofs (= [[5. April]] [[1753]]), wurde auf der Hofbühne in der Residenz von den Hofsängerinnen Anna Fesemayr-Adlgasser (1743–1782), Magdalena Lipp-Haydn (1745–1827), Anna Braunhofer (1748–1819) und den Hofsängern Anton Spitzeder, Joseph Meisner und Felix Winter (1722–1772) eine ''Opera in welscher Sprach'' aufgeführt. Zwei Tage zuvor, einem Freitag, hatte ab 04 Uhr nachmittags die "Hauptprobe" (= Generalprobe), wie zumeist üblich, in Kostüm und in Gegenwart des Fürsten, stattgefunden. Das Libretto für "La Nitteti", entstanden 1756, stammte von dem berühmten Librettisten Pietro Metastasio (1698–1782) und war zuvor bereits mehrfach vertont worden. Die Komposition sollte wohl das Ergebnis von Adlgassers Bildungsreise unter Beweis stellen.<br/>Von der Aufführung liegt ein längerer Bericht vor: ''Die Musique hat ganz neu komponiert der berühmte Herr Caietanus Adlgasser, welcher allhier Hoforganist und auch ein Virtuos auf der Orgel, den der Erzbischof, um sich mehrers in dem Komponieren zu perfektionieren,'' [...]'' in das Welschland geschickt,'' [...]'' und durch diese Reise sehr großen Nutzen in der Musique sich zu wegegebracht. Dieser hat die Musique von der heutigen Oper'' [...] ''verfertiget. Die Komposition dieser Musique war ohne weiters ohne Ausstellung, künstlich sowohl als angenehm, und hätte darum vor einem jedweden kaiserlichen Hof dürfen produziert werden. Doch dieses hat man ausgestellt, dass die Musique und sonderbar die Arien ein wenig zu lang gedauert: Denn wenn eine Sache noch so schön und noch so künstlich und noch so angenehm ist, so muss es doch auch mit der Zeit temperiert werden, ansonsten erweckt es bei den Zuhörern einen Ekel und Verdruss, zumalen diese heutige Oper fast 5 Stund lang angehalten hat.'' [...] ''Ich kann wohl bekennen, dass, obwohl ich schon unterschiedliche Musiquen und welsche Opere gehöret, aber eine so angenehme habe ich nicht bald gehört. Alleinig es lieget auch sehr viel an denen Operisten'' [...] und ''Sänger auch sehr viel, welches aber bei dieser Oper gar nicht mangelhaft war, denn es haben sowohl die Mannspersonensänger, deren drei auf die Oper waren, nämlich'' [der Hofbassist]'' Herr Meisner, ''[der Hoftenor]'' Herr Spitzeder und'' [der Hofbassist]'' Herr ''[Felix]'' Winter, alle drei Kammervirtuosen der Hofkapelle, als auch die Weibspersonen, deren auch drei waren, nämlich die Sängerinnen Magdalena Lipp, Anna Fesemayr und Maria Anna Braunhofer, alle drei Kammervirtuosen und auch vom Erzbischof in das Welschland geschickt worden waren, ihre Stellen meisterlich und auf das Künstliche vertreten, dass sich viele Zuhörer also'' [...]'' über ein so'' [ge]''tanes Singen erstaunen mussten, wie es nur möglich sei, dass die Stimme eines Menschen so unerhörte Wirkungen könne zuwege bringen. Ich muss wohl eingestehen, dass'' [...]'' ich darob dermaßen erstaunt bin ''[geändert aus: ''seye'']'', dass ich gleichsam außer mich gesetzt worden. Unter dem anderen ''(= zweiten)'' Akt hätte ''[…]'' in Bälde ein Unglück geschehen können. Es ist das Theatrum oder die Leinwand von einer Szene ''(= Kulisse) '' brennend geworden (einige sagen, es wäre nur eitel Papier<ref>''eitel Papier'' = "weiter nichts als Papier".</ref> gewesen) und schon in große Flammen ausgebrochen ''[war]''. Also ''[...]'' ist eine große Konfusion entstanden, und die Musique in der besten Produktion musste unterbrochen werden. Doch ist es ''[in]'' einem Augenblick wiederum eingestellt und gehemmt worden. Der Fehler kam daher, dass der Kerl neben den Lichtern und Leuchtern, welcher hätte achthaben sollen, geschlafen.''
Mehrere Wiederaufnahmen folgten in diesem und im nächsten Jahr.
Mehrere Wiederaufnahmen folgten in diesem und im nächsten Jahr.


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