Auswanderung aus Purbach am Neusiedler See
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Die Auswanderung aus Purbach am Neusiedlersee setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation immer mehr. Die Bauernwirtschaften wurden immer kleiner, da sie unter den Nachkommen geteilt wurden. Aufgrund des Bevölkerungszuwachses in der zweiten Jahrhunderthälfte war die Wohnungsnot groß, bis letztendlich - auch aufgrund des Auftretens der Reblaus in den 1880er Jahren und der damit verbundenen Vernichtung eines Großteils der Weingärten – die Auswanderung einsetzte. Zunächst ging sie hauptsächlich in die USA, später vor allem nach Argentinien. Aufgrund dessen, dass es nicht allen Auswanderern in der neuen Heimat gelang, Fuß zu fassen, kehrten einige wieder zurück.
Hintergründe
Verschiedene Arbeitsleistungen, Geldabgaben an die Herrschaft beziehungsweise Abgaben an Kirche und Staat belasteten die Untertanen immer mehr, woraufhin es zu wirtschaftlichen Problemen und Wanderbewegungen kam. Die Zersplitterung der Wirtschaften führte dazu, dass Zwergwirtschaften entstanden sind, von denen die Familien nicht leben konnten. Diese unterschiedlichen Arten von Wanderbewegungen gipfelten in der Überseewanderung. Viele sahen nur noch die Auswanderung nach Amerika als Lösung, wo man das Schaffen einer neuen Existenz als Ziel hatte. Weitere Gründe waren die große Wohnungsnot aufgrund des Bevölkerungswachstums oder auch das Auftreten der Reblaus, mit der die Wirtschaft in vom Weinbau geprägten Purbach erneut zu kämpfen hatte.[1]
Auswanderung
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Purbacher besonders auswanderungswillig. Im Jahr 1854 war es Josef Turkowitsch, der als erster namentlich bekannter Purbacher um eine Auswanderungsbewilligung ansuchte. Die Auswanderungen gingen wie folgt vor: Sobald man sich für eine Auswanderung entschieden hat, mussten die dafür nötigen Formalitäten erledigt werden. Als Erstes musste dafür die Finanzierung geklärt werden. Man hat alles Hab und Gut verkauft, und wenn das nicht genügte, mussten die Familien Besitz verkaufen. Nachdem das Vermögen geschätzt wurde, musste am kk. Bezirkskommissariat Ödenburg um eine Auswanderungsbewilligung angesucht werden. Daraufhin wurde ein Auswanderungspass ausgehändigt, womit der Verzicht auf das Heimatrecht vollzogen wurde. Die Fahrkarten hat man sich in den Wiener Büros der Schifffahrtsgesellschaften besorgt, später organisierte dann ein Agent einer solchen Schifffahrtsgesellschaft die Reise. Die Reisezeit verkürzte man sich unter anderem durch Musik, Spiele und Tanz. Dass der Abschied nicht leicht viel, kann man vielen Berichten entnehmen. Bis zum Einwanderungsgesetz 1924 waren die USA das Hauptauswanderungsziel. Aufgrund dessen, dass man in der stark wachsenden Industrie Arbeitskräfte brauchte, bildete sich in Chicago eine große burgenländische Kolonie. Die Tätigkeiten dort waren meist weniger beliebt, da sie körperlich schwer waren. Allerdings war den Auswanderern klar, dass nur das zu Wohlstand führte. Danach wanderten viele nach Brasilien und Argentinien aus. Argentinien benötigte für den Wirtschaftsaufbau und für den dafür nötigen Verkehrsinfrastrukturausbau Arbeitskräfte. Dies führte dazu, dass sich schließlich viele im Großraum Buenos Aires ansiedelten. Als Gründe für die Auswanderungen wurden bei einer Befragung wirtschaftliche, politische beziehungsweise familiäre Gründe angegeben. 46 Purbacher, die 1923 nach Argentinien auswanderten, sind mit Namen und Vermögen dokumentiert. Zwei weitere wanderten 1925 beziehungsweise 1926 nach Argentinien aus, allerdings ohne Vermögen. Es gab auch Rückwanderungen aus Argentinien, welche die Enttäuschung über die Wohn- und Arbeitssituation oder auch die weniger guten Chancen auf ein besseres Leben als Grund hatten.
Abschließend ist zu sagen, dass die Auswanderungsbewegung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr wichtig für die burgenländische Geschichte ist, da es kaum Orte gab, aus denen Einheimische nicht ausgewandert sind.[2]
Literatur
- Verein zur Erforschung der Purbacher Geschichte (Hrsg.): Purbacher Ortschronik, 2007, Purbach