Wolfker von Judenau

Wolfker (II.) von Judenau (* im 13. Jahrhundert; † im 13. Jahrhundert, um / nach 1279), auch Wolfkerus de Judenawe, war Adliger des Herzogtums Österreich[A 1] und Gefolgsmann der Herren von Lengbach.

Herkunft und Familie

Wolfker (II.) von Judenau stammte aus einer Familie, die sich nach ihrem in Judenau gelegenen Stammsitz benannte. Ein gleichnamiger Vorfahre, Wolfker (I.) von Judenau, ist als Zeuge in einer Urkunde von Herzog Heinrich von Mödling (dem Jüngeren) († 1236) belegt. Ein Sohn oder Verwandter von ihm war Heinrich von Judenau, der ihm nachfolgte. Dieser ist, zusammen mit Wolfker von Kogl, als Zeuge für eine Urkunde belegt, die Konrad von Tulln als steirischer Landschreiber 1274 zu Göß (heute Teil der Stadt Leoben) ausstellen ließ. Nachfahren von ihm waren die Brüder Kalhoch, Konrad und Wolfker von Judenau, die um 1305 als Dienstleute des Bistums Freising belegt sind.[1]

Leben

Ritter Wolfker (II.) von Judenau, der zu den engeren Gefolgsleuten von Friedrich von Lengbach gehörte, ist in der "Tullner Stadtrechtsurkunde" (1270) belegt. 1263 war er Schiedsrichter auf der Seite von Otto von Walterskirchen in dessen Streit mit Bischof Otto von Passau um den Zehent zu Sieghartskirchen.[1]

Sein Nachfahre Kalhoch von Judenau wirkte um 1305 als Dienstmann für die Bischöfe von Freising in deren Herrschaftszentrum Ollern (heute Teil der Gemeinde Sieghartskirchen), wo es ihm gelang, eine dauerhafte Herrschaft zu errichten und diese an seine Nachkommen weiterzugeben.[1]

Der Stammsitz in Judenau ging später in den Besitz der Herren von Stollberg über. Diese waren ursprünglich südwestlich von Altlengbach ansässig und dürften mit den Judenauern veschwägert gewesen sein.[2]

Literatur

  • Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Band 39). St. Pölten, 2017. ISBN 978-3-901234-27-9[A 2]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 276
  2. vgl. Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 277

Anmerkungen

  1. Das Herzogtum Österreich war aus der Markgrafschaft Österreich, die ursprünglich zum Stammesherzogtum Baiern gehört hatte und 1156 von diesem gelöst worden war, entstanden. Damals erfolgte die Erhebung der Markgrafschaft Österreich zum eigenständigen Herzogtum Österreich. Das Herzogtum umfasste ursprünglich nur das heutige Bundesland Wien und einige Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich sowie drei Siedlungen im heutigen Bundeslandes Oberösterreich. Im Spätmittelalter vergrößerte sich das Herzogtum Österreich um weitere Teile der späteren Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich. Erst 1417 kam die Stadt Steyr mit der gleichnamigen Herrschaft, die zuvor zum Herzogtum Steier gehört hatte, endgültig zum Herzogtum Östereich. Im 15. Jahrhundert spaltete sich das damalige Herzogtum Österreich in zwei Teilherzogtümer auf: Österreich ob der Enns (heute im Wesentlichen: Oberösterreich, ohne das Innviertel) und Österreich unter der Enns (heute im Wesentlichen: Niederösterreich, ohne Pitten und Wiener Neustadt)
  2. Publikation von Günter Marian: Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld. Dissertation, Universität Wien, 2015 digital