Jüdische Gemeinde Kobersdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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== Opferbilanz ==
== Opferbilanz ==
=== Allgemeine Informationen ===
Die [[Burgenländische Forschungsgesellschaft|Burgenländische Forschungsgesellschaft]] hat in verschiedenen Quellen Daten über die burgenländischen Opfer des [[w:Holocaust|Holocausts]] ermittelt und mit diesen Informationen eine Datenbank erstellt.<ref name="forschungsgesellschaft">[http://www.forschungsgesellschaft.at/emigration/database/db_result_d.htm Die burgenländisch-jüdischen Opfer der NS-Zeit], Webseite www.forschungsgesellschaft.at, abgerufen am 6. Februar 2015</ref>
Die [[Burgenländische Forschungsgesellschaft|Burgenländische Forschungsgesellschaft]] hat in verschiedenen Quellen Daten über die burgenländischen Opfer des [[w:Holocaust|Holocausts]] ermittelt und mit diesen Informationen eine Datenbank erstellt.<ref name="forschungsgesellschaft">[http://www.forschungsgesellschaft.at/emigration/database/db_result_d.htm Die burgenländisch-jüdischen Opfer der NS-Zeit], Webseite www.forschungsgesellschaft.at, abgerufen am 6. Februar 2015</ref>


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* Erste Deportationen fanden bereits 1939 statt. Während es 1941 noch die Ghettos in Polen und in der [[w:Sowjetunion|Sowjetunion]] waren, in welche man die Menschen deportierte, bildeten 1942 bereits die Vernichtungslager das Ziel der Transportzüge.
* Erste Deportationen fanden bereits 1939 statt. Während es 1941 noch die Ghettos in Polen und in der [[w:Sowjetunion|Sowjetunion]] waren, in welche man die Menschen deportierte, bildeten 1942 bereits die Vernichtungslager das Ziel der Transportzüge.


Aus den Daten lassen sich folgende Erkenntnisse über die unterschiedlichen Deportationswege gewinnen:
* Am 20. und 27. Oktober 1939 wurden drei Kobersdorfer Juden in Transportzügen nach [[w:Nisko|Nisko]] deportiert um dort ein Barackenlager zu errichten. Der [[w:Nisko-Plan|Nisko-Plan]] war, trotz seines Scheiterns,  für den späteren Organisator des Holocausts, [[w:Adolf Eichmann|Adolf Eichmann]], ein weiterer Schritt hin zum [[w:Völkermord|Völkermord]]. 
* Im Frühjahr 1941 kam es im eroberten Polen, dem sogenannten [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]], zur Einrichtung von großen [[w:Holocaust#Ghettoisierung|Ghettos]]. Am 18. Februar wurden drei Kobersdorfer Juden in das [[w:Ghetto Kielce|Ghetto Kielce]] deportiert, acht weitere Anfang März nach [[w:Modliborzyce|Modliborzyce]] und [[w:Łagów (Powiat Świebodziński)|Lagow]].
* Nach dem Angriff auf die Sowjetunion folgten weitere Transporte Kobersdorfer Juden in das [[w:Ghetto Litzmannstadt|Ghetto Litzmannstadt]] sowie in Ghettos im eroberten Teil der Sowjetunion wie zum Beispiel jenes von [[w:Ghetto Riga|Riga]]. Eine 80-jährige und eine 63-jährige ehemalige jüdische Bewohnerin von Kobersdorf wurden im November 1941 unmittelbar nach ihrer Deportation nach [[w:KZ Kauen|Kowno]] ermordet. Der Holocaust hatte eine weitere Stufe des Wahnsinns erreicht.
* Am 20. Januar [[1942]] trafen sich in Berlin hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Staates zur [[w:Wannseekonferenz|Wannseekonferenz]], wo unter anderem bestimmt wurde, das Konzentrationslager Theresienstadt als [[w:KZ Theresienstadt#„Altersghetto“ für ausgesuchte deutsche Juden|Altersghetto]] einzurichten. Im Laufe des Jahres wurden 19 ehemalige ältere jüdische Bewohner von Kobersdorf dorthin verlegt, wobei sechs von ihnen dort im Laufe den nächsten Monate verstarben. Sieben dieser Personen überstellte man in das [[w:Vernichtungslager Treblinka|Vernichtungslager Treblinka]], wo sie nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Die noch übrig gebliebenen Kobersdorfer Juden wurden 1943 bzw. von Theresienstadt nach [[w:KZ Auschwitz|Auschwitz]] überstellt, wo auch sie zu Tode kamen.
* Weitere Deportationszüge brachten ehemalige Kobersdorfer Bewohner 1942 in das [[w:Vernichtungslager Maly Trostinez|Vernichtungslager Maly Trostinez]] (sechs Personen), ins [[w:Ghetto Izbica|Ghetto Izbica]] (zwei Personen) und nach Auschwitz (13 Personen). Für die meisten dieser nach Auschwitz deportierten Kobersdorfer Juden stand mit dem [[w:Sammellager Drancy|französischen Sammellager Drancy]], dem [[w:SS-Sammellager_Mechelen|belgischen Sammellager Mechelen/Malines]] oder dem  [[w:Durchgangslager Westerbork|niederländischen Durchgangslager Westerbork]] ein Ausgangspunkt der Deportation, der darauf schließen lässt, dass es diesen Menschen 1938 gelungen war, in den Westen nach Frankreich, Belgien oder den Niederlanden auszureisen. Durch den siegreichen [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]] der [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] [[1940]] wurden sie von der Mordmaschinerie der Nationalsozialisten wieder eingeholt.
* In den Jahren 1943 und 1944 wurden einige weitere nach Belgien und Frankreich geflüchtete Kobersdorfer Juden nach Auschwitz deportiert. 
 
   
=== Alter der Opfer ===
Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der im jeweiligen Jahrzehnt geborenen Personen. Auffällig ist der hohe Anteil alter Menschen. Dies könnte daraufhin deuten, dass es den jüngeren Juden gelungen war, sich in Länder wie die USA oder Palästina abzusetzen, während die gebrechlichen Menschen diese Strapazen nicht mehr auf sich nehmen wollten oder konnten.
Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der im jeweiligen Jahrzehnt geborenen Personen. Auffällig ist der hohe Anteil alter Menschen. Dies könnte daraufhin deuten, dass es den jüngeren Juden gelungen war, sich in Länder wie die USA oder Palästina abzusetzen, während die gebrechlichen Menschen diese Strapazen nicht mehr auf sich nehmen wollten oder konnten.


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=== Deportationen ===
=== Deportationen ===
Aus den Daten der Opferdatenbank wurde nachfolgende Übersichtstabelle über Startpunkt der Deportation (= Spaltenüberschrift) und das Ziel (Bezeichnung der Zeile) erzeugt.
'''Dabei ist zu bedenken, dass Zahlen in keinster Weise das unermessliche Leid wiedergeben können, das sich hinter diesen Zahlen verbirgt.'''
Aus den Daten lassen sich folgende Erkenntnisse über die unterschiedlichen Deportationswege gewinnen:
* Am 20. und 27. Oktober 1939 wurden drei Kobersdorfer Juden in Transportzügen nach [[w:Nisko|Nisko]] deportiert um dort ein Barackenlager zu errichten. Der [[w:Nisko-Plan|Nisko-Plan]] war, trotz seines Scheiterns,  für den späteren Organisator des Holocausts, [[w:Adolf Eichmann|Adolf Eichmann]], ein weiterer Schritt hin zum [[w:Völkermord|Völkermord]]. 
* Im Frühjahr 1941 kam es im eroberten Polen, dem sogenannten [[w:Generalgouvernement|Generalgouvernement]], zur Einrichtung von großen [[w:Holocaust#Ghettoisierung|Ghettos]]. Am 18. Februar wurden drei Kobersdorfer Juden in das [[w:Ghetto Kielce|Ghetto Kielce]] deportiert, acht weitere Anfang März nach [[w:Modliborzyce|Modliborzyce]] und [[w:Łagów (Powiat Świebodziński)|Lagow]].
* Nach dem Angriff auf die Sowjetunion folgten weitere Transporte Kobersdorfer Juden in das [[w:Ghetto Litzmannstadt|Ghetto Litzmannstadt]] sowie in Ghettos im eroberten Teil der Sowjetunion wie zum Beispiel jenes von [[w:Ghetto Riga|Riga]]. Eine 80-jährige und eine 63-jährige ehemalige jüdische Bewohnerin von Kobersdorf wurden im November 1941 unmittelbar nach ihrer Deportation nach [[w:KZ Kauen|Kowno]] ermordet. Der Holocaust hatte eine weitere Stufe des Wahnsinns erreicht.
* Am 20. Januar [[1942]] trafen sich in Berlin hochrangige Vertreter des nationalsozialistischen Staates zur [[w:Wannseekonferenz|Wannseekonferenz]], wo unter anderem bestimmt wurde, das Konzentrationslager Theresienstadt als [[w:KZ Theresienstadt#„Altersghetto“ für ausgesuchte deutsche Juden|Altersghetto]] einzurichten. Im Laufe des Jahres wurden 19 ehemalige ältere jüdische Bewohner von Kobersdorf dorthin verlegt, wobei sechs von ihnen dort im Laufe den nächsten Monate verstarben. Sieben dieser Personen überstellte man in das [[w:Vernichtungslager Treblinka|Vernichtungslager Treblinka]], wo sie nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Die noch übrig gebliebenen Kobersdorfer Juden wurden 1943 bzw. von Theresienstadt nach [[w:KZ Auschwitz|Auschwitz]] überstellt, wo auch sie zu Tode kamen.
* Weitere Deportationszüge brachten ehemalige Kobersdorfer Bewohner 1942 in das [[w:Vernichtungslager Maly Trostinez|Vernichtungslager Maly Trostinez]] (sechs Personen), ins [[w:Ghetto Izbica|Ghetto Izbica]] (zwei Personen) und nach Auschwitz (13 Personen). Für die meisten dieser nach Auschwitz deportierten Kobersdorfer Juden stand mit dem [[w:Sammellager Drancy|französischen Sammellager Drancy]], dem [[w:SS-Sammellager_Mechelen|belgischen Sammellager Mechelen/Malines]] oder dem  [[w:Durchgangslager Westerbork|niederländischen Durchgangslager Westerbork]] ein Ausgangspunkt der Deportation, der darauf schließen lässt, dass es diesen Menschen 1938 gelungen war, in den Westen nach Frankreich, Belgien oder den Niederlanden auszureisen. Durch den siegreichen [[w:Westfeldzug|Westfeldzug]] der [[w:Wehrmacht|Wehrmacht]] [[1940]] wurden sie von der Mordmaschinerie der Nationalsozialisten wieder eingeholt.
* In den Jahren 1943 und 1944 wurden einige weitere nach Belgien und Frankreich geflüchtete Kobersdorfer Juden nach Auschwitz deportiert. 
 
Bei der nachfolgenden Tabelle ist zu bedenken, dass hier unermessliches Leid in Form von Zahlen dargestellt wird. Sie zeigt den Startpunkt der Deportation (= Spaltenüberschrift) und das Ziel (Bezeichnung der Zeile).
Bei der nachfolgenden Tabelle ist zu bedenken, dass hier unermessliches Leid in Form von Zahlen dargestellt wird. Sie zeigt den Startpunkt der Deportation (= Spaltenüberschrift) und das Ziel (Bezeichnung der Zeile).


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