Die Kärntner Volkshochschulen: Unterschied zwischen den Versionen
Die Kärntner Volkshochschulen (Quelltext anzeigen)
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Bereits ab den 1950er Jahren etablierte sich an den Kärntner Volkshochschulen ein bundesweit neues Phänomen: Lehrveranstaltungen, die Teilnehmer:innen auf staatliche Prüfungen vorbereiteten und Menschen neue Aufstiegsmöglichkeiten boten. Für den öffentlichen Dienst wurde die Beamten-Aufstiegsprüfung, die so genannte B-Matura, durchgeführt. Die Vorbereitungskurse wurden Anfang der 1960er eingestellt. Staatliche Abendschulen und die große Dichte an Maturantinnen und Maturanten im öffentlichen Dienst machten diese unnötig. Diese curricular gestützte, verbindliche Bildungsarbeit wurde bundesweit lange Zeit skeptisch gesehen, da sie nicht dem Wesen der freien Volkshochschulen entsprach. Daher setzte dieses Angebot an anderen österreichischen Volkshochschulen überwiegend erst in den 90er Jahren ein. An den Kärntner Volkshochschulen hat die Umsetzung von staatlich anerkannten Prüfungen bis heute einen hohen Stellenwert. Dazu gehören das Nachholen von Bildungsabschlüssen wie dem Pflichtschulabschluss und der Berufsreifeprüfung. Zudem werden Vorbereitungsangebote zu Prüfungen bspw. zur Aufnahme in den Polizeidienst oder für Aufnahmeprüfungen an Universitäten umgesetzt. Zudem werden Deutsch-Prüfungen für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte mit Statuszuerkennung durchgeführt. <ref name=":0" /> | Bereits ab den 1950er Jahren etablierte sich an den Kärntner Volkshochschulen ein bundesweit neues Phänomen: Lehrveranstaltungen, die Teilnehmer:innen auf staatliche Prüfungen vorbereiteten und Menschen neue Aufstiegsmöglichkeiten boten. Für den öffentlichen Dienst wurde die Beamten-Aufstiegsprüfung, die so genannte B-Matura, durchgeführt. Die Vorbereitungskurse wurden Anfang der 1960er eingestellt. Staatliche Abendschulen und die große Dichte an Maturantinnen und Maturanten im öffentlichen Dienst machten diese unnötig. Diese curricular gestützte, verbindliche Bildungsarbeit wurde bundesweit lange Zeit skeptisch gesehen, da sie nicht dem Wesen der freien Volkshochschulen entsprach. Daher setzte dieses Angebot an anderen österreichischen Volkshochschulen überwiegend erst in den 90er Jahren ein. An den Kärntner Volkshochschulen hat die Umsetzung von staatlich anerkannten Prüfungen bis heute einen hohen Stellenwert. Dazu gehören das Nachholen von Bildungsabschlüssen wie dem Pflichtschulabschluss und der Berufsreifeprüfung. Zudem werden Vorbereitungsangebote zu Prüfungen bspw. zur Aufnahme in den Polizeidienst oder für Aufnahmeprüfungen an Universitäten umgesetzt. Zudem werden Deutsch-Prüfungen für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte mit Statuszuerkennung durchgeführt. <ref name=":0" /> | ||
== | == Arbeitsschwerpunkt Projekte & Kooperationen == | ||
Gemessen am Anteil der Bevölkerung und in Relation zum Gesamtportfolio gibt es keine österreichische Volkshochschule, die einen derart großen Umfang an Projekten koordiniert wie die Kärntner Volkshochschulen. Sie sind auch die einzige österreichweite Organisation, die ein eigenes Arbeitsfeld „Projekte/Programme“ geschaffen hat. | Gemessen am Anteil der Bevölkerung und in Relation zum Gesamtportfolio gibt es keine österreichische Volkshochschule, die einen derart großen Umfang an Projekten koordiniert wie die Kärntner Volkshochschulen. Sie sind auch die einzige österreichweite Organisation, die ein eigenes Arbeitsfeld „Projekte/Programme“ geschaffen hat. | ||
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2007 wurde die „Kompetenzberatung Kärnten“, ab 2011 „Bildungsberatung Kärnten“, geschaffen. Seit 2017 sind die Kärntner Volkshochschulen Trägerin der anbieter:innenneutralen Vermittlungsstelle. Garant für die Wahrung der Neutralität ist der Beirat mit Vertretenden der Fördergeber (Land Kärnten, Arbeiterkammer Kärnten, AMS Kärnten), des WIFI Kärnten, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und seit 2019 Vertretern der Industriellen Vereinigung Kärnten, des IFA Kärnten, des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, des Sozialministerium-Service, des Instituts für Arbeitsmigration und der Bildungsdirektion Kärnten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildungsberatung-kaernten.at/home |titel=Berufs- und Bildungsberatung in Kärnten |werk=bildungsberatung-kaernten.at |abruf=21.10.2024}}</ref> | 2007 wurde die „Kompetenzberatung Kärnten“, ab 2011 „Bildungsberatung Kärnten“, geschaffen. Seit 2017 sind die Kärntner Volkshochschulen Trägerin der anbieter:innenneutralen Vermittlungsstelle. Garant für die Wahrung der Neutralität ist der Beirat mit Vertretenden der Fördergeber (Land Kärnten, Arbeiterkammer Kärnten, AMS Kärnten), des WIFI Kärnten, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und seit 2019 Vertretern der Industriellen Vereinigung Kärnten, des IFA Kärnten, des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, des Sozialministerium-Service, des Instituts für Arbeitsmigration und der Bildungsdirektion Kärnten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bildungsberatung-kaernten.at/home |titel=Berufs- und Bildungsberatung in Kärnten |werk=bildungsberatung-kaernten.at |abruf=21.10.2024}}</ref> | ||
== | == Kooperationen == | ||
Die Pflege des großen Netzwerks der Kärntner Volkshochschulen liegt im Selbstverständnis der Organisation. Zahlreiche bereichernde Kooperationen entstanden bzw. entstehen aus diesem breiten Netzwerk, das von der Zusammenarbeit mit Gemeinden, Vereinen, Museen, Schulen über die Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Gremien bis hin zum Austausch mit engagierten Einzelpersonen reicht. Diese Kooperations- und Netzwerktätigkeiten sind seit 2012 in den Organisationsstatuten explizit als Vereinszweck unter §2/ Abs. 2/ lit. F festgehalten: „Zusammenarbeit mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen.“ | Die Pflege des großen Netzwerks der Kärntner Volkshochschulen liegt im Selbstverständnis der Organisation. Zahlreiche bereichernde Kooperationen entstanden bzw. entstehen aus diesem breiten Netzwerk, das von der Zusammenarbeit mit Gemeinden, Vereinen, Museen, Schulen über die Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Gremien bis hin zum Austausch mit engagierten Einzelpersonen reicht. Diese Kooperations- und Netzwerktätigkeiten sind seit 2012 in den Organisationsstatuten explizit als Vereinszweck unter §2/ Abs. 2/ lit. F festgehalten: „Zusammenarbeit mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen.“ | ||
Die Kooperation mit externen Organisationen hat eine lange Tradition, bspw. ist für die 1960er Jahre bekannt, dass Gesundheitsprävention als thematische Neuerung an den Kärntner Volkshochschulen eingeführt wurde, wofür fast alle Primarii des Krankenhauses gewonnen werden konnten.<ref name=":0" /> | Die Kooperation mit externen Organisationen hat eine lange Tradition, bspw. ist für die 1960er Jahre bekannt, dass Gesundheitsprävention als thematische Neuerung an den Kärntner Volkshochschulen eingeführt wurde, wofür fast alle Primarii des Krankenhauses gewonnen werden konnten.<ref name=":0" /> | ||
== | == Zusammenarbeit mit Hochschulen == | ||
Eine bemerkenswerte Entwicklung kennzeichnet die Öffnung hin zur Alpen-Adria-Universität Klagenfurt beginnend ab dem Jahr 2000 und weiter hin zur Pädagogischen Hochschule und der Fachhochschule Kärnten. Dies manifestiert sich auch im Engagement der pädagogischen Leiterin und ab 2015 der Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen, Beate Gfrerer: Von 2011 bis 2015 war Beate Gfrerer Hochschulrätin an der Pädagogischen Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule, seit 2018 ist sie Aufsichtsratsmitglied der Fachhochschule Kärnten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fh-kaernten.at/fachhochschule |titel=Fachhochschule Kärnten |abruf=22.10.1024}}</ref> | Eine bemerkenswerte Entwicklung kennzeichnet die Öffnung hin zur Alpen-Adria-Universität Klagenfurt beginnend ab dem Jahr 2000 und weiter hin zur Pädagogischen Hochschule und der Fachhochschule Kärnten. Dies manifestiert sich auch im Engagement der pädagogischen Leiterin und ab 2015 der Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen, Beate Gfrerer: Von 2011 bis 2015 war Beate Gfrerer Hochschulrätin an der Pädagogischen Hochschule Kärnten - Viktor Frankl Hochschule, seit 2018 ist sie Aufsichtsratsmitglied der Fachhochschule Kärnten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fh-kaernten.at/fachhochschule |titel=Fachhochschule Kärnten |abruf=22.10.1024}}</ref> | ||
Zusammenfassend für die Aktivitäten mit den Kärntner Hochschulen hält Filla fest: „Insgesamt wurde eine durchaus als Modell zu bezeichnende Kooperation zwischen Volkshochschule und dem tertiären Bildungssektor entwickelt, wie sie österreichweit in dieser vielfältigen Form, sieht man vom Volkshochschul-Sonderfall Wien ab, in keinem Bundesland auf Landesverbandsebene realisiert wird.“<ref name=":0" /> | Zusammenfassend für die Aktivitäten mit den Kärntner Hochschulen hält Filla fest: „Insgesamt wurde eine durchaus als Modell zu bezeichnende Kooperation zwischen Volkshochschule und dem tertiären Bildungssektor entwickelt, wie sie österreichweit in dieser vielfältigen Form, sieht man vom Volkshochschul-Sonderfall Wien ab, in keinem Bundesland auf Landesverbandsebene realisiert wird.“<ref name=":0" /> | ||
== Bundesweite Einflüsse == | |||
Einen bemerkenswerten Stellenwert hat das Engagement von Vertreterinnen und Vertretern der – vermeintlich – kleinen VHS Kärnten auf Bundesebene. Die Ausübung von Funktionen erfolgt bis heute sehr aktiv. | Einen bemerkenswerten Stellenwert hat das Engagement von Vertreterinnen und Vertretern der – vermeintlich – kleinen VHS Kärnten auf Bundesebene. Die Ausübung von Funktionen erfolgt bis heute sehr aktiv. | ||
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Eine genuine pädagogische Qualifizierungsinitiative des Landesverbandes, die Dozenten-Akademie (DozAk) ab 1999, war ein bedeutender Impuls, der von Kärnten in den Bund getragen wurde. Erfahrungen daraus flossen in die Entwicklung der österreichweiten Weiterbildungsakademie ein, ein seit 2007 bestehendes berufsbegleitendes Qualifizierungs- und Anerkennungssystem für Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern in Österreich. <ref name=":0" /> | Eine genuine pädagogische Qualifizierungsinitiative des Landesverbandes, die Dozenten-Akademie (DozAk) ab 1999, war ein bedeutender Impuls, der von Kärnten in den Bund getragen wurde. Erfahrungen daraus flossen in die Entwicklung der österreichweiten Weiterbildungsakademie ein, ein seit 2007 bestehendes berufsbegleitendes Qualifizierungs- und Anerkennungssystem für Erwachsenenbildnerinnen und Erwachsenenbildnern in Österreich. <ref name=":0" /> | ||
== | == VHS-Grundbildung == | ||
Eine Vorreiterrolle nahmen die Kärntner Volkshochschulen ab dem Ende der 1990er Jahre bei der Fokussierung bildungsbenachteiligter Gruppen ein. Auf institutioneller Ebene wurde für diesen Arbeitsschwerpunkt der kompensatorischen Bildungstätigkeit die österreichweit einzige „VHS-Grundbildung“ als fachspezifische, landesweit tätige und nicht regional gebundene VHS geschaffen.<ref name=":0" /> Bis heute legen die Kärntner Volkshochschulen in der Projekttätigkeit einen Schwerpunkt auf bildungsbenachteiligte Menschen, der im Leitbild festgehalten ist: „Einen besonderen Stellenwert in unserer Organisation haben jene Menschen, die sich Basisbildungskenntnisse aneignen wollen und diejenigen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben Bildungsbedarf aufweisen. <ref>{{Internetquelle |autor=Die Kärntner Volkshochschulen |url=https://www.vhsktn.at/die-karntner-volkshochschulen-gmbh |titel=Die Kärntner Volkshochschulen GmbH |werk=vhsktn.at |sprache=Deutsch |abruf=21.10.2024}}</ref> Neben der Entwicklung innovativer Grundbildungsangebote, machen die Kärntner Volkshochschulen im Rahmen von Aktionstagen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit auf den gegebenen Bedarf an Grund- bzw. Basisbildung aufmerksam, bspw. jährlich am Weltalphabetisierungstag am 8. September. <ref>{{Internetquelle |url=https://kaernten.orf.at/stories/3223337/ |titel=VHS: Basis-Bildungskurse in Anspruch nehmen |werk=kaernten.orf.at |datum=08.09.2023 |abruf=21.10.1024}}</ref> | Eine Vorreiterrolle nahmen die Kärntner Volkshochschulen ab dem Ende der 1990er Jahre bei der Fokussierung bildungsbenachteiligter Gruppen ein. Auf institutioneller Ebene wurde für diesen Arbeitsschwerpunkt der kompensatorischen Bildungstätigkeit die österreichweit einzige „VHS-Grundbildung“ als fachspezifische, landesweit tätige und nicht regional gebundene VHS geschaffen.<ref name=":0" /> Bis heute legen die Kärntner Volkshochschulen in der Projekttätigkeit einen Schwerpunkt auf bildungsbenachteiligte Menschen, der im Leitbild festgehalten ist: „Einen besonderen Stellenwert in unserer Organisation haben jene Menschen, die sich Basisbildungskenntnisse aneignen wollen und diejenigen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben Bildungsbedarf aufweisen. <ref>{{Internetquelle |autor=Die Kärntner Volkshochschulen |url=https://www.vhsktn.at/die-karntner-volkshochschulen-gmbh |titel=Die Kärntner Volkshochschulen GmbH |werk=vhsktn.at |sprache=Deutsch |abruf=21.10.2024}}</ref> Neben der Entwicklung innovativer Grundbildungsangebote, machen die Kärntner Volkshochschulen im Rahmen von Aktionstagen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit auf den gegebenen Bedarf an Grund- bzw. Basisbildung aufmerksam, bspw. jährlich am Weltalphabetisierungstag am 8. September. <ref>{{Internetquelle |url=https://kaernten.orf.at/stories/3223337/ |titel=VHS: Basis-Bildungskurse in Anspruch nehmen |werk=kaernten.orf.at |datum=08.09.2023 |abruf=21.10.1024}}</ref> | ||
== Einzelnachweise == | |||
* https://kaernten.orf.at/stories/3223337/ | |||
* [1] Filla, S. 123 | |||
[2] Filla, S. 123 | * [2] Filla, S. 123 | ||
* [1] https://www.fh-kaernten.at/fachhochschule | |||
* [2] Filla, S. 113 | |||
* [1] <nowiki>https://www.bildungsberatung-kaernten.at/home</nowiki> | |||
[2] Filla, S. 113 | * [1] Filla, S. 45 | ||
* [1] Filla, S. 125 | |||
* [1] https://www.vhsktn.at/home/ | |||
[1] Filla, S. 45 | |||