Johann Baptist Tuaillon: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Tuaillon_Grabstein.jpg|mini|Der Grabstein von Johann Baptist Tuaillon am [[Friedhof St. Sebastian]].]]
[[Datei:Tuaillon_Grabstein.jpg|mini|Der Grabstein von Johann Baptist Tuaillon am [[Friedhof St. Sebastian]].]]
Dr. '''Johann Baptist Tuaillon''', auch Touaillon geschrieben (*  [[14. März]] [[1779]] in Proisellier, [[Frankreich]]; † [[6. Jänner]] [[1856]] in der [[Stadt Salzburg]]) war Bezirksarzt in verschiedenen Salzburger [[Pfleggericht]]en und Stadtphysikus von Salzburg.
Dr. '''Johann Baptist Tuaillon''', auch Touaillon geschrieben (*  [[14. März]] [[1779]] in Proisellier, Frankreich; † [[6. Jänner]] [[1856]] in der Stadt Salzburg) war Bezirksarzt in verschiedenen Salzburger Pfleggerichten und Stadtphysikus von Salzburg.


== Leben ==
== Leben ==
Der aus Frankreich gebürtige Johann Baptist Tuaillon studierte an der Universität [[Wien]] und promovierte am [[21. März]] [[1808]]. Ebenfalls als Bezirksarzt tätig war der 16 Jahre ältere Franz Xaver Touaillon (* [[1763]]; † [[1849]]), der auch in Wien studierte, als dessen Herkunftsort allerdings "Chron, Franche Comte, Frankreich" angegeben wird.  
Der aus Frankreich gebürtige Johann Baptist Tuaillon studierte an der Universität [[Wien]] und promovierte am [[21. März]] [[1808]]. Ebenfalls als Bezirksarzt tätig war der 16 Jahre ältere Franz Xaver Touaillon (* [[1763]]; † [[1849]]), der auch in Wien studierte, als dessen Herkunftsort allerdings "Chron, Franche Comte, Frankreich" angegeben wird.  


Am [[27. Februar]] [[1814]] wurde Dr. Tuaillon in [[Mattighofen]] als Landgerichtsarzt II. Klasse angestellt, wo er zuvor als praktischer Arzt tätig war.<ref>"[[Salzburger Zeitung]]", 18. März 1814, 390.</ref> [[1824]] war er ausübender Arzt - also ohne staatliche Anstellung - in Grieskirchen im [[Hausruckviertel|Hausruckkreis]] und quieszierter<ref>in Ruhestand versetzter</ref> Beamter.<ref>Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg: für das Jahr 1824, 10.</ref>
Am [[27. Februar]] [[1814]] wurde Dr. Tuaillon in [[Mattighofen]] als Landgerichtsarzt II. Klasse angestellt, wo er zuvor als praktischer Arzt tätig war.<ref>"[[Salzburger Zeitung]]", 18. März 1814, 390.</ref> [[1824]] war er ausübender Arzt - also ohne staatliche Anstellung - in Grieskirchen im Hausruckkreis und quieszierter<ref>in Ruhestand versetzter</ref> Beamter.<ref>Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg: für das Jahr 1824, 10.</ref>
[[Datei:Touaillon impft.jpg|mini|Dr. Touaillon zu Grieskirchen im Hausruckkreis impfte [im Jahr 1823] ohne dem Aerarium Auslagen zu verursachen, und ohne besondere Verbindlichkeit 353 Kinder.<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 152.</ref>]]


[[1825]] bis 1827 versah er die [[Bezirksärzte in Zell am See|Distriktsarztsstelle zu Zell am See]] provisorisch und später definitiv.<ref>Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg: für das Jahr 1826, 203.</ref> In dieser Zeit verfasste Dr. Tuaillon eine genaue Beschreibung des Physikats Zell am See, die als Grundlage für einen Antrag des Kreisamtes diente. Mit diesem Antrag wurde die Errichtung eines eigenen Physikats-Bezirkes in [[Mittersill]] erbeten. Dr. Touaillon beschrieb das [[Salzachtal]]: "Der kleinste Teil dieses Talbodens ist für die Vegetation und Kultur geeignet, und zwar nur jener Teil, der an dem Fuße der nördlichen und südlichen Gebirgskette liegt, Deren übrigen Teil ansehnliche Lacken, Sümpfe und Moorgründe einnehmen." Ein Drittel des des Tales stehe unter Wasser, ein Drittel liefert nur schlechtes Pferdeheu und der verschwindet einerseits im Kampfe mit den Wildbächen, und andererseits mit der Versumpfung alljährlich mehr". Es sei auch eine bekannte Sache, "daß die Bewohner von Mittersill und anderen Ortschaften immer mit Schiffen versehen sind, um bei derlei nicht seltenen Vorfällen, die Kommunikation von Haus zu Haus unterhalten zu können."<ref>Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 152.</ref>
[[1825]] bis 1827 versah er die Distriktsarztsstelle zu Zell am See provisorisch und später definitiv.<ref>Schematismus von Oesterreich ob der Enns und Salzburg: für das Jahr 1826, 203.</ref> In dieser Zeit verfasste Dr. Tuaillon eine genaue Beschreibung des Physikats Zell am See, die als Grundlage für einen Antrag des Kreisamtes diente. Mit diesem Antrag wurde die Errichtung eines eigenen Physikats-Bezirkes in [[Mittersill]] erbeten. Dr. Touaillon beschrieb das Salzachtal: "Der kleinste Teil dieses Talbodens ist für die Vegetation und Kultur geeignet, und zwar nur jener Teil, der an dem Fuße der nördlichen und südlichen Gebirgskette liegt, Deren übrigen Teil ansehnliche Lacken, Sümpfe und Moorgründe einnehmen." Ein Drittel des des Tales stehe unter Wasser, ein Drittel liefert nur schlechtes Pferdeheu und der verschwindet einerseits im Kampfe mit den Wildbächen, und andererseits mit der Versumpfung alljährlich mehr". Es sei auch eine bekannte Sache, "daß die Bewohner von Mittersill und anderen Ortschaften immer mit Schiffen versehen sind, um bei derlei nicht seltenen Vorfällen, die Kommunikation von Haus zu Haus unterhalten zu können."<ref>Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 152.</ref>


[[1827]] wurde ihm die Bezirksarztstelle in [[Goldegg]] verliehen.<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Sch. 151.</ref> In Goldegg suchte er vergeblich nach einer Wohnmöglichkeit. "Derselbe überzeugte sich von der Unmöglichkeit in diesem kleinen Dorfe unterkommen zu können, indem es da durchaus keine leeren Quartiere gibt." Seit der Errichtung des Physikats Goldegg wohnten die Bezirksärzte in der [[Katastralgemeinde St. Johann im Pongau]]. Allerdings wurde Dr. Tuaillon das [[Denkmalgeschützte Objekte in Schwarzach im Pongau|Missionsgebäude]] in [[Schwarzach im Pongau|Schwarzach]] als angemessen empfohlen. Aus dem Brief vom [[5. Juni]] [[1827]] erfahren wir, dass er "eine Küche zu seiner häuslichen und pharmaceutischen Verwendung" benötigte und er "den zum Gebäude gehörigen Garten, welcher aber dermalen sehr abgekommen, und verödet ist" gerne pachten wollte. Im ersten Stock befanden sich "3 heizbarere, und 2 unheizbare Zimmer".<ref>SLA KR BIX 3 Fasz 162; Text des Briefes: [https://drive.google.com/file/d/1WIuYlOHMDfOSIGM3PH25IHKZ2dSrIMCJ/view?usp=sharing drive.google.com]</ref> Für wie lange Dr. Tuaillon im Missionshaus wohnte und wohl auch ordinierte ist nicht belegt. Als am [[10. Februar]] [[1830]] sein Sohn Ernest geboren wird, ist als Adresse bereits Absdorf Nr. 1 angegeben.<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/st-veit-im-pongau/TFBIV/?pg=217 data.matricula-online.eu]</ref> Ernst Tuailllon (* [[1830]]; † [[1910]]) studierte ebenfalls Medizin und wurde praktischer Arzt in [[Mattsee (Ort)|Mattsee]].
[[1827]] wurde ihm die Bezirksarztstelle in Goldegg verliehen.<ref>OÖLA Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Sch. 151.</ref> In Goldegg suchte er vergeblich nach einer Wohnmöglichkeit. "Derselbe überzeugte sich von der Unmöglichkeit in diesem kleinen Dorfe unterkommen zu können, indem es da durchaus keine leeren Quartiere gibt." Seit der Errichtung des Physikats Goldegg wohnten die Bezirksärzte in der Katastralgemeinde St. Johann im Pongau. Allerdings wurde Dr. Tuaillon das Missionsgebäude in [[Schwarzach im Pongau|Schwarzach]] als angemessen empfohlen. Aus dem Brief vom [[5. Juni]] [[1827]] erfahren wir, dass er "eine Küche zu seiner häuslichen und pharmaceutischen Verwendung" benötigte und er "den zum Gebäude gehörigen Garten, welcher aber dermalen sehr abgekommen, und verödet ist" gerne pachten wollte. Im ersten Stock befanden sich "3 heizbarere, und 2 unheizbare Zimmer".<ref>SLA KR BIX 3 Fasz 162; Text des Briefes: [https://drive.google.com/file/d/1WIuYlOHMDfOSIGM3PH25IHKZ2dSrIMCJ/view?usp=sharing drive.google.com]</ref> Für wie lange Dr. Tuaillon im Missionshaus wohnte und wohl auch ordinierte ist nicht belegt. Als am [[10. Februar]] [[1830]] sein Sohn Ernest geboren wird, ist als Adresse bereits Absdorf Nr. 1 angegeben.<ref>[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/salzburg/st-veit-im-pongau/TFBIV/?pg=217 data.matricula-online.eu]</ref> Ernst Tuailllon (* [[1830]]; † [[1910]]) studierte ebenfalls Medizin und wurde praktischer Arzt in Mattsee.
[[Datei:Tuaillon Wohnung.jpg|mini|"Zell am See 5. Juny 1827. Dr. Joh. B. Tuaillon k. k. Physikus in Goldegg derzeit in [[Zell am See]]"]]  
[[Datei:Tuaillon Wohnung.jpg|mini|"Zell am See 5. Juny 1827. Dr. Joh. B. Tuaillon k. k. Physikus in Goldegg derzeit in [[Zell am See]]"]]  
Auch in [[Gastein]] scheint Dr. Tuaillon als Physiker tätig gewesen zu sein.<ref>Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 154.</ref>
Auch in Gastein scheint Dr. Tuaillon als Physiker tätig gewesen zu sein.<ref>Landesregierungsarchiv 1787-1849 / Allgemeine Reihe Schachtel 154.</ref>


Am [[11. November]] [[1831]] bei der Geburt seines Sohnes Johann Baptist Clemens, wird er als "Stadtphysikus in Salzburg" bezeichnet  und lebte in Salzburg-[[Andräviertel|St. Andrä]], Hausnummer 332. Wahrscheinlich war er aber zu dieser Zeit Physiker in Gastein und wechselte zwischen Gastein und Salzburg. Seine Frau war Anna Kölbl, eine Wirtstochter aus Wimspach in [[Oberösterreich]]. Als Zeuge vertrat Albert Bachauer seinen Vater Anton Bachauer, der k.k. [[Pfleger]] in [[St. Johann im Pongau]] war und den Dr. Tuaillon wohl aus seiner Zeit als Physikus von Goldegg kannte.
Am [[11. November]] [[1831]] bei der Geburt seines Sohnes Johann Baptist Clemens, wird er als "Stadtphysikus in Salzburg" bezeichnet  und lebte in Salzburg-St. Andrä, Hausnummer 332. Wahrscheinlich war er aber zu dieser Zeit Physiker in Gastein und wechselte zwischen Gastein und Salzburg. Seine Frau war Anna Kölbl, eine Wirtstochter aus Wimspach in [[Oberösterreich]]. Als Zeuge vertrat Albert Bachauer seinen Vater Anton Bachauer, der k.k. Pfleger in [[St. Johann im Pongau]] war und den Dr. Tuaillon wohl aus seiner Zeit als Physikus von Goldegg kannte.


[[1833]] war er dann [[Bezirksärzte in Tamsweg|Bezirksarzt in Tamsweg]]. Dort lebte er mit seiner Familie im Haus Markt 115, dem heutigen [[Denkmalgeschützte Objekte in Tamsweg|Forstamtsgebäude]] Sein Sohn verstarb an Scharlach und die Tochter Anton v Padua Josepha Barbara Maria Anna wurde geboren.<ref>Tamsweg 1820-1847 Sterbefälle; Tamsweg, 1820–1839 Taufen.</ref> Anschließend wurde er  Bezirksarzt von Siegharting in Oberösterreich, als Nachfolger von Dr. [[Johann Nepomuk Jessenwagner|Jessenwagner]] und lebte wie dieser in Sigharting 1, dem Schloss Sigharting <ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Sigharting de.wikipedia.org]</ref>. Am [[3. Juli]] [[1839]] wurde ihm dort eine weiter Tochter geboren, die allerdings vermutlich nicht überlebte. Johann Baptist Tuaillon war mittlerweile 60 Jahre alt. [[1848]] ist er immer noch Bezirksarzt in Sigharting, wohnt aber wahrscheinlich in [[Schärding]].<ref>Provinzial-Handbuch von Österreich ob der Enns und Salzburg 1848, 391.</ref>
[[1833]] war er dann Bezirksarzt in Tamsweg. Dort lebte er mit seiner Familie im Haus Markt 115, dem heutigen Forstamtsgebäude Sein Sohn verstarb an Scharlach und die Tochter Anton v Padua Josepha Barbara Maria Anna wurde geboren.<ref>Tamsweg 1820-1847 Sterbefälle; Tamsweg, 1820–1839 Taufen.</ref> Anschließend wurde er  Bezirksarzt von Siegharting in Oberösterreich, als Nachfolger von Dr. [[Johann Nepomuk Jessenwagner|Jessenwagner]] und lebte wie dieser in Sigharting 1, dem Schloss Sigharting <ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Sigharting de.wikipedia.org]</ref>. Am [[3. Juli]] [[1839]] wurde ihm dort eine weiter Tochter geboren, die allerdings vermutlich nicht überlebte. Johann Baptist Tuaillon war mittlerweile 60 Jahre alt. [[1848]] ist er immer noch Bezirksarzt in Sigharting, wohnt aber wahrscheinlich in [[Schärding]].<ref>Provinzial-Handbuch von Österreich ob der Enns und Salzburg 1848, 391.</ref>


Zum Jahreswechsel, am 6. Jänner 1856, starb der mittlerweile pensionierte Dr. Touaillon in Salzburg und hinterließ - wie am Grabstein zu lesen ist - Gattin und Sohn.<ref>"Salzburger Zeitung", 11. Jänner 1856, 6.</ref> Am [[5. Dezember]] [[1875]] starb auch seine über 20 Jahre jüngere Frau Anna Tuaillon k.k. Bezirksarzt-Witwe im Alter von 75 Jahren an Apoplexie im Asyl der barmherzigen Schwester.<ref>"Salzburger Zeitung", 14. Jänner 1876, Seite 3.</ref>
Zum Jahreswechsel, am 6. Jänner 1856, starb der mittlerweile pensionierte Dr. Touaillon in Salzburg und hinterließ - wie am Grabstein zu lesen ist - Gattin und Sohn.<ref>"Salzburger Zeitung", 11. Jänner 1856, 6.</ref> Am [[5. Dezember]] [[1875]] starb auch seine über 20 Jahre jüngere Frau Anna Tuaillon k.k. Bezirksarzt-Witwe im Alter von 75 Jahren an Apoplexie im Asyl der barmherzigen Schwester.<ref>"Salzburger Zeitung", 14. Jänner 1876, Seite 3.</ref>
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