Ehrenkreuz des Abtes von Stift Lilienfeld
Das Ehrenkreuz des Abtes von Stift Lilienfeld wird seit dem Jahre 1980 vom jeweiligen Abt des Zisterzienser-Stiftes Lilienfeld an Personen verliehen, die sich um das Stift besonders verdient gemacht haben.
Geschichte
Vorgeschichte
Der Unteroffizier Edmund Welten der deutschen Luftwaffe war in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 der letzte Verwalter eines damals im Stift untergebrachten Materialdepots. Ein SS-Kommando, welches im nahen Steinbruch gerade mehrere deutsche Soldaten exekutiert hatte, erteilte ihm im April 1945 den Befehl, das Stift samt dem darin gelagerten Material zu sprengen. Welten kam diesem Befehl nicht nach. Nach Abrücken der deutschen Befehlshaber und vor dem Eintreffen der russischen Besatzer evakuierte er gemeinsam mit dem Prior und dem Verwalterehepaar die noch anwesenden Ordensbrüder. Es gelang ihm auch, eine auf dem Dachboden über dem Presbyterium der Kirche gefundene Bombe zu entschärfen, die vermutlich von der NS-Kreisleitung gelegt worden war.
Entstehungsgeschichte
Im April des Jahres 1975 erfuhr der damalige Abt des Stiftes, Norbert Mussbacher, zum ersten Male von der Geschichte. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch verfasste Welten einen Bericht über die Rettung des Stiftes vor der Zerstörung in den letzten Kriegstagen. Der Abt zeigte sich beeindruckt und ließ seinen Wunsch Wirklichkeit werden, Personen einen sichtbaren Dank abzustatten, die sich um das Wohl des Stiftes verdient gemacht hatten.
Aus Anlass des 750 jährigen Jubiläums der Weihe von Kloster und Stiftsbasilika Lilienfeld stiftete Abt Mussbacher im Jahre 1980 das Ehrenkreuz des Stiftes Lilienfeld in drei Klassen und zwar in Gold, Silber und Bronze, das durch den jeweiligen Abt verliehen wird. Die erstmalige Verleihung erfolgte am 29. November 1980. Edmund Welten, der den Anlass zur Stiftung des Ehrenkreuzes gesetzt hatte, konnte die Auszeichnung selber nicht mehr in Empfang nehmen. Welten, der auch Segelfluglehrer war, kam am 1. Mai 1977 bei einem Absturz ums Leben.
Anlässlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres im Jahre 1997 trat der inzwischen pensionierte Prälat Norbert Mussbacher das Verleihungsrecht an seinen Nachfolger Abt Matthäus Nimmervoll ab. Dieser behielt die bisherigen Verleihungsgepflogenheiten mit kleineren Änderungen bei.
Als Verleihungsbegründungen kommen ehrenamtliche Tätigkeiten und ständige tätige Mithilfe bei der Finanzierung verschiedener Vorhaben beziehungsweise Renovierungen des Stiftes in Betracht. Vorschlagende Institutionen außerhalb des Stiftsbereiches und aller Pfarren können auch anerkannte humanitäre Organisationen wie etwa das Rote Kreuz oder die Caritas sein. Sie prüfen vor der Nominierung allgemeinen Voraussetzungen wie Volljährigkeit, Würdigkeit und Religionszugehörigkeit.
Beschreibung der Auszeichnung
Das Kleinod
Dem Namen Lilienfeld entsprechend stellt das Ehrenkreuz des Stiftes Lilienfeld ein heraldisches Lilienkreuz dar. Die Vorderseite zeigt das Wappen des Stiftes Lilienfeld nach einer Zeichnung des Lilienfelder Historikers P. Chrysostomus Hanthaler für sein Werk „Fasti Campililensis Tomus I“ aus dem 1747. Über dem Schild im Schnittpunkt der Kreuzbalken mit drei Lilien befinden sich Inful und Stab. Auf dem waagrechten Kreuzbalken steht die lateinische Bezeichnung für Lilienfeld "Campililium". Auf dem oberen Teil des senkrechten Balkens ist die Jahreszahl 1202 als Gründungsjahr des Zisterzienserstiftes, darunter die gekreuzten Schlüssel des heiligen Petrus.[Anm. 1] Auf dem unteren Teil ist der Herzogshut zur Erinnerung an den Gründer des Stiftes Lilienfeld, Herzog Leopold VI. dem Glorreichen über der Jahreszahl 1230.[Anm. 2]
Die Rückseite des Ehrenkreuzes trägt das Wappen des Zisterzienser-Stiftes Marienberg im heutigen Burgenland. Der mit Infel und Stab timbrierte Schild zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskind auf einem Dreiberg. Die lateinische Bezeichnung für Marienberg "Mons S. Mariae", die Jahreszahl 1194, in dem das Zisterzienser-Kloster vom ungarischen Freiherrn Domenicus Banus alias Bors, gegründet wurde und die Jahreszahl 1680. In diesem Jahr schenkte Graf Pál Ésterházy dem Stift Lilienfeld die Ruinen des 1532 völlig von den Türken zerstörten Klosters und einen Teil des ehemaligen Grundbesitzes. Seitdem wirken Lilienfelder Patres als Seelsorger im Kloster Marienberg.
Es wurde von der Firma Friedrich Orth in Wien-Mariahilf nach Vorentwürfen des Abtes Dr. Mussbacher ausgeführt. Der Hersteller ist nach wie vor der alleinige autorisierte Lieferant dieser Auszeichnung. Es gibt auch Miniaturen mit oder ohne Band für das Ordenskettchen.
Ordensband und Urkunde
Das Dekorationsband weist die Farben des Stiftes Lilienfeld - Blau und Gold - sowie die Farben des Abtes Dr. Norbert Mussbacher - Gold und Grün - auf. Zuerst wurde der Typ des 30 mm breiten Durchzugsbandes gewählt, jedoch wurde auf vielfachen Wunsch 1995 auf das in Österreich allgemein übliche Dreiecksband übergegangen. Das heute 40 mm breite, grünbordierte Band besteht aus drei gleich breiten Streifen in den Farben Geld-Hellblau-Gelb. Die zirka 30 cm x 42 cm (DIN A3) große Verleihungsurkunde ist in lateinischer Sprache abgefasst und neben der originalen Unterschrift des Abtes mit einem Papierprägesiegel versehen. Ein Verleihungsetui ist nicht vorgesehen.
Weblinks
- Ehrenkreuz des Abtes von Stift Lilienfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Einzelnachweis
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