Tal Adler (* 1969 in Jerusalem, Irael) ist ein in Israel und Wien lebender Künstler, Fotograf und Ausstellungskurator.

Leben und Wirken

Tal Adler lebt und arbeitet in Israel und in Wien bzw. Österreich. Er studierte von 2004 bis 2006 an der Akademie der bildenden Künste Wien. In Zusammenarbeit mit einer NGO engagiert er sich für Beduinen, die in nicht anerkannten Dörfern in der Wüste Negev leben.[1]

Seit vielen Jahren setzt er sich mit sozialer Forschung und politischer Praxis im Medium der Fotografie auseinander. Dabei verbindet er die Visualisierung mit jeweils konkreten Geschichten, die auf Forschungsprozessen basieren. Gemeinsam mit Karin Schneider, in Wien geborene Zeithistorikerin, Sozialforscherin und Kunstvermittlerin, erarbeitete Tal Adler unter anderem eine Visualisierung lokaler Wiener Geschichten, die jeweils für sich Beispiele von erinnerungspolitischen Praxen darstellen. Dies ist Teil einer Serie von Projekten, die sich in ganz Österreich mit Erinnerungspolitik beschäftigen.[2]

Tal Adler ist gleichzeitig mit seiner Tätigkeit als Fotograf auch Kurator verschiedener kultureller Veranstaltungsreihen und Events. Zusammen mit Karin Schneider und dem Filmemacher und bildenden Künstler Friedmann Derschmidt gründete und betreibt er das „Institut zur Erforschung und Erschaffung von Ritualen und Zeremonien“, kurz „Ritesinstitute“ genannt, in Wien und Jerusalem.[3] „Ritesinstitute“ arbeitet an einem nachhaltigen Netzwerk von Künstlerinnen und Intellektuellen in Israel und Österreich. Mehrere Touren des Ritesinstitutes nach Israel, Syrien, dem Libanon und Jordanien führten in der Folge zu einer regen kulturellen Veranstaltungs- und Ausstellungstätigkeit in Österreich und dem nahen Osten.[4]

Das Art Based Research Project MemScreen versuchte im Jahr 2013 zu analysieren, wo die Wahrheit hinter österreichischen Geschichtsmythen des 20. Jahrhunderts verborgen ist. Österreich als „erstes Opfer“ Hitlerdeutschlands und Österreicher/innen als Opfer des Krieges - diese beiden Erzählungen schrieben sich über 70 Jahre ein in das Bewusstsein der Alpenrepublikaner/innen. Karin Schneider legte gemeinsam mit Tal Adler und Friedemann Derschmidt frei, was tief verborgen zu sein scheint. An der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft wurden die eigenen Familien, Organisationen der Zivilgesellschaft, Museen und Archive im Rahmen künstlerischer Projekte befragt, wie sie mit dem Erbe der Nazizeit umgehen.[5][6]

Im Herbst 2013 gestaltete Tal Adler, beauftragt und unterstützt vom Präsidenten des Landesgerichtes für Strafsachen Wien, Friedrich Forsthuber, in Kooperation mit Karin Schneider eine Veranstaltungsreihe und Ausstellung unter dem Titel Vor Gericht - Cases Reopened: acht Fälle, acht Fotos im Landesgericht für Strafsachen Wien.[7][8][9] Diese Veranstaltungsreihe kombinierte ein Kunstprojekt zur Kultur der Erinnerung mit Expertengesprächen: Es ging dabei um eine Multiperspektive.[9] Die Ausstellung Tal Adlers machte anhand von acht eindrucksvollen Bildern Geschichte lebendig. Vier Bilder aus der Serie „Leveled Landscapes“ zeigten bekannte Wiener Objekte (Heldenplatz, Flakturm, Riesenrad und Stadtpark) durch eine Wasserwaage betrachtet, die weiteren vier Fotos aus der Serie „Freiwillige Teilnahme“ waren jeweils Gruppen der österreichischen Gesellschaft gewidmet (Zyklus „Freiwillige Teilnahme“: Skilehrer/innen, Pfarrgemeinde, Alpenverein, Richter/innen). Alle acht Fotos haben nicht nur eine besondere künstlerische Perspektive gemeinsam, sondern ermöglichten dem Betrachter unterschiedliche Sichtweisen. Sie erzählen somit nicht nur eine, sondern viele Geschichten.[8][10]

Weblinks

Einzelnachweise